Autor Thema: Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes  (Read 2980 times)

DarkNight

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Hallo zusammen,

ich arbeite seit 3 Jahren für das Land Niedersachsen und somit gilt der TV-L.
Ich hatte anfangs die EG 8-3, aber seit 1,5 Jahren habe ich eine Stelle mit EG 11.

Laut Personalabteilung sollte ich entweder die EG 11-2 oder 11-3 erhalten.
Die ersten vier Gehaltsabrechnungen waren auch für die EG 11-2 ausgestellt und im fünften Monat wurde ich plötzlich rückwirkend in die EG 11-3 eingestuft.

Ich habe meinen Vorgesetzten damals dazu angesprochen und er sagte mir, dass das wohl schon seine Richtigkeit hat. Vermutlich sei die EG 11-2 falsch gewesen und nach vier Monaten ist der Personalabteilung aufgefallen, dass es doch die 11-3 sein müsste (daher auch rückwirkend). Ich habe mir dazu keine weiteren Gedanken gemacht.

Letzte Woche habe ich ein Schreiben des niedersächsischen Landesamts für Bezüge und Versorgung bekommen, dass man mich falsch eingruppiert hat. Nach der Höhergruppierungsmatrix hätte ich doch die EG 11 -2 bekommen müssen, aber aufgrund eines technischen Fehlers wurde mir die EG 11-3 zugeteilt. Mir wurden in den letzten 1,5 Jahren also über 5.000 € zu viel bezahlt und dieses Geld fordert man jetzt von mir zurück.

Ich habe beim Personalrat nachgefragt und dieser hat mir bestätigt, dass die EG 11-2 damals tatsächlich korrekt wäre. Ich wurde aber auch auf die Ausschlussfrist des TV-L hingewiesen, wonach Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis innerhalb von 6 Monaten verfallen, wenn diese nicht schriftlich geltend gemacht werden. Bei Ansprüchen auf Rückforderung zu viel gezahlter Entgelte wird der Anspruch grundsätzlich im Zeitpunkt der Überzahlung fällig. Demnach demnach nur das zu viel gezahlte Gehalt für die letzten 6 Monate zurückzahlen.

Das habe ich dem Landesamts für Bezüge und Versorgung auch so mitgeteilt und dort hat man sehr ungehalten reagiert: Wenn ich nicht das komplette Geld zurückzahle, würde ich das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschädigen. Das kann für mich ganz erhebliche Auswirkungen haben. Außerdem wird das Land Niedersachsen im Zweifelsfall vor Gericht ziehen, um den kompletten Betrag einzufordern.

Ich bin etwas irritiert, wie ich hiermit umgehen soll. Wofür gibt es denn dann die Ausschlussfrist im TV-L, wenn man den Paragraphen sowieso umgehen kann/ möchte? Oder gibt es hier tatsächlich eine Konstellation, weswegen die Ausschlussfrist nicht greift?

MoinMoin

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #1 am: 28.01.2024 18:41 »
auch für den AG gilt §37
Das heißt er kann nur die letzten 6 Monate zurück fordern.

Mehr ist dazu nicht zu sagen, ziemlich übergriffig die Person vom nlbv!

Und zu behaupten, dass das Verhältnis durch die nicht komplette Zurückzahlung gestört werden könnte, würde ich entgegne, dass mit dieser Aussage, dass der AG vertragsbrüchig werden will, das Verhältnis arg gestört wurde und man sich gerne vor Gericht wiedersehen kann.

Und du kannst dann ja noch anmerken, dass du wahrscheinlich nichts zurückzahlen wirst Stichwort Entreicherung 😇

Albeles

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #2 am: 28.01.2024 18:44 »
Deine Personalführende Stelle hat den Fehler begannen und nicht Du.
Ich würde mich auf § 37 und der Auschlussfrist berufen. Um welche Summe handelt es sich denn pro Monat? Bis zu einem Betrag bis 150€ ist es ein geringfügiger Betrag und dann ist davon auszugehen das Du das Geld schon verbraucht hast.
Das mit dem Zerrütteten Verhältnis ist absoluter Blödsinn. Es könnte allein versucht werden das Du gegen Treu und Glauben verstoßen hast. Weil Du es nicht gemeldet hast. Was bei Dir aber auch nicht stimmt. Dein Vorgesetzter wurde ja Informiert von Dir. Lass es Notfalls vor Gericht drauf ankommen. Erstmal Einspruch gegen die volle Summe einlegen und schriftlich auf § 37 hinweisen. Dann bekommst Du ja Schriftlich eine Antwort. Und das wird interessant das Du erst richtig eingruppiert warst und nach 4 Monaten rückwirkend anders eingestuft und jetzt plötzlich doch falsch ist. Da wird der Richter fragen, weshalb Du falsch korrigierst wurdest und das dann 1,5 Jahre später doch aufgefallen sein soll.


DarkNight

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #3 am: 28.01.2024 19:22 »
Deine Personalführende Stelle hat den Fehler begannen und nicht Du.
Ich würde mich auf § 37 und der Auschlussfrist berufen. Um welche Summe handelt es sich denn pro Monat? Bis zu einem Betrag bis 150€ ist es ein geringfügiger Betrag und dann ist davon auszugehen das Du das Geld schon verbraucht hast.

Das sind monatlich 280 € brutto + 210 € mehr Jahressonderzahlung. Liegt also schon (deutlich) über der Grenze des geringfügiges Betrags

VFA West

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #4 am: 28.01.2024 21:27 »
Mich wundert es, dass das NLBV scheinbar den §37 TV-L nicht kennt bzw. dich offenbar für dumm verkaufen möchte.
Selbstverständlich musst du nur die letzten 6 Monate zurückzahlen. Dies würde ich an deiner Stelle auch unbedingt tun, da dies vom §37 TV-L abgedeckt ist.
Alles andere ist allerdings das Versagen des NLBV und sicher kein technischer, sondern ein menschlicher Fehler. Denn die Höhergruppierung muss ja von Mitarbeitenden ins System eingegeben worden sein und dabei hätte man die Stufenzuordnung im Programm überprüfen müssen.
Wo Menschen arbeiten, passieren immer auch Fehler. Das NLBV möchte dich hier scheinbar unter Druck setzen, da der Schaden in diesem Fall doch erheblich ist und Konsequenzen mit sich ziehen würde - nicht für dich, sondern für die Mitarbeitenden, die diesen Schaden zu verantworten haben.
Wenn deine Schilderungen hier der Wahrheit entsprechen, dann ist das Verhalten des NLBV in diesem Fall absolut skandalös.

Albeles

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #5 am: 28.01.2024 21:44 »
Ich geh davon aus, das die Antwort vom LBV von der Sachbearbeiterin kam, die den Fehler begannen hat. Und sie hofft, dass es wieder gerade gezogen werden kann. Es kann ihr dafür nämlich eine Abmahnung drohen und wer weiß, wie viele sie schon hat? Lass Dich nicht beirren und beharre auf § 37, sonst zahlst Du für den Fehler, die die gemacht haben. Die logische Erklärung war ja das was dein Chef gesagt hat, die haben ihren Irrtum korrigiert. Davon musste man in dem Fall ja ausgehen!

Organisator

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #6 am: 29.01.2024 06:02 »
auch für den AG gilt §37
Das heißt er kann nur die letzten 6 Monate zurück fordern.

Ist das wirklich so? Oder ist diese Regelung - ähnlich wie die der Verjährung - nur ein Verweigerungsrecht für den Betroffenen?

Falls ja, hätte die Sachbearbeiterin bei der Rückforderung der gesammten Summe nix falsch gemacht, sie müsste allenfalls auf den zutreffenden Hinweis des Betroffenden auf die Ausschlussfrist reagieren.

Nussacker

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #7 am: 29.01.2024 06:11 »
Ich hatte einen ähnlichen Fall und eine Rückforderung, nachdem eine BAK knapp zwei Jahre gebraucht hat. Ich wurde dann Rückwirkend zwar hochgruppiert aber dadurch waren meine Stufenlaufzeiten etwas durcheinander, weil ich zwischendurch in der alten Gruppe hochgestuft worden bin.

Wie dem auch sei, Rückzahlung musste ich für sechs Monate leisten. So wurde es mir auch von der Rechtsberatung / Anwältin der Gewerkschaft bestätigt.

Andersherum ist das auch so, wenn man als AN Ansprüche stellt. Es gelten immer die max. sechs Monate.

Wenn du glaubhaft beweisen kannst, dass du das Geld ausgegeben hast, dann müsstest du gar nichts zurückzahlen. Dazu müsstest dich aber blank machen.

Grundsätzlich würde ich dir im ÖD eine Rechtsschutz empfehlen. Du erlebst häufiger diese Unfähigkeit mit um sich treten, wenn das jemanden auffällt.

MoinMoin

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #8 am: 29.01.2024 07:12 »
auch für den AG gilt §37
Das heißt er kann nur die letzten 6 Monate zurück fordern.

Ist das wirklich so? Oder ist diese Regelung - ähnlich wie die der Verjährung - nur ein Verweigerungsrecht für den Betroffenen?

Falls ja, hätte die Sachbearbeiterin bei der Rückforderung der gesammten Summe nix falsch gemacht, sie müsste allenfalls auf den zutreffenden Hinweis des Betroffenden auf die Ausschlussfrist reagieren.
Klar fordern kann man vieles.
Aber einen Rechtsanspruch auf die volle Summe ist doch wegen 37 nicht vorhanden, oder?
Also eine SB, die über griffig Dinge behauptet wie:
Wenn ich nicht das komplette Geld zurückzahle, würde ich das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschädigen. Das kann für mich ganz erhebliche Auswirkungen haben.
 hat durchaus was falsch gemacht. Stumpf zu versuchen alles zurückzufordern, dass ist sicherlich kein Fehler, zeigt nur was für ein AG das ist, bzw. Mitarbeiter die SB ist.

Organisator

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #9 am: 29.01.2024 07:22 »
Stumpf zu versuchen alles zurückzufordern, dass ist sicherlich kein Fehler, zeigt nur was für ein AG das ist, bzw. Mitarbeiter die SB ist.

genau :)

Albeles

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #10 am: 29.01.2024 09:23 »
Also auf Entreicherung zu machen, gelingt nur in den wenigsten Fällen. Da sind die Hürden bei Gericht schon nicht ohne. Da es sich auch nicht im geringfügigen Bereich befindet, schon sehr schwer. Da man das Geld nicht für den normalen Lebensstil verbraucht haben darf, sondern tatsächlich Luxusgüter angeschafft hat, die auch nicht mehr im besitz sind. Eine Rolex könnte man ja wieder rausgeben an den AG, bzw. sie verkaufen und das Geld dem AG zur Verfügung stellen.
Der AG hat da nur eine Chance wenn er alles wieder haben will und das ist er behauptet, Du hast gegen Treu und Glauben verstoßen. Ansonsten muss er §37 akzeptieren und sieht nur das Geld der letzten 6 Monate.
Alleine schon an der Formulierung sieht man ja, das die Person weis, dass ihre Karten sehr schlecht stehen den vollen Betrag zurück zu bekommen. Ich würde das Ding Notfalls bis vor Gericht durchziehen.

MoinMoin

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #11 am: 29.01.2024 09:31 »
Der AG hat da nur eine Chance wenn er alles wieder haben will und das ist er behauptet, Du hast gegen Treu und Glauben verstoßen.
Kann ein AG auch gegen "Treu und Glauben" verstoßen und man könnte bei einem Eingruppierungsirrtum klagen?

Und wie ist das zu verstehen, gegen Treu und Glauben verstoßen, was muss da passieren, dass das zur kompletten Nachzahlung führen würde?
Also wenn ein Pförtner mit EG3 plötzlich EG13 bekommt, dann könnte ich mir so was vorstellen.
Aber in diesem Fall: Wenn vorher schon kommuniziert wurde, dass es evtl. Stufe 3 werden könnte und wenn dann es durchgeführt wird (und man ebenfalls denken könnte, dass dies eine Zulage nach 16.5 ist und und ...

Albeles

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #12 am: 29.01.2024 09:56 »
Einfach gesagt ist Treu und Glaube die Schweinehund Theorie.
Du hast davon gewusst und es nicht gesagt, somit greift §37 nicht mehr. Allerdings sehe ich da die Chance nicht vor Gericht damit durchzukommen vom AG.
Deshalb ist der Sachbearbeiter auch so bissig geworden und hat es mit der Keule versucht.

TV-Ler

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #13 am: 29.01.2024 09:57 »
Bei einem Brutto von 280€ bleiben vielleicht 150-160€ Netto.
Könnte ein solcher, doch eher geringer Betrag, nicht allmonatlich im Rahmen der normalen Lebensführung verbraucht worden sein?

MoinMoin

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Antw:Falsche Einstufung: Rückzahlung des Gehaltes
« Antwort #14 am: 29.01.2024 10:06 »
Einfach gesagt ist Treu und Glaube die Schweinehund Theorie.
Du hast davon gewusst und es nicht gesagt, somit greift §37 nicht mehr. Allerdings sehe ich da die Chance nicht vor Gericht damit durchzukommen vom AG.
Deshalb ist der Sachbearbeiter auch so bissig geworden und hat es mit der Keule versucht.
Die Frage ist, was man gewusst haben muss  ;D
Das man zu Unrecht die Stufe 3 ausgezahlt bekommt?
Das muss man nicht wissen, da es ja möglich wäre, dass es eine Nettigkeit vom AG ist, einem es via §16.5  auszuzahlen. ::) 8)