Autor Thema: Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug  (Read 8763 times)

Locke821

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Moin zusammen!

Ich habe über 20 Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet, meistenteils ohne Tarifbindung. Handwerk, Technik, Leiharbeit, Industrie...da war alles dabei. Die paar wenigen Tarifbetriebe waren nicht wirklich auffällig. Eigentlich nur die Leihfirmen und die hatten Fake-Tarife. Kann man sich also schenken.

Als ich vor ca. 19 Monaten meinen Job beim Bund angenommen habe, war ich tatsächlich der Überzeugung, dass es mir jetzt gut geht. Absolut sicherer Job, tariflich bezahlt, geregelte Arbeitszeiten, pünktliches Gehalt und mehr Urlaub, als ich nehmen kann.

Jetzt habe ich die ersten Tarifverhandlungen in meinem Leben live mitbekommen. Natürlich habe ich recherchiert und hatte schon eine leichte Hasskappe, als ich die Initialforderungen gelesen habe. 8%, min. 350€ war schon eine Beleidigung für alle Beschäftigten. Nicht nur, dass die unteren Gehaltsklassen übermäßig aufsteigen (Wozu habe ich JAAAAAHRE gelernt, Studiert und Praxiserfahrung gesammelt?). Sieht man sich den Inflationsvergleich an, hätte die Forderung min. 20% sein müssen. 20% für alle, ohne Mindeststeigerung.

Streiks hin oder her...die bringen doch eh nichts. Relevante Gruppen (Pflege, Soldaten usw.) dürfen eh nicht streiken und der Rest nervt nur die anderen. Dann kommt der "Schlichter" und plötzlich bekommen wir eine Einigung unter der Inflation, also noch mal Kaufkraftverlust.

Ist ja nicht so, dass wir das nicht schon seit 50 Jahren so haben. Denn nicht nur die Inflation wird Netto NICHT ausgeglichen, auch der Spitzensteuersatz wird immer schneller erreicht. War es vor 60 Jahren 15x Durchschnittsgehalt, ist es heute ca. 1,2x bis zum Spitzensteuersatz.

Es reicht also nicht nur, dass die Gewerkschaften endlich wieder (wenn sie es denn jemals taten) im Sinne der Beschäftigten handeln...auch die Politik muss mal an neue Zeiten anpassen.

Die Diäten der Bundestagsabgeordneten steigen automatisch, die Grundsteuer wurde (teils verheerend) aktualisiert, die Mieten steigen unaufhörlich, Strom ist kaum noch bezahlbar, ALLES wird extrem teuer! Und es will mir wirklich jemand erzählen, dass man die Lohnsteuer nicht auch automatisieren kann? (Gehe niemals von Vorsatz aus, wenn Dummheit eine mögliche Erklärung ist. Aber Dummheit kann das nicht mehr sein.)


Ich bin zwar erst ein paar Monate in diesem "System", aber mein Beruf ist ganz klar definiert: Lösungen finden! Ich lerne aus der Not heraus, wenn ich es wissen muss oder wenn es mich selbst betrifft. So habe ich in den letzten Monaten gelernt, dass das aktuell bestehende System einfach nicht funktioniert.

Da stellen sich "ganz wichtige" Leute hin und lassen sich für totale Misserfolge feiern. Also Misserfolge für die, die sie eigentlich vertreten sollen...natürlich keine Misserfolge für sie selbst. Heute gibt es doch KI. Man muss doch nur mal schauen, wer für uns verhandelt. Wo kommen die Leute her, wo gehen sie hin? Auch wenn da kaum was mit tatsächlichen Beweisen belastbar ist, so lässt der normale Menschenverstand doch einen wirklich miesen Nachgeschmack aufkommen. Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, aber solchen Leuten traue ich nicht weiter, als ich sie werfen könnte.

Was ist also zu tun? Ihr könnt gerne weiter Eure Beiträge an die Gewerkschaften zahlen und denen Vertrauen. Bei Streiks gibt es doch einen Arbeitsausschluss des Arbeitgebers, also auch Gehaltsverlust, der durch die Gewerkschaft ausgeglichen wird, wenn man Mitglied ist. Hab ich das richtig verstanden? Also ICH war weeeeeiiiit von Streiks entfernt. Und wenn die Streiks meinen Arbeitsplatz beeinträchtigt HÄTTEN, dann wäre es nicht meine Schuld gewesen, also hatte ich absolut rein gar nichts zu befürchten. Soweit ich das richtig verstanden habe, sind also nur 12-17% der Beitragszahler tatsächlich im Streik/Arbeitskampf. Die profitieren also von den Beiträgen bei den Streiks, um dann miese Abschlüsse zu bekommen. Alle anderen zahlen ihre Beiträge und bekommen nur miese Ergebnisse.

Das klingt jetzt vielleicht brutal, aber warum gründen wir nicht eine neue Gewerkschaft? Scheiß auf Verdi und Co.! Eine Gewerkschaft von unten! Demokratische Wahlen, wer uns vertreten soll und ebenso demokratische Wahlen, ob die Angebote der Arbeitgeber akzeptabel sind. Ach...setzen wir noch einen drauf! Demokratische Wahlen, ob die Initialforderungen hoch genug sind!

Gewerkschaften sind Vereine. Die kann man mit nur 7 Mitgliedern gründen. Aber um mitzureden, muss man eine signifikante Anzahl von Arbeitnehmern haben. Der Anfang wird echt schwer. Wer übernimmt das Ruder? Wir brauchen rechtliche Unterstützung und Leute, die sich WIRKLICH auskennen. Dazu noch "harte Hunde" die gut Diskutieren können und sich nicht einlullen lassen. Irgendwann bekommen diese Leute auch Gehalt, aber bis dahin brauchen wir "Überzeugungstäter". Wer macht sowas mit? Wer traut sich? Die momentan tatsächlichen Streiker wohl eher nicht. Aber was ist mit den anderen? Was haben die zu verlieren? Nur ca. 16% der Mitglieder waren tatsächlich direkt an Streiks beteiligt. Also könnten 84% einfach eine neue Gewerkschaft gründen und die anderen dann später nach holen.

Ich LIEBE harte Diskussionen und Debatten. Bis sich ein besserer findet, wäre ich ganz vorne dabei. Wer macht mit?

Der Gedanke ist da, es fehlt nur der Wille. Also ICH wäre dabei!

2strong

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #1 am: 07.04.2025 22:58 »
Wenn es so scheiße ist, wieso gehst Du nicht einfach wieder zurück zu Deiner Leiharbeitsfirma?

FearOfTheDuck

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #2 am: 07.04.2025 23:02 »


Der Gedanke ist da, es fehlt nur der Wille. Also ICH wäre dabei!

Den Satz verstehe ich nicht. Mach doch!

Maggus

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #3 am: 08.04.2025 16:57 »
@Locke821

Sehr viel Meinung bei ganz wenig Ahnung!
Die ehrenamtlichen Mitglieder entscheiden mit welcher Forderung die Gewerkschaft in die Verhandlungen geht.
Sowohl die Entgelterhöhungen betreffend, als auch weitere Forderungen wie Verkürzung Arbeitszeit, mehr Flexibilität, zusätzliche freie Tage usw.

Also genau von unten nach oben erfolgt der Dialog und die Entscheidung.
Auch bei den Verhandlungen sind einige ehrenamtliche Mitglieder aus der Bundestarifkommission vor Ort um über die aktuellen Entwicklungen und Knackpunkte zu diskutieren und zu unterstützen.


Und wenn ich das schon lese: FORDERUNG 20 % - warum nicht gleich 50 %?
Natürlich selber keinen Finger krumm machen - sollen gefälligst andere für mich erkämpfen und verhandeln.

Verstehe gar nicht, dass Du in den ÖD gewechselt hast, nachdem Du bei Deinen bisherigen AGs doch vieles selbst für Dich herausverhandeln hättest können!

Und dann noch auf dicke Hose machen ... man müsste ne neue Gewerkschaft gründen ... genau man, also auch wieder andere sollen was tun und selber wieder nix auf die Kette kriegen!
Wie heißt es so treffend: "mit Dir lässt sich kein Saustall stürmen!"

Umlauf

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #4 am: 08.04.2025 20:53 »
@Locke821

Sehr viel Meinung bei ganz wenig Ahnung!
Die ehrenamtlichen Mitglieder entscheiden mit welcher Forderung die Gewerkschaft in die Verhandlungen geht.
Sowohl die Entgelterhöhungen betreffend, als auch weitere Forderungen wie Verkürzung Arbeitszeit, mehr Flexibilität, zusätzliche freie Tage usw.

Also genau von unten nach oben erfolgt der Dialog und die Entscheidung.
Auch bei den Verhandlungen sind einige ehrenamtliche Mitglieder aus der Bundestarifkommission vor Ort um über die aktuellen Entwicklungen und Knackpunkte zu diskutieren und zu unterstützen.


Und wenn ich das schon lese: FORDERUNG 20 % - warum nicht gleich 50 %?
Natürlich selber keinen Finger krumm machen - sollen gefälligst andere für mich erkämpfen und verhandeln.

Verstehe gar nicht, dass Du in den ÖD gewechselt hast, nachdem Du bei Deinen bisherigen AGs doch vieles selbst für Dich herausverhandeln hättest können!

Und dann noch auf dicke Hose machen ... man müsste ne neue Gewerkschaft gründen ... genau man, also auch wieder andere sollen was tun und selber wieder nix auf die Kette kriegen!
Wie heißt es so treffend: "mit Dir lässt sich kein Saustall stürmen!"

Einfach mit utopischen Forderungen rein gehen ist ebenso ein Problem. Wenn es einfach nur utopisch ist, wird das Gegenüber die Gewerkschaften nicht ernst nehmen. Die Kunst ist also mit seinen Forderungen nicht im Bereich der Phantasie zu landen, aber trotzdem noch in einem Bereich zu landen der Reserven für Verhandlungen hat.

Wer glaubt, man stellt Forderungen auf und die AG sagen einfach ja, dem ist wirklich nicht zu helfen.

Johann

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #5 am: 09.04.2025 11:52 »
Das Problem mit der Stauchung der Entgelte ist schon länger bekannt und führt tatsächlich dazu, dass es weiter oben immer weniger (vor allem qualifizierte) Bewerber gibt. Weil es bei dem, was auf dem Konto landet, kaum mehr einen Unterschied macht, ob man normaler Mitarbeiter ohne jegliche Verantwortung ist, der entspannt aus dem Homeoffice heraus seine Arbeit im Rahmen der Möglichkeiten verrichtet oder ob man als mittlere Führungskraft versucht, den Kopf in allen Projekten gleichzeitig zu haben und irgendwie die Übersicht zu behalten, aus Sichtbarkeitsgründen 3x wöchentlich ins Büro muss und generell wesentlich mehr Stress hat. Für monatlich 150€ netto mehr aufs Jahr gerechnet.

Dem kann man im Moment noch einigermaßen mit einer Verbeamtung entgegenwirken, weil da das Abstandsgebot noch einigermaßen funktioniert und der Abstand zwischen bspw. A12 und A14 auch wirklich als solcher wahrgenommen wird, anders als bei E12 nach E14. Bei über 20 Jahren Berufserfahrung ist natürlich fraglich, ob das für dich noch in Frage kommt. Und selbst wenn, wäre da der nächste Grund zu meckern, dass die amtsangemessene Alimentation auch schon seit Jahren in Karlsruhe auf dem Prüfstand steht. Aber immerhin kann man sich da den angemessenen Abstand einklagen, als Angestellter heißt es nur "Friss oder stirb".

Du schreibst davon, dass man Gewerkschaften durch KI ersetzen könnte. Den Ball kann man direkt zurückspielen zu den Arbeitnehmern, die vorrangig am Schreibtisch sitzen und insbesondere dort immer sehr ähnliche Aufgaben wahrnehmen. Selbst bei mir als Softwareentwickler kann ich KI nutzen, um mir zum bestehenden Code passende Codesnippets generieren zu lassen bzw. bei Änderungen dafür zu sorgen, dass diese gleichmäßig in der gesamten Codebasis an den entsprechenden Stellen vorgenommen werden, ohne dass ich mich noch groß durch den Code wühlen müsste. Was ich da noch machen muss ist, zu prüfen, ob die vorgenommenen Änderungen so korrekt sind oder ob ich händisch noch etwas nachjustieren muss. Das spart mir unheimlich viel Zeit und ich muss lediglich wissen, was ich da mache, aber für einfachere Aufgaben, die teilweise sehr lange dauern, wird unheimlich viel Zeit gespart. Damit habe ich mehr Luft, um an anderen Dingen zu arbeiten, was wiederum den Bedarf nach weiteren Kollegen verringert. Bei Problemen, die bei mir bisher selbst noch nicht aufgetreten sind, kann ich mittlerweile auch einfach die KI befragen, erhalte 3 Lösungsvorschläge und meistens bringt einer davon die Lösung. Vorher musste ich immer die Kollegen befragen und sie von ihrer Arbeit abhalten.

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird. Genau wie bei der Einführung der PCs werden Mitarbeiter nicht restlos ersetzt werden, aber KI wird vor allem bei Standardprozessen wahrscheinlich in der Zukunft vieles selber ausfüllen und die Kollegen werden nur noch kontrollieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, schaffen so aber bspw. 15 Anträge pro Stunde statt vorher 3-5.

Mit dem geringeren Bedarf nach Mitarbeitern ist dann auch der Kuchen, den man auf die bestehenden Mitarbeiter aufteilen kann, größer. Und ggf. führt das zu höheren Gehältern. (Wenn man sich das Diagramm mit dem Vergleich zwischen gestiegener Produktivität und Höhe der Löhne des letzten halben Jahrhunderts anguckt, wirds wahrscheinlich nicht so kommen, aber seis drum)

Eine "Gewerkschaft von unten" wird wahrscheinlich deinen Interessen zuwider laufen. In deinem Ausgangstext echauffierst du dich ja gerade darüber, dass du jahrelang gelernt und studiert hast um dann das gleiche zu verdienen wie "die da unten". Insofern wäre es für dich wahrscheinlich besser, wenn du eine Gewerkschaft der Studierten o.ä. gründest. Wahrscheinlich kommt da die Gewerkschaft der Lehrer deinen Interessen zumindest bezüglich Gehaltswünschen am Ehesten entgegen, weil die auch allesamt studiert sind und vor allem bei den wenigen angestellten Lehrern für Verbesserungen kämpfen.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #6 am: 09.04.2025 14:13 »

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird.



Kann ich mir zukünftig auch vorstellen. Allerdings müsste man dazu bei mancher Verwaltungs-Entscheidungsebene erst einmal überhaupt I einsetzen. ;)

IchGlaubIchSpinn

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #7 am: 10.04.2025 00:13 »
Das Problem mit der Stauchung der Entgelte ist schon länger bekannt und führt tatsächlich dazu, dass es weiter oben immer weniger (vor allem qualifizierte) Bewerber gibt. Weil es bei dem, was auf dem Konto landet, kaum mehr einen Unterschied macht, ob man normaler Mitarbeiter ohne jegliche Verantwortung ist, der entspannt aus dem Homeoffice heraus seine Arbeit im Rahmen der Möglichkeiten verrichtet oder ob man als mittlere Führungskraft versucht, den Kopf in allen Projekten gleichzeitig zu haben und irgendwie die Übersicht zu behalten, aus Sichtbarkeitsgründen 3x wöchentlich ins Büro muss und generell wesentlich mehr Stress hat. Für monatlich 150€ netto mehr aufs Jahr gerechnet.

Dem kann man im Moment noch einigermaßen mit einer Verbeamtung entgegenwirken, weil da das Abstandsgebot noch einigermaßen funktioniert und der Abstand zwischen bspw. A12 und A14 auch wirklich als solcher wahrgenommen wird, anders als bei E12 nach E14. Bei über 20 Jahren Berufserfahrung ist natürlich fraglich, ob das für dich noch in Frage kommt. Und selbst wenn, wäre da der nächste Grund zu meckern, dass die amtsangemessene Alimentation auch schon seit Jahren in Karlsruhe auf dem Prüfstand steht. Aber immerhin kann man sich da den angemessenen Abstand einklagen, als Angestellter heißt es nur "Friss oder stirb".

Du schreibst davon, dass man Gewerkschaften durch KI ersetzen könnte. Den Ball kann man direkt zurückspielen zu den Arbeitnehmern, die vorrangig am Schreibtisch sitzen und insbesondere dort immer sehr ähnliche Aufgaben wahrnehmen. Selbst bei mir als Softwareentwickler kann ich KI nutzen, um mir zum bestehenden Code passende Codesnippets generieren zu lassen bzw. bei Änderungen dafür zu sorgen, dass diese gleichmäßig in der gesamten Codebasis an den entsprechenden Stellen vorgenommen werden, ohne dass ich mich noch groß durch den Code wühlen müsste. Was ich da noch machen muss ist, zu prüfen, ob die vorgenommenen Änderungen so korrekt sind oder ob ich händisch noch etwas nachjustieren muss. Das spart mir unheimlich viel Zeit und ich muss lediglich wissen, was ich da mache, aber für einfachere Aufgaben, die teilweise sehr lange dauern, wird unheimlich viel Zeit gespart. Damit habe ich mehr Luft, um an anderen Dingen zu arbeiten, was wiederum den Bedarf nach weiteren Kollegen verringert. Bei Problemen, die bei mir bisher selbst noch nicht aufgetreten sind, kann ich mittlerweile auch einfach die KI befragen, erhalte 3 Lösungsvorschläge und meistens bringt einer davon die Lösung. Vorher musste ich immer die Kollegen befragen und sie von ihrer Arbeit abhalten.

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird. Genau wie bei der Einführung der PCs werden Mitarbeiter nicht restlos ersetzt werden, aber KI wird vor allem bei Standardprozessen wahrscheinlich in der Zukunft vieles selber ausfüllen und die Kollegen werden nur noch kontrollieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, schaffen so aber bspw. 15 Anträge pro Stunde statt vorher 3-5.

Mit dem geringeren Bedarf nach Mitarbeitern ist dann auch der Kuchen, den man auf die bestehenden Mitarbeiter aufteilen kann, größer. Und ggf. führt das zu höheren Gehältern. (Wenn man sich das Diagramm mit dem Vergleich zwischen gestiegener Produktivität und Höhe der Löhne des letzten halben Jahrhunderts anguckt, wirds wahrscheinlich nicht so kommen, aber seis drum)

Eine "Gewerkschaft von unten" wird wahrscheinlich deinen Interessen zuwider laufen. In deinem Ausgangstext echauffierst du dich ja gerade darüber, dass du jahrelang gelernt und studiert hast um dann das gleiche zu verdienen wie "die da unten". Insofern wäre es für dich wahrscheinlich besser, wenn du eine Gewerkschaft der Studierten o.ä. gründest. Wahrscheinlich kommt da die Gewerkschaft der Lehrer deinen Interessen zumindest bezüglich Gehaltswünschen am Ehesten entgegen, weil die auch allesamt studiert sind und vor allem bei den wenigen angestellten Lehrern für Verbesserungen kämpfen.

Ich sehe es wie Johann, allerdings müsste auch der öD deutlich attraktiver werden, da derzeit einfach zuviele vakante Stellen gibt und es soll angeblich laut einer Berechnung durch Ökonomen bis 2030 auf 500.000 vakante Stellen anwachsen, weil die Babyboomer und der demokratische Wandel den Fachkräftemangel im öD massiv verstärkt.

Mit mehr Entgelt steigt auch die Attraktivität und die Option auf eine Verbeamtung, sowieso. Allerdings sind nicht alle Stellen auch als Planstellen für Beamte ausgewiesen. Fachkräfte im EG 8-9c, Studierte ab E10 verdienen dann zur Wirtschaft deutlich weniger. Vgl. Metaller-Tarif.

clarion

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #8 am: 10.04.2025 12:30 »
Man kann Bürokratie radikal verschlanken und mehr digitalisieren, dann braucht es auch deutlich weniger Leute in der Verwaltung

Tja der Metalltarif bildet beileibe nicht Durchschnittsgehälter ab. Im Vergleich zu kaufmännischen Berufen ist die Bezahlung im Bereich E6 bis E9a ziemlich gut.

VFA West

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #9 am: 10.04.2025 22:04 »

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird.



Kann ich mir zukünftig auch vorstellen. Allerdings müsste man dazu bei mancher Verwaltungs-Entscheidungsebene erst einmal überhaupt I einsetzen. ;)

 ;D genau so ist es

Wird aber kommen, spätestens wenn wirklich gar nichts mehr geht. Spürbare Entgelterhöhungen wird man versuchen, mit allen Mitteln zu verhindern.

Schokobon

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #10 am: 10.04.2025 22:53 »
Muss kommen.
Unser halber Laden geht innerhalb der nächsten 5-9 Jahre in Rente und Pension.
Neues Personal Fehlanzeige.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #11 am: 10.04.2025 23:09 »
Eigentlich gäbe es keinen besseren Zeitpunkt. Würde man im gleichen Atemzug Vorgänge automatisieren und drauf schauen, welche Prozesse und Aufgaben man einstampfen kann, könnte man zahlreiche Stellen einsparen und hätte damit gleichzeitig genug Personalkosten eingespart, um das restliche Personal gut auszustatten oder neue Fachkräfte zu gewinnen.

Aber Faust aufs Auge: ...allein mir fehlt der Glaube.
Wir reden hier auch schon ein paar Jahre davon, dass die AG wohl erst durch Schmerz lernen müssen. Nun, selbige und ihre politischen Entscheidungsträger scheinen sehr, sehr leidensfähig zu sein.  :-\

Schokobon

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #12 am: 10.04.2025 23:19 »
Diese Entscheidungen zu treffen und konsequent umzusetzen wäre das erste Nachhaltige, das die Boomer tun.

Eukalyptus

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #13 am: 10.04.2025 23:42 »
Diese Entscheidungen zu treffen und konsequent umzusetzen wäre das erste Nachhaltige, das die Boomer tun.

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

Julianx1

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Antw:Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug
« Antwort #14 am: 17.04.2025 12:09 »
Moin zusammen!

Ich habe über 20 Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet, meistenteils ohne Tarifbindung. Handwerk, Technik, Leiharbeit, Industrie...da war alles dabei. Die paar wenigen Tarifbetriebe waren nicht wirklich auffällig. Eigentlich nur die Leihfirmen und die hatten Fake-Tarife. Kann man sich also schenken.

Als ich vor ca. 19 Monaten meinen Job beim Bund angenommen habe, war ich tatsächlich der Überzeugung, dass es mir jetzt gut geht. Absolut sicherer Job, tariflich bezahlt, geregelte Arbeitszeiten, pünktliches Gehalt und mehr Urlaub, als ich nehmen kann.

Jetzt habe ich die ersten Tarifverhandlungen in meinem Leben live mitbekommen. Natürlich habe ich recherchiert und hatte schon eine leichte Hasskappe, als ich die Initialforderungen gelesen habe. 8%, min. 350€ war schon eine Beleidigung für alle Beschäftigten. Nicht nur, dass die unteren Gehaltsklassen übermäßig aufsteigen (Wozu habe ich JAAAAAHRE gelernt, Studiert und Praxiserfahrung gesammelt?). Sieht man sich den Inflationsvergleich an, hätte die Forderung min. 20% sein müssen. 20% für alle, ohne Mindeststeigerung.

Streiks hin oder her...die bringen doch eh nichts. Relevante Gruppen (Pflege, Soldaten usw.) dürfen eh nicht streiken und der Rest nervt nur die anderen. Dann kommt der "Schlichter" und plötzlich bekommen wir eine Einigung unter der Inflation, also noch mal Kaufkraftverlust.

Ist ja nicht so, dass wir das nicht schon seit 50 Jahren so haben. Denn nicht nur die Inflation wird Netto NICHT ausgeglichen, auch der Spitzensteuersatz wird immer schneller erreicht. War es vor 60 Jahren 15x Durchschnittsgehalt, ist es heute ca. 1,2x bis zum Spitzensteuersatz.

Es reicht also nicht nur, dass die Gewerkschaften endlich wieder (wenn sie es denn jemals taten) im Sinne der Beschäftigten handeln...auch die Politik muss mal an neue Zeiten anpassen.

Die Diäten der Bundestagsabgeordneten steigen automatisch, die Grundsteuer wurde (teils verheerend) aktualisiert, die Mieten steigen unaufhörlich, Strom ist kaum noch bezahlbar, ALLES wird extrem teuer! Und es will mir wirklich jemand erzählen, dass man die Lohnsteuer nicht auch automatisieren kann? (Gehe niemals von Vorsatz aus, wenn Dummheit eine mögliche Erklärung ist. Aber Dummheit kann das nicht mehr sein.)


Ich bin zwar erst ein paar Monate in diesem "System", aber mein Beruf ist ganz klar definiert: Lösungen finden! Ich lerne aus der Not heraus, wenn ich es wissen muss oder wenn es mich selbst betrifft. So habe ich in den letzten Monaten gelernt, dass das aktuell bestehende System einfach nicht funktioniert.

Da stellen sich "ganz wichtige" Leute hin und lassen sich für totale Misserfolge feiern. Also Misserfolge für die, die sie eigentlich vertreten sollen...natürlich keine Misserfolge für sie selbst. Heute gibt es doch KI. Man muss doch nur mal schauen, wer für uns verhandelt. Wo kommen die Leute her, wo gehen sie hin? Auch wenn da kaum was mit tatsächlichen Beweisen belastbar ist, so lässt der normale Menschenverstand doch einen wirklich miesen Nachgeschmack aufkommen. Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, aber solchen Leuten traue ich nicht weiter, als ich sie werfen könnte.

Was ist also zu tun? Ihr könnt gerne weiter Eure Beiträge an die Gewerkschaften zahlen und denen Vertrauen. Bei Streiks gibt es doch einen Arbeitsausschluss des Arbeitgebers, also auch Gehaltsverlust, der durch die Gewerkschaft ausgeglichen wird, wenn man Mitglied ist. Hab ich das richtig verstanden? Also ICH war weeeeeiiiit von Streiks entfernt. Und wenn die Streiks meinen Arbeitsplatz beeinträchtigt HÄTTEN, dann wäre es nicht meine Schuld gewesen, also hatte ich absolut rein gar nichts zu befürchten. Soweit ich das richtig verstanden habe, sind also nur 12-17% der Beitragszahler tatsächlich im Streik/Arbeitskampf. Die profitieren also von den Beiträgen bei den Streiks, um dann miese Abschlüsse zu bekommen. Alle anderen zahlen ihre Beiträge und bekommen nur miese Ergebnisse.

Das klingt jetzt vielleicht brutal, aber warum gründen wir nicht eine neue Gewerkschaft? Scheiß auf Verdi und Co.! Eine Gewerkschaft von unten! Demokratische Wahlen, wer uns vertreten soll und ebenso demokratische Wahlen, ob die Angebote der Arbeitgeber akzeptabel sind. Ach...setzen wir noch einen drauf! Demokratische Wahlen, ob die Initialforderungen hoch genug sind!

Gewerkschaften sind Vereine. Die kann man mit nur 7 Mitgliedern gründen. Aber um mitzureden, muss man eine signifikante Anzahl von Arbeitnehmern haben. Der Anfang wird echt schwer. Wer übernimmt das Ruder? Wir brauchen rechtliche Unterstützung und Leute, die sich WIRKLICH auskennen. Dazu noch "harte Hunde" die gut Diskutieren können und sich nicht einlullen lassen. Irgendwann bekommen diese Leute auch Gehalt, aber bis dahin brauchen wir "Überzeugungstäter". Wer macht sowas mit? Wer traut sich? Die momentan tatsächlichen Streiker wohl eher nicht. Aber was ist mit den anderen? Was haben die zu verlieren? Nur ca. 16% der Mitglieder waren tatsächlich direkt an Streiks beteiligt. Also könnten 84% einfach eine neue Gewerkschaft gründen und die anderen dann später nach holen.

Ich LIEBE harte Diskussionen und Debatten. Bis sich ein besserer findet, wäre ich ganz vorne dabei. Wer macht mit?

Der Gedanke ist da, es fehlt nur der Wille. Also ICH wäre dabei!

Was für ein Schwachsinn. Solche Leute brauche ich nicht in meinem ÖD. Täglich grüßt der Troll