Autor Thema: Karenztage… zwingendes Erfordernis oder Rückfall in frühere Zeiten?  (Read 4763 times)

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Zitat
Ein Drittel der zusätzlichen Fehltage ergibt sich seit 2022 zudem durch verstärkte Erkältungswellen und Corona-Infektionen", so die DAK weiter.
[/quote]
Die Begründung allein halte ich noch nicht für überzeugend. Denselben Effekt dürfte man schließlich überall anders auch beobachten können.

Rowhin

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@Faunus
Das könnte eine Erklärung sein. So hatte ich die Berichterstattung jedoch nicht verstanden (was nichts heißen muss, da ich gerne auch mal auf der Leitung stehe). Durch die veränderte Erfassung, ao dachte ich, erklärt sich der Anstieg, aber nicht das absolute unherschiedliche Niveau. Dabei unterstelle ich, dass die Erfassung in allen EU-Staaten/Schweiz nach halbwegs gleichen Methoden erfolgt.

Dazu gab es vor kurzem (die Debatte flammt ja durch Bätes Aussage nur gerade mal wieder auf und ist nicht grundlegend neu) einen längeren Report im Spiegel (siehe https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/krankenstand-ist-deutschland-ein-paradies-fuer-blaumacher-a-75643682-4469-4e25-b122-bb869513776f?sara_ref=re-so-app-sh, leider hinter der Paywall, daher hier nur mal zusammenfassend zitiert).

Hier kommen verschiedenste Seiten zu Wort und kommen aufgrund verschiedener Zahlen zu verschiedenen Schlüssen, ob Deutschland hier jetzt ein besonderes Problem hat im Vergleich zu Nachbarländern und sonstigen vergleichbaren Ländern. Der Vertreter der OECD sagt hier zB: Nein, haben wir nicht, wir liegen im Mittelfeld, Frankreich liegt etwas höher, Belgien und Schweden auf etwa demselben Niveau, Österreich und die Niederlande etwas besser da. Schweden habe außerdem einen Karenztag und danach 80%ige Weiterzahlung, man zweifle also auch an deren Effizienz in dieser Sache.

Zumindest die OECD Daten werden methodisch gleich erhoben. Andere Stimmen im Artikel führen andere Zahlen und subjektive Eindrücke aus Führungsebenen an. Manche sehen einen Anstieg durch die bessere Erfassung, manche nicht.

Einigkeit besteht also schon bei den Zahlen nicht, und erst recht nicht bei den Maßnahmen.
« Last Edit: 10.01.2025 21:10 von Rowhin »

Faunus

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Danke @Rowhin

Letztlich vermute ich mal dass die Meinungen und  damit auch die Zahlenwerte in jedem Land "kullern". Oberster Wert einer Meinung mit unterstem Wert anderer Meinung zweier verschiedener Länder verglichen, wird immer auf fruchtbaren Boden bei Ungebildeten fallen.
Und wenn dann desinformierten Vorstände unreflektiert ihre Meinung im besten Stammtischniveau von sich geben... das ist für mich ein Indiz von nicht vorhandener Führungsqualität.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass die nordischen Länder etwas niedriger Krankenquoten haben, da Ihre Alkoholpolitik seit 3 Jahrzehnten immer restriktiver und präventiver wurde, so dass deren Alkoholkonsum heute zu den niedrigsten in Europa gehört.
In Deutschland wird Bier immer noch als "Grundnahrungsmittel" angepriesen und gehört zu einem positiven Lebensgefühl - zumindest laut der Werbung, über die man überall stolpert.!

Zitat
„Viele der nordischen Länder sind gut darin, die mit Alkohol verbundenen Risiken zu kommunizieren – eine giftige und abhängig machende Substanz, die für mehr als 200 Erkrankungen und Gesundheitsprobleme, einschließlich Krebs, verantwortlich ist“, erklärt Dr. Carina Ferreira Borges, Leiterin des Programms für Alkohol, illegale Drogen und Gesundheit im Strafvollzug bei WHO/Europa

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Habe mir die Zahlen der mal angeschaut:

=dsDisseminateFinalDMZ&df[id]=DSD_HEALTH_STAT%40DF_AWDI&df[ag]=OECD.ELS.HD&df[vs]=1.0&dq=.A...........&pd=2010%2C&to[TIME_PERIOD]=false&ly[cl]=TIME_PERIOD&ly[rs]=MEASURE&ly[rw]=REF_AREA&vw=tb]https://data-explorer.oecd.org/vis?df[ds]=dsDisseminateFinalDMZ&df[id]=DSD_HEALTH_STAT%40DF_AWDI&df[ag]=OECD.ELS.HD&df[vs]=1.0&dq=.A...........&pd=2010%2C&to[TIME_PERIOD]=false&ly[cl]=TIME_PERIOD&ly[rs]=MEASURE&ly[rw]=REF_AREA&vw=tb

Bei den vergüteten Abwesenheiten aufgrund Erkrankung finde ich bei Deutschland den höchsten Krankenstand europaweit. Leider sind die Zahlenreihen nur bis 2022 halbwegs vollständig angegeben, so dass die Corona-Situation noch hineinwirkt, wo Abwesenheiten ja mitunter auch politisch gewollt waren. Aber das Bild ändert sich auch nicht, wenn ich mit z. B. 2019 den Zeitraum vor Corona betrachte. Im Ergebnis ist der Wert in Deutschland danach auffällig hoch - und zwar nicht geringfügig, sondern eher im Umfang von mindestens einer Woche pro Jahr mehr als in den anderen Ländern.

Man mus jetzt Bäte nicht das Wort reden. Aber unrühmlich wäre der Status tatsächlich.

BAT

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Aber bitte nicht bei jedem müden Vorschlag den Klassenkampf rühren.

Du kannst Dich gerne für Deinen AG einsetzten und diesen zu Deinem oder dem Nachteil von anderen glücklich machen.
Mein AG kann das ganz gut selbst, aber für meine Belange und der Belange von Kollegen/MA/Menschen setze ich mich schon mal gaz gerne ein.

Schön und gut. Es fällt aber sehr schwer mit Dir eine Sachdiskussion zu führen, wenn du bei der Frage von Karenztagen sofort mit überbezahlten Vorständen anfängst. Das hat nunmal mit dem Thema nichts zu tun.

Faunus

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Aber bitte nicht bei jedem müden Vorschlag den Klassenkampf rühren.

Du kannst Dich gerne für Deinen AG einsetzten und diesen zu Deinem oder dem Nachteil von anderen glücklich machen.
Mein AG kann das ganz gut selbst, aber für meine Belange und der Belange von Kollegen/MA/Menschen setze ich mich schon mal gaz gerne ein.

Schön und gut. Es fällt aber sehr schwer mit Dir eine Sachdiskussion zu führen, wenn du bei der Frage von Karenztagen sofort mit überbezahlten Vorständen anfängst. Das hat nunmal mit dem Thema nichts zu tun.


O.K.

Wenn Parteien/Politiker um Entscheidungsfindungen/Handlungen/Argumentationen ringen und Meinungen von sich geben/Diskussionen anstoßen, um für die Gesellschaft und derem Wohl zu  Entscheidungen kommen, dann ist das ihre Arbeit für die diese bezahlt werden. Um dem zu folgen ist der Bürger schon gut gefordert.

Dann gibt es noch das Klientel der Lobbyisten, die gesellschaftliche Entscheidungsprozeße für ihren Auftraggeber Industrie versuchen zu beeinflußen - auch gegen das Wohl  der Gesellschaft (siehe das Gerangel um Alkohol - einem krebserzeugendem Nervengift). Die Wahrheitsbeugungen/-verdrehungen im Auftrag der Gewinnmaximierung der Industrie sind  für viele Bürger schlecht zu durchschauen. so sind sie konditioniert worden.

Und dann kommen noch Leute um die Ecke mit Meinungen/Handlungen zu Entscheidungsprozessen der Gesellschaft, die irgendwelche Positionen inne haben, die einen gewissen Bekanntheitsgrad ausmacht und daher Menschen erreichen kann.
 "Wenn der/die das sagt, muss es stimmen/etwas dran sein".
Die legitime Frage ist dann "welches Interesse verfolgt die betreffende Person?"
Gesellschaftliches Wohl (Politiker - hoffentlich) oder Eingeninteresse (Lobbyisten/Unternehmen)?!

Ich denke,  "Herr Allianz" hat das Unternehmenswohl doch hoffentlich im Blick:
- sei es ein  exorbitanter hoher Krankenstand im eigenen Hause, dem er nicht Herr wird.
- sei es ein neues Produkt zu lanzieren (Versicherungen für unbezahlte Arbeitstage an den Mann/die Frau zu bringen)
- Es gibt sicherlich noch andere "Gründe", aber Gemeinwohl? Warum sollte er?

PushPull

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Faunus. Du vergisst, dass Du hier (und woanders) ja auch vorwiegend auf den Typ

- Autorität aus der Ferne: "Wenn der/die das sagt, muss es stimmen/etwas dran sein", oder den Typ
- Groupie: Wow, was der macht, möchte ich auch gerne können. Der hat **** in der Hose" triffst.

Deshalb findest Du Leute, die über kein nennenswertes Vermögen (oder sagen wir, ein "ganz normales Vermögen" wie ein Haus und ein Auto) verfügen, aber strikt gegen eine Reichensteuer (z.B. ab 5 Mio. Euro) sind. Die leben in der Illusion auch mal soweit zu kommen (was ohne fettes Erbe, das in Aussicht steht, sehr unwahrscheinlich ist – insbesondere als Beamter oder Beamtin oder generell im öD; manch ein User hier schließt das sechste Online-Depot ab, um die 100 Euro Prämie auf dem Weg zum Milliardär mitzunehmen) oder wollen nicht neidisch rüberkommen und driften dann ins andere Extrem. Da sind dann (wobei hier auch der Neid wieder ins Spiel kommt) Kranke die Blauchmacher und Bürgergeldempfänger*innen die Sozialschmarotzer.

Nicht umsonst wählen Menschen Trump, AfD (neben den reinen Hobby-Faschisten und -Nazis; wobei das bei der AfD auch kaum noch zu trennen ist und Naivität zu sehr entschuldigen würde), oder andere Rechtspopulisten, obwohl sie nachweislich Hauptopfer der Politik werden. Zudem haben Menschen, besonders im Netz (was bei der Anonymität im Netz ja eigentlich lächerlich ist) häufig verlernt, aus Fehlern zu lernen und sich diese auch vor Anderen einzugestehen.

Insofern finde ich es immer wieder faszinierend, wie hier User in einem fast 500 Forenseiten langen Thema die amtsangemessene Besoldung fordern, sich über die Dreistigkeit der Verwährung eben dieser aus haushaltspolitischen Gründen echauffieren (eigentlich ja völlig zurecht), aber dann die neoliberale Keule schwingen, wenn es darum geht, wie die Kassen u.a. für oben Beschriebenes ausreichend gefüllt werden könnten. Man gibt sich lieber dem Populismus hin und betreibt ihn selbst im Kleinen: zur Selbstillusion, Selbsterhöhung, Abgrenzung von Anderen, etc.

So wie letztlich ja auch BAT, der Dir Vorwürfe zur Diskussionskultur macht und gerne das objektive Narrativ verkörpern will, aber sich selbst auf Themenseite 3 schäbig über eine Hundebissverletzung eines Postboten lustig macht, statt seinen Job zu machen und bei seinen Kompetenzen zu bleiben, deren Grenzen ich ihm ja schon hier erklären musste.

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Hat der Antifa-Stuhlkreis heute wegen Schlechtwetter geschlossen oder wo kommt die überschüssige Energie her?

PushPull

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Die sind eher noch müde von gestern, nehme ich an. Und ich glaube, die haben mit dem öD auch nicht so viel am Hut. Aber das sind nur Vermutungen, denn ich habe mit der Antifa nichts am Hut.

Der Knappheit und hilflosen Plumpheit deines Kommentars entnehme ich, dass Du dich irgendwo in meinem Beitrag wiederfindest?! Betroffene Hunde und so? Wobei das ja nicht mal ein Bellen eines Handtaschenhundes war.

Faunus

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Ein Drittel der zusätzlichen Fehltage ergibt sich seit 2022 zudem durch verstärkte Erkältungswellen und Corona-Infektionen", so die DAK weiter.
Die Begründung allein halte ich noch nicht für überzeugend. Denselben Effekt dürfte man schließlich überall anders auch beobachten können.
[/quote]

Die weitere Begründung, warum der Krankenstand sich in dne letzten 20 Jahren verdoppelt hat:
vor 20 Jahren waren der Hauptteil der AN gesünder, weil jünger Heute sind die Babyboomer nun mal  alt und daher häufiger krank.
Krebs hat nun mal mehr Krankheitstage/Jahr als Endometriose. Geht aber beides in die Statistik ein - 6 Monate mehr als 12 Tage!

Mich würde mal interessieren, was der Karenztag bezwecken soll?
Blaumacher  abhalten? Die paar lachen sich schepps und der große Rest wird wieder ein Stück demotiviert.
Kosten senken? Der daraus resultierende Bürokratismus wird damit anwachsen und den "Gewinn" verbrennen.

Die Zahl der geleisteten Stunden an Arbeit sind noch nie so hoch in D gewesen wie aktuell!
Hat sich das der Herr Allianz, der so 7,5 Mio /Jahr verdient, auch mal angesehen?
Und @BAT Du kannst Dich gerne wieder echauffieren, aber für mich hat das schon einen beschixxenen Beigeschmack.
Jemand der besser verdient kuriert seine Krankheit mit allem Piepapo aus, ein Hermes-Fahrer oder eine Pflegekraft kann sich das nicht leisten.
Das ist respektlos.

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Eine alternde Gesellschaft dürften viele andere OECD-Staaten aber auch aufweisen, ebenso wie Endometriose und Krebs.
Mit dem Karenztag will man sicherlich den Blaumachern an den Kragen. Leider erwischt man damit auch mit voller Wucht alle anderen, die regulär arbeitsunfähig sind. Im Karenztag muss man m. E. daher nicht die Lösung finden. Die vergleichsweise hohe Zahl von Krankheitstagen kann einen trotzdem nicht glücklich zurück lassen, gleich aus welchem Grund.

Faunus

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Eine alternde Gesellschaft dürften viele andere OECD-Staaten aber auch aufweisen, ebenso wie Endometriose und Krebs.
Mit dem Karenztag will man sicherlich den Blaumachern an den Kragen. Leider erwischt man damit auch mit voller Wucht alle anderen, die regulär arbeitsunfähig sind. Im Karenztag muss man m. E. daher nicht die Lösung finden. Die vergleichsweise hohe Zahl von Krankheitstagen kann einen trotzdem nicht glücklich zurück lassen, gleich aus welchem Grund.

Du bist doch ein schlaues Kerlchen und kannst doch googeln:
Welche andere OECD-Staat hat eine vergleichbare vollständige Erfassung der Krankheitstage?

Wen man diskutieren will, muss man auch aus seinem Kindchenschema mal raus und sich selbst um Infos kümmern und nicht immer nur den Unfug anderer nachplappern.
 z.B. ist mir bei einer kurzen Rechereche aufgefallen, dass die Schweiz die Krankheitstage von Vollzeitstellen angibt.
Wie es gemeint ist? K.A. Ich bin ja nicht derjenige, der die Vergleiche mit anderen bringt. Ist mir letztlich egal.

Ich frage mich alleine: welchen nutzen hätte Herr Allianz, wenn er seinen Gehirnfurz durchbrächte. Höhere Bonuszahlung?
Letztlich ist es egal. Ich finde es einfach nur ärgerlich, dass so ein Angriff auf unser Sozialsystem von einem Beschäftigten mit 7,5 Mio Jahreseinkommen so begeistert von den dann Betroffenen aufgenommen wird.

Mir kann es letztlich egal sein. Ich kann mir den Tag leisten und baue zum Ausgleich noch ein paar dann dran  ;)



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Warst Du es nicht selbst, der schrieb, dass "[z]umindest die OECD Daten (...) methodisch gleich erhoben" werden? Habe mich ausschließlich auf die von Dir referenzierten Daten bezogen. Dafür muss auch niemand googeln, sondern kann einfach den von mir geposteten Link zu den OECD-Statistikem anklicken.

Und von wem ein Argument kommt, sagt über das Argument an sich ja nichts aus. Mir selbst könnte es auch egal sein. Habe seit elf Jahren keinen Tag mehr gefehlt. Aber was tut sowas zur Sache?

Faunus

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Warst Du es nicht selbst, der schrieb, dass "[z]umindest die OECD Daten (...) methodisch gleich erhoben" werden? Habe mich ausschließlich auf die von Dir referenzierten Daten bezogen. Dafür muss auch niemand googeln, sondern kann einfach den von mir geposteten Link zu den OECD-Statistikem anklicken.

Und von wem ein Argument kommt, sagt über das Argument an sich ja nichts aus. Mir selbst könnte es auch egal sein. Habe seit elf Jahren keinen Tag mehr gefehlt. Aber was tut sowas zur Sache?

Möchtest Du bitte wenigstens in diesem Thread nachlesen, bevor du falsche Aussagen von Dir gibst.

Rowhin

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Warst Du es nicht selbst, der schrieb, dass "[z]umindest die OECD Daten (...) methodisch gleich erhoben" werden? Habe mich ausschließlich auf die von Dir referenzierten Daten bezogen.

Das war ich, und auch wenn ich Faunus in vielem zustimme, sind wir zwei unterschiedliche Personen und man darf mir meine Fehler, sollte ich hier einem aufgesessen sein, schon selbst anlasten 😉