Autor Thema: Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?  (Read 2358 times)

Vollender

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Ein sehr wichtiger Abteilungsleiter wird in absehbarer Zeit in wohlverdiente Rente gehen. Ein wahres Arbeitstier mit Rückgrat, was aber einfach seinem Naturell entspricht. Die Lücke wird gewaltig (Schlüsselposition mit hohem Expertenwissen, 25 Jahre Erfahrung auf der schwierigen Position) und schwierig zu schließen sein. Das Ganze bringt daher zunehmend auch Unruhe in der betreffenden Abteilung.

Es wird realistisch betrachtet sehr schwierig, einen externen Kandidaten zu finden aufgrund sehr fachspezifischer Anforderungen. Noch dazu für das läppische Gehalt einer EG13. Zulagen lehnt der AG weiter strikt ab. Intern haben wir einen durchaus geeigneten Kandidaten. Der ist allerdings Terminlich sehr stark eingebunden, wird fachlich dringend gebraucht und lehnt diese schwierige Führungsposition bisher auch strikt ab. Auch ist der Gehaltssprung von einer EG12 nach EG13 eben schlicht ein Witz.

Ähnliche Erfahrungen? Tipps? Wird in den nächsten Jahren einigen Einrichtungen so gehen.... 

DiVO

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #1 am: 01.08.2025 09:58 »
Meine Erfahrung ist, dass sich solche Stellen nach wie vor durch Externe besetzen lassen. Da kommt dann ein junger Kerl, der das als Zwischenetappe auf der Karriereleiter betrachtet oder es kommt jemand, der bisher einen noch stressigeren Job hatte oder einfach wohnortnaher arbeiten möchte.

Beispiele:

Wir hatten eine Abteilungsleitung ausgeschrieben (E12). Genommen wurde ein externer 30jähriger Mann, der gerade einen thematisch dazu passenden Fachwirt erfolgreich abgeschlossen hatte und keinen Bock mehr auf Mittelständler hatte und sich über sein Gehalt freut.

Eine andere Abteilungsleitung musste relativ kurzfristig neu besetzt werden, da der bisherige Leiter überraschend in die Politik gewechselt ist. Nachfolger kam von einer Bank (Bilanzsumme ca. 5. Mrd.) und war dort Leiter der Kreditabteilung. Er verzichtet gerne auf einen Teil seines Gehalts, weil er nun nicht mehr pendeln muss, weniger Überstunden und weniger Zielvorgaben hat.

Alles ist nur eine Frage der Perspektive.

Rowhin

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #2 am: 01.08.2025 10:06 »
Meine Erfahrung ist, dass sich solche Stellen nach wie vor durch Externe besetzen lassen. Da kommt dann ein junger Kerl, der das als Zwischenetappe auf der Karriereleiter betrachtet oder es kommt jemand, der bisher einen noch stressigeren Job hatte oder einfach wohnortnaher arbeiten möchte.

Kenne ich auch in vielen Fällen so. Der erste bleibt dann halt wirklich nicht lange. 25 Jahre definiv nicht.

Die internen Wechsler gibts dann auch noch, teils als Sprung auf die (sehr, sehr) wenigen, gut dotierten Positionen, oder, um den Laden am Laufen zu halten.

Aber selbst der Sprung auf E14 wäre ja im Vergleich zu E13 in den Endstufen...bescheiden. Das ist mehr Wertschätzung auf dem Papier als im Geldbeutel.

Vollender

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #3 am: 01.08.2025 10:20 »
Ist eine Stelle die viel technisch spezifisches Fachwissen erfordert um überhaupt Entscheidungen treffen zu können. Wir haben einige Sonderlösungen bei uns. Dazu eine Verwaltung die ständig Bürokratie-Knüppel in den Weg wirft. Daher sehe ich große Herausforderungen bei externen Bewerbern.

Tiffy

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #4 am: 01.08.2025 11:03 »
Was wäre denn Deine Wunschlösung? Ein AT-Vertrag?

Johann

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #5 am: 01.08.2025 11:36 »
Das machen bei uns entweder Beamte oder Externe aus den Gründen, die DiVO genannt hat.
Bei Beamten gibts je nach Bundesland noch ein einigermaßen funktionierendes Abstandsgebot, womit auch eher kleine Sprünge in den Besoldungsgruppen annehmbar vergütet werden.

Vollender

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #6 am: 01.08.2025 11:41 »
Wäre ein Ansatz. Oder einfach bessere Konditionen und Bedingungen im TV-L. Beamte haben wir in dem Bereich nicht.

Gerade hinsichtlich Führung und Führungskraft werden zeichnet sich ein Sinneswandel ab. Für viele war es mal das Ziel. Heute winken sehr viele ab – aus guten Gründen. Die Herausforderungen werden in den nächsten Jahren viele Einrichtungen treffen. Das muss allen klar sein. Darum sollte der Blick auch wieder mal mehr in Richtung dieser EG so ab 12 aufwärts gerichtet werden.

Faunus

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #7 am: 01.08.2025 12:40 »
Vor 2 Wo. war Studienkollegen-Treffen. Die meisten sind/waren in der PW und in meinem Alter.
Einer war dabei, den ich immer ein wenig wegen seines Gehalts beneidet habe, weniger für seine Tätigkeit, die u.a.  die Führung von Abt.-Leiter beinhaltet und damit von hunderten Beschäftigte. Er ist jünger als ich und jetzt beneide ich Ihn, dass er zum 01. des kommenden Jahres mit einer fetten Abfindung in den Ruhestand geschickt wird.

Sein Nachfolger wird ein KI-basiertes Software-Programm.  Ich habe nicht verstanden, was er mir da erzählt hat... ja, doch... für was soziale Kompetenz, wenn nun auch die Qualität der Arbeit eine MA per KI "gemanaged" werden kann.... Ich kann nicht sagen was kommt, aber wenn ich ihn richtrig verstanden habe, wird der Bedarf an mittlerer Führungskräften in der PW eher fallen.
Was gebraucht wird, sind die Leute, die die eigentliche Arbeit machen - also das Fließband reparieren, die Brotbackmaschine programmieren, CAD-Schweißer/Fräßer... und Erntehelfer.

AngestellterBeamter

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #8 am: 01.08.2025 12:47 »
Das Problem hierbei ist ein bisschen, dass man eben diese Gruppen hat und die stumpf über alles drüberlegt. Das hat halt auch geklappt bis die Verdi sich darauf eingelassen hat, das die Gehälter in unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich stark gestiegen sind. Dadurch haben sich früher bestehen lohnende Sprünge reduziert.
Nun ist das Kind aber in den Brunne gefallen und man wird schlecht Argumentieren können, warum die Gehälter der E13 übermäßig steigen im Gegensatz zu den unteren Gruppen. Ebenso wie neue Gruppen über der E15.

Man hat aber eben leider keine Stufe mehr zwischen 13 und 14 und kann schlecht begründen, warum der SGL die gleiche Gruppe wie der Referent haben soll.


Man müsste das komplette System neu machen und das aber so entwickeln, das keiner weniger Geld als vorher hat, würde aber die AGs auch ne Menge Geld kosten weil in den "zusammengelegten" Gruppen natürlich dann einige mehr Geld bekämen.

Das System fährt gerade mit voller Geschwindigkeit auf eine Wand zu und es wird krachen. Dann bleibt den AGs nicht anderes über als selbst das System anzupassen. Das wird dann aber auch erstmal dazu führen, dass sich intern auch jemand auf Stellen bewirbt, die bei gleicher Ausschreibung plötzlich 2 Gruppen höher sind. Durch die internen Abläufe sind die Chancen auch hoch sich gegen externe durchzusetzen. Dauert dann also einige Jahre bis das System wieder läuft.

Evtl. haben wir "glück", dass es erst einige kleinere Bereiche trifft und man noch rechtzeitig gegensteuert. Kann auch passieren, dass sich Länder aus dem TV L verabschieden und mehr zahlen um Grenzgänger von Nachbarbundesländern anlocken zu können.

AngestellterBeamter

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #9 am: 01.08.2025 12:56 »
Sein Nachfolger wird ein KI-basiertes Software-Programm.  Ich habe nicht verstanden, was er mir da erzählt hat... ja, doch... für was soziale Kompetenz, wenn nun auch die Qualität der Arbeit eine MA per KI "gemanaged" werden kann.... Ich kann nicht sagen was kommt, aber wenn ich ihn richtrig verstanden habe, wird der Bedarf an mittlerer Führungskräften in der PW eher fallen.
Was gebraucht wird, sind die Leute, die die eigentliche Arbeit machen - also das Fließband reparieren, die Brotbackmaschine programmieren, CAD-Schweißer/Fräßer... und Erntehelfer.
Auch KI wird langfristig nur Stellen verlagern. Die KI ist ja auch nicht auf magische Weise von heute auf morgen da. Auch muss die wenn sie aufgebaut wurde noch gepflegt und gewartet werden. Auch muss die KI beaufsichtigt werden. Das sind beides auch keine Stellen im unteren EG-Bereich. Gerade im öffentlichen Dienst kann man auch kaum auf die BigPlayer setzen da ein Einwohnermeldeamt, was die Kunden mit einer OpenAI-KI abarbeiten lässt, sehr schnell Probleme mit diversen Datenschützern hätte. Personenbezogenen Meldedaten inkl. schützenswerter Personengruppen in den KI Daten von META, OpenAI, X und co? Selbst ein System aufzubauen, was deren Systemen ebenbürtig ist, wird man mit den Mitteln der öffentlichen Hand aber selbst mit 100% Personaleinsparung nie bekommen.

Tante Hilde

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #10 am: 01.08.2025 13:04 »
Bei uns blieb die Führungsposition ein halbes Jahr unbesetzt, dann haben sie einen Beamten draufgesetzt, der keinen Hauch von (speziellen!) Fachwissen UND keine Führungsqualitäten hatte, dann kam wer anders. Wir dümpelten also 1,5 Jahre rum und die verbeamtete Stellvertretung (andere wollten nicht) hat graue Haare gekriegt.

Nur noch langjährige Beamte müssen das machen, Angestellte tun sich das nicht an. Die Beamten sind dann aber auch in solchen Höhen, dass sie mind. A 15/16 bzw. auch schon in der B-Tabelle sind. Es sei Ihnen gegönnt, ist ein Sch---job. Nur sind auch die Beamten bei uns fast alles Boomer, die demnächst weg sind. Das wird sehr lustig werden. Nicht.

Faunus

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #11 am: 01.08.2025 14:13 »
Sein Nachfolger wird ein KI-basiertes Software-Programm.  Ich habe nicht verstanden, was er mir da erzählt hat... ja, doch... für was soziale Kompetenz, wenn nun auch die Qualität der Arbeit eine MA per KI "gemanaged" werden kann.... Ich kann nicht sagen was kommt, aber wenn ich ihn richtrig verstanden habe, wird der Bedarf an mittlerer Führungskräften in der PW eher fallen.
Was gebraucht wird, sind die Leute, die die eigentliche Arbeit machen - also das Fließband reparieren, die Brotbackmaschine programmieren, CAD-Schweißer/Fräßer... und Erntehelfer.
Auch KI wird langfristig nur Stellen verlagern. Die KI ist ja auch nicht auf magische Weise von heute auf morgen da. Auch muss die wenn sie aufgebaut wurde noch gepflegt und gewartet werden. Auch muss die KI beaufsichtigt werden. Das sind beides auch keine Stellen im unteren EG-Bereich. Gerade im öffentlichen Dienst kann man auch kaum auf die BigPlayer setzen da ein Einwohnermeldeamt, was die Kunden mit einer OpenAI-KI abarbeiten lässt, sehr schnell Probleme mit diversen Datenschützern hätte. Personenbezogenen Meldedaten inkl. schützenswerter Personengruppen in den KI Daten von META, OpenAI, X und co? Selbst ein System aufzubauen, was deren Systemen ebenbürtig ist, wird man mit den Mitteln der öffentlichen Hand aber selbst mit 100% Personaleinsparung nie bekommen.

Du sagst es Personen!
Ich weiß noch, als ich das erste mal einer chaotischen Einlagerung vollautomatisiert zugesehen habe. Fällt der Server aus, weiß niemand mehr wo was ist - (daher auch Sicherungen...)
Das sollte mit dem Verschlüssen von personenbezogene Daten auch möglich sein, so dass nur die Software weiß...

Früher tippten 50 Sektretäre:innen einen Tag lang die Einladung zu einem Kongreß/Feierlichkeit/usw.  Heute brauchste ein Admin und eine Sekretärin eine Stunde dafür. Denn Computer- und Softwaremacher im HG spare ich mir, weil ja auch die 50 Schreibmaschinen von jemanden hergestellt/gewartet werden musste und die Infrastruktur im Arbeitsleben für 50 Leute wegfällt...

Eine Automatisierung  nach Henry Ford, um mehr Menschen ein Auto/einen Computer/eine Waschmaschine zu ermöglichen ist schon lange nicht mehr das Ziel. Wir können uns, glaube ich, alle nicht so richtig vorstellen, was bereits möglich ist. Aber keine Sorge, der Staat hinkt der Entwicklung um locker 20 Jahre nach ;)

AngestellterBeamter

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« Antwort #12 am: 01.08.2025 14:56 »
Früher tippten 50 Sektretäre:innen einen Tag lang die Einladung zu einem Kongreß/Feierlichkeit/usw.  Heute brauchste ein Admin und eine Sekretärin eine Stunde dafür. Denn Computer- und Softwaremacher im HG spare ich mir, weil ja auch die 50 Schreibmaschinen von jemanden hergestellt/gewartet werden musste und die Infrastruktur im Arbeitsleben für 50 Leute wegfällt...
Das darfst du nicht so kleingeistig sehen. Durch die Vereinfachung der Einladung zu Kongressen, gibt es heute viel mehr Kongresse als damals. Das bedeutet aber auch, dass du mehr Transportmöglichkeiten brauchst, mehr Hotels, mehr Putzfrauen, die das Hotel sauber halten. Dann mehr Bauarbeiter, die die Hotels und Kongresshallen aufbauen. Du brauchst mehr Leute in der Buchhaltung da die mehr Kongressreisen verbuchen müssen. Du brauchst mehr Kongressplaner, mehr Catering, mehr Stühle usw.
Und dadurch, dass es immer mehr Kongresse gibt, muss man sich abgrenzen und braucht Gewerke, die früher nichts mit Kongressen zu tun hatten. Neulich war ich auf einem Kongress mit Abschlussfeuerwerk ;D

RedDearTiger

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« Antwort #13 am: 02.08.2025 22:29 »
Die inflationelle Verwendung des Begriff "KI" ändert nichts an dem Problem, dass es immernoch Menschen geben muss die die Arbeit erledigen. Ich würde es gut finden, wenn endlich dieser Werbegag (früher war ja alles Smart, nun KI) endlich ein Ende findet. Es gibt noch keine KI. Es gibt durchaus gute Algorythmen, die aufgrund der weiteren Entwicklung der Rechentechnik immer mehr Aufgaben erledigen können. Es gibt aber kein eigenständig lernendes und sich selbst fortbildenes Programm (zum Glück). Es muss immernoch ein Mensch die verwendete Datenbasis aktuell halten, ansonsten kommt nur Murks bei rum. Ich würde mich über mehr NI freuen, gerade, wenn es um das Thema geht.

aronzo

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Antw:Führungskraft im TV-L - Wer tut sich das an?
« Antwort #14 am: 03.08.2025 07:00 »
Meine Erfahrung ist, dass sich solche Stellen nach wie vor durch Externe besetzen lassen...

Alles ist nur eine Frage der Perspektive.
Stimmt, es ist ein weit verbreiteter (interner) Irrglaube, dass sich im Öffentlichen Dienst allein die Leistungselite sammelt. Für Quereinsteiger bedeutet er nicht das Paradies. Dafür stimmen andere Rahmenbedingungen nicht, selbst ATB ist da nicht so prall. Allerdings kann ein solcher Job wie geschrieben anderweitig wesentliche Entlastungen bringen und damit durchaus attraktiv sein. Meiner Erfahrung nach profitiert der Öffentliche Dienst wesentlich von Externen.