Autor Thema: Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?  (Read 2993 times)

choseh

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Hallo,

war den Hauptteil meines Berufslebens in der Privaten als ITler angestellt und auch BR gewesen.

Nun bin ich seit ein paar wenigen Jahren in einer Behörde und auch PR und sitze regelmäßig bei Vorstellungsgesprächen.

Nicht, dass ich die Antwort nicht kenne würde, aber wie oft war der Beste nicht der Beste!? Zwar fachlich der Beste, aber menschlich ne Niete. Bestimmt mind. jedes fünfte Arbeitsverhältnis wird seitens des AGs in der Probezeit vorzeitig beendet, weil menschliche Probleme ...

In der Privaten war das alles viel easyer.

Hatten heute nen Quereinsteiger vor uns sitzen, der ganz klar gesagt hat, dass er sich fachlich nicht vorbereitet hat und dass es ihn darauf ankommt, ob er sich vorstellen könnte, ob er bei uns arbeiten möchte, ob seine potentiellen Vorgesetzten und, oder Kollegen ihm im Gespräch sympathisch rüberkommen. War zwar kein Privater, sondern ein Vfa, aber im ausgeschriebenm Aufgabenbereich hatte er Null Ahnung.

Ich habe den total "gefeiert" und direkt im Gespräch danach sagte ich, dass wir genau so einen brauchen. Aber was ist schon eine Stimme des PRs wert, wenn unterm Strich der fachlichen Fragen bzw. Antworten ne Null steht. Denn er konnte natürlich keine Fragen, wie ja angekündigt, beantworten.

Meine miefigen Kollegen fanden den nicht passend. Joa, war halt kein Miefkumpan.

Aber vllt ist das auch nur bei uns so?

Wie ist das bei Euch?

Was würdet Ihr zu einer solchen Äußerung des Bewerbers sagen?

Bin gespannt.

Gruß


Eukalyptus

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #1 am: 10.12.2024 21:38 »
Der öffentliche Dienst unterliegt besonderen, vom Gesetzgeber so gewollten Fesseln in Bezug auf z.B. Auftragsvergaben oder Personalaspekte. Im Hinblick auf dein Beispiel müssen z.B. alle Bewerber miteinander verglichen werden auf nachvollziehbare Weise, die im Extremfall auch einer Klage standhalten kann.

Wenn der Bewerber in einem Teil seines Vorstellungsgespräches 0 Punkte abliefert dann wird er natürlich auch verglichen mit allen anderen - zu seinem Nachteil. Unabhängig von dieser Antwort möchte ich so einen Bewerber auch nicht unbedingt haben, bei aller -von dir vermuteten- sozialen oder sonstigen Kompetenz. Ich würde mich bei fachlicher Nullvorbereitung des Gegenübers nicht ernst genommen (um nicht zu sagen verschaukelt) fühlen, obwohl ich als Mitglied der Bewerbungskommission mich mit Sicherheit vorbereitet habe.

Ansonsten betrachtest du dich offenbar als coole Socke, deine Kollegen als miefig. Das mag zum Teil stimmen, zum Teil aber auch daran liegen dass du dir nicht genügend bewusst bist was die Spielregeln sind. Die sollte man in jedem System kennen, sowohl in Privatbetrieben als auch im öffentlichen Dienst.

clarion

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #2 am: 10.12.2024 22:04 »
Bei uns sind die Kündigungen in der Probezeit vielleicht bei 5% eher weniger. Das heißt es kommt sporadisch mal vor.

Zum Thema Fachkenntnisse schließe ich mich Eukalyptus an.

FearOfTheDuck

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #3 am: 11.12.2024 00:34 »
Da der Bewerber augenscheinlich nur bei dir gut ankam und ansonsten nichts vorzuweisen hatte, stellt sich die Frage nach der Bestenliste doch gar nicht und @Eukalyptus ist nichts hinzuzufügen.

Letztendlich ist der Blender noch weniger tauglich als die menschliche Niete. Oder ist dir der chillige Wald- und Wiesenarzt lieber als der 1a-aber-A....l...-Chirurg?

maiklewa

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #4 am: 11.12.2024 09:54 »
Aus den genannten  Gründen sind die VGs im ÖD so "steif". Leider.

Mal ein Beispiel aus dem Leben, aus einer Behörde, wo ich mal gearbeitet habe: VGs, Bewerberin vorgestellt und sagt gleich, warum sie sich auf die Stelle X beworben hat. Wir gucken uns alle an. Ähm, hier gehts aber nicht um X, sondern um Y. Die hatte das VG verwechselt und sich auf was ganz anderes vorbeteitet. Darf nicht passieren?! Kann aber! Die konnte also nichts Fachliches beitragen. Am Ende 0 Punkte. Sonst aber top! Lebenslauf, ihr Auftreten. Da die sonstigen Bewerber auch nicht so die Burner waren, Stellenbesetzungsverfahren vorzeitig beendet. Den Bewerbern alle eine Absage erteilt. Keiner meldete sich. Die Stelle so neu ausgeschrieben, dass eigentlich nur die Bewerberin passen konnte. Die bewarb sich erneut. War dann tatsächlich die einzige Bewerberin. VG, dieses Mal fachlich vorbereitet, eingestellt. Und die arbeitet da noch immer und hat sich inzwischen hochgearbeitet.

Warnstreik

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #5 am: 11.12.2024 10:40 »
Die Frage stellt sich mir nicht - man kann auch lockere Bewerbungsgespräche führen, aber unvorbereitete Bewerber? Wenn ich das Team und die Mitarbeiter mal kennenlernen möchte, dann kann ich dafür mal einen Termin vereinbaren, vielleicht Telefonisch mit dem Chef und bei Sympathie sogar in Präsenz vor Ort wenn es in den Arbeitsalltag passt.
Aber doch nicht im Bewerbungsgespräch! Da geht es um die menschliche und fachliche Eignung aus Sicht des Unternehmens/der Behörde. Und wie mein Vorredner schon sagt: sich nicht vorzubereiten und anderen Menschen die (Dienst-)Zeit zu klauen ist ziemlich respektlos.

BewerberTvoD

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #6 am: 11.12.2024 15:48 »
Ich finde es schon problematisch ein PR aufs fachliche pfeift und die Einstellung einer Person begrüßen würde, die allen Anschein nach die Anforderungen für die Stelle nicht erfüllt.

Organisator

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #7 am: 11.12.2024 16:00 »
Ich finde es schon problematisch ein PR aufs fachliche pfeift und die Einstellung einer Person begrüßen würde, die allen Anschein nach die Anforderungen für die Stelle nicht erfüllt.

Praktischerweise hat der PR da auch kein Mitspracherecht.

Logischerweise muss der Bewerber persönlich und fachlich passen. Ein fresher No-Performer ist dabei sogar noch nutzloser als ein autistischer Fachidiot.

carriegross

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #8 am: 11.12.2024 20:07 »
Der TE ist noch nicht lange genug im ÖD. ;-) Kann Vor- und Nachteile haben. Ich finde dennoch eine solche Wortmeldung nach einem Bewerber nicht ganz irrelevant.

Für den nicht vorbereiteten Bewerber will und werde ich keine Lanze brechen, aber wenn ich dran denke, wie oft schlecht oder gar nicht vorbereitete Kollegen neben mir im Vorstellungsgespräch sitzen, meist bei schwerbehinderten Bewerbern, könnt ich mich glatt übergeben.

carriegross

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #9 am: 11.12.2024 22:24 »
Aus den genannten  Gründen sind die VGs im ÖD so "steif". Leider.

Mal ein Beispiel aus dem Leben, aus einer Behörde, wo ich mal gearbeitet habe: VGs, Bewerberin vorgestellt und sagt gleich, warum sie sich auf die Stelle X beworben hat. Wir gucken uns alle an. Ähm, hier gehts aber nicht um X, sondern um Y. Die hatte das VG verwechselt und sich auf was ganz anderes vorbeteitet. Darf nicht passieren?! Kann aber! Die konnte also nichts Fachliches beitragen. Am Ende 0 Punkte. Sonst aber top! Lebenslauf, ihr Auftreten. Da die sonstigen Bewerber auch nicht so die Burner waren, Stellenbesetzungsverfahren vorzeitig beendet. Den Bewerbern alle eine Absage erteilt. Keiner meldete sich. Die Stelle so neu ausgeschrieben, dass eigentlich nur die Bewerberin passen konnte. Die bewarb sich erneut. War dann tatsächlich die einzige Bewerberin. VG, dieses Mal fachlich vorbereitet, eingestellt. Und die arbeitet da noch immer und hat sich inzwischen hochgearbeitet.

Ich bin mir sehr sicher, dass sowas sehr viele kennen und auch schon gemacht haben. Das mit dem Beenden eines Stellenbesetzungsverfahrens und dann gezieltes Neuaufsetzen.

Wenn wir allerdings immer nur die fachlich Besten genommen hätten, hätten wir - ganz sicher - viel mehr Probleme gehabt. Ich denke, da hat jeder so ein Näschen für entwickelt und enttarnt die Bewerber schon beim Begrüßen oder bei der Vorstellung.

ElBarto

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Antw:Warum sind Vorstellungsgespräche so steif im ÖD?
« Antwort #10 am: 16.12.2024 12:46 »
Hallo,

war den Hauptteil meines Berufslebens in der Privaten als ITler angestellt und auch BR gewesen.

Nun bin ich seit ein paar wenigen Jahren in einer Behörde und auch PR und sitze regelmäßig bei Vorstellungsgesprächen.

Nicht, dass ich die Antwort nicht kenne würde, aber wie oft war der Beste nicht der Beste!? Zwar fachlich der Beste, aber menschlich ne Niete. Bestimmt mind. jedes fünfte Arbeitsverhältnis wird seitens des AGs in der Probezeit vorzeitig beendet, weil menschliche Probleme ...

In der Privaten war das alles viel easyer.

Hatten heute nen Quereinsteiger vor uns sitzen, der ganz klar gesagt hat, dass er sich fachlich nicht vorbereitet hat und dass es ihn darauf ankommt, ob er sich vorstellen könnte, ob er bei uns arbeiten möchte, ob seine potentiellen Vorgesetzten und, oder Kollegen ihm im Gespräch sympathisch rüberkommen. War zwar kein Privater, sondern ein Vfa, aber im ausgeschriebenm Aufgabenbereich hatte er Null Ahnung.

Ich habe den total "gefeiert" und direkt im Gespräch danach sagte ich, dass wir genau so einen brauchen. Aber was ist schon eine Stimme des PRs wert, wenn unterm Strich der fachlichen Fragen bzw. Antworten ne Null steht. Denn er konnte natürlich keine Fragen, wie ja angekündigt, beantworten.

Meine miefigen Kollegen fanden den nicht passend. Joa, war halt kein Miefkumpan.

Aber vllt ist das auch nur bei uns so?

Wie ist das bei Euch?

Was würdet Ihr zu einer solchen Äußerung des Bewerbers sagen?

Bin gespannt.

Gruß

Naja, Mut zur Lücke gehört nicht überall hin.
Hätte vermutlich das Gespräch abgebrochen und ihn lachend zur Tür begleitet. Vielleicht sogar ein wenig in "Al Bundy wirft obdachlosen Freund der Tochter raus"-Manier. Quasi 2 Versuche durch die Tür zu treffen.

Zur Erklärung:

Natürlich hätte ich das Gespräch normal beendet und man hätte einfach eine Absage rausgeschickt, oder garnix.

Das sich der Bewerber -gerade wenn er Behörden kennt- fachlich vorbereiten sollte, ordentlic hgekleidet und pünktlich kommt ist in etwa das Minimum was zu erwarten ist.

Die Aussage des Berwerbers, er hat sich nicht vrobereitet sondern muss ja erstmal kucken ob seine Kollegen und Chefs ihm passen lege ich so aus.
1. Ich bin faul
2. Ich versuche das als mutig zu verkaufen
3. Ich bin schwierig im Umgang
4. Ich habe ein Problem mit Autorität
5. Sollte es Probleme geben liegt die Schuld nicht an mir sondern den Kollegen die mit mir nicht klarkommen, oder dem Chef der mich mobbt.
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