Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I  (Read 83035 times)

Modulator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #330 am: 05.12.2025 12:29 »
Insgesamt müsste man vielleicht mal wirklich versuchen Leistungsgerechte Zulagen einzuführen, die gezahlt werden MÜSSEN. Z.B für: Projektleitungsaufgaben, Übernahme von besonderer Verantwortung (Budget, Sicherheit), Personalverantwortung....

Dann hätte man zumindest einen Anreiz für die, die wollen und (noch) nicht woanders hingegangen sind. Die Übernahme von Verantwortung wird einem gerne als Bestandteil des Jobs genannt.
Dann gibt es da aber den e11er, der vollumfänglich Projekte leitet, in Präsenz anwesend sein muss (weil wird erwartet), Angebote einholt, Verträge unterschriftsfertig vorlegt, Preise aushandelt und insgesamt voll Selbstständig ist und daneben der andere e11 mit einen Bruchteil dieser Verantwortung unter voller Ausnutzung der Homeofficeoption..

Ersteren könnte man durchaus versuchen zu fördern. Dann scheitert man aber an dem unsinnigen Zulagensystem und zumeist an der Personalabteilung, die das alles ganz anders sieht.

Das Problem im ÖD ist leider immer noch:
Leistung lohnt nicht (oder nur selten) und Nichtleistung wird so gut wie nie sanktioniert oder hat irgendwelche Auswirkungen (monetär, Freiheiten, Möglichkeiten...).

Solange das so bleibt, werden die Leistungsträger, sofern Sie nicht zeitnah sich einen Arbeitsplatz suchen, der ihre Leistung wertschätzt, langfristig auch zu einem "Dienst - nach - Vorschrift" Mitarbeiter. Was auch nachvollziehbar ist, denn ein frisch geöltes kleines Zahnrad in einem eingerosteten Getriebe kann sich so schnell drehen wie es will. Man rubbelt die Zähne ab und wenn man zu lange im Getriebe verweilt, setzt auch der Rost an.

Das Problem der leistungsgerechten Vergütung, ist die vorherige Bewertung.
Wenn 10% der Personen als Leistungsträger bewertet werden und Zulagen erhalten, bedeutet das 90% werden dies nicht. Ein nicht zu unterschätzender Anteil dieser Gruppe wird sich ungerechnet bewertet fühlen und eher demotiviert werden. Vergleiche innerhalb dieser Gruppe könnten eher eine Tendenz zu den low Performern entwickeln und sich weniger anstrengen.
Egal wie transparent und gerecht die Bewertung erfolgt.
Die Eigenwahrnehmung ist immer eine andere als die Fremdwahrnehmung.

ignaz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #331 am: 05.12.2025 14:59 »
Insgesamt müsste man vielleicht mal wirklich versuchen Leistungsgerechte Zulagen einzuführen, die gezahlt werden MÜSSEN. Z.B für: Projektleitungsaufgaben, Übernahme von besonderer Verantwortung (Budget, Sicherheit), Personalverantwortung....

Dann hätte man zumindest einen Anreiz für die, die wollen und (noch) nicht woanders hingegangen sind. Die Übernahme von Verantwortung wird einem gerne als Bestandteil des Jobs genannt.
Dann gibt es da aber den e11er, der vollumfänglich Projekte leitet, in Präsenz anwesend sein muss (weil wird erwartet), Angebote einholt, Verträge unterschriftsfertig vorlegt, Preise aushandelt und insgesamt voll Selbstständig ist und daneben der andere e11 mit einen Bruchteil dieser Verantwortung unter voller Ausnutzung der Homeofficeoption..

Ersteren könnte man durchaus versuchen zu fördern. Dann scheitert man aber an dem unsinnigen Zulagensystem und zumeist an der Personalabteilung, die das alles ganz anders sieht.

Das Problem im ÖD ist leider immer noch:
Leistung lohnt nicht (oder nur selten) und Nichtleistung wird so gut wie nie sanktioniert oder hat irgendwelche Auswirkungen (monetär, Freiheiten, Möglichkeiten...).

Solange das so bleibt, werden die Leistungsträger, sofern Sie nicht zeitnah sich einen Arbeitsplatz suchen, der ihre Leistung wertschätzt, langfristig auch zu einem "Dienst - nach - Vorschrift" Mitarbeiter. Was auch nachvollziehbar ist, denn ein frisch geöltes kleines Zahnrad in einem eingerosteten Getriebe kann sich so schnell drehen wie es will. Man rubbelt die Zähne ab und wenn man zu lange im Getriebe verweilt, setzt auch der Rost an.

Das Problem der leistungsgerechten Vergütung, ist die vorherige Bewertung.
Wenn 10% der Personen als Leistungsträger bewertet werden und Zulagen erhalten, bedeutet das 90% werden dies nicht. Ein nicht zu unterschätzender Anteil dieser Gruppe wird sich ungerechnet bewertet fühlen und eher demotiviert werden. Vergleiche innerhalb dieser Gruppe könnten eher eine Tendenz zu den low Performern entwickeln und sich weniger anstrengen.
Egal wie transparent und gerecht die Bewertung erfolgt.
Die Eigenwahrnehmung ist immer eine andere als die Fremdwahrnehmung.

Dieses System ist eh völlig überholt. Wie machen Konzerne das? Zielvereinbarungsgespräche Anfang des Jahres und an den Zielen festgemachte Zulagen, Boni, etc.

PS: Die neue Wehrpflicht kommt nun -> im Radio ganz klar setzt man auf Attraktivität der Bundeswehr durch -----ooooh Wunder ----
GELD, Freie Fahrt mit ÖFFIS (GELD), Führerscheinkostenübernahme (GELD), LKW Führerschein (GELD) usw. usw. Zulagen GELD GELD GELD
- Man scheint erkannt zu haben, dass GELD tatsächlich einen Anreiz für Menschen sein kann.

Im TV-L - 7% wollt ihr? Dreist, dabei haben die TVÖDler doch erst 8-10% mehr (ab 05/26 zu TVl) erhalten



Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #332 am: 05.12.2025 16:45 »
Ich bin zum Beispiel gleich mit Stufe 5 eingestiegen im TV-L, darunter wäre ich nicht gekommen. Auch kann eine Weiterentwicklung der Stufe 6 die Kosten im Rahmen halten und den Abstand zum TVöD minimieren. Seit der Einführung wurde die Stufe 6 nicht mehr großartig weiterentwickelt. Gerade erfahrene Bewerber oder Überflieger mit Verhandlungsgeschick hinsichtlich Stufeneinordnung können so eher für den TV-L begeistert werden.

Meinungen der Erfahrenen und Gewerkschafter hier?

Das ist Murks. Es geht ja im Grunde nur noch darum, den Anschluss zum TVÖD nicht gänzlich zu verlieren und das geht nur mit einer entsprechenden prozentualen Erhöhung.

Iunius

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #333 am: 05.12.2025 16:46 »
Wir werden im TV-L einen leicht schlechteren Abschluss haben als im TVöD wobei sich die Kernzahlen gleichen  werden. Wer mehr erwartet ist schlicht unrealistisch.

Tante Hilde

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #334 am: 05.12.2025 16:50 »
Mich ärgert auch die Höhe der VBL-Ost: 4,25 % vom Brutto, VBL (West) unter 2 %. Heißt, bei der selben popligen Erhöhung bleibt im Osten noch weniger, rechnet man dann noch die unterschiedlichen Wochenarbeitszeiten dazu, ist es noch düsterer. Das nervt schon.
Nur weil ich im Osten arbeite, gebe ich das 2,5 Fache für meine Betriebsrente aus. Und mir ist es dabei auch herzlich egal, das dies ein anderes Verfahren ist. Für so viel Geld jeden Monat (über 250 Euro) könnte ich eine schöne Privatrente gestalten und nicht am Ende mit den -Stand jetzt- berechneten 550 Euro rausgehen.

Stufe 6 ist ab E10 auch ein Witz, den "Aufstieg" habe ich nicht mal gemerkt, weil was anderes erhöht wurde (weiß ich jetzt nicht mehr). Netto waren es dann um die 50-60 Euro. ja klar ist das auch Geld, für manche sogar viel. Aber nur weil es anderen schlechter geht, muss ich doch nicht auf wertschätzende Bezahlung verzichten?

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #335 am: 05.12.2025 22:28 »
Insgesamt müsste man vielleicht mal wirklich versuchen Leistungsgerechte Zulagen einzuführen, die gezahlt werden MÜSSEN. Z.B für: Projektleitungsaufgaben, Übernahme von besonderer Verantwortung (Budget, Sicherheit), Personalverantwortung....

Nur mal interessehalber: Hast du dir mal die Entgeltordnung im TV-L durchgelesen? All das was du oben als Zulage forderst ist schon in der Entgeltgruppenzuordnung enthalten.

Muschebubu

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #336 am: 07.12.2025 11:26 »
Kein Angebot der Arbeitgeberseite hat was mit der Wertschätzung zu tun, die es sonst auch so gibt. Aber gut, beide Seiten verstehen es nicht. Alles wie im Drehbuch der letzten Jahre, alles wie immer… Ja, vieles wird sich perspektivisch in der Arbeitswelt ändern, aber wahrscheinlich wird es die kommenden Jahre weiterhin motivierte Mitarbeitende brauchen. Nicht aber so. Weder durch ein Nicht-Angebot oder die Sozialismuskomponente. Seit Jahren diskutieren wir hier regelmäßig, was eigentlich alles angegangen werden müsste, auch aktuell finden sich die Punkte wieder. Passiert was, nö… Und ich bin mir sicher, beide Seiten lesen hier mal mehr, mal weniger mit. Interessiert nur nicht. Und das hat nichts mit dem Organisationsgrad zu tun. Die AG-Seite sieht doch in der Stellenbesetzungsquote das Problem… Und das verschwindet nicht dadurch, weil der Rest bisweilen streikunwillig ist.Wollte man wirklich mal an die Attraktivität ran, würde man den kompletten TV-L überarbeiten. Auf einen Bierdeckel würde er wohl nicht passen, aber viel Text könnte raus, weil es ja weder die Beschäftigten, noch die AG-Seite verstehen…


Modulator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #337 am: 07.12.2025 15:29 »
Wollte man wirklich mal an die Attraktivität ran, würde man den kompletten TV-L überarbeiten. Auf einen Bierdeckel würde er wohl nicht passen, aber viel Text könnte raus, weil es ja weder die Beschäftigten, noch die AG-Seite verstehen…
Vor allem der Teil, der sich per Dekret aus dem Finanzministerium einfach negieren lässt, wo er doch einen Unterschied machen könnte.
Sowas braucht kein Mensch oder besser, sollte von vorne herein ausgeschlossen werden.

Iunius

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #338 am: 07.12.2025 19:16 »
Gut zu wissen, dass so wichtige Prominenz unter uns hier in diesem Forum weilt.

Ich war sogar schon in der letzten Tarifrunde stelv. Mitglied der Bundestarifkommission und bin es noch, neidisch?
Leider haben wir vor zwei Jahren unseren einzigen Volljuristen hier verloren, damit ging es hier fachlich bezogen doch stark bergab. Jetzt tummelt sich gefährliches Halbwissen mit Scheuklappenmentalität und der fehlende Bezug zu zentralen Akteuren macht es nicht einfacher.

Die Verhaldungen werden tatsächlich weniger um Inhalte als mehr um die Ausgestaltung geführt werden weil der TVöD schon vorgelegt hat und man keinen besseren Abschluss erreichen können wird. Das liegt einerseits an der Unfähigkeit von Verdi und andereseits an der ständigen Einflussnahme vor Ort durch "die Beamten" (kein bashing).
Und eines ist Fakt: Am Ende sitzen da zwei Personen im Raum und handeln das unter sich aus. Das ist wenig demokratisch und schon gar nicht sinnvoll aber Realität vor Ort.

Umlauf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #339 am: 08.12.2025 01:06 »
Mich ärgert auch die Höhe der VBL-Ost: 4,25 % vom Brutto, VBL (West) unter 2 %. Heißt, bei der selben popligen Erhöhung bleibt im Osten noch weniger, rechnet man dann noch die unterschiedlichen Wochenarbeitszeiten dazu, ist es noch düsterer. Das nervt schon.
Nur weil ich im Osten arbeite, gebe ich das 2,5 Fache für meine Betriebsrente aus. Und mir ist es dabei auch herzlich egal, das dies ein anderes Verfahren ist. Für so viel Geld jeden Monat (über 250 Euro) könnte ich eine schöne Privatrente gestalten und nicht am Ende mit den -Stand jetzt- berechneten 550 Euro rausgehen.

Stufe 6 ist ab E10 auch ein Witz, den "Aufstieg" habe ich nicht mal gemerkt, weil was anderes erhöht wurde (weiß ich jetzt nicht mehr). Netto waren es dann um die 50-60 Euro. ja klar ist das auch Geld, für manche sogar viel. Aber nur weil es anderen schlechter geht, muss ich doch nicht auf wertschätzende Bezahlung verzichten?

Im Prinzip hast du recht. Aber hast du tatsächlich auch mal die Netto-Werte durchgerechnet?
Die kapitalgedeckten VBL-Variante im Osten wird steuerlich anders behandelt, nämlich besser als das Umlagesystem im Westen. Damit nähern sich die beiden VBL-Varianten Netto relativ an. In bestimmten Konstellationen kann man im Osten mehr Netto rausgekommen als im Westen.