Es gibt verschiedene, biometrische Risiken. Diese sind Erwerbsminderung, Tod und Langlebigkeit.
Einzahlungen in die Rentenversicherungen sichern diese Risiken mit ab. Wenn man frühzeitig erwerbsgemindert wird, bekommt man eine (höhere) Erwerbsminderungsrente. Wenn man verstirbt, erhalten der Partner und die minderjährigen Kinder Hinterbliebenenrenten. Wenn man lange lebt, zahlt die Rentenversicherung ein Leben lang.
Wenn man in ETF anlegt, blendet man entweder diese Risiken aus oder man sichert sie zusätzlich ab. Diese Risiken kosten aber dann Geld.
Das Risiko der Erwerbsminderung müsste man durch eine private Erwerbsminderungsrente absichern, die allerdings auch nicht jeder bekommt. Private Versicherungen reagieren auf Risikoversicherte mit Vorerkrankungen entweder mit hohen Aufschlägen oder mit Ablehnung.
Das Risiko der Hinterbliebenenabsicherung ist sicherlich nicht für jeden was, müsste aber für den Fall der Fälle durch eine Risikolebensversicherung abgesichert werden. Private Versicherungen ... den Rest siehe oben
Dem Risiko der Langlebigkeit wird dadurch begegnet, dass bei ETF Riester ein Teil des Geldes dazu verwendet wird, eine private Rentenversicherung mit Beginn 80. Lebensjahr abzuschließen und die Restsumme auf 15 Jahre (65. Lebensjahr bis 80. Lebensjahr) zu verteilen. Problematisch ist dabei, dass die Versicherungen immer die Sterbetafeln nehmen zum Zeitpunkt des Abschlusses der Versicherung. Wer 2002 eine private Lebensversicherung abgeschlossen hat, bekam noch 30 bis 35 EUR Rente pro 10.000 EUR Kapital. Heute bekommt man nur noch 18 bis 25 EUR pro 10.000 EUR Kapital. Obwohl also durch ETF das Kapital gestiegen ist, ist die monatliche Auszahlungssumme gesunken. Und am Ende des Tages geht es ja nicht darum, wieviel Kapital ich anspare, sondern wie viel ich monatlich zum Ausgeben zur Verfügung habe. Daher birgt ein Sparen in ETF auch zukünftig die Gefahr, dass mit steigendem Lebensalter die Sterbetafeln sich zu Ungunsten der Sparer verändern.
Wenn man ohne Riester in ETF spart, kann man das natürlich selbst entscheiden, wie der Auszahlungsplan aussehen soll. Ohne eine wie auch immer geartete private Rentenversicherung blendet man dann aber das Risiko der Langlebigkeit komplett aus.
Auch wenn es schwierig ist, zu sagen, wie hoch die Sparquote bei den Einzahlungen wäre, kann man grob sagen, dass die Rentenversicherung etwa 20 % des Beitrages für diese Risiken ausgibt. Wenn man also die gleichen Leistungen wie in der Rentenversicherung mit ETF erreichen will, muss man sowohl den Risikoanteil mit hineinrechnen und auch den steuerlichen Vorteil bedenken.
Wenn ich beispielsweise netto 100 EUR sparen möchte, kann ich bei einem steuerlichen Vorteil von 25 % etwa 130 EUR brutto in die Rentenversicherung sparen. Beim ETF Sparen müsste ich dagegen etwa 20 EUR für Risikoversicherungen ausgeben und könnte so nur 80 EUR sparen. Bei der Rente wird die Auszahlung später besteuert, bei den ETF kann es auch schon in der Ansparphase zu einer steuerlichen Belastung kommen. Nach Abzug der Steuern von 6 % auszugehen erscheint mir daher tendenziell auch eher mutig anstatt konservativ. Dafür werden am Ende die Auszahlungen aber auch wieder unterschiedlich besteuert, so dass je nach individueller Belastung der Vorsprung der Rentenversicherung wieder schmelzen kann. Es ist also schwer vorhersehbar, womit man besser fährt.
Was ich damit sagen will: ETF Sparen kann im Einzelfall günstig sein, allerdings sollte man nur mit dem Geld in ETF gehen, welches
nach der Risikoabsicherung noch übrig ist. Andernfalls rutscht man entweder selbst oder seine Lieblingsmenschen bei Eintreten eines der biometrischen Risiken in eine Armutsfalle.