Autor Thema: Karenztage… zwingendes Erfordernis oder Rückfall in frühere Zeiten?  (Read 9845 times)

Warnstreik

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 564
Da für mich niemand meine Arbeit wegarbeiten wenn ich krank oder im Urlaub bin, bin ich dann verpflichtet den Tag, den ich nicht bezahlt bekomme, nachzuarbeiten oder darf ich die Sozialhilfeanträge getrost meinen verbeamteten Kollgen geben? Der bekommt ja immerhin weiter alles bezahlt.

Ich denke da an meine verbeamtete Kollegin, die knapp 50% Fallbestand hat anstatt 100% und deren Arbeit wir auch dann noch weiter wegarbeiten müssen, selbst wenn sie wieder da ist. Fehle ich und sie zeitgleich, kommt sie mit 0 Rückständen wieder während ich 200% habe, da ich ihres auch nacharbeiten muss. Sie ist sehr beliebt bei uns und hat dieses Jahr schon 2 Tage gearbeitet und jetzt wieder krank.

Die Frage ist welcher Vorgesetzte sowas beschließt und am Ende (leider) auch, wieso du dir das gefallen lässt?



Die Diskussion um die Krankentage sollte nicht punktuell betrachtet und geführt werden. Man sollte die einzelnen Punkte betrachte und dann auch bewerten und jeweils vernünftige Vorschläge erarbeiten.  So sind (Demografie sei dank) die Arbeitnehmer im Schnitt 3 Jahre älter als vor 20 Jahren. Ältere Menschen haben öfter gesundheitliche Probleme als Junge. Dazu kommt eine (durch das mangelnde Angebot an Arbeitkräften) eine Arbeitsverdichtung. Diese könnte Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wenn man dann noch die Auswirkungen von Covid - sei es Langzeitfolgen oder einfach die verminderten Abwehrkräfte gegen Schnupfen durch den Lockdown - dazunimmt, dann hätte man einige Stoßrichtungen.

Und na klar: Genauso wie es den Hängematten-Bürgergeldler gibt, gibts auch den Freitags-krank-macher. Aber ob beide Phänomene wirklich in einer so volkswirtschaftlich schädlichen Menge auftreten, dass man alle anderen drangsalieren müsste, weiß ich nicht.

Ob man die Kosten für Arbeitgeber und Krankenkassen allgemein senken kann über die Lohnfortzahlung UND eine Steuerungsoption hat, kann man ja diskutieren. Kind-Krank-Tage werden ja auch nicht zu 100% vergütet und andere Ersatzleistungen sind weit vom 100% entfernt. Auch das Krankengeld ist gedeckelt - also Optionen gäbe es. Ob es sinnvoll ist? Keine Ahnung...

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,589
Subjektiv wird man das natürlich auch mal anders sehen. Liegt dann ja auch am Alter. Wenn man halt über 30 Jahre gearbeitet hat und kaum Krankentage hat und die Karenztage für die letzten 10 Jahre Arbeitszeit (wieder) eingeführt wird, fühlt man sich schon verarscht.
Ist ja auch der Grund, warum ich mit meinem Bestandschutz wegen Krankengeld und Beihilfe nicht mehr den AG wechseln möchte. Gerade für die letzten 10 Berufsjahre kann das überhaupt erstmal wichtig werden.

PushPull

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 143
"Das Geld fehlt!" schreit man in Deutschland ja quasi schon immer. Verantwortlich dafür: Kranke Mitarbeiter*innen, faule Sozialschmarotzer*innen.

In Deutschland machen alle nur blau: DAK-Studie widerlegt (https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/krankmeldung-erkaeltet-telefonische-krankschreibung-dak-100.html)

Bürgergeldempfänger*innen schmarotzen alle: die Arbeitsagentur widerlegt (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/buergergeld-162.html)

Man hält trotzdem dran fest und das über alle Bevölkerungsschichten und damit stereotypisch in Verbindungsgebrachte kognitive Fähigkeiten hinweg ist eines wichtiger: sich aufregen, Emotionen, "Ich weiß das besser!". Sich an "den Anderen" abarbeiten. "Ich bin doch fleißig!", "Ich bin nie (!) krank!", "Aber die!" ... "Und hast Du das neue Auto vom Heinz gesehen? Die Frau arbeitet doch gar nicht."

Die wahren Probleme unserer Zeit: Steuerschlupflöcher für Global Player wie Amazon, Apple, Google, Microsoft & Co. (wahrlich nicht die Mittelständler, die ums Überleben ringen), Steuerhinterziehung im großen Maßstab (Cum-Cum-Ex, etc.), von Russland gekaufte Politiker*innen z.B. von AfD, BSW, von Milliardären gekaufte oder im Wahlkampf vermutlich illegal gepuschte Staatsoberhäupter (und die, die es werden wollen), die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich ... wo ist denn da der Aufschrei? Warum nicht mal darüber aufregen?

Tut mir leid, aber diese immer wieder hier anklingenden Diskussionen sind wirklich erbärmlich.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,589
Wer wegen der Diskussion über einen Karenztag so ein Fass aufmacht, sollte seinen Blutdruck mal kontrollieren lassen. Hochdruck kann zu Krankheitstagen führen.

PushPull

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 143
Wer wegen der Diskussion über einen Karenztag so ein Fass aufmacht, sollte seinen Blutdruck mal kontrollieren lassen. Hochdruck kann zu Krankheitstagen führen.

"Der beschreibt ja Tatsachen, wie kann ich das am besten im Keim ersticken?" Keine eklatanten Rechtschreib- oder Grammatikfehler gefunden, oder was war los, Mr. "Ich beurteile, wann jemand krank zu sein hat und wann nicht"? Dürfte ich mit Problemen beim Blutdruck deiner Meinung nach wenigstens krank zu Hause bleiben? Sorry, aber du bearbeitest eine Krankmeldung lediglich, wenn sie über deinen Schreibtisch geht und packst sie dann bitte schön in die Ablage. Ärzte entscheiden, was eine AU wert ist und was nicht.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,589
Abgesehen von deinem Blutdruck.

Nein, auch das entscheiden Ärzte nicht immer. Zumindest im Unterhaltsrecht nicht, da entscheide ich ob, ein Gutachten erstellt werden muss, ähnlich wie es ein Arbeitgeber bei Auffälligkeiten veranlassen können. Dann natürlich erstellt durch ärztliches Personal.

Dann wird eine arbeitsrechtliche resp. unterhaltsrechtliche Bewertung durch die Verwaltung erstellt, ob jemand nicht arbeitsfähig ist. Dem neuerlichen Vorschlag, Personen im HO, mit Knochenbrüchen arbeiten zu lassen, dürfte doch materiell nichts im Wege stehen?

PushPull

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 143
Wow, was bist Du für ein hohes Tier. Da musstest Du dich aber auch noch mal für alle hier sichtbar erhöhen.

Wenn das Weihnachtsbaumlicht der zweiköpfigen Familie die Leuchtwerbung am Autobahnrastplatz sein möchte.

Grüße mit zuletzt 126 zu 81.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,589
Das ist Sachbearbeiterebene.

PushPull

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 143
Das ist Sachbearbeiterebene.

Oh, okay ... Schuster, bleib bei deinen Leisten.

FGL

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 674
Die wahren Probleme unserer Zeit: Steuerschlupflöcher für Global Player wie Amazon, Apple, Google, Microsoft & Co. (wahrlich nicht die Mittelständler, die ums Überleben ringen), [...] die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich ... wo ist denn da der Aufschrei? Warum nicht mal darüber aufregen?
Weil es nicht nur keine "wahren" Probleme, sondern nicht einmal Probleme sind. Dass diese Umstände immer wieder zum Problem aufgebauscht werden sollen, das ist erbärmlich.

[...] Steuerhinterziehung im großen Maßstab (Cum-Cum-Ex, etc.) [...]
Sorry, aber seitdem ich in der Sozialverwaltung tätig bin, habe ich Verständnis für jeden, der seine Ressourcen der Besteuerung entzieht.

Finanzer

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 700
Die wahren Probleme unserer Zeit: Steuerschlupflöcher für Global Player wie Amazon, Apple, Google, Microsoft & Co. (wahrlich nicht die Mittelständler, die ums Überleben ringen), [...] die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich ... wo ist denn da der Aufschrei? Warum nicht mal darüber aufregen?
Weil es nicht nur keine "wahren" Probleme, sondern nicht einmal Probleme sind. Dass diese Umstände immer wieder zum Problem aufgebauscht werden sollen, das ist erbärmlich.

[...] Steuerhinterziehung im großen Maßstab (Cum-Cum-Ex, etc.) [...]
Sorry, aber seitdem ich in der Sozialverwaltung tätig bin, habe ich Verständnis für jeden, der seine Ressourcen der Besteuerung entzieht.

1. Würde es Sie nicht erfreuen, wenn der Staat mehr Mittel zur Verfügung hätte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen? Würde es Sie nicht erfreuen, wenn die Überreichen weniger schnell reich werden und der Rest der Bevölkerung mehr zur Verfügung hätte?

2. Möchten Sie das ausführen, warum sie Verständnis für Verbrecherische Banden haben (Cum-Ex)?

FGL

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 674
1. Würde es Sie nicht erfreuen, wenn der Staat mehr Mittel zur Verfügung hätte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen?
Nein. Mich würde es erfreuen, wenn der Staat seine selbst auferlegten Verpflichtungen drastisch abbauen würde.

Würde es Sie nicht erfreuen, wenn die Überreichen weniger schnell reich werden und der Rest der Bevölkerung mehr zur Verfügung hätte?
Sofern dies staatlich gelenkte Umverteilung bedeutet: Nein.

2. Möchten Sie das ausführen, warum sie Verständnis für Verbrecherische Banden haben (Cum-Ex)?
Ich habe kein Verständnis für Extinction Rebellion, Antifa und sonstige verbrecherische Banden, die Leben, Freiheit und/oder Eigentum ihrer Mitmenschen beeinträchtigen. Ich führe gern aus, warum ich Verständnis für denjenigen habe, der seine Ressourcen der Besteuerung entzieht.

Finanzer

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 700
1. Würde es Sie nicht erfreuen, wenn der Staat mehr Mittel zur Verfügung hätte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen?
Nein. Mich würde es erfreuen, wenn der Staat seine selbst auferlegten Verpflichtungen drastisch abbauen würde.

Würde es Sie nicht erfreuen, wenn die Überreichen weniger schnell reich werden und der Rest der Bevölkerung mehr zur Verfügung hätte?
Sofern dies staatlich gelenkte Umverteilung bedeutet: Nein.

2. Möchten Sie das ausführen, warum sie Verständnis für Verbrecherische Banden haben (Cum-Ex)?
Ich habe kein Verständnis für Extinction Rebellion, Antifa und sonstige verbrecherische Banden, die Leben, Freiheit und/oder Eigentum ihrer Mitmenschen beeinträchtigen. Ich führe gern aus, warum ich Verständnis für denjenigen habe, der seine Ressourcen der Besteuerung entzieht.

1. Da hätte ich eine lange Liste, ich fürchte aber die überschneidet sich nicht mit Ihrer.
2. Mir wäre eine staatliche gelenkte Rückverteilung lieber, als das es irgendwann knallt und ungeordnet verläuft.
3. Die maßgeblichen verbrecherischen Banden, welche dem Staat Steuern entziehen sind nunmal die Cum-Ex-Täter. Was die von Ihnen genannten Gruppierungen da zu suchen haben erschließt sich mir nicht.

Sie schrieben das Sie in der Sozialbehörde arbeiten. Ihre Erfahrungen (und die Schlussfolgerungen daraus) würden mich persönlich definitiv interessieren, da ich in einem völlig anderem Bereich tätig bin.
Gerne auch per PM, falls zu offtopic.

FGL

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 674
1. Da hätte ich eine lange Liste, ich fürchte aber die überschneidet sich nicht mit Ihrer.
Zumindest in Teilen dürfte die deckungsgleich sein. Neben einer ganzen Reihe von Sozialleistungen stehen auf meiner Liste zum Beispiel auch Subventionen und Zuwendungen.

2. Mir wäre eine staatliche gelenkte Rückverteilung lieber, als das es irgendwann knallt und ungeordnet verläuft.
Mir tatsächlich nicht. Mit "knallen" meinen Sie vermutlich gewaltätige Aufstände, Unruhen. In diesem Fall sehe ich es als staatliche Aufgabe, die Bürger und ihr Eigentum zu schützen, indem er die Aufständischen in die Schranken verweist und nicht sogar deren Anliegen präventiv mittels staatlicher Repression besorgt.

3. Die maßgeblichen verbrecherischen Banden, welche dem Staat Steuern entziehen sind nunmal die Cum-Ex-Täter. Was die von Ihnen genannten Gruppierungen da zu suchen haben erschließt sich mir nicht.
Sie sprachen von verbrecherischen Banden. Und da gehören die von mir genannten Gruppen meiner Ansicht nach eindeutig dazu.

Faunus

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,345
Genauso wie es den Hängematten-Bürgergeldler gibt, gibts auch den Freitags-krank-macher. Aber ob beide Phänomene wirklich in einer so volkswirtschaftlich schädlichen Menge auftreten, dass man alle anderen drangsalieren müsste, weiß ich nicht.


Man möge mich korrigieren:

Hat nicht die Kohl-Regierung 1996 "Karenztag" mit den u.a. "Blaumacher"-Argument eingeführt und die Schröder-regierung 1998 wieder abgeschafft, weil "Arztpraxen überlastet, Krankheitsstand angestiegen ist.... also sich als kontraproduktiv erwiesen hat?

Ich weiß ja nicht, ob derjenige, der den Stein mit seiner Forderung/laut ausgesprochenen Idee sich irgendwas gedacht hat oder gar mit den Gründen - für wie wider - der letzten 50 Jahre auseinandergesetzt hat...

Immer wieder die gleiche Leier: ein paar Blaumacher überfordern die Vorstände/Chefs diese in die Pflicht zu nehmen/zu sanktionieren und daher wird das Giesskannenprinzip angewendet und die AN wieder mit ein biserl Bürokratie mehr zu etwas weniger Motivation "geführt" und sich dann wundern, dass es letztlich teurer für die Unternehmen wird. Es gibt Vorstände/VO, die mit ihrer mangelhaften Leistung eindeutig überbezahlt sind.