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Tarif 2025 ist kein Witz, es ist eine Beleidigug

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Johann:
Das Problem mit der Stauchung der Entgelte ist schon länger bekannt und führt tatsächlich dazu, dass es weiter oben immer weniger (vor allem qualifizierte) Bewerber gibt. Weil es bei dem, was auf dem Konto landet, kaum mehr einen Unterschied macht, ob man normaler Mitarbeiter ohne jegliche Verantwortung ist, der entspannt aus dem Homeoffice heraus seine Arbeit im Rahmen der Möglichkeiten verrichtet oder ob man als mittlere Führungskraft versucht, den Kopf in allen Projekten gleichzeitig zu haben und irgendwie die Übersicht zu behalten, aus Sichtbarkeitsgründen 3x wöchentlich ins Büro muss und generell wesentlich mehr Stress hat. Für monatlich 150€ netto mehr aufs Jahr gerechnet.

Dem kann man im Moment noch einigermaßen mit einer Verbeamtung entgegenwirken, weil da das Abstandsgebot noch einigermaßen funktioniert und der Abstand zwischen bspw. A12 und A14 auch wirklich als solcher wahrgenommen wird, anders als bei E12 nach E14. Bei über 20 Jahren Berufserfahrung ist natürlich fraglich, ob das für dich noch in Frage kommt. Und selbst wenn, wäre da der nächste Grund zu meckern, dass die amtsangemessene Alimentation auch schon seit Jahren in Karlsruhe auf dem Prüfstand steht. Aber immerhin kann man sich da den angemessenen Abstand einklagen, als Angestellter heißt es nur "Friss oder stirb".

Du schreibst davon, dass man Gewerkschaften durch KI ersetzen könnte. Den Ball kann man direkt zurückspielen zu den Arbeitnehmern, die vorrangig am Schreibtisch sitzen und insbesondere dort immer sehr ähnliche Aufgaben wahrnehmen. Selbst bei mir als Softwareentwickler kann ich KI nutzen, um mir zum bestehenden Code passende Codesnippets generieren zu lassen bzw. bei Änderungen dafür zu sorgen, dass diese gleichmäßig in der gesamten Codebasis an den entsprechenden Stellen vorgenommen werden, ohne dass ich mich noch groß durch den Code wühlen müsste. Was ich da noch machen muss ist, zu prüfen, ob die vorgenommenen Änderungen so korrekt sind oder ob ich händisch noch etwas nachjustieren muss. Das spart mir unheimlich viel Zeit und ich muss lediglich wissen, was ich da mache, aber für einfachere Aufgaben, die teilweise sehr lange dauern, wird unheimlich viel Zeit gespart. Damit habe ich mehr Luft, um an anderen Dingen zu arbeiten, was wiederum den Bedarf nach weiteren Kollegen verringert. Bei Problemen, die bei mir bisher selbst noch nicht aufgetreten sind, kann ich mittlerweile auch einfach die KI befragen, erhalte 3 Lösungsvorschläge und meistens bringt einer davon die Lösung. Vorher musste ich immer die Kollegen befragen und sie von ihrer Arbeit abhalten.

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird. Genau wie bei der Einführung der PCs werden Mitarbeiter nicht restlos ersetzt werden, aber KI wird vor allem bei Standardprozessen wahrscheinlich in der Zukunft vieles selber ausfüllen und die Kollegen werden nur noch kontrollieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, schaffen so aber bspw. 15 Anträge pro Stunde statt vorher 3-5.

Mit dem geringeren Bedarf nach Mitarbeitern ist dann auch der Kuchen, den man auf die bestehenden Mitarbeiter aufteilen kann, größer. Und ggf. führt das zu höheren Gehältern. (Wenn man sich das Diagramm mit dem Vergleich zwischen gestiegener Produktivität und Höhe der Löhne des letzten halben Jahrhunderts anguckt, wirds wahrscheinlich nicht so kommen, aber seis drum)

Eine "Gewerkschaft von unten" wird wahrscheinlich deinen Interessen zuwider laufen. In deinem Ausgangstext echauffierst du dich ja gerade darüber, dass du jahrelang gelernt und studiert hast um dann das gleiche zu verdienen wie "die da unten". Insofern wäre es für dich wahrscheinlich besser, wenn du eine Gewerkschaft der Studierten o.ä. gründest. Wahrscheinlich kommt da die Gewerkschaft der Lehrer deinen Interessen zumindest bezüglich Gehaltswünschen am Ehesten entgegen, weil die auch allesamt studiert sind und vor allem bei den wenigen angestellten Lehrern für Verbesserungen kämpfen.

FearOfTheDuck:

--- Zitat von: Johann am 09.04.2025 11:52 ---
Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird.



--- End quote ---

Kann ich mir zukünftig auch vorstellen. Allerdings müsste man dazu bei mancher Verwaltungs-Entscheidungsebene erst einmal überhaupt I einsetzen. ;)

IchGlaubIchSpinn:

--- Zitat von: Johann am 09.04.2025 11:52 ---Das Problem mit der Stauchung der Entgelte ist schon länger bekannt und führt tatsächlich dazu, dass es weiter oben immer weniger (vor allem qualifizierte) Bewerber gibt. Weil es bei dem, was auf dem Konto landet, kaum mehr einen Unterschied macht, ob man normaler Mitarbeiter ohne jegliche Verantwortung ist, der entspannt aus dem Homeoffice heraus seine Arbeit im Rahmen der Möglichkeiten verrichtet oder ob man als mittlere Führungskraft versucht, den Kopf in allen Projekten gleichzeitig zu haben und irgendwie die Übersicht zu behalten, aus Sichtbarkeitsgründen 3x wöchentlich ins Büro muss und generell wesentlich mehr Stress hat. Für monatlich 150€ netto mehr aufs Jahr gerechnet.

Dem kann man im Moment noch einigermaßen mit einer Verbeamtung entgegenwirken, weil da das Abstandsgebot noch einigermaßen funktioniert und der Abstand zwischen bspw. A12 und A14 auch wirklich als solcher wahrgenommen wird, anders als bei E12 nach E14. Bei über 20 Jahren Berufserfahrung ist natürlich fraglich, ob das für dich noch in Frage kommt. Und selbst wenn, wäre da der nächste Grund zu meckern, dass die amtsangemessene Alimentation auch schon seit Jahren in Karlsruhe auf dem Prüfstand steht. Aber immerhin kann man sich da den angemessenen Abstand einklagen, als Angestellter heißt es nur "Friss oder stirb".

Du schreibst davon, dass man Gewerkschaften durch KI ersetzen könnte. Den Ball kann man direkt zurückspielen zu den Arbeitnehmern, die vorrangig am Schreibtisch sitzen und insbesondere dort immer sehr ähnliche Aufgaben wahrnehmen. Selbst bei mir als Softwareentwickler kann ich KI nutzen, um mir zum bestehenden Code passende Codesnippets generieren zu lassen bzw. bei Änderungen dafür zu sorgen, dass diese gleichmäßig in der gesamten Codebasis an den entsprechenden Stellen vorgenommen werden, ohne dass ich mich noch groß durch den Code wühlen müsste. Was ich da noch machen muss ist, zu prüfen, ob die vorgenommenen Änderungen so korrekt sind oder ob ich händisch noch etwas nachjustieren muss. Das spart mir unheimlich viel Zeit und ich muss lediglich wissen, was ich da mache, aber für einfachere Aufgaben, die teilweise sehr lange dauern, wird unheimlich viel Zeit gespart. Damit habe ich mehr Luft, um an anderen Dingen zu arbeiten, was wiederum den Bedarf nach weiteren Kollegen verringert. Bei Problemen, die bei mir bisher selbst noch nicht aufgetreten sind, kann ich mittlerweile auch einfach die KI befragen, erhalte 3 Lösungsvorschläge und meistens bringt einer davon die Lösung. Vorher musste ich immer die Kollegen befragen und sie von ihrer Arbeit abhalten.

Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird. Genau wie bei der Einführung der PCs werden Mitarbeiter nicht restlos ersetzt werden, aber KI wird vor allem bei Standardprozessen wahrscheinlich in der Zukunft vieles selber ausfüllen und die Kollegen werden nur noch kontrollieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, schaffen so aber bspw. 15 Anträge pro Stunde statt vorher 3-5.

Mit dem geringeren Bedarf nach Mitarbeitern ist dann auch der Kuchen, den man auf die bestehenden Mitarbeiter aufteilen kann, größer. Und ggf. führt das zu höheren Gehältern. (Wenn man sich das Diagramm mit dem Vergleich zwischen gestiegener Produktivität und Höhe der Löhne des letzten halben Jahrhunderts anguckt, wirds wahrscheinlich nicht so kommen, aber seis drum)

Eine "Gewerkschaft von unten" wird wahrscheinlich deinen Interessen zuwider laufen. In deinem Ausgangstext echauffierst du dich ja gerade darüber, dass du jahrelang gelernt und studiert hast um dann das gleiche zu verdienen wie "die da unten". Insofern wäre es für dich wahrscheinlich besser, wenn du eine Gewerkschaft der Studierten o.ä. gründest. Wahrscheinlich kommt da die Gewerkschaft der Lehrer deinen Interessen zumindest bezüglich Gehaltswünschen am Ehesten entgegen, weil die auch allesamt studiert sind und vor allem bei den wenigen angestellten Lehrern für Verbesserungen kämpfen.

--- End quote ---

Ich sehe es wie Johann, allerdings müsste auch der öD deutlich attraktiver werden, da derzeit einfach zuviele vakante Stellen gibt und es soll angeblich laut einer Berechnung durch Ökonomen bis 2030 auf 500.000 vakante Stellen anwachsen, weil die Babyboomer und der demokratische Wandel den Fachkräftemangel im öD massiv verstärkt.

Mit mehr Entgelt steigt auch die Attraktivität und die Option auf eine Verbeamtung, sowieso. Allerdings sind nicht alle Stellen auch als Planstellen für Beamte ausgewiesen. Fachkräfte im EG 8-9c, Studierte ab E10 verdienen dann zur Wirtschaft deutlich weniger. Vgl. Metaller-Tarif.

clarion:
Man kann Bürokratie radikal verschlanken und mehr digitalisieren, dann braucht es auch deutlich weniger Leute in der Verwaltung

Tja der Metalltarif bildet beileibe nicht Durchschnittsgehälter ab. Im Vergleich zu kaufmännischen Berufen ist die Bezahlung im Bereich E6 bis E9a ziemlich gut.

VFA West:

--- Zitat von: FearOfTheDuck am 09.04.2025 14:13 ---
--- Zitat von: Johann am 09.04.2025 11:52 ---
Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an hohen Mitarbeiterzahlen im Verwaltungsapparat mit dem Einsatz von KI-Hilfstools ebenfalls reduzieren können wird.



--- End quote ---

Kann ich mir zukünftig auch vorstellen. Allerdings müsste man dazu bei mancher Verwaltungs-Entscheidungsebene erst einmal überhaupt I einsetzen. ;)

--- End quote ---

 ;D genau so ist es

Wird aber kommen, spätestens wenn wirklich gar nichts mehr geht. Spürbare Entgelterhöhungen wird man versuchen, mit allen Mitteln zu verhindern.

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