Zu dem Thema Rentenversicherung und wie hoch ist eigentlich der Anteil der Rentenbeiträge für die Auszahlung der Rente. Die RV macht ja noch mehr als nur Rentenauszahlung. Ergänzend hierzu habe ich nach dem Szenario gefragt, wie es aussehen würde, wenn die AN alle in eine private Vorsorge verpflichtet werden. Hier die beiden Ergebnisse:
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einige Annahmen treffen und verschiedene Faktoren berücksichtigen:
Aktueller Beitragssatz: Der aktuelle Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung beträgt 18,6 % des Bruttoarbeitsentgelts, wobei Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte tragen1.
Lebenserwartung: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei etwa 78,2 Jahren für Männer und 83,0 Jahren für Frauen2.
Rentenbezugsdauer: Wenn wir von einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren ausgehen, beträgt die durchschnittliche Rentenbezugsdauer etwa 11,2 Jahre für Männer und 16 Jahre für Frauen.
Kosten der zusätzlichen Leistungen: Die Rentenversicherung übernimmt auch Kosten für Rehabilitationsmaßnahmen und andere Leistungen zur Wiedereingliederung in das Berufsleben.
Wenn die Rentenauszahlung keine Aufgabe der Rentenversicherung mehr wäre, müssten Arbeitnehmer und Arbeitgeber weiterhin Beiträge für die verbleibenden Aufgaben der Rentenversicherung leisten. Diese Aufgaben umfassen unter anderem Rehabilitationsmaßnahmen und Ersatzleistungen.
Um den neuen Beitragssatz zu berechnen, müssten wir den Anteil der Rentenauszahlungen an den Gesamtausgaben der Rentenversicherung kennen. Angenommen, die Rentenauszahlungen machen etwa 70 % der Gesamtausgaben aus, könnten wir den Beitragssatz entsprechend reduzieren.
Beispielrechnung:
Aktueller Beitragssatz: 18,6 %
Anteil der Rentenauszahlungen: 70 %
Neuer Beitragssatz: 18,6 % * 30 % = 5,58 %
Das bedeutet, dass der Beitragssatz für die verbleibenden Aufgaben der Rentenversicherung etwa 5,58 % betragen könnte. Arbeitnehmer und Arbeitgeber würden jeweils die Hälfte davon tragen, also etwa 2,79 % des Bruttoarbeitsentgelts.
Arbeitnehmer müssten dann zusätzlich eine private Pflichtversicherung abschließen, um ihre Altersvorsorge zu sichern. Die Höhe der Beiträge für diese private Versicherung würde von verschiedenen Faktoren abhängen, wie dem gewünschten Rentenniveau und der individuellen Lebenssituation.
Das von dir beschriebene Szenario – die Ablösung der gesetzlichen Rentenauszahlung durch eine verpflichtende private Altersvorsorge, finanziert durch eine Bruttolohnanhebung um den bisherigen Rentenversicherungsanteil (ca. 13 %) – hätte weitreichende Vorteile und Nachteile. Hier ist eine strukturierte Übersicht:
✅ Vorteile
Mehr individuelle Freiheit und Verantwortung
Arbeitnehmer könnten ihre Altersvorsorge stärker an ihre Lebenssituation und Risikobereitschaft anpassen.
Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Anbietern und Produkten (z. B. Fonds, Versicherungen, Immobilien).
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Beiträge und erwartete Leistungen wären klarer kalkulierbar.
Kein politischer Einfluss auf Renteneintrittsalter oder Rentenhöhe.
Entlastung des Staates
Der Staat müsste keine Rentenzahlungen mehr leisten, was langfristig den Bundeshaushalt entlasten könnte.
Keine politische Verantwortung mehr für Rentenanpassungen oder demografische Risiken.
Anreiz zur Eigenverantwortung
Menschen könnten motivierter sein, sich frühzeitig mit Altersvorsorge zu beschäftigen.
Potenziell höhere Renditen durch Kapitaldeckung im Vergleich zum Umlageverfahren.
❌ Nachteile
Hohe Anforderungen an Finanzkompetenz
Viele Menschen sind mit der Auswahl und Verwaltung privater Altersvorsorgeprodukte überfordert.
Risiko von Fehlentscheidungen, unseriösen Anbietern oder unzureichender Vorsorge.
Ungleichheit und soziale Risiken
Geringverdiener könnten trotz Pflichtbeitrag keine ausreichende Rente aufbauen.
Lebensläufe mit Brüchen (z. B. Elternzeit, Krankheit, Arbeitslosigkeit) würden stärker benachteiligt.
Wegfall des Solidaritätsprinzips
Das Umlageverfahren verteilt Risiken solidarisch (z. B. Erwerbsminderung, Hinterbliebenenrente).
Private Vorsorge ist meist individuell und nicht solidarisch organisiert.
Marktrisiken und Unsicherheiten
Private Vorsorge ist abhängig von Kapitalmärkten – Krisen könnten Renten gefährden.
Inflation, Zinsentwicklung und Lebensdauer schwer kalkulierbar.
Verwaltungskosten und Intransparenz
Private Anbieter verlangen oft hohe Gebühren, die die Rendite schmälern.
Komplexe Produkte können schwer verständlich sein.
🔄 Politische und gesellschaftliche Implikationen
Rentenpolitik würde entpolitisiert, aber auch demokratischer Kontrolle entzogen.
Vertrauen in den Staat als sozialer Garant könnte sinken.
Übergangsphase wäre extrem komplex: Was passiert mit bereits eingezahlten Beiträgen? Wie wird der Bestandsschutz geregelt?