Autor Thema: Versagensangst als technischer Sachbearbeiter  (Read 2181 times)

Kacs

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Ich habe kürzlich mein Studium im Ingenieurwesen abgeschlossen und fange demnächst im ÖD als technischer Sachbearbeiter in der EG11 an.

Ich habe zwar einen sehr guten Abschluss und bin mit meinem Masterabschluss auf einer Bachelorstelle, aber ich weiß, dass ich die meisten Theorien aus dem Studium nicht brauchen werde und mehr oder weniger bei 0 anfange.

Im VG waren sie begeistert von meinen Abschlüssen, aber ich denke es ist ihnen bewusst, dass ich eigentlich noch grün hinter den Ohren bin.
Natürlich bin ich sehr motiviert neue Sachen zu lernen, habe aber trotzdem etwas Sorge, dass sie zu hohe Erwartungen an mich haben. Irgendwo habe ich auch Angst, dass ich bei manchen Dingen nicht durchblicke bzw. dass diese so tiefgehend sind, dass ich sie niemals verstehen werde.

Wie komplex ist so ein Job als Sachbearbeiter? Es geht vor allem um Dinge wie Mitarbeit bei Projekten, Abnahme von Anlagen, Ausschreibungen, usw.

Bastel

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #1 am: 22.06.2025 13:25 »
Bund oder Kommune?

Die anderen kochen auch nur mit Wasser, mach dir nicht so einen Kopf. Es ist auch „nur“ eine E11. Beim Bund ist das beispielsweise normal und bekommt jeder Trottel Ingenieur.

Tagelöhner

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #2 am: 22.06.2025 13:40 »
Das was du für den Job tatsächlich können musst, wirst du dort lernen wenn du nicht auf den Kopf gefallen bist. Dein Abschluss ist da nur nice-to-have und war halt wie so oft die Eintrittskarte und der Beweis, dass man dir zutrauen darf dich erfolgreich dort zu behaupten.

Außerdem ist es in der Berufswelt ja nicht selten so, dass man an irgendeiner Stelle eher wieder unterfordert wird und in die langweilige Routine wiederkehrender Arbeitsvorgänge abgleitet, die sich dann doch weitgehend nach Schema F abarbeiten lassen.

2strong

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #3 am: 22.06.2025 15:13 »
Wie @Bastel schon sagte: Alle kochen nur mit Wasser. Und je weiter man kommt, je besser hat man sich daran gewöhnt, Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. In komplexen Aufgabengebieten überblickt niemand alles, schon gar nicht von Beginn an.

Rowhin

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #4 am: 22.06.2025 19:58 »
Wie meine Vorredner schon sagen, das meiste lernt man bei fast allen Jobs genau da - im Job. Einfach fragen, wenn du was nicht weißt. Da brauchst du dich nicht schämen.

Fäncy

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #5 am: 23.06.2025 17:43 »
Das klingt ein bisschen nach Bauverwaltung, richtig? Also aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es so ist wie die meisten hier schon geschrieben haben... das was du wirklich brauchst lernst du im täglichen Doing. Ich fand es immer eher problematisch wenn Kollegen die frisch vom Studium kamen zu selbstbewusst waren und der Meinung waren sie könnten alles, da sie ja nen Mastertitel ihr Eigen nennen dürfen.

Das wichtigste was ich dir raten kann ist: fragen, fragen und nochmal fragen! Am besten natürlich die cleveren Kollegen, die was auf dem Kasten haben :-)
Dann biste ruck zuck Sattelfest.

Frohes Schaffen und einen guten Start im Job!

Lady Wilmore

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #6 am: 24.06.2025 07:36 »
Ich glaube, so geht es fast jedem, der ein gewisses Grundmaß an Intelligenz mitbringt.
Gefährlich sind diejenigen, die frisch von der Uni kommend, meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Deine Unsicherheit ist eher ein Zeichen von Intelligenz.

Als ich im öD anfing, hatte ich in dem Themenbereich, wo ich zugeordnet wurde, genau eine 90- minütige Vorlesung gehört. und an den Inhalt konnte ich mich auch nicht mehr wirklich erinnern.

Mein Arsch hing das erste halbe Jahr also eher auf Grundeis.

Tante Hilde

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #7 am: 24.06.2025 08:41 »
Ich bin als Laboringenieurin nach knapp 20 Jahren in die Sachbearbeitung eingestiegen, ohne den ganzen Verwaltungskram zu kennen und ohne das Thema wirklich zu beherrschen. Klar, ich hab mal was davon gehört, mehr auch nicht.
Fazit nach 10 Jahren im "neuen" Job:
Mir hat v. a. geholfen, mich zu vernetzen, habe auch in anderen Bundesländern hospitiert. Dazu habe ich die Aktenlage studiert, mir die Fälle vor meiner Zeit angeschaut und mir alle (!) alten Akten ab 1995 kommen lassen. da habe ich schon gemerkt, dass die Menschen vor mir auch nur mit Wasser gekocht haben, ich habe nämlich diverse Fehler gefunden. 
Dann habe ich mir passenden Fortbildungen gesucht und mit dem Vorgesetzten besprochen, dass diese zwingend erforderlich sind zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes.
Also ruhig Blut, wenn Du engagiert und beherzt rangehst und v. a. den Mund aufmachst, wenn Du dir in der einen oder anderen Sache noch externe Expertise ranholen musst, klappt das schon. An sich zu zweifeln ist ein gute Eigenschaft, das zeigt, dass Du  Dinge gern richtig machst! Alle neuen Kollegen, die hier reinkamen und sehr sicher waren, alles zu wissen und richtig zu machen, haben genau dies eben NICHT!

oberhaeo

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Antw:Versagensangst als technischer Sachbearbeiter
« Antwort #8 am: 30.06.2025 13:36 »
Hi!

Jeder fängt mal klein an! - Eine Binsenweisheit, die aber durchaus zutrifft.

Was passiert, wenn Du Deinen Ängsten freien Lauf lässt? Sie katastrophisieren und steigern sich dadurch mehr und mehr. Gerne kommt es dann zur selbsterfüllenden Prophezeihung.
Dagegen hilft genau das, was Du gerade machst ... reden ... :)

Weiterhin sehe ich korrekte Alternativen in Deinem Beitrag. Dort reisst Du nämlich am Rande Deine Kompetenzen an. Was braucht es also für ein Studium? Nur Sitzfleisch? Oder kannst Du nicht doch eher Deinen Tagesablauf planen? Gewissenhaft Dich in neue Thematiken hineinwühlen? Brauchst Du nicht auch Durchhaltevermögen? Besitzt Du gar die Kompetenz Dir jede Aufgabe so zu gestalten, dass sie Dir auch Spaß macht?
Ach, Du weisst am Besten, was es da noch alles braucht ... :)

Jedem ist bewusst, dass Du frisch aus dem Studium kommst. Versuche bloß nicht als "neuer Besen" durch die Verwaltung zu fegen. Wenn Du etwas nicht weisst, dann erfülle Deine Holschuld ... frage nach ... Fragen werden gerne gesehen ... Das mit der Bringschuld Deinerseits ist dann doch ein Klacks ... :)