Viel Lärm um (fast) nichts.
Die harte Wahrheit:
Das Gehalt war bekannt, als der Arbeitsvertrag unterschrieben wurde. Oder hätte zumindest bekannt sein müssen. Die Tabellen und Rechner sind online in 10 Sekunden zu finden. Wer das nicht schafft und keine Vorstellung hat, kann bei der Personalstelle oder im Vorstellungsgespräch nachfragen. Mit Unwissenheit kann man sich nicht herausreden. Und falls doch, dann sollte man es zumindest unterlassen, sich mit Lehrern zu vergleichen. Warum tritt man die Arbeit überhaupt an, wenn die Bezahlung zum Weinen ist? Das Grundgehalt in der S8a (so sind entsprechende Stellen in Thüringen aktuell ausgeschrieben) bewegt sich je nach Stufe ungefähr in der Spanne zwischen 40.000 und 54.000 EUR (3.333 - 4.500 EUR monatlich) und liegt zumindest für mich weit von einem Hungerlohn entfernt. Zum Vergleich: das Durchschnittseinkommen in Thüringen lag 2022 bei 3.334 EUR (Quelle MDR).
Wenn sich in den Lebensumständen ungünstige Entwicklungen ergeben, ist das nicht die Schuld des Arbeitgebers. Der Freistaat Thüringen kann nichts dafür, dass es kein zweites Einkommen in der Familie gibt. Die Ausbildung als Erzieher ist nicht dafür bekannt, dass man mit ihr als Alleinverdiener mit Haus, Hof und Kind locker über die Runden kommt. Niemand wird bestreiten, dass es Alleinerziehende schwer haben. Unter Umständen können Arbeitgeber im begrenzten Umfang darauf Rücksicht nehmen, wenn es um arbeitsorganisatorische Dinge geht (Dienste, Schichten, Arbeitszeiten etc.). Können - manchmal wird das nicht oder nur schwer möglich sein. Wenn es um die Bezahlung geht, gibt es keine Spielräume. Es wird auch kaum private Arbeitgeber geben, die zusätzlich X Tausend Euro auf das übliche Gehalt packen, weil es finanziell gerade eng ist.
Der Staat kann also als Arbeitgeber wenig tun. Auf andere Weise hingegen schon. Wenn es wirklich so knapp ist, sollte man sich über Sozialleistungen informieren.
Wenn ich den Eingangspost lese, habe ich eine Vorstellung davon, wie die Schreiben an das Schulamt ungefähr ausgesehen haben könnten. Was würde man darauf denn auch sinnvoll antworten? Es schreibt jemand, der offensichtlich nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass er für die Entscheidungen in seinem Leben selbst verantwortlich ist oder zumindest die Risiken selbst tragen muss. Jemand, der unangemessene Vergleiche mit anderen, höher Qualifizierten Kollegen anstellt. Jemand, der einen Arbeitsvertrag unterschreibt, um hinterher etwas von Hungerlohn, Lohn zum Weinen und fairer Bezahlung zu erzählen.