Allgemeines und Sonstiges > allgemeine Diskussion

Online-Wahl ... irgendwann auch in D?

(1/5) > >>

notti:
Hallo,

ich bin ein 17jähriger Azubi zum Vfa im ersten Jahr und arbeite zzt. in einem Briefwahlbüro unserer Kommune.

Ich habe einerseits schon sehr oft Lob dafür erhalten, wie toll dieser Service ist und andererseits mind. genauso oft, eher öfter, die Sätze und Fragen bzgl. des ganzen Papiers und warum es in D noch immer keine Online-Wahl gibt, man kann zwar online einen Wahlschein und Briefwahlunterlagen beantragen, bekommt das aber halt in Papier.

Ich gab die Frage mal weiter an meine Vorgesetzten und die sagten nur, dass es halt entsprechende Gesetze gibt usw. usf.

Es gab doch schon hoffentlich Überlegungen, in D und in der EU eine Online-Wahl durchzuführen, oder?! Aber woran haperts?

Wenn ich sehe, wie unsicher und manipulierbar eine solche Briefwahl ist, dass ein Bevollmächtigter für vier andere Wähler Unterlagen abholen kann ...

Wenn ich dann eben auch das ganze Papier sehe und was wir für ein Aufwand haben, die ganzen Sachen für die Wahlhelfer, den Wahlvorstand morgen zu packen ... Krass!

Wenn ich auch noch sehe, welche Stimmen gültig sind und welche nicht und es so viele Arten der Stimmen gibt, über deren Gültigkeit dann der Wahlvorstand Beschluss fassen muss ... Krass.

Wenn ich dann sehe, dass wir seit Jahren einen Person mit der Online-eID-Funktion haben und uns damit gegenüber gewissen Services über eine App müssen, um diese dann relativ easy nutzen zu können, warum nicht damit auch online seine Stimme(n) abgeben können? Damit könnte so viel Personalkosten gespart werden und eben auch verdammt viel Papier und andere Dinge ...

Warum sind wir da so fortschrittlich, obwohl wir es sein könnten? Es vergeht ja quasi gefühlt nicht einen Monat, wo es irgendwo in D nicht irgendwo eine (unvorhergesehene) Wahl ist.

Übersehe ich etwas?

Woran haperts?

Danke.

LG

Lämpel:
Eine Online-Wahl ist technisch - egal wie ausgereicht - immer eine Entscheidung zwischen Nachprüfbarkeit oder Anonymität. Es ist eines oder das andere, aber niemals beides. Das ist jedoch ein grundsätzliches Problem, denn für Wahlen gelten bestimmte Voraussetzungen um sie gerecht und demokratisch zu machen.

Bei einer Online-Wahl (oder auch "nur" bei einem Wahlcomputer) habe ich eine Black Box und muss darauf vertrauen, dass Input gleich Output ist. Überprüfen kann ich es nicht, oder könnte es nur dann wenn eine Verknüpfung zwischen beidem besteht; z.B. hat mein Stimmzettel die Nummer 4711 und ich kann hinterher in einer Liste nachsehen ob er wirklich für die XY-Partei gezählt wird wie ich es angekreuzt habe. Damit ist mein Stimmzettel aber nicht mehr anonym und die Wahl nicht mehr geheim.

Zettel und Stift ist beliebig oft und transparent nachzählbar. Zudem einfach genug, dass auch technisch komplett unversierte Menschen nachvollziehen können wie das Ergebnis ermittelt wird; sie können dabei sogar zuschauen. Manipulationsversuche skalieren sehr schlecht; ich brauche viele Zettel, Mithelfer und Zeit um relevant Einfluss auf das Ergebnis nehmen zu können. Bei einer Online-Wahl reicht ein unentdeckter Zugang bzw. ein erfolgreich eingeschleustes Schadprogramm.

Überspitzt formuliert: Demokratietheoretisch wird auch in 500 Jahren die Wahl mit Papier und Stift noch die technisch ausgereifteste Methode sein.

Buero 72:
Ich fände es gut, wenn die Stimmabgabe technisch unterstützt werden würde. Ich war am Sonntag Wahlhelferin, wir haben bis halb Zwei ausgezählt (3 Wahlen). Wenn die zweite Schicht also 13 Uhr beginnt, hat sie ohne Unterbrechung fast 13 Stunden gearbeitet! Und wir hatten bei uns über 80 % Wahlbeteiligung, es ging hintereinander weg. Die eigentliche Wahl abzudecken, ist kein Thema, aber nachts möglicherweise ein Taxi nehmen zu müssen, weil kein ÖPNV mehr verfügbar ist, finde ich eine Zumutung. Dafür reicht u. U. das "Erfrischungsgeld" nämlich nicht. Davon abgesehen, dass ältere Menschen, die gerne Wahlhelfer wären, das konditionell nicht mehr schaffen (Und ja, einige junge Leute auch nicht!).

Was spricht denn dagegen, statt 5 Wahlkabinen dort 5 Terminals hinzustellen? Prüfung vor Ort wie gehabt durch Abgleich im Wählerverzeichnis und Abhaken. dann wäre es auch anonym, weil es keine Verknüpfung zur Wahlscheinnummer gäbe. Zum Schluss wird vor dem Abschicken das Ergebnis nochmal angezeigt....
Dann entfiele die Zählerei und auch die telefonische Durchgabe der Ergebnisse. Erst wenn die Ergebnisse der ersten Wahl telefonisch übermittelt und freigegeben (also eingegeben und geprüft) wurden, darf mit der nächsten begonnen werden. Man hängt in der Warteschleife, die kürzeste Zeit bei uns waren 10 Minuten, die längste 20.

Hans1W:

--- Zitat von: Buero 72 am 11.06.2024 11:04 ---

Was spricht denn dagegen, statt 5 Wahlkabinen dort 5 Terminals hinzustellen?

--- End quote ---
In der USA gab es Anschuldigungen die Wahlmaschinen wären Manipuliert, u.a. aus dem MAGA Lager.
Die müssen auch beschafft werden, vorher muss sie jemand entwicklen und jemand muss sie testen un zulassen.
Das BSI oder eine andere Organisation müsste Richtlinen dafür erlassen. Wie häufig wird gewählt? Alle paar Jahre, da ist Papier günstiger. Kann man auch besser ein zweites mal nachzählen.
Was ist wenn es streikt, muss ich dann Vorort Stimmzettel drucken oder werden Reserezettel zentral gelagert und angeforder bei Bedarf?
Wir sind eine Gesellschaft die altert, die wollen eher nicht auf einer Maschine wählen. Es muss auch eine akzeptanz geben.
Eine Alternative wäre eine zwischenlösung. Ich gebe ein in der Kabine was ich möchte, die SW prüft ob es ein gültiger Wahlzettel ist, ich kann ihn aber auch ungültig absenden. Dann wird er ausgedruckt und in die Urne geworfen. Die Software zählt im Hintergrund die Stimmen und nach der Schließung vom Lokal werden die Stimmen von jeder Maschine ausgelesen und als vorläufig gemeldet. Dann wird eine Stichprobe an Zetteln ausgezählt und verglichen. Ist die Abweichung zu hoch muss sofort nachgezählt werden. Ist es innerhalb der Toleranz wird am nächsten Tag gezählt. Aber die Frage ist immer.
Aufwand vs. Nutzen.

MoinMoin:
So ist es: Wahlmaschinen können nicht überprüft werden vom normalen Volk.
Wahlzettel zählen kann jeder auch hinterher überprüfen.
Klar, wäre es heutzutage durchaus auch denkbar, dass man da die Zettel so gestaltet, dass sie durch einen Scanner gejagt werden und maschinell gezählt werden.
Kosten nutzen?

Navigation

[0] Message Index

[#] Next page

Go to full version