Autor Thema: Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26  (Read 4640 times)

Hobbyjurist

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In diesem und im vergangenen Jahr hat es starke Beitragserhöhungen in der Kranken- und Pflegeversicherung gegeben.

In der GKV ist der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 1,7 % auf 2,5 % gestiegen, so dass der Gesamtbeitragssatz nunmehr 17,1 % beträgt. Der tatsächliche kassenindividuelle Zusatzbeitrag liegt meist noch höher. Der Beitragssatz der sozialen Pflegeversicherung ist von 3,4 % auf 3,6 % gestiegen, Kinderlose zahlen einen Zuschlag von 0,6 %. Auch die privaten Kassen haben enorm erhöht, durchschnittlich etwa um 18 %, wobei es beträchtliche Unterschiede zwischen den Versicherungsunternehmen und Tarifen gibt.

Beide Versicherungsarten sind für Beamte relevant, denn man kann sich privat oder freiwillig gesetzlich versichern. Manche Bundesländer bieten auch die pauschale Beihilfe an.

Wie wird es mit den Beiträgen weitergehen? Laut https://www.pkv.de/wissen/beitraege/ sollen sich zwischen 2005 und 2025 die PKV-Beiträge mit 3,1 % p.a. weniger stark als die GKV-Beiträge mit 3,8 % p.a. entwickelt haben. Aber wird dieses Verhältnis auf Dauer so bleiben?

Mich würden Berichte, Meinungen, Einschätzungen, Prognosen interessieren, wie sich die Beiträge gesetzlich und privat Versicherter in naher und ferner Zukunft absolut, prozentual und im Vergleich von PKV und GKV entwickeln werden.

Zuletzt war für den gesetzlichen Bereich zu lesen: "Lauterbach erwartet höhere Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung". Auch beunruhigend finde ich die Beitragsszenarien im Artikel https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/sozialbeitraege-steigen-studie-100.html.

clarion

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #1 am: 20.04.2025 08:06 »
Ich nehme an,  dass die Beitragsentwicklung für GKV und PKV gleichermaßen steigend ist und es nur in Nuancen Unterschiede gibt. Grund, die Babyboomer sind auch in der Beamtenschaft stark vertreten. Und die Rahmenbedingungen sind für alle gleich.

Ich beispielsweise finde meine privaten PKV Beiträge für die Pflege auch nach der letzten Steigerung sehr niedrig. Und kann mir nicht vorstellen, dass für die paar Kröten eine vernünftige Leistung geboten wird.

Die Frage der Ressourcen wird noch wesentlich sein. Die Zahl der Krankenhäuser muss beispielsweise drastisch reduziert werden. Die Dänen haben pro 100.000 Einwohner sehr viel weniger Krankenhausbetten als wir und eine vergleichbare Lebenserwartung. Ich glaube, nur die USA hat ein noch ineffizienteres Gesundheitswesen als Deutschland ( d.h. noch teurer und für viele Menschen sehr viel prekärer als bei uns). Karl Lauterbach war in seinem Job schon nicht verkehrt, auch wenn Interessengruppen ihn teils erfolgreich behindert haben, wo sie nur konnten.

Ozymandias

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #2 am: 20.04.2025 11:36 »
Die PKV steigt weniger stark, da diese enorme Altersrückstellungen hat. Bei der GKV schlägt die Demographie voll durch. Vermutlich hat auch die unkontrollierte Migration den Topf etwas leerer gemacht.

Die Beiträge der PPV sind aufgrund der Reformen allerdings explodiert. Bei viel Vollversicherten von z.B. 20 auf fast 100 Euro. Bei der PKV ist das Problem aber eben auch, dass kleine Beitragsanpassungen nicht möglich sind. Wenn eine Beitragserhöhung nötig wird, dann kommt immer gleich eine etwas höhere.
Hat der Gesetzgeber so vorgeben, dass die Rechnungsgrößen sich relativ stark verändern müssen, bevor eine Beitragserhöhung erfolgen kann.

Die GKV steigt hingegen durch mindestens 3 Stellschrauben. Beitragssatz, Beitragsbemessungsgrenze und Einschränkung der Leistungen.

Es gibt komischerweise auch keine Gesundheitsreform, die wirklich etwas verbessert oder günstiger gemacht hat. Die Krankenhausreform wird ein noch größeres Loch ins Budget fressen.

Die PKV dürfte langfristig besser sein, besonders in Kombination mit Beihilfe.
Der Rest der Bevölkerung darf sich darauf einstellen, selber mehr in die eigene Gesundheit zu stecken. In anderen Ländern ist das völlig üblich. Dort müssen auch Angehörige die Patienten im Krankenhaus mit Essen verpflegen.

In der Türkei kriegt man z.B. ein Gesundheitscheck mit Blutwerten, Ultraschall, Ganzkörper MRT, etc. für 1000 Dollar.

Das Gesundheitssystem bräuchte eine Anlaufstelle unterhalb eines Arztes, um die ganzen Bagatellkrankheiten auszusortieren. Erwachsene Menschen sollten auch nicht um Rezepte betteln müssen.

Bastel

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #3 am: 23.04.2025 07:15 »
Knöpft einem in der Türkei auch jemand ca. 17% von seinem Gehalt für die Krankenkasse ab? ::)

Organisator

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #4 am: 23.04.2025 08:06 »
Knöpft einem in der Türkei auch jemand ca. 17% von seinem Gehalt für die Krankenkasse ab? ::)

11% ohne PV und Krankengeld

Schmitti

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #5 am: 23.04.2025 10:58 »
Das Gesundheitssystem bräuchte eine Anlaufstelle unterhalb eines Arztes, um die ganzen Bagatellkrankheiten auszusortieren.
Sowas gab es früher mal. Nannte sich: Gesunder Menschenverstand.

Mit was man heute alles meint sofort einen Arzt behelligen zu müssen, ist zunächst mal ein gesellschaftliches Problem bzw. die einfache Folge davon, dass zu große Teile unserer Bevölkerung eigentlich nicht selbständig lebensfähig sind. Das zieht sich vom einfachen Hausarzt bis hin zu den Rettungsdiensten und Notaufnahmen.
Das muss man wieder fordern und fördern, und nicht die Allgemeinheit mit den Kosten dieses oft Irrsinns behelligen, sondern die Irrsinnigen. Das wäre schon ein Baustein für Beitragsstabilität.
Und wo der Deutsche auch nicht so richtig heran will: Wozu braucht es 94 verschiedene gesetzliche Krankenkassen? Und müssen die Vorstände davon tlw. mehr verdienen als ein Bundeskanzler?
Es gibt soviel Einsparpotential im Gesundheitssystem, ohne das echte Patienten und deren Versorgung dadurch Abstriche machen müssten. Ist aber politisch quer durch die Parteien nicht gewollt.

Ozymandias

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #6 am: 23.04.2025 14:31 »
Diese Dienstleistungen sind dort auch außerhalb des Leistungsspektrums.

Oftmals bekommt man in Deutschland mittlerweile auch nur noch eine gute Behandlung, wenn man den Ärzten eine Haftungsfalle stellt. z.B. durch Behauptung Krankheit xyz trete öfter in der Familie auf. Wenn dann nicht genau hingeschaut wird, geht es Richtung Kunstfehler.

@Schmitti in den 70ern gab es fast 3000 Krankenkassen.

Hobbyjurist

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #7 am: 01.05.2025 18:13 »
Bis zum Jahresende sind es noch 8 Monate, doch ich wage schon mal eine Prognose:

Bei den gesetzlich Versicherten rechne ich damit, dass Kranken- und Pflegeversicherung in Summe um weitere 1 bis 2 Prozentpunkte anziehen werden. Bei gleich bleibendem Gehalt wäre das allein schon ein relativer Beitragsanstieg von etwa 5 bis 10 %, und zusätzlich wird ja auch jede Gehaltserhöhung mit verbeitragt. Für PKV und PPV kann ich mir nach den Rekorderhöhungen in diesem Jahr für 2026 keine weitere Erhöhung vorstellen, zumal dafür auch immer eine gewisse Schwelle erreicht werden muss.

Bei der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung erwarte ich einen Beitragsanstieg erst 2027, damit nicht alles auf einmal kommt, die gesetzliche Rentenversicherung wird irgendwann folgen.

Mal sehen, was davon tatsächlich eintritt und wie andere die Lage einschätzen.

clarion

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #8 am: 02.05.2025 08:14 »
Dem Demographieproblem der Sozialversicherungen kann man nur durch steigende Beiträge, sinkender Leistung und durch Stützung durch Steuergelder beikommen.

Bei der Querfinzierung durch Steuern sind PKV Versicherte dabei. Eine Leistungsabsenkung durch Erhöhung des Renteneintrittalter würde PKV Versicherte ebenfalls treffen, genauso wie die Erhöhung der PKV Beiträge durch steigende Gesundheit und Pflegekosten und steigende Lebenserwartung. Die drastische Erhöhung der PKVen wird nicht die Letzte sein.

Alphonso

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #9 am: 05.05.2025 12:05 »
Praktisch wird die Lösung ja wohl so aussehen, dass es einfach Beitragsanpassungen geben wird. Bis eine wirkliche Reform ausgehandelt und umgesetzt ist, ist das Demographieproblem gelöst (Ich gehe davon aus, dass wir da noch 20-30 Jahre für brauchen). Solange wird man das alles irgendwie am laufen halten.

Karsten

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #10 am: 08.05.2025 10:34 »
Jahresbericht 2024 Bafin: Beiträge zur privaten Krankenversicherung

https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Jahresbericht/dl_jb_2024.pdf?__blob=publicationFile&v=6
"...
Bei den privaten Krankenversicherern errechnete die Bafin, dass 85 Prozent aller Vollversicherten in mindestens einem Haupttarif von Beitragsanpassungen im Jahr 2024 betroffen waren. Im Durchschnitt wurden die Prämien um 13,9 Prozent erhöht...."



Schmitti

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #11 am: 22.05.2025 11:07 »
https://www.spiegel.de/wirtschaft/private-krankenversicherungen-erhoehen-basistarif-offenbar-drastisch-a-a84d7633-aabf-4223-b292-0adeefc7878a

Zitat
Private Krankenversicherungen erhöhen Basistarif offenbar drastisch

Ab 1. Juli müssen Versicherte im Standardtarif der privaten Krankenversicherung deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtet, steigen die Beiträge um rund 25 Prozent. Konkret bedeutet das, dass die Prämien von monatlich 400 Euro auf 500 Euro steigen.

Der 1994 eingeführte Standardtarif ist bei allen Versicherern der gleiche. Er gehört zu den vom Gesetzgeber eingeführten Sozialtarifen der PKV, die Kundinnen und Kunden vor finanzieller Überforderung schützen sollen. Die letzte Preisrunde liegt ein Jahr zurück und betrug 9,3 Prozent.

Hobbyjurist

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #12 am: 22.05.2025 13:20 »
Kann dazu jemand etwas aussagen - ist das nur ein Problem von Standard- und Basistarif oder wird das in diesen Größenordnungen auch auf die breite Masse der Privatversicherten durchschlagen?

https://www.spiegel.de/wirtschaft/private-krankenversicherungen-erhoehen-basistarif-offenbar-drastisch-a-a84d7633-aabf-4223-b292-0adeefc7878a

Zitat
Private Krankenversicherungen erhöhen Basistarif offenbar drastisch

Ab 1. Juli müssen Versicherte im Standardtarif der privaten Krankenversicherung deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtet, steigen die Beiträge um rund 25 Prozent. Konkret bedeutet das, dass die Prämien von monatlich 400 Euro auf 500 Euro steigen.

Der 1994 eingeführte Standardtarif ist bei allen Versicherern der gleiche. Er gehört zu den vom Gesetzgeber eingeführten Sozialtarifen der PKV, die Kundinnen und Kunden vor finanzieller Überforderung schützen sollen. Die letzte Preisrunde liegt ein Jahr zurück und betrug 9,3 Prozent.

MoinMoin

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #13 am: 22.05.2025 14:31 »
Kann dazu jemand etwas aussagen - ist das nur ein Problem von Standard- und Basistarif oder wird das in diesen Größenordnungen auch auf die breite Masse der Privatversicherten durchschlagen?
Das kommt alleinig auf die Ausgabenstruktur der jeweiligen Mitversicherten an.

Ozymandias

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Antw:Entwicklung der PKV- und GKV-Beiträge ab 2025/26
« Antwort #14 am: 23.05.2025 12:24 »
https://maklerblog.signal-iduna.de/content/dam/maklerblog-signal-iduna/unterlagen-kv/KV-Handbuch_1760018_Jan25.pdf.coredownload.inline.pdf Seite 18 zur Beitragsentwicklung.

Keine Werbung, ist größtenteils ein allgemeines Handbuch zur PKV mit vielen guten Infos.