Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H > TV-L
Was tun bei Aussteuerung und BEM-Verfahren?
ahnungsloser:
Guten Tag,
ich bin selber nicht im öffentlichen Dienst, habe aber eine Frage bezüglich meiner Mutter, bei der ich einfach nicht weiterkomme. Falls mir jemand helfen könnte wäre das super, da ich mittlerweile wirklich hilflos bin und nicht weiß wie ich sie unterstützen kann. Da ich 300km weit entfernt wohne, ist es sowieso sehr schwierig für mich.
Sachverhalt:
* Meine Mutter (60) ist seit über 15 Jahren im öD als Putzkraft angestellt.
* Sie hatte 2021 einen Unfall bei dem sie sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen hat
* Die Genesung hat sich aufgrund mehrerer OPs lange hingezogen, mittlerweile ist aber klar, dass sie den Job als Putzfrau nicht mehr machen kann. Mittlerweile hat sie auch 30% Behinderung zugesprochen bekommen, was sich ggf. zukünftig erhöhen könnte.
* Mittlerweile ist sie aus dem Krankengeld raus und ausgesteuert. Vom Arbeitsamt bekommt sie allerdings (noch) kein Geld, da sich der Antrag noch in der Prüfung befindet
* Zu Beginn diesen Jahres hat sie ein BEM-Verfahren beantragt, ist aber weiterhin krank geschrieben.
Fragen
Ich bitte zu entschuldigen, wenn die Fragen möglicherweise trivial sind. Aber ich komme aus einer komplett anderen Richtung und wenn ich Google, finde ich leider teilweise gegensätzliche Informationen (oder ich interpretiere sie so).
* Welche Möglichkeiten hat meine Mutter, um wieder in ihrem Betrieb arbeiten zu können? Sie würde nämlich wirklich gerne weiterhin dort arbeiten, aber kann ihre eigentliche Stelle leider nicht mehr machen.
* Kann sie gekündigt werden, obwohl sie über 15 Jahre im öffentlichen Dienst angestellt ist?
* Was genau bringt das BEM-Verfahren?
* Muss sie sich einen neuen Job suchen bzw. die Angebote und Maßnahmen des Arbeitsamts wahrnehmen?
Für jegliche Hilfe und Tipps wäre ich sehr dankbar
2strong:
zu 1.
Deine Mutter sollte das Gespräch mit der Dienststelle suchen. Grundsätzlich könnte sie natürlich "einfach" in anderer Funktion in der Dienststelle eingesetzt werden. Ich vermute allerdings, dass die Dienststelle hier eher zurückhaltend agieren wird, da es Deiner Mutter mutmaßlich an einer einschlägigen Ausbildung und Berufserfahrung mangelt. Hier ist sie also vermutlich auf den guten Willen der Dienststelle angewiesen.
zu 2.
Wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr in der Lage ist, Ihre arbeitsvertraglich geschuldete Arbeitsleistung zu erbringen, kann sie langfristig (man nennt das dann "personenbedingt") gekündigt werden.
zu 3.
Im BEM wird nach Optionen gesucht, Deine Mutter wieder in den Dienstbetrieb zu integrieren. Hier kann man durchaus kreative Lösungen finden. Praktisch knüpft dieser Punkt am das unter 1. Beschriebene an.
zu. 4.
Wenn Deine Mutter bei der Dienststelle nicht weiterbeschäftigt werden kann, muss sie sich grundsätzlich einen anderen Job suchen oder eine (Erwerbsunfähigkeits-)Rente beantragen.
Ungeachtet dessen sollte Deine Mutter auch derzeit zumindest übergangsweise Arbeitslosengeld bzw. Bürgergeld erhalten können.
MoinMoin:
Solange das BEM nicht durch ist, sieht es bzgl. Kündigung gut für die Mutter aus und schlecht für den AG.
Auch muss der AG versuchen einen anderen Job zu finden und wenn der AG ein Land ist, dann kann er natürlich irgendwo in hintertupfingen noch einen Pförtner Job oder anderes finden, was sie aufgrund ihrer Körperlichen Einschränkung noch ausüben kann.
Im BEM ist man mWn weiterhin krankgeschrieben, erst danach arbeitet man wieder als normaler AN.
Salopp gesagt solltest du deiner Mutter einen Arbeitsrechtschutzversicherung gönnen, damit sie nicht verarscht werden kann, bzw. bei Kündigung sich wehren kann.
offtopic
bei uns wurde bisher immer ein Lösung zum absitzen für solche Menschen gefunden, Pförtner, Registratur, Bote, Telefondienst….auf Teilzeit, damit die böse gesagt, überflüssige Arbeitskraft nicht zu teuer ist, sie aber sich bis zur Rente retten kann.
Das kommt aber eben auf die Menschlichkeit der Entscheider an, ist ja schließlich uU rausgeschmissenes Geld.
clarion:
Bei uns gibt es aber keine Absitzjob mehr, keine Telefonzentrale, keinen Pförtner, wir haben die E Akte. Ich könnte mir vorstellen, dass es in anderen Behörden ähnlich aussieht.
ahnungsloser:
Vielen Dank für eure Hilfe! :)
Das bringt auf jeden Fall einen besseren Überblick und hat mir sehr weitergeholfen.
Allerdings nehme ich daraus mit, dass wir wieder auf den Ausgang des BEM-Verfahrens warten müssen, was sich derzeit noch nicht terminieren lässt.
Es ist natürlich sehr schwierig für meine Mutter, weil sie sich wie am Bahnhof fühlt und darauf wartet, dass der Zug ankommt. Allerdings bekommt sie keine Informationen wann er kommt bzw. wie lange es noch dauert:
BEM-Verfahren und Jobcenter lassen auf sich warten und man weiß nicht wann und wie es weiter geht.
Das ist natürlich psychisch und finanziell eine Belastung für sie.
Ich habe versucht zu recherchieren, ob sie beim Bund oder einem Land angestellt ist, bin mir aber nicht 100% sicher. Sie ist auf jeden Fall bei der Rentenversicherung angestellt (hier scheint es Bund und Land zu geben) und wahrscheinlich beim Land.
Ausbildungstechnisch sieht es bei ihr eher schlecht aus und ob ein Job für sie gefunden werden kann ist fraglich. Dazu gibt es bisher keine Informationen.
Inwieweit ist es denn die Pflicht des AG nach einem Job zu suchen?
Wäre es auch möglich, dass dieser bei einer anderen Landesbehörde oder sonst irgendwo im öffentlichen Dienst ist?
Die Alternative, wenn sie zu einer anderen "Filiale" der Rentenversicherung muss, beinhaltet vermutlich lange Fahrtwege.
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