Autor Thema: Personalakte nach Probezeitkündigung  (Read 2048 times)

GeoFen

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Personalakte nach Probezeitkündigung
« am: 22.05.2025 21:15 »
Ich war einige Jahre tarifbeschäftigt in einer Behörde tätig und habe dort ein gutes Zeugnis erhalten. Schließlich habe ich auf eigenen Wunsch gekündigt, um in einer anderen Behörde einen Neuanfang zu wagen.

Leider war diese neue Stelle ein großer Fehlgriff: Das Arbeitsklima war für mich kaum auszuhalten, es gab massive zwischenmenschliche Spannungen und gegen Ende der Probezeit war ich häufiger krankgeschrieben. Schließlich wurde mir noch innerhalb der Probezeit gekündigt.

Jetzt habe ich mich beim Land beworben – und tatsächlich eine Zusage nach einem Gespräch erhalten! Darüber bin ich natürlich sehr froh.
Allerdings habe ich große Angst, dass diese neue Behörde nun Einsicht in meine Personalakte nehmen will.

Mir ist bekannt, dass meine allererste Behörde z. B. gar keine Krankentage oder Fehlzeiten in der Personalakte vermerkt hat. Das gehörte dort nicht hinein.
Ich weiß aber nicht, wie meine jetzige Behörde das handhabt. Vor allem mache ich mir Sorgen, dass dort interne Begründungen zur Probezeitkündigung (die natürlich aus Sicht meines Vorgesetzten geschrieben und möglichst stark einseitig überzeugend sein werden) abgeheftet wurden, die nun einseitig und negativ wirken könnten – und mir künftige Chancen im öffentlichen Dienst verbauen. Wenn man sich diese Notizen durchliest, müsste man zu dem Entschluss kommen, dass ich sowohl menschlich als auch fachlich unbrauchbar bin.

Ich möchte in den nächsten Tagen Einsicht in meine aktuelle Personalakte nehmen.

Ich frage mich jetzt: Wie komme ich da wieder raus? Ich weiß, dass ich fachlich und menschlich mehr kann – das zeigt ja auch meine langjährige frühere Tätigkeit. Aber was, wenn sich nun alles auf diesen einen, unglücklichen Versuch reduziert?
Haben solche Einträge in der Akte wirklich so viel Gewicht? Oder gibt es Wege, Dokumente zu entfernen oder sie nicht zum KO-Kriterium werden zu lassen – insbsesondere nach einer Probezeitkündigung, wo ja von Seiten der Leitungen sowieso alles nur bewusst negativ dargestellt wird (damit die Kündigung akzeptiert wird von PR und anderen Stellen)

Ich wäre sehr dankbar über jede Rückmeldung, Erfahrung oder Info zu den Regularien. Es belastet mich sehr.

Danke euch im Voraus!

Gewerbler

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #1 am: 23.05.2025 07:20 »
Falls das Thema aufkommt würde ich vom spontanen Bauchgefühl her da mit offenen Karten spielen.
Klingt doch so, als hätte es dir selbst nicht gefallen, von daher kannst du ja auch einfach sagen, wie es ist und dass du selbst sonst gegangen wärst und dir der Arbeitgeber nur zuvor kam?

Die Probezeit ist an sich ja für beide Seiten ein Instrument, um zu schauen, ob es passt.

FearOfTheDuck

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #2 am: 23.05.2025 08:43 »
Genauso sehe ich das auch.

Gleichzeitig kannst du die Sachen rauslöschen lassen, die da nichts zu suchen haben.

troubleshooting

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #3 am: 23.05.2025 09:00 »
Bin auch dabei! Bisher war es immer so, dass ich als Bewerber gebeten wurde, kurz meinen beruflichen Werdegang zu skizzieren. Da gehört dann sowas schlicht und einfach dazu. Wichtig ist nur, dass du es allgemein hältst, also keine Abrechnung mit dem alten AG fährst. Es hat halt nicht gepasst, die Papierform (der Ausschreibung) las sich anders als die Praxis und gut ist.

Man bewirbt sich ja nie, wenn der alte Job so toll ist/war.

Dazu finde ich gut, sicherheitshalber mal die Personalakte zu studieren.
Rettet einen natürlich nicht davor, wenn die neuen Chefs bei den alten anrufen. Ist aber ja nicht zulässig und wird deshalb sicher nie passieren.

GeoFen

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #4 am: 29.05.2025 12:50 »
Ja, ich habe inzwischen Einsicht in meine Personalakte genommen. Leider befindet sich darin ein mehrseitiger Vermerk meines früheren Vorgesetzten, in dem er aus seiner Sicht begründet, warum er mich kündigen will. Der Text enthält ausschließlich negative Darstellungen, ist undifferenziert, pauschalisierend und in einigen Punkten schlicht unwahr. Ich habe bereits die Entfernung dieses Vermerks beantragt und auf die verzerrte Darstellung hingewiesen – bisher jedoch keine Rückmeldung erhaltenI.ch habe bereits darüber nachgedacht, eine Gegendarstellung einreichen zu lassen – aber ehrlich gesagt, es erscheint mir fast lächerlich. Wie soll man sachgerecht auf einen fünfseitigen Vermerk voller Vorwürfe reagieren, insbesondere wenn man keinen Zugriff mehr auf dienstliche Unterlagen oder den Laptop hat? Ohne Zugriff auf Belege ist es kaum möglich, den Anschuldigungen fundiert zu begegnen  und es wirkt ohnehin wie ein ungleiches Spiel.

E15TVL

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #5 am: 03.06.2025 07:51 »
Du wechselst von einer kommunalen Behörde zum Land, richtig? Die mir bekannten Länder übernehmen keine Personalakten früherer Arbeitgeber - egal ob ö. D. oder Privatwirtschaft.

D-x

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #6 am: 03.06.2025 09:16 »
Eine Personalakte nicht zu übernehmen heißt doch aber nicht, dass auch keine Einsicht in diese genommen wird, oder? Ich meine kürzlich in Stellenanzeigen eines Landes gelesen zu haben, dass Bewerber aus dem öD (ohne weitere Unterscheidung) das Einverständnis in die Einsicht in die Personalakte erklären und direkt Kontaktdaten der personalaktenführenden Stelle angeben mögen.

Tatsächlich ist mir nicht bekannt, wie das in der Praxis läuft, daher meine Frage an die Praktiker. Wenn die Akte vorliegt, schauen die Personaler da drüber, oder wird das auch dem Fachvorgesetzten o.Ä. zugänglich gemacht? Was sucht man dort insbesondere und was findet man in der Praxis, sodass man den Bewerber aussortieren würde?

Darüber hinaus hat sich aus meiner Erfahrung auch bewährt, solche Dinge wie im Ausgangspost geschildert offen anzusprechen und aus eigener Sicht zu erklären. Wenn das schlüssig ist und der sonstige Eindruck auch gut, stünde das bei uns einer Einstellung nicht im Wege.

clarion

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #7 am: 04.06.2025 07:00 »
Bei uns wird die PA angefordert,  wenn der Bewerber die Vorauswahl überstanden hat und zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden soll. Die PA gelangt zur unserer PA führende Stelle. Ich habe noch nicht erlebt,  dass Inhalte an Vorgesetzte kommuniziert wurden. Ich könnte mir aber vorstellen,  dass ggü. dem Auswahlgremium Gründe kommuniziert würden, wenn die Personalakte Anlass geben sollte, jemanden nicht einzustellen.

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #8 am: 04.06.2025 15:33 »
Ja, ich habe inzwischen Einsicht in meine Personalakte genommen. Leider befindet sich darin ein mehrseitiger Vermerk meines früheren Vorgesetzten, in dem er aus seiner Sicht begründet, warum er mich kündigen will. Der Text enthält ausschließlich negative Darstellungen, ist undifferenziert, pauschalisierend und in einigen Punkten schlicht unwahr. Ich habe bereits die Entfernung dieses Vermerks beantragt und auf die verzerrte Darstellung hingewiesen – bisher jedoch keine Rückmeldung erhaltenI.ch habe bereits darüber nachgedacht, eine Gegendarstellung einreichen zu lassen – aber ehrlich gesagt, es erscheint mir fast lächerlich. Wie soll man sachgerecht auf einen fünfseitigen Vermerk voller Vorwürfe reagieren, insbesondere wenn man keinen Zugriff mehr auf dienstliche Unterlagen oder den Laptop hat? Ohne Zugriff auf Belege ist es kaum möglich, den Anschuldigungen fundiert zu begegnen  und es wirkt ohnehin wie ein ungleiches Spiel.

Hast Du Rechtsschutz? Wenn ja, ab zum Anwalt!
Wenn die Sachen unwahr sind, hat ja auch der Vorgesetzte keine Belege.
Im Übrigen scheuen öffentlich AG gerichtliche Auseinandersetzungen, wie der Teufel das Weihwasser. Wäre also nicht ungewöhnlich, wenn ein solcher Vermerk nach entsprechender Drohung zurückgenommen wird, natürlich ohne Anerkenntnis, dass er unzutreffend ist.

Meteor

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #9 am: 12.06.2025 04:54 »
Sobald das Bewerbungsverfahren beendet und die Zusage erteilt wurde, ist das Thema erledigt.

Die Personalabteilungen tun ihr Gutes daran, entsprechende Anfordernisse in der Stellenausschreibung zu kommunizieren. Eine Einsicht in die Personalakte erfordert die Zustimmung des Bewerbers. Es kommt im Alltag nur noch selten und in der Regel auf der kommunalen Ebene vor, das entsprechende Erlaubnisse kommuniziert werden.

Die PA geht ein hohes Risiko ein, dass Bewerbungsverfahren zum Platzen zu bringen, wenn Bewerber erst im laufenden Prozess darum gebeten werden. Es verstößt gegen Transparenz- und Gleichbehandlungsgrundsätze und weiterhin können die Bewerber auch einfach nein sagen. Tatsächlich tun sich die meisten schwer damit, einfach nur aus Unsicherheit. Kaum einer hat jemals einen Blick in seine Akte geworfen und soll dann jemand anderes reinschauen lassen.

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #10 am: 12.06.2025 07:45 »
Sobald das Bewerbungsverfahren beendet und die Zusage erteilt wurde, ist das Thema erledigt.


Mein letzten beiden AG im ÖD haben die Zusagen immer mit dem Vorbehalt der Einsicht in die Personalakte verbunden. Einfach "nein" sagen, wäre ein direkter Ausschlussgrund gewesen.

Meteor

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Antw:Personalakte nach Probezeitkündigung
« Antwort #11 am: 12.06.2025 13:26 »
Sobald das Bewerbungsverfahren beendet und die Zusage erteilt wurde, ist das Thema erledigt.


Mein letzten beiden AG im ÖD haben die Zusagen immer mit dem Vorbehalt der Einsicht in die Personalakte verbunden. Einfach "nein" sagen, wäre ein direkter Ausschlussgrund gewesen.

Exakt. Und die hätten von vorn anfangen müssen. Ist halt für beide Seiten wenig pragmatisch, die Bewerber nicht vorab darüber zu informieren.

Und wie gesagt verstößt es gegen Transparenz und Gleichbehandlung, denn es besteht der Eindruck, dass nicht jeder nach der Einsicht gefragt wird. Es sollte in jedem Fall in dem Ausschriebungstext erwähnt werden. Einige Vorbilder gibt es ja dafür.