Ich kann vieles von dem was hier geschrieben wurde absolut nachvollziehen, denn die realen Probleme liegen für mich nicht nur in einzelnen Personalentscheidungen, sondern in Strukturen, in denen Beziehungen sichtbarer sind als Kompetenz. Wenn ich mir unser Arbeitsumfeld ansehe, frage ich mich ehrlich wie lange man solche Zustände noch als normal akzeptiert. Oft scheint nicht entscheidend zu sein wer zuverlässig arbeitet oder wer Verantwortung übernimmt, sondern wer gut vernetzt ist, wer laut auftritt und wer sich innerhalb des internen Gefüges am besten positioniert. Manche investieren mehr Energie in Gespräche über Kollegen als in ihre eigentlichen Aufgaben und trotzdem stehen sie am Ende nicht selten besser da als die die einfach nur ihre Arbeit sauber machen wollen.
Was mich dabei am meisten irritiert ist nicht einmal, dass solche Mechanismen existieren, sondern wie gewohnt und selbstverständlich sie inzwischen wirken. Statt Leistung steht Sympathie im Vordergrund. Wer gut ankommt hat Vorteile. Wer unauffällig seinen Job erledigt gerät schnell aus dem Sichtfeld. Und genau an diesem Punkt wird es kritisch, denn im Verwaltungsbereich ist Leistung kaum direkt messbar. Wenn etwas funktioniert spricht niemand darüber, während Fehler sofort auffallen und kommentiert werden. Eine gut geführte Akte, ein korrektes Bürgergespräch, ein sauber abgearbeiteter Vorgang sind keine Trophäen die man hochhalten kann. Unsichtbare Qualität erzeugt kein Momentum und findet selten Beachtung.
So entsteht ein Bild bei dem nicht der trägt der am meisten leistet, sondern der der sich am wirkungsvollsten zeigt. Das verzerrt Realitäten, demotiviert Engagierte und verschiebt Anerkennung an Orte an denen sie nicht entsteht. Und je länger man in so einem Klima arbeitet, desto stärker merkt man wie sehr die Gewichtung sich von Kompetenz hin zu sozialer Position verschiebt. Es geht nicht um Schuld oder böse Absicht, sondern um Strukturen, die Sichtbarkeit mehr belohnen als Inhalt.
Ich würde mir eine Verwaltung wünschen, in der Leistungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Sorgfalt wieder als Maßstab gelten. Wo nicht die Frage im Vordergrund steht ob man sich gut verkauft, sondern ob man gut arbeitet. Wo Menschen die tragen nicht die ersten sind die ermüden und ausbrennen. Dass man Kritik kaum äußern kann ohne selbst zur Zielscheibe zu werden zeigt wie groß das Problem inzwischen geworden ist. Wenn Engagement ausbrennt und Anpassung belohnt wird, verliert jedes System an Qualität.
Eine öffentliche Verwaltung, die ein Vorbild sein will, muss Transparenz und Fairness nicht nur proklamieren, sondern leben. Sonst bleibt am Ende genau das wovon viele inzwischen sprechen: ein Zustand der sich festsetzt, weil er bequem für jene ist die ihn nutzen können und frustrierend für jene die ihn ausgleichen müssen.