Moin zusammen!
Ich habe über 20 Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet, meistenteils ohne Tarifbindung. Handwerk, Technik, Leiharbeit, Industrie...da war alles dabei. Die paar wenigen Tarifbetriebe waren nicht wirklich auffällig. Eigentlich nur die Leihfirmen und die hatten Fake-Tarife. Kann man sich also schenken.
Als ich vor ca. 19 Monaten meinen Job beim Bund angenommen habe, war ich tatsächlich der Überzeugung, dass es mir jetzt gut geht. Absolut sicherer Job, tariflich bezahlt, geregelte Arbeitszeiten, pünktliches Gehalt und mehr Urlaub, als ich nehmen kann.
Jetzt habe ich die ersten Tarifverhandlungen in meinem Leben live mitbekommen. Natürlich habe ich recherchiert und hatte schon eine leichte Hasskappe, als ich die Initialforderungen gelesen habe. 8%, min. 350€ war schon eine Beleidigung für alle Beschäftigten. Nicht nur, dass die unteren Gehaltsklassen übermäßig aufsteigen (Wozu habe ich JAAAAAHRE gelernt, Studiert und Praxiserfahrung gesammelt?). Sieht man sich den Inflationsvergleich an, hätte die Forderung min. 20% sein müssen. 20% für alle, ohne Mindeststeigerung.
Streiks hin oder her...die bringen doch eh nichts. Relevante Gruppen (Pflege, Soldaten usw.) dürfen eh nicht streiken und der Rest nervt nur die anderen. Dann kommt der "Schlichter" und plötzlich bekommen wir eine Einigung unter der Inflation, also noch mal Kaufkraftverlust.
Ist ja nicht so, dass wir das nicht schon seit 50 Jahren so haben. Denn nicht nur die Inflation wird Netto NICHT ausgeglichen, auch der Spitzensteuersatz wird immer schneller erreicht. War es vor 60 Jahren 15x Durchschnittsgehalt, ist es heute ca. 1,2x bis zum Spitzensteuersatz.
Es reicht also nicht nur, dass die Gewerkschaften endlich wieder (wenn sie es denn jemals taten) im Sinne der Beschäftigten handeln...auch die Politik muss mal an neue Zeiten anpassen.
Die Diäten der Bundestagsabgeordneten steigen automatisch, die Grundsteuer wurde (teils verheerend) aktualisiert, die Mieten steigen unaufhörlich, Strom ist kaum noch bezahlbar, ALLES wird extrem teuer! Und es will mir wirklich jemand erzählen, dass man die Lohnsteuer nicht auch automatisieren kann? (Gehe niemals von Vorsatz aus, wenn Dummheit eine mögliche Erklärung ist. Aber Dummheit kann das nicht mehr sein.)
Ich bin zwar erst ein paar Monate in diesem "System", aber mein Beruf ist ganz klar definiert: Lösungen finden! Ich lerne aus der Not heraus, wenn ich es wissen muss oder wenn es mich selbst betrifft. So habe ich in den letzten Monaten gelernt, dass das aktuell bestehende System einfach nicht funktioniert.
Da stellen sich "ganz wichtige" Leute hin und lassen sich für totale Misserfolge feiern. Also Misserfolge für die, die sie eigentlich vertreten sollen...natürlich keine Misserfolge für sie selbst. Heute gibt es doch KI. Man muss doch nur mal schauen, wer für uns verhandelt. Wo kommen die Leute her, wo gehen sie hin? Auch wenn da kaum was mit tatsächlichen Beweisen belastbar ist, so lässt der normale Menschenverstand doch einen wirklich miesen Nachgeschmack aufkommen. Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, aber solchen Leuten traue ich nicht weiter, als ich sie werfen könnte.
Was ist also zu tun? Ihr könnt gerne weiter Eure Beiträge an die Gewerkschaften zahlen und denen Vertrauen. Bei Streiks gibt es doch einen Arbeitsausschluss des Arbeitgebers, also auch Gehaltsverlust, der durch die Gewerkschaft ausgeglichen wird, wenn man Mitglied ist. Hab ich das richtig verstanden? Also ICH war weeeeeiiiit von Streiks entfernt. Und wenn die Streiks meinen Arbeitsplatz beeinträchtigt HÄTTEN, dann wäre es nicht meine Schuld gewesen, also hatte ich absolut rein gar nichts zu befürchten. Soweit ich das richtig verstanden habe, sind also nur 12-17% der Beitragszahler tatsächlich im Streik/Arbeitskampf. Die profitieren also von den Beiträgen bei den Streiks, um dann miese Abschlüsse zu bekommen. Alle anderen zahlen ihre Beiträge und bekommen nur miese Ergebnisse.
Das klingt jetzt vielleicht brutal, aber warum gründen wir nicht eine neue Gewerkschaft? Scheiß auf Verdi und Co.! Eine Gewerkschaft von unten! Demokratische Wahlen, wer uns vertreten soll und ebenso demokratische Wahlen, ob die Angebote der Arbeitgeber akzeptabel sind. Ach...setzen wir noch einen drauf! Demokratische Wahlen, ob die Initialforderungen hoch genug sind!
Gewerkschaften sind Vereine. Die kann man mit nur 7 Mitgliedern gründen. Aber um mitzureden, muss man eine signifikante Anzahl von Arbeitnehmern haben. Der Anfang wird echt schwer. Wer übernimmt das Ruder? Wir brauchen rechtliche Unterstützung und Leute, die sich WIRKLICH auskennen. Dazu noch "harte Hunde" die gut Diskutieren können und sich nicht einlullen lassen. Irgendwann bekommen diese Leute auch Gehalt, aber bis dahin brauchen wir "Überzeugungstäter". Wer macht sowas mit? Wer traut sich? Die momentan tatsächlichen Streiker wohl eher nicht. Aber was ist mit den anderen? Was haben die zu verlieren? Nur ca. 16% der Mitglieder waren tatsächlich direkt an Streiks beteiligt. Also könnten 84% einfach eine neue Gewerkschaft gründen und die anderen dann später nach holen.
Ich LIEBE harte Diskussionen und Debatten. Bis sich ein besserer findet, wäre ich ganz vorne dabei. Wer macht mit?
Der Gedanke ist da, es fehlt nur der Wille. Also ICH wäre dabei!