Das Auswahlverfahren ist relativ einfach für jemanden, der ein bisschen Berufserfahrung gesammelt hat und quasi am Puls der Zeit ist. Das Verfahren unterteilt sich in 2 Stufen. Nach der Bewerbung bekommst du eine Einladung zu einem 1. Auswahlverfahren, welches online stattfindet. Dort hat man die aus sämtlichen „Vorbereitungsbüchern“ bekannten Testdisziplinen, wie z. B. etwas Mathe, ein paar Matrizentests, Logik etc…am Schluss waren noch ein paar Kurzsachverhalten und dann ein Auszug eines bestimmten Gesetzestextes. Man musste dann quasi Rechtsanwendung betreiben, aber auf einfachstem Niveau. Hier ist Ruhe und Gelassenheit die Geheimwaffe.
Wenn man den Test bestanden hat, kommt eine Einladung zum mündlichen Verfahren.
Man wird durch die Kommission kurz begrüßt und dann direkt auf ein Blatt Papier hingewiesen, wo verschiedene Themen aufgelistet sind. Man soll sich relativ schnell (man hat nur ca. 1 Minute) für ein Thema entscheiden. Dann wird man wieder aus dem Raum begleitet und in einen anderen Raum geführt, wo man 10 Minuten Zeit hat, sich auf einen Kurzvortrag (5 Minuten) vorzubereiten. Man darf sich dann auf einem von der HS Bund bereitgestellten Konzeptpapier Notizen machen. Nach 10 Minuten steht man wieder vor der Kommission, hat eine kleine Uhr vor sich und muss erzählen. Die Themen sind aber so breit gefächert, dass für jeden, der das Studium ernsthaft absolvieren möchte und sich vorbereitet hat, was dabei sein. Nach dem Vortrag (wo du nicht so dolle von den 5 Minuten abweichen solltest) kommt nichtmal eine ausführlichere Begrüßungs- und Vorstellungsrunde, gefolgt von den Fragen. Bei mir war das alles einfachstes grundlagenwissen innerhalb des öD. Bsp: Was sind die Unterschiede zwischen Beamten und Tarifbeschäftigten, was ist die FDGO und was bedeutet das, die Thematik althergebrachte Grundsätze des Berufsbeamtentums etc…also wirklich der Urschleim und sehr simpel. Dann wollten die testen, ob ich mich mit dem Studium und der HS Bund auseinandergesetzt habe. Also auch alles Infos, die man auf der Seite der HS Bund mit 2 Mausklicks bekommt. Dann kam noch ein, zwei Fragestellungen, wo ich diverse Vor- und Nachteile benennen und erklären sollte. Ich glaub, das war irgendwas mit Digitalisierung in der Bundesverwaltung. Und das war auch simpel zu lösen, weil man da einfach an irgendeinen passenden Sachverhalt seiner eigenen Behörde anknüpfen kann. Ich hab dann was zur Einführung der E-Akte und der damit verknüpften Herausforderungen und Chancen geredet. So genau bekomme ich das aber nicht mehr hin… Wenn man dann durch ist, darf man heim fahren und bekommt dann irgendwann von der Behörde das Schreiben, dass man mit dem Studium beginnen darf.
Realistische Einschätzung meinerseits: Ich bin Anfang 40, habe damals den Vorbereitungsdienst für den mD beim BVA in Köln absolviert (eine sehr gute und fundierte Ausbildung) und habe aufgrund meines jetzigen Jobs eine sehr spezielle Verwendung, die mit der klassischen Verwaltung kaum noch was zu tun hat. Trotzdem ist das Auswahlverfahren mehr als machbar, ich selbst hab mich bis auf das Querlesen der Internetpräsenz der HS Bund nicht vorbereitet. Das Verfahren lief fair ab, die Kommission ist sehr sympathisch gewesen.
Das Einschätzen des Studiums ist halt immer schwierig, weil jeder andere Voraussetzungen mitbringt. Gemessen an Humanmedizin ist dieses Studium wie einen Kuchen nach Rezept backen, also lächerlich einfach. Ich kann es echt schlecht beschreiben...Unser Studiengang ist zur Hälfte mit Tarifbeschäftigten besetzt und zur Hälfte mit Beamten. Beide Statusgruppen haben unterschiedliche Voraussetzungen, weil mittlerweile ja auch viele Behörden Seiteneinsteiger nehmen, die den Beruf nicht von der Pike auf gelernt haben. Weiterhin werden nach einiger Zeit des Öfteren diese ungelernten Quereinsteiger gerne mal verbeamtet. Da merkt man ganz klar, dass diese Kommilitonen und Kommilitoninnen es schon wesentlich schwerer haben, weil halt die Basics fehlen. Und gefühlt sind das auch die, die das Studium nach und nach zuerst aufgeben bzw. nach wiederholt nicht bestandener Klausuren exmatrikuliert werden. Im Fernstudium der HS Bund 49 Stunden Schicht halte ich für schwierig. Dann musste du 3 Jahre lang jedes Wochenende was machen bzw. auch in der Woche. Guck dir den im Internet frei zugänglichen Studienablauf mit dem in Stunden hinterlegtem Workload an. Ggf. ist der Präsenzaufstieg etwas für dich. Heißt natürlich nicht, dass es mit deinen Gegebenheiten nichts machbar ist.
Ich denke, das sollte fürs Erste reichen, ansonsten sag Bescheid.
Kleine Ergänzung zu dem, was Eukaryot geschrieben hat:
1.) Englisch wird im Auswahlverfahren nicht geprüft.
2.) Bei Studienbeginn müssen alle Studierenden einen Englisch -Einstufungstest des BSprA machen. Erreicht man ein überdurchschnittliches Ergebniss, darf man Englisch als Wahlpflichtmodul wählen, ansonsten nicht. Englisch ist also kein Pflichtmodul.
3.) Es ist völlig egal, ob du das Flipchart nutzt, das wird nicht bewertet. Ich hab's nicht genutzt und einfach so den Vortrag gehalten. Das Flipchart ist lediglich eine Option. Ich mag diese Dinger nicht und hab lieber mit der Kommission interagiert.