Autor Thema: Arbeitszeitumfrage von Verdi  (Read 7487 times)

FGL

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #45 am: 09.02.2024 13:49 »
Polemik und Mansplaining von alten weißen Männern helfen da übrigens überahupt nicht weiter - weder gegen (jüngere) Frauen, noch gegen eine ganze Generation   ::)
Mein nächster Treffer im SJW-Bullshit-Bingo. :)

MoinMoin

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #46 am: 09.02.2024 14:44 »
@nelson
du erwähnst den LOB im tvöd und bist hoffentlich bewusst, dass das eine Giesskanne ist.

Ich bin voll bei dir, dass ein 3 Stufensystem absolut ausreichend ist.

Aber einen leistungsorientierten Anteil tariflich verbindlich zu regeln ist illusorisch.
Aber gerne kannst du da mal konkrete Ideen vorbringen.

Faunus

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #47 am: 09.02.2024 16:04 »
Vielleicht wird es nicht mehr illusorisch, wenn man nicht Hinz & Kunz zu Vorgesetzte "macht", die sozusagen die Führung der Mitarbeiter (einer der wichtigsten Resourcen eines Unternehmens)  nebenberuflich schaukeln sollen. Wir reden nicht vom Verwalten sondern vom Führen.
Wobei für 's Verwalten wird eine spezielle Ausbildung/Studium verlangt  Für das Führen von Menschen ... das geht ohne weitere Kenntnisse.
Wenn ich schon den Fragenkatalog für das alle 2 Jahre zu führende MA-Gespräch lese, bin ich bedient!

MoinMoin

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #48 am: 09.02.2024 16:10 »
Wenn man gute Führung und einen willigen AG hätte, dann wäre das jetzige TV System sehr gut geeignet lowperformer niedrig zu halten und high performer besser zu bezahlen.

Und ein tarifliches System muss immer sein Feintuning beim lokalem AG haben, oder meint jemand, dass man die Regel zur Leistungsmessung in einem TV niederschreiben kann🤣🤣🤣🤣

LisaV

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #49 am: 09.02.2024 16:22 »
Lisa, ich habe nicht angefangen, despektierlich über Alter und kognitive Fähigkeiten zu sprechen, das warst schon Du. Wenn Du meine Antwort in eine sexistische Ecke drücken möchtest, dann sagt das mehr über Dich, als über mich. "Alte, weiße Männer" hat exakt das gleiche Niveau wie "junge, naive Frauen" ... letzteres habe ich allerdings nicht von mir gegeben.

Kommen wir aber trotzdem noch mal zum Alter: Es mag in jungen Jahren kaum vorstellbar sein (war es für mich auch zu meiner Zeit), aber in vielen Bereichen nimmt die Leistungsfähigkeit irgendwann etwas ab. Auch Lernprozesse finden nicht mehr so leicht statt und insgesamt sinkt auch die Produktivität. Den Ansatz, 100%ig produktiv volle Power zu fahren, kann ich ja nachvollziehen (ist auch ein sehr FDP-nahes, leistungsgerechtes Denken), aber das werden die wenigsten bis 67 durchhalten, wenn die Arbeitswelt tatsächlich 25% effizienter werden soll. Arbeit soll aber für alle machbar sein und -wie ich schon schrieb- gehört auch der unproduktive, soziale Teil der Arbeit mit dazu.

Zum Thema Steigerung der Produktivität vielleicht hier ein Gedanke: Ich arbeite in der IT und wir entwickeln zurzeit eine hochautomatisierte Infrastruktur, die die im wesentlichen monolithische Serverwelt bei uns in großen Teilen ersetzen wird. Wenn diese steht, werden je nach Bereich bis zu 90% der aktuellen Admin-Jobs überflüssig. Die können dann weg. Medaillen haben immer 2 Seiten.

Zum Thema Arbeitnehmermarkt: Da hast du natürlich recht, aber weder der Arbeitnehmer- noch der Arbeitgebermarkt sind volkswirtschaftlich eine wirklich ideale Situation. Ein paar der negativen Effekte habe ich oben genannt - über die Notwendigkeit im Rahmen von Klimawandel oder Sicherheit ein Höchstmaß an Leistung zu benötigen, mag ich jetzt nicht weiter referieren. Nur so viel: Geld wächst nicht auf dem Baum.

Oh, doch, das hast du. Wenn auch nicht hier in diesem Thread. Aber lassen wir das, das führt eh zu nichts. Man kann andere Menschen in ihrer Art nicht ändern, insofern leb es weiter aus. Ich habe mir mein Bild gemacht und arrangiere mich irgendwie damit.

Zjm Alter: auch da machst du wiederholt den Fehler, zu schreiben, als sprächest du für alle. Das ist mitnichten der Fall. Hier sind einige ältere Leute, die lieber früher Feierabend machen würden oder freitags eher gehen, weil sie ihr Tages- bzw Wochenpensum längst erledigt haben und nur noch die Zeit absitzen. Und trotzdem bleibt zwischendurch noch Zeit für soziale Kontake und Austausch mit anderen Leuten vor Ort. Deine Thesen lassen eher den Eindruck entsehen, als seien dir diejenigen, die jünger sind und Leistung bringen (oder zumindest wollen) völlig egal und du willst nur den kleinsten gemeinsamen Nenner. 40 Stunden, damit auch die langsamste und böse gesagt unfähigste Arbeitskraft klar kommt - zu Lasten von allen anderen! Das hat nichts mit 100% Produktivität und voller Power zu tun und noch viel weniger mit Neoliberalität oder der FDP. Keine Ahnung, warum du jetzt ohne Not irgendwelche Parteien ins Spiel bringst. Aber du scheinst ja massiv Zeit während der Arbeitszeit zu haben, hier seitenlange Texte zu schreiben. Vielleicht wäre da ja das ein oder andere an deiner Produktivität zu optimieren.

Dein Beispiel zur Produktivität hinkt an vielen Stellen: ich komme nur auf den Hauptpunkt, den Stellenwegfall zu sprechen. Wo wurden im TV-L oder sonstwo im ÖD Leute wegen solch einer Maßnahme betriehbsbedingt rausgeschmissen? Nenn mir konkrete Beispiele. Oder ist das nicht eher so, dass die Leute dann anderweitig eingesetzt werden bzw die Stellen nach Verrentung derjenigen Leute nur nicht nachbesetzt werden?

Zum Arbeitnehmermarkt: Das nächste Arbeitgeberargument deinerseits und volkswirtschaftlich leider völlig unhaltbar, da die Wirtschaftsleistung durch geringere Arbeitszeiten in den meisten (nicht in allen!) Bereichen durch verkürzte Arbeitszeiten eher steigt. Da gibt es mittlerweise durchaus Erkenntnisse zu. Stichworte, die das begründen sind hier weniger Krankentage, weniger Erwerbsminderung, weniger Aussteuerung durch psychische und physische Gründe, weniger krankheitsbedingte Frühverrentungen.

Aber ja, du hast natürlich die Weisheit hier mit Löffeln zu dir genommen und den alleinigen Wahrheitsanspruch. Insofern verbreite ihn hier weiter, aber ich kann deine Argumente nicht mehr ernst nehmen.

NelsonMuntz

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #50 am: 09.02.2024 17:45 »
Lisa, ich habe schon verstanden, dass wir hier nicht auf einen Nenner kommen, und ich kann mit der von Dir geäußerten Verachtung gut leben. Echt.

Über die Wirkung von Ungleichgewichten im Arbeitsmarkt möchte ich auch nicht mit dir diskutieren. Nur so viel sei dazu gesagt: Diese haben nur peripher mit der Arbeitszeit zu tun. Wir haben mehr Arbeit, als Menschen, die diese erledigen können. Du nutzt das konsequent zu deinem Vorteil. Das ist okay. Sollte durch eine große Rezession das Pendel zurückschlagen, ist damit schnell Feierabend. Wie gesagt: Du musst Dich damit nicht beschäftigen.

Warum eigentlich nicht direkt BGE und nur noch sinnstiftende Tätigkeiten auf freiwilliger Basis? Das geht bestimmt gut.

Faunus

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #51 am: 09.02.2024 17:51 »
Wenn man gute Führung und einen willigen AG hätte, dann wäre das jetzige TV System sehr gut geeignet lowperformer niedrig zu halten und high performer besser zu bezahlen.

Und ein tarifliches System muss immer sein Feintuning beim lokalem AG haben, oder meint jemand, dass man die Regel zur Leistungsmessung in einem TV niederschreiben kann🤣🤣🤣🤣

Ja, so sehe ich das auch.
Nur woher gute Führungskräfte nehmen, wenn der AG nicht willig oder fähig ist und per se festlegt, dass jeder mit Studium (Landwirt, Germanist, Mathematiker, etc.) befähigt ist Menschen zu führen. Mit etwas Glück, hat der der Ex-Studi und nun was auch immer studierte Vorgesetzte 1 Sem. Betriebswirtschaft als Wahl(-pflicht)fach mit 1-2 Semesterwochenstunden. Da hat er dann immerhin von der Wichtigkeit des"Humankapitals gehört" und mit noch etwas mehr Glück sind noch 2 VO mit Arbeitsrecht irgendwo enthalten.

Führung wird in der Regel im ÖD aus dem Bauch raus gemacht . 

Meierheim

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #52 am: 09.02.2024 18:46 »
Sicher kann auch über die Arbeitszeit diskutiert werden. Es sollte aber auch berücksichtigt werden, dass u.a. bei Lehrer*innen die Arbeitszeit nicht erfasst wird. In Bayern wurde von 2012 auf 2013 die Arbeitszeit für Beamte von 42 auf 40 Stunden reduziert, das hatte bei mir (LfbA an der Universität) aber keine Auswirkung auf die Lehrverpflichtung, blieb also folgenlos. Ich befürchte, dass 2025 eine Lohnerhöhung ausbleibt zugunsten einer Reduzierung der Arbeitszeit für eine Gruppe.

InternetistNeuland

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #53 am: 09.02.2024 19:10 »
[
Lisa, wenn Deine Arbeit ein Hamsterrad ist, dann tut mir das wirklich aufrichtig Leid für Dich. Vielleicht orientiert Du Dich ja um und lernst etwas, das Dir auf Dauer auch Spaß macht? - Du bist ja noch jung  ;)

Ich habe jedenfalls Spaß an meinem Job, habe tolle Kollegen und wirklich Freude an der Arbeit. Da ist einfach kein Hamster weit und breit zu sehen. Und tatsächlich habe ich noch ausreichend Zeit für meine Freizeitaktivitäten.

(Allerdings muss ich auch zugeben: Als GenX habe ich wohl deutlich mehr Zeit als junge Menschen, da ich mir die 4h Social-Media-Networking pro Tag einfach schenke ;-))

Es ist nur so, dass in der Vollzeitfüntagewoche hier kaum jemand auch nur ansatzweise durchgehend produktiv ist. Da kann man die Arbeitszeit auch kürzen, um die Leute zu motivieren, da sie schneller wieder zu Hause sind und um gegenüber anderen Branchen nicht völlig hinterherzuhinken. Also warum soll ich etwas kritiklos hinnehmen, was nicht gut und zu meinen Gusten optimierungswürdig ist?



Eine Frage. Meldet ihr euch bei eurem Vorgesetzten wenn ihr Leerlauf habt und die Arbeit viel zu früh ausgegangen ist um mehr Aufträge zu erhalten oder setzt ihr euch zusammen um nichts zu tun?

Für mich klingt das ehrlich gesagt so, als ob ihr überbesetzt seid und es sinnvoller wäre Personal in andere Abteilungen zu stecken wo mehr Arbeit übrig ist.

cyrix42

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #54 am: 09.02.2024 20:19 »
Sicher kann auch über die Arbeitszeit diskutiert werden. Es sollte aber auch berücksichtigt werden, dass u.a. bei Lehrer*innen die Arbeitszeit nicht erfasst wird.

Wird noch kommen, wie generell für alle Angestellte. Das wird dann noch lustig...

Zitat
In Bayern wurde von 2012 auf 2013 die Arbeitszeit für Beamte von 42 auf 40 Stunden reduziert, das hatte bei mir (LfbA an der Universität) aber keine Auswirkung auf die Lehrverpflichtung, blieb also folgenlos. Ich befürchte, dass 2025 eine Lohnerhöhung ausbleibt zugunsten einer Reduzierung der Arbeitszeit für eine Gruppe.

Bist du Angestellte_r? Wenn ja, ist die Wochenarbeitszeit für Beamte für dich egal, da die tariflich festgelegten auch für dich gelten. Wenn diese reduziert werden, dann muss dir dein AG sagen, welche Aufgaben du weniger zu übernehmen hast. Das muss sich nicht in einer Reduzierung des Deputats auswirken -- man kann dir auch andere Aufgaben, für die du formal Arbeitszeit zugewiesen bekommst, reduzieren; z.B. in der universitären Selbstverwaltung o.Ä.

(Ich habe -- zwar als WiMi und nicht als LfbA, aber in diesem Punkt identisches Deputat -- offiziell 80% Lehrverpflichtung und je 10% für Selbstverwaltung und Forschung. Ich habe eine Vermutung, wo man bei einer Reduktion der Wochenarbeitszeit kürzen würde...)

Meierheim

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #55 am: 10.02.2024 10:08 »
Sicher kann auch über die Arbeitszeit diskutiert werden. Es sollte aber auch berücksichtigt werden, dass u.a. bei Lehrer*innen die Arbeitszeit nicht erfasst wird.

Wird noch kommen, wie generell für alle Angestellte. Das wird dann noch lustig...

Zitat
In Bayern wurde von 2012 auf 2013 die Arbeitszeit für Beamte von 42 auf 40 Stunden reduziert, das hatte bei mir (LfbA an der Universität) aber keine Auswirkung auf die Lehrverpflichtung, blieb also folgenlos. Ich befürchte, dass 2025 eine Lohnerhöhung ausbleibt zugunsten einer Reduzierung der Arbeitszeit für eine Gruppe.

Bist du Angestellte_r? Wenn ja, ist die Wochenarbeitszeit für Beamte für dich egal, da die tariflich festgelegten auch für dich gelten. Wenn diese reduziert werden, dann muss dir dein AG sagen, welche Aufgaben du weniger zu übernehmen hast. Das muss sich nicht in einer Reduzierung des Deputats auswirken -- man kann dir auch andere Aufgaben, für die du formal Arbeitszeit zugewiesen bekommst, reduzieren; z.B. in der universitären Selbstverwaltung o.Ä.

(Ich habe -- zwar als WiMi und nicht als LfbA, aber in diesem Punkt identisches Deputat -- offiziell 80% Lehrverpflichtung und je 10% für Selbstverwaltung und Forschung. Ich habe eine Vermutung, wo man bei einer Reduktion der Wochenarbeitszeit kürzen würde...)
Ich bin verbeamtet. In meinem Arbeitsvertrag stehen ebenfalls 80% Lehrverpflichtung und 10% Unterstützung des Lehrstuhls, die verbleibenden 10% sind für die Erstellung von Lehrmaterialien vorgesehen. Die Realität sieht anders aus (mindestens 30% Verwaltungsaufgaben). Als 2013 die Arbeitszeit um 5% reduziert wurde hatte dies keinerlei Auswirkung auf das Deputat, die sonstigen Aufgaben haben im Rahmen der Modularisierung und Internationalisierung eher zugenommen. Der Lehrstuhlinhaber kann in sehr begrenztem Umfang eine Reduzierung des Lehrdeputats beantragen für besondere Leistungen in der Forschung, aber Forschung ist in meinem Arbeitsvertrag ja eigentlich nicht vorgesehen und findet "in der Freizeit" statt.   

cyrix42

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #56 am: 10.02.2024 11:55 »
Ich bin verbeamtet. In meinem Arbeitsvertrag

Seit wann haben Beamte Arbeitsverträge? Ich dachte, es gäbe die Ernennungsurkunde, und das war‘s? Insbesondere gilt ja ein anderes Direktionsrecht bei Beamten, sodass dieser den Beamten einfach so einseitig beliebige Aufgaben zuweisen kann, während eingruppierungsrelevante Tätigkeitsänderungen bei Tarif-Beschäftigten beiderseitiger Zustimmung bedürfen…

Zitat
Als 2013 die Arbeitszeit um 5% reduziert wurde hatte dies keinerlei Auswirkung auf das Deputat, die sonstigen Aufgaben haben im Rahmen der Modularisierung und Internationalisierung eher zugenommen.

Dann frage deinen Dienstvorgesetzten, welche Aufgaben du priorisieren sollst. Als Beamter hast du die Pflicht, dich gesund zu erhalten, und dein Dienstherr hat die Fürsorgepflicht, dir dies zu ermöglichen. Beides lässt ein andauerndes Arbeiten über die vorgesehene Wochenarbeitszeit hinaus nicht zu. Entsprechend — du bist Beamter — lässt du den Stift fallen, wenn die Zeit rum ist; und was bis dahin nicht erledigt wurde, bleibt liegen. Du musst natürlich deine Vorgesetzten darauf hinweisen, dass nicht die gesamten vorgesehenen Tätigkeiten in deiner Arbeitszeit schaffbar sind und entsprechend fragst du, was liegen bleiben kann. Kann nichts oder nicht genügend liegen bleiben, weil „alles wichtig und dringend“ ist, dann ist es die Aufgabe des Dienstherrn, dafür genügend Personal bereit zu stellen; es ist nicht deine, dich kaputt zu arbeiten — genau im Gegenteil.

Zitat
Der Lehrstuhlinhaber kann in sehr begrenztem Umfang eine Reduzierung des Lehrdeputats beantragen für besondere Leistungen in der Forschung, aber Forschung ist in meinem Arbeitsvertrag ja eigentlich nicht vorgesehen und findet "in der Freizeit" statt.

Korrekt, fürs Forschen wirst du nicht bezahlt, wenn es nicht eine deiner Dienstaufgaben ist. (Ich habilitiere auch hauptsächlich in meiner „Freizeit“…) Hier kann man nicht ansetzen. Wenn aber die eigentlichen Aufgaben schon mehr als die vorgesehene Arbeitszeit beanspruchen, dann siehe oben.

Meierheim

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #57 am: 10.02.2024 12:46 »
Ich bin verbeamtet. In meinem Arbeitsvertrag

Seit wann haben Beamte Arbeitsverträge? Ich dachte, es gäbe die Ernennungsurkunde, und das war‘s? Insbesondere gilt ja ein anderes Direktionsrecht bei Beamten, sodass dieser den Beamten einfach so einseitig beliebige Aufgaben zuweisen kann, während eingruppierungsrelevante Tätigkeitsänderungen bei Tarif-Beschäftigten beiderseitiger Zustimmung bedürfen…

Zitat
Als 2013 die Arbeitszeit um 5% reduziert wurde hatte dies keinerlei Auswirkung auf das Deputat, die sonstigen Aufgaben haben im Rahmen der Modularisierung und Internationalisierung eher zugenommen.

Dann frage deinen Dienstvorgesetzten, welche Aufgaben du priorisieren sollst. Als Beamter hast du die Pflicht, dich gesund zu erhalten, und dein Dienstherr hat die Fürsorgepflicht, dir dies zu ermöglichen. Beides lässt ein andauerndes Arbeiten über die vorgesehene Wochenarbeitszeit hinaus nicht zu. Entsprechend — du bist Beamter — lässt du den Stift fallen, wenn die Zeit rum ist; und was bis dahin nicht erledigt wurde, bleibt liegen. Du musst natürlich deine Vorgesetzten darauf hinweisen, dass nicht die gesamten vorgesehenen Tätigkeiten in deiner Arbeitszeit schaffbar sind und entsprechend fragst du, was liegen bleiben kann. Kann nichts oder nicht genügend liegen bleiben, weil „alles wichtig und dringend“ ist, dann ist es die Aufgabe des Dienstherrn, dafür genügend Personal bereit zu stellen; es ist nicht deine, dich kaputt zu arbeiten — genau im Gegenteil.

Zitat
Der Lehrstuhlinhaber kann in sehr begrenztem Umfang eine Reduzierung des Lehrdeputats beantragen für besondere Leistungen in der Forschung, aber Forschung ist in meinem Arbeitsvertrag ja eigentlich nicht vorgesehen und findet "in der Freizeit" statt.

Korrekt, fürs Forschen wirst du nicht bezahlt, wenn es nicht eine deiner Dienstaufgaben ist. (Ich habilitiere auch hauptsächlich in meiner „Freizeit“…) Hier kann man nicht ansetzen. Wenn aber die eigentlichen Aufgaben schon mehr als die vorgesehene Arbeitszeit beanspruchen, dann siehe oben.
Korrekt handelt es sich um eine Tätigkeitsbeschreibung, in der Dienstaufgaben festgelegt werden. Da ohne die Übernahme der Verwaltungsaufgaben der Lehr- und Forschungsbetrieb nicht aufrechterhalten werden kann macht man Abstriche bei der Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltungen. Wenn nun die Arbeitszeit weiter reduziert werden sollte geht das zulasten der Qualität der Lehre.

Ulf

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #58 am: 13.02.2024 14:26 »
Meiner Meinung nach, brauchen man im ÖD, solange der TV-L gilt gar nicht über Effizienz zu reden. Schließlich hat man gar keine Chance in einer Tätigkeit über gute, effiziente Arbeitserledigung einen Bonus zu bekommen. Bezahlt wird schlicht nach Tätigkeit und Verweildauer in dieser. Die MA, die viel schaffen bekommen dadurch nicht mehr, als jene, welche mit Nase bohren und Eier schaukeln den Tag verbringen. Genau deshalb sind neue MA auch immer recht schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wenn der "Bestandskollege" mit der Zeitlupenperformance allein aufgrund seiner Zugehörigkeit besser entlohnt wird. Eines lernt man recht schnell, Performance lohnt sich schlicht nicht! Wer mehr Geld will, muss den Job wechseln, sei es intern oder nach extern. Und, solange dies gilt, ist die Arbeitszeit-/Effizienzdiskussion schlicht obsolet.

Top-Kommentar und volle Zustimmung!

Zu diesem beschriebenen Prozess des Downgradings von Neuankömmlingen kommt nun noch erschwerend hinzu, dass der AG unter Umständen schon selbst wahrgenommen hat, dass auch das Ersetzen ausscheidender Fachkräfte (z.B. aus Altersgründen oder Jobwechsel) schlecht oder zum Teil gar nicht mehr möglich ist.
Dies wiederum kann bei dem ein oder anderen Lowperformer zum weiteren Sicherheitsgefühl beitragen, dass man ihn wohl so schnell nicht zu ersetzen gedenkt. Am Ende steht der AG noch anstatt der Ausstattung mit  Lowperformern ganz ohne Personal da.

Bei mir in der Abteilung hat der letzte Tarifabschluss auch spürbar zu einem Motivationsdämpfer geführt. Neuankömmlinge haben wir schon länger nicht mehr (scheinbar will zu den Konditionen keiner anheuern) und somit steht der AG vor der Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder die Lage akzeptieren und hoffen, dass die Stimmung wieder besser wird oder Lowperformer mit Maßnahmen vergraulen und riskieren, dass den Job dann bald gar keiner mehr macht - nicht einmal mehr in mäßiger Qualität...

NelsonMuntz

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Antw:Arbeitszeitumfrage von Verdi
« Antwort #59 am: 14.02.2024 08:33 »
Meiner Meinung nach, brauchen man im ÖD, solange der TV-L gilt gar nicht über Effizienz zu reden. Schließlich hat man gar keine Chance in einer Tätigkeit über gute, effiziente Arbeitserledigung einen Bonus zu bekommen. Bezahlt wird schlicht nach Tätigkeit und Verweildauer in dieser. Die MA, die viel schaffen bekommen dadurch nicht mehr, als jene, welche mit Nase bohren und Eier schaukeln den Tag verbringen. Genau deshalb sind neue MA auch immer recht schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wenn der "Bestandskollege" mit der Zeitlupenperformance allein aufgrund seiner Zugehörigkeit besser entlohnt wird. Eines lernt man recht schnell, Performance lohnt sich schlicht nicht! Wer mehr Geld will, muss den Job wechseln, sei es intern oder nach extern. Und, solange dies gilt, ist die Arbeitszeit-/Effizienzdiskussion schlicht obsolet.

Top-Kommentar und volle Zustimmung!

Zu diesem beschriebenen Prozess des Downgradings von Neuankömmlingen kommt nun noch erschwerend hinzu, dass der AG unter Umständen schon selbst wahrgenommen hat, dass auch das Ersetzen ausscheidender Fachkräfte (z.B. aus Altersgründen oder Jobwechsel) schlecht oder zum Teil gar nicht mehr möglich ist.
Dies wiederum kann bei dem ein oder anderen Lowperformer zum weiteren Sicherheitsgefühl beitragen, dass man ihn wohl so schnell nicht zu ersetzen gedenkt. Am Ende steht der AG noch anstatt der Ausstattung mit  Lowperformern ganz ohne Personal da.

Bei mir in der Abteilung hat der letzte Tarifabschluss auch spürbar zu einem Motivationsdämpfer geführt. Neuankömmlinge haben wir schon länger nicht mehr (scheinbar will zu den Konditionen keiner anheuern) und somit steht der AG vor der Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder die Lage akzeptieren und hoffen, dass die Stimmung wieder besser wird oder Lowperformer mit Maßnahmen vergraulen und riskieren, dass den Job dann bald gar keiner mehr macht - nicht einmal mehr in mäßiger Qualität...

Ich kann bestätigen, dass die Jubelgesänge sehr mäßig angesichts des Tarifabschlusses ausgefallen sind. Die MA laufen nicht im Hoppsassa-Schritt über die Gänge.

Zu den Lowperformen eine kleine Randbemerkung: Die haben wir auch, aber tatsächlich eher selten. In den "guten" Referaten auch gar nicht. Das ist aber primär eine Frage der Führung und des Miteinanders.

Aber meine Frage an dieser Stelle: Was wäre bei Dir (oder Euch) denn ein Hebel, um die "Stimmung" zu heben?