Autor Thema: Interne Bewerbungen: Qualifikationen völlig egal. Warum?  (Read 3672 times)

Bonobo

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Hallo zusammen,

derzeit bin ich in einer großen Bundesbehörde tätig, die ihre Leute überwiegend selbst ausbildet. Damit einher geht auch ein starkes internes Einstellungswesen. Damit meine ich, dass auch Fachpositionen, für die man in der Welt da draußen jahrelang studieren müsste, mit Internen besetzt werden, die ein Verwaltungsstudium gemacht haben. Das an sich ist eine andere Baustelle. Worauf ich hinaus will, ist folgende Sache:

Möchte ich mich intern als völlig Fachfremder einer Materie auf eine Stelle bewerben, beispielsweise auf die des Fotografen, ist das also, wie oben geschildert, problemlos möglich. Egal, ob ich zwanzig Jahre lang vorher nur Bescheide in Angelegenheit X gekloppt habe.
Schlimmer an der Sache ist die kuriose Regelung, dass Erfahrungen und Interessen in einem Bereich Nullkommanix bewertet werden dürfen. Selbst die Vorgesetzten der ausgeschriebenen Stellen sind machtlos und teils verzweifelt. In unserem Beispiel: Wenn ich als Verwaltungshengst nebenbei Hobbyfotograf bin, zig Seminare und Kurse besucht habe und Zuhause ein Fotostudio habe, wird mir das gar nichts bringen, denn ausschließlich die gute, alte Beurteilung zählt. Deswegen sind auch sämtliche internen Stellenausschreibung so ulkig ausgeschrieben: Es gibt einfach gar keine Voraussetzungen außer, im Fall von Beamten, in der richtigen Laufbahn zu sein.

Man kann darüber immer nur den Kopf schütteln und wundert sich dann nicht mehr, wieso bei uns so viele Dinge vermurkst werden. Ich frage mich doch: Wieso ist das so? Was will man damit bezwecken?


MoinMoin

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Bei uns werden durchaus bei Beamten gewissen Voraussetzungen in die (internen) Ausschreibungen gebracht, so dass nicht jeder sich bewerben kann.
Aber die Auswahl der zugelassenen Bewerber findet dann alleinig über die Beurteilung statt. Ohne Gespräche.

Wenn man also fachlich spezifische Kompetenzen haben möchte, dann muss man sie fordern.
Wenn ihr das nicht macht, dann zeigt das halt das typische schlechte Personalmanagement.

Bonobo

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Ja, die gute, alte Auswahl nach Aktenlage/Beurteilung. Das kenn ich auch von anderen behörden, aber dass es ansonsten so total egal ist, was jemand kann und mag, geht mir nicht in den Kopf.

MoinMoin

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Deswegen wird bei uns die Vorauswahl durch die Voraussetzungen die in der Ausschreibunge stehen geschaffen

BAT

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Bei uns ist es eigentlich umgekehrt. Für Externe sind die Vorgaben teils einfacher/ besser.

SunshineR

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Bei uns ist es eigentlich umgekehrt. Für Externe sind die Vorgaben teils einfacher/ besser.

Ernsthaft!??
Warum das denn?

Wertschätzung loyaler Mitarbeiter wird bei euch nicht gelebt?

MoinMoin

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Da bei einer Bewerbung, die offen für externe ist, kann sich der interne bewerben.
Für reine interne Ausschreibungen, da hat man halt schon gewissen Personen(kreise) im Sinn und schneidet sich die Anforderungen so zu, dass nicht jeder sich bewerben kann.

Ich sehe da keinen Fehler oder Geringschätzung drin.

Max

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Was der TE schildert gibt es bei uns überhaupt nicht.
Interne Stellenausschreibungen entsprechen den externen Stellenausschreibungen und können inhaltlich genauso direkt veröffentlicht werden. Das geschieht auch,  wenn kein interner Kandidat die Anforderungen erfüllt.
Die Anforderungen sind immer fachlich auf die Stelle zugeschnitten.

VFA West

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Mich würde interessieren, um welche große Bundesbehörde es sich handelt.

Ich finde es toll, dass man Menschen eine Chance gibt, unabhängig von der Qualifikation.

clarion

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Bei uns als Landesbehörde wird auch ein Anforderungsprofil erstellt. Ein guter Verwaltung wird nur seltenst ein guter Bauingenieur sein. Es kommt manchmal vor, dass Leute sich durch eine spezifisches Interesse und Stellenprofil on the Job qualifizieren, beispielsweise haben wir einen Verwalter,  der Bauaufsicht macht. Auch die älteren ITler haben haben alle möglichen Ausbildungen, sind aber nicht gelernte ITler, denn das gab es damals auch noch nicht als  Ausbildungsberuf.

Wenn man solche Leute fördern will, schreiben wir im Anforderungsprofil dann aus: einschlägigen Ausbildung oder mehrjährige Erfahrung in.....

ike

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Um das Personal zu halten?
Wer würde sich sonst mit Master- oder Prädikats-Diplom-Abschluss diese knickrigen Gehälter antun?

BAT

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Ernsthaft!??
Warum das denn?

Wertschätzung loyaler Mitarbeiter wird bei euch nicht gelebt?

Naja, das ist nur der Punkt Teilzeitmöglichkeiten bei Führungskräften, das taucht intern nicht auf, aber bei externen Ausschreibungen. Aber: das sind in der Regel dann keine Verwaltungsstellen, sondern Ingenieure, Techniker, etc.

Bastel

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Bei uns ist es eigentlich umgekehrt. Für Externe sind die Vorgaben teils einfacher/ besser.

Ernsthaft!??
Warum das denn?

Wertschätzung loyaler Mitarbeiter wird bei euch nicht gelebt?

Gibt es bei uns auch kaum, der Pöbel soll unten bleiben. Lustig wird es dann, wenn Fachfremde plötzlich kleine Leitungsfunktionen bekommen und von Tutten und Blasen keine Ahnung haben. Aber Vitamin B macht es möglich.

2strong

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Dass bei internen Ausschreibungen teilweise auf die Forderung fachlicher Profile weitgehend verzichtet wird, dient der Förderung der Verwendungsbreite und Stärkung des Laufbahnprinzips (Befähigung für alle Ämter der entsprechenden Laufbahn).

Bonobo

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Es ist und bleibt trotzdem ein Witz, der mit einer effizienten Verwaltung nur noch wenig zu tun hat. In welcher Welt leben denn die, die sich sowas ausdenken? Wer zehn Jahre Steuerbescheide erstellt hat, kann demnach ja morgen als Physiker anfangen.

Dass bei internen Ausschreibungen teilweise auf die Forderung fachlicher Profile weitgehend verzichtet wird, dient der Förderung der Verwendungsbreite und Stärkung des Laufbahnprinzips (Befähigung für alle Ämter der entsprechenden Laufbahn).