Autor Thema: Psychotherapie - Verbeamtung auf Lebenszeit  (Read 1331 times)

Salbeigrün

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Psychotherapie - Verbeamtung auf Lebenszeit
« am: 14.02.2024 23:40 »
Hallo Ihr Lieben,

Ich stecke gerade in den letzten Zügen meines Studiums der allgemeinen Verwaltung und werde nach meinem Studium Kreisinspektorin sein. In der Vergangenheit hatte ich bereits psychische Probleme, schlechte Phasen mit depressiven Zügen und ich denke auch, dass ich an einer sozialen Phobie leide. Bevor ich mein Studium begonnen habe, habe ich für einige Monate Psychotherapie gemacht die ich jedoch dann abbrach als ich mich für das Studium beworben habe, da ich ja wusste, dass hier eine Verbeamtung notwendig ist. Mittlerweile geht es mir psychisch jedoch sehr sehr schlecht und im Moment denke ich, dass ich ohne professionelle Hilfe definitiv nicht die nächsten 3 Jahre für die Verbeamtung auf Probe weitermachen kann.nun stehe ich in einem ziemlich Zwiespalt aufgrund der Verbeamtung und des Gesundheitschecks beim Amtsarzt. Gibt es Erfahrungen von eurer Seite dazu? Wie mit laufenden Psychotherapien umgegangen wird? Mittlerweile ist mir mein Glück deutlich wichtiger als die Chance auf eine Verbeamtung und die Sicherheit..

Gewerbler

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Antw:Psychotherapie - Verbeamtung auf Lebenszeit
« Antwort #1 am: 15.02.2024 08:07 »
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man das pauschal beantworten kann. Ich habe schon in verschiedenen Berichten gelesen, dass das Thema heutzutage wohl wesentlich weniger streng und pauschal gehandhabt wird als es evtl. früher der Fall war, vor allem bei jüngeren Ärzten. Eine abgeschlossene Therapie (= hat sich mit den Problemen auseinander gesetzt) kann anders bewertet werden als eine laufende. Wobei man da auch zugute halten kann, dass sich auseinander gesetzt wird. Evtl. mag auch der Grund für die Therapie entscheidend sein (Trauerfall, Unfall, traumatisches Ereignis...). So gesehen könnte es schlimmer sein, wenn man bei dir den Bedarf (wie auch immer) erkennt und dass du die Probleme nicht angehst, als wenn du tatsächlich in Therapie bist.

Dann ist ja vermutlich noch die Frage nach der angestrebten Position. Allgemeiner Verwaltungsdienst (wie es bei dir klingt) wird wohl anders gesehen als Polizei, Finanzamt evtl. anders als Führerscheinstelle mit möglicherweise entsprechend problematischen Kunden etc. Da gibt es vielleicht ja interne Vorgaben an die Ärzte.

Vielleicht noch ein Punkt, wer dich untersucht: Klassischer Amtsarzt oder dazu befähigte niedergelassene Ärzte. Man hört immer mal wieder, dass einige sehr genau hinschauen und andere dich nur einmal kurz anschauen. Wird nur vor der Ernennung auf Probe oder auch vor der Lebzeiten-Verbeamtung untersucht?

Ob Dinge wie Personalbedarf mit reinspielen, mag auch sein, denn meines Wissens geben die Ärzte erstmal eine Empfehlung ab, aber die letztliche Entscheidung trifft die anstellende Behörde.

Also alles in allem schwierige Kiste. Hast du keine Bekannten in deiner Gegend, wo du was über die konkrete Untersuchung erfahren kannst?
Letztlich ist die Frage, ob du noch durchhalten kannst, bis du die Verbeamtung hast oder ob dir - unabhängig von der Sicherheit - erstmal versuchen willst, das Problem anzugehen. Falls man überhaupt einen Platz findet. Die Gesundheit könnte langfristig evtl. wichtiger sein, aber das musst du individuell entscheiden. Wenn du dann aber in der Probezeit komplett zusammenbrechen solltest, ist evtl. ja auch nicht geholfen (wobei die ja verlängert werden könnte).
Ich persönlich würde mich vom ersten Bauchgefühl glaube ich um eine Therapie bemühen, zumal du schreibst, dass es dir im Moment "sehr sehr schlecht" geht und du schon eine Therapie abgebrochen hast (die man sicherlich in der Anamnese erwähnen müsste). Da würde ich fast erwarten, dass es günstiger wirkt, wenn du die Sache wieder angehst. Aber das ist jetzt nur mein Gefühl.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und ein glückliches Händchen und hoffe, vielleicht ein wenig geholfen oder zumindest Denkanstöße gegeben zu haben! :)

Saxum

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Antw:Psychotherapie - Verbeamtung auf Lebenszeit
« Antwort #2 am: 15.02.2024 09:30 »
Erstmal, die Gesundheit sollte immer an vorderster Stelle stehen - daher bitte geh zur Therapie, wenn du diesen Bedarf für dich siehst. Die beste Verbeamtung nutzt dir auch nichts, wenn du dich dafür jetzt aufgerieben hast. Man sagt ja immer, je früher man mit einer Behandlung beginnt, desto besser kann man es wohl in den Griff bekommen, ehe Dinge wohl zu "festgefahren" sind.

Um ganz ehrlich zu sein, "Ja" die Psychotheraphie könnte "möglicherweise" der Verbeamtung "teilweise" im Wege stehen. Hier muss man aber wiederum differenzieren, es ist ja nicht so dass "oh es liegt eine Therapie vor - zack pauschale Ablehnung". Wenn das abgefragt wird, ist das natürlich zu beantworten und kann je nach Ausprägungsgrad / Diagnose / Ursache dann gegebenenfalls dazu führen dass die Verbeamtung erstmal abgelehnt wird ODER alternativ dass die Verbeamtung doch befürwortet wird, aber eine erneute amtsärztliche Untersuchung vor Ende der Probezeit festgesetzt wird.

Ich persönlich würde daher hier davon ausgehen, dass je nachdem wie man deinen Einzelfall bewerten würde, dass eine erneute spätere amtsärtzliche Untersuchung erforderlich wird, bevor man auf Lebenszeit verbeamtet wird. Eine Psychotheraphie oder eine psychische Belastung/Störung ist kein generelles Ausschlusskriterium- denn es geht letztendlich darum, dass eine "Dienstfähigkeit bis zum Ruhestand" bejaht werden kann.

Die Alternative dazu ist, dass man dir anstelle einer Verbeamtung die Beschäftigung im öffentlichen Dienst als Angestellte anbietet und dran ist nichts schlechtes. Hier hat man in der Regel genauso die gleich gute Arbeitsplatzsicherheit und durch die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes auch ein gutes Auskommen im Ruhestand, die durchaus bei gleichem Werdegang vergleichbar ist mit einem Beamten.

Im Zuge dieser Tätigkeit als Angestellte steht dir darüber hinaus ja immer noch frei zu einem späteren Zeitpunkt bei einem besseren Gesundheitsstatus einen Antrag auf Verbeamtung zu stellen, natürlich gibt es keine Garantie zur Verbeamtung jedoch ist dieser Weg auch offen.

Daher ... Gesundheit geht vor, geh bitte zur Therapie, dann kannst ggf. nach dem Studium schauen ob man dich als Beamt*in übernimmt ggf. mit erneuter amtsärztlicher Untersuchung ansonsten wie oben beschrieben den nicht schlechteren Weg als Angestellte.

Jedoch habe ich eine ggf. wichtige Frage, du schreibst dass du derzeit in den "letzten Zügen deines Studiums" befindest. Führst du gerade das Studium ggf. als Beamtenanwärter*in durch und hast bereits eine private Krankenversicherung?

Falls Ja: Die (abgebrochene) Psychotheraphie hast du deinem privaten Versicherer bereits im Rahmen der vorvertraglichen Anzeigepflicht mitgeteilt und man hat dich z.B. via Öffnungsaktion oder Normal aufgenommen in die PKV? Dann stelle im Falle - dass es mit der Verbeamtung nicht klappt - dringend sicher, dass deine bestehende PKV-Versicherung für ggf. später in eine Anwartschaft umgewandelt wird.

Denn die Öffnungsaktion wird man in diesem Fall nicht erneut ziehen können bzw. es stünde ggf. nur der Basistarif (nicht zu verwechseln mit dem normalen PKV-Grundtarif) offen oder man trägt den AN/AG Anteil der freiwilligen gesetzlichen Versicherung alleine, außer man ist in einem Bundesland das eine pauschale Beihilfe anbietet.

Sofern das obengenanntes nicht der Fall war und/oder du gesetzlich Versichert geblieben bist auch alles gut.