Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion

Begonnen von Prüfer SH, 26.04.2023 14:21

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Floki

Zitat von: daseinsvorsorge am 24.11.2023 14:08
Zitat von: Floki am 24.11.2023 13:55
Das ist aber ziemlich sinnlos. Aber tatsächlich reden wir hier sogar von großen Gewerkschaften.

Welche großen Gewerkschaften meinen Sie ? Wenn hier nur gew+dbb etc. verhandeln würden, wären die Streikmaßnahmen für die AGs noch nicht ein Mal ein laues Lüftlichen.

Insbesondere bei der GEW; Es gibt mindestens 250.000 angestellte Lehrkräfte; die müßte man doch ziemlich einfach begeistern können. Zumal die wirklich Chaos - wie bei Kitas - anrichten können. Woran liegt es ??
Hier in dem Bereich? Na an der mangelnden Kommunikation und Organisation: Selbst die Beamten wurden schriftlich für eine Streikmaßnahme für den 16.11.2023....am......trommelwirbel....... am 16.11.2023 informiert und um Mithilfe gebeten. Die Schreiben selber waren bereits etliche Wochen alt.

Bauernopfer

Zitat von: Warnstreik am 24.11.2023 13:10
Zitat von: Bauernopfer am 24.11.2023 12:32
Zitat von: Warnstreik am 24.11.2023 08:36
Zitat von: Oliver1976 am 24.11.2023 08:03
@Ellie und andere: Befremdlicher ist doch eher, dass die Abgeordneten, die nachher wieder Landesangestellte in ihren Büros sitzen haben, sich die Diäten um x % erhöhen und auch noch einen Preisindex-Ausgleich in der Aufwandsentschädigung erhalten (habe ich gerade beim Stöbern, wie hoch die Diäten in den Bundesländern so sind und wie viele Prozent es dieses Jahr on Top gab, gelesen). Wie vermittle ich meiner/m Angestellte/n DU bekommst nix und ich 6 %. Das stärkt sicherlich jegliche Arbeitsmoral.

Wo steht denn, dass die Angestellten nichts bekommen? Was soll die Polemik? Die Verhandlungen laufen und natürlich wird es einen Abschluss mit einer Erhöhu⁷jng geben.

Die Diäten der meisten Landesparlamente sind ganz einfach per Gesetz an die durchschnittliche Einkommensentwicklung des jeweiligen Bundeslandes der Vorjahre gekoppelt. So wurden die Diäten in SH um 4,3% und in Bayern um 3,7% erhöht.
Ohne Polemik: Die o. g. Prozenterhöhungen sind wohlgemerkt jährlich. Nicht mit Laufzeiten von 24 Monaten und mehr.

Ja, es ist ja auch ein Automatismus und richtet sich an der Lohnentwicklung - wenn der TV-L für 24 Monate abschließt, wird er auch mehr als die 3-4% bekommen. Beim TVöD lag der Abschluss ja nach Gruppe zwischen 9 und 20%, im Mittel so um die 11-12.
Das Anpassungsprinzip ist mir durchaus bekannt. Und ich weiß auch, der Anteil am Gesamtvolumen der Länderhaushalte ist ja sooooooooo gering. Dazu spendeten die Abgeordneten auch noch Anteile der Erhöhung. Und dennoch:
Dein Beispiel Bayern:
Diäten 2022 +4,3%  dazu Kostenpauschale 2022 +3,8%
Diäten 2023 +3,7%  dazu Kostenpauschale 2023 +6,9%
...den letzten Abschluss TV-L ö. kennen wir ja zur genüge.

"wenn der TV-L für 24 Monate abschließt, wird er auch mehr als die 3-4% bekommen"
Es müssten demnach mindestens 8% - 9% sein. Ganz ehrlich, die Erfahrungen der letzten Abschlüsse lehren mich leider etwas anderes.


daseinsvorsorge

Zitat von: Floki am 24.11.2023 14:12
Zitat von: daseinsvorsorge am 24.11.2023 14:08
Zitat von: Floki am 24.11.2023 13:55
Das ist aber ziemlich sinnlos. Aber tatsächlich reden wir hier sogar von großen Gewerkschaften.

Welche großen Gewerkschaften meinen Sie ? Wenn hier nur gew+dbb etc. verhandeln würden, wären die Streikmaßnahmen für die AGs noch nicht ein Mal ein laues Lüftlichen.

Insbesondere bei der GEW; Es gibt mindestens 250.000 angestellte Lehrkräfte; die müßte man doch ziemlich einfach begeistern können. Zumal die wirklich Chaos - wie bei Kitas - anrichten können. Woran liegt es ??
Hier in dem Bereich? Na an der mangelnden Kommunikation und Organisation: Selbst die Beamten wurden schriftlich für eine Streikmaßnahme für den 16.11.2023....am......trommelwirbel....... am 16.11.2023 informiert und um Mithilfe gebeten. Die Schreiben selber waren bereits etliche Wochen alt.

Ja- das passiert. Auch ich verzweifele manchmal an solchen Aktionen. Aber wenn ich als angest. Lehrer für Streik brenne, kann ich mich doch auch selber  informieren ? Gerade dann, wenn es bei der Orga hapert.

Und wenn Sie noch aktives Gewerkschaftsmitglied sind, muss man nicht nur Beiträge zahlen, sondern sich auch viel ehrenamtlich engagieren. 1000 Gespräche zur Verteilung von Infos, organisieren, Streikmaßnahmen vorbereiten etc. Da ist die Streikteilnahme noch das Leichteste. Insbesondere während der Tarifverhandlungen kommen da sehr, sehr viele Stunden zusammen, während andere nur meckern, gar nichts tun und noch auf die Gewerkschaften eindreschen.

Mint

Ich werde unseren Personalrat zu dem Thema ansprechen. Gibt es die Möglichkeit irgendwie an Plakate von Verdi und Co. zu kommen? Wir werden hier mal einiges aufhängen um die Tarifverhandlungen sichtbarer zu machen....

daseinsvorsorge

Zitat von: Mint am 24.11.2023 14:34
Ich werde unseren Personalrat zu dem Thema ansprechen. Gibt es die Möglichkeit irgendwie an Plakate von Verdi und Co. zu kommen? Wir werden hier mal einiges aufhängen um die Tarifverhandlungen sichtbarer zu machen....
Sprechen Sie Ihren verdibezirk , der für Sie zuständig ist, an.

itthrall

Zitat von: Floki am 24.11.2023 13:43
Die Leute zum Streik sind ausnahmsweise da, aber hier versauen es tatsächlich die Gewerkschaften mit unterirdischer Kommunikation und Organisation.

Persönlich habe ich es leider noch nie anders erlebt. Trotz diverser Hinweise Richtung Verdi war die Koordination der Streiks in meinem Umfeld immer unterirdisch und auch immer so geplant, dass es wirklich so gut wie keine Auswirkungen auf den Tagenbetrieb hatte. Bei einem schlechten Abschluß war aber natürlich immer die schlechte Streikbeteiligung die Ursache.

Edit: Diese Woche wurde übrigens bei uns gestreikt. Erfahren habe ich davon erst in der wöchentlichen Montagsrunde in der unser Chef auf die aktuell dünne Personaldecke wegen Krankheit und Streik hingewiesen hat. Bravo.

Warnstreik

Zitat von: Oliver1976 am 24.11.2023 13:58
Na oder vom Personalrat, der die Infos streuen könnte. Hier bei uns wurde eine Personalversammlung angekündigt und das Thema Tarifverhandlungen steht nicht einmal auf der Tagesordnung... das sehe ich dann als Armutszeugnis an.

Beim Armutszeugnis ausstellen immer schön vorsichtig sein, sonst steht man selbst mal im Kopfbogen ;-)   

Der Personalrat (gilt auch für Betriebsräte) als Organ hat in Tarifverhandlungen eine Neutralitätspflicht. Er darf (also Organ) weder zum Streik aufrufen, noch Streikaufrufe verbreiten. Natürlich kann er über den Stand informieren - das macht aber eigentlich die Gewerkschaft - die sollte auch aktiv z.B. Flugzettel oder Flyer verteilen.

Warnstreik

Zitat von: Bauernopfer am 24.11.2023 14:16
Es müssten demnach mindestens 8% - 9% sein. Ganz ehrlich, die Erfahrungen der letzten Abschlüsse lehren mich leider etwas anderes.

Ja, die müssten es sein und die werden es für 24 Monate auch mindestens werden, da bin ich relativ sicher. Am Ende sieht man aber hauptsächlich, wie bescheiden der Abschluss 2021 eigentlich war. Umso mehr muss man dieses mal das Bein steiff halten. Ein Abschluss wie im TVöD wäre - auch im Verhältnis zu anderen Branchen - wirklich gut.

knopper

Zitat von: Meierheim am 24.11.2023 12:42

Interessanter Beitrag. In Österreich gab es also im öffentlichen Dienst eine Lohnsteigerung von 19,5%, dem steht in Deutschland im TVL eine Erhöhung von 2,8% und eine Gewerkschaftsforderung von 10,5% gegenüber.

ja ich sag ja, irgendwas läuft hierzulande falsch... ist aber vielleicht auch unsere ganze Gesellschaft bzw. die deutsche Kultur...
Zitat von: Warnstreik am 24.11.2023 15:01
Ein Abschluss wie im TVöD wäre - auch im Verhältnis zu anderen Branchen - wirklich gut.

ja wäre er auch. Wie gesagt ich bekomme es manchmal direkt zu hören. Ein Bekannter arbeitet bei einer größeren Stadt und meint regelmäßig "das in eurem Tarifvertrag wäre mir zu wenig".
Soviel dazu.

Wuppertaler

Noch zwei Wochen bis zur 3. und damit letzten Verhandlungsrunde...

Was passiert eigentlich wenn dort wieder kein Ergebnis zustandekommt?

Vor Weihnachten wird es dann ja keine 4. geben  :(

Oliver1976

Zitat von: Warnstreik am 24.11.2023 14:53
Zitat von: Oliver1976 am 24.11.2023 13:58
Na oder vom Personalrat, der die Infos streuen könnte. Hier bei uns wurde eine Personalversammlung angekündigt und das Thema Tarifverhandlungen steht nicht einmal auf der Tagesordnung... das sehe ich dann als Armutszeugnis an.

Beim Armutszeugnis ausstellen immer schön vorsichtig sein, sonst steht man selbst mal im Kopfbogen ;-)   

Der Personalrat (gilt auch für Betriebsräte) als Organ hat in Tarifverhandlungen eine Neutralitätspflicht. Er darf (also Organ) weder zum Streik aufrufen, noch Streikaufrufe verbreiten. Natürlich kann er über den Stand informieren - das macht aber eigentlich die Gewerkschaft - die sollte auch aktiv z.B. Flugzettel oder Flyer verteilen.

Wie man es nimmt... aus einem Flugblatt der GEW

"Rechte der Personalratsmitglieder
Mitglieder von Personalräten sind ,,ganz normale" Arbeitnehmer mit allen Rechten und Pflichten. Sie haben das  Recht zu streiken, sie können als Gewerkschaftsvertreter zum Streik aufrufen und diesen organisieren, Mitglied der Arbeitskampfleitung sein oder weitere gewerkschaftliche Aufgaben im Streik wahrnehmen (z.B. Notdienstvereinbarungen aushandeln).Dies gilt ohne Einschränkung auch dann, wenn sie für ihre Personalratstätigkeit voll oder teilweise freigestellt sind.

Neutralitätspflicht des Personalrats
Der Personalrat als Organ muss sich im Arbeitskampf neutral verhalten. Er darf nicht zu Streiks aufrufen und an seinem ,,Schwarzen Brett" auch keine Streikaufrufe veröffentlichen. Er ist auch nicht zuständig für den Abschluss von Notdienstvereinbarungen – diese sind Sache der streikführenden Gewerkschaft und des Arbeitgebers.  Doch auch vor und während eines Streiks kann und darf der Personalrat die Beschäftigten informieren. Dazu gehören auch Informationen über die Tarifforderungen der Tarifvertragsparteien sowie über Verlauf und Stand  der Tarifauseinandersetzungen.

Einladung zur Personalversammlung
Auch während einer Tarifauseinandersetzung haben  Personalräte das Recht, eine außerordentliche Personalversammlung während der Arbeitszeit einzuberufen.  Schließlich ist das Informationsbedürfnis der Beschäftigten in dieser Zeit besonders groß! Hier kann der Personalrat die Tarifverhandlungen auf die Tagesordnung setzen und mit der Belegschaft darüber  diskutieren. Es empfiehlt sich, hier zu Gewerkschaftsvertreter einzuladen. Eine Verletzung der Neutralitätspflicht ist das nicht – auch wenn Arbeitgeber dies gerne so darstellen."

Und nehme ich den Betriebsrat einer Partnerinstitution, der hat sich mal gar nicht an die Neutralitätspflicht gehalten und mehrfach aktiv zum Streik aufgerufen bei den TVöD-Verhandlungen. Konsequenzen für diesen: Keine!

Muschebubu

Zitat von: Mint am 24.11.2023 14:34
Ich werde unseren Personalrat zu dem Thema ansprechen. Gibt es die Möglichkeit irgendwie an Plakate von Verdi und Co. zu kommen? Wir werden hier mal einiges aufhängen um die Tarifverhandlungen sichtbarer zu machen....

Mit hier meinst du aber nicht in der Dienststelle, vermute ich oder doch? Muss der Arbeitgeber keinesfalls dulden und wahrscheinlich verbietet er es sogar.

Und zur Streikbereitschaft, ich halt den Zeitpunkt schon geschickt gewählt für die Tarifrunde. So im Frühjahr bei angenehmen Temperaturen streikt es sich leichter, als im November, Dezember bei niedrigen Temperaturen und scheußlichem Wetter.


Warnstreik

Zitat von: Oliver1976 am 24.11.2023 15:54
Und nehme ich den Betriebsrat einer Partnerinstitution, der hat sich mal gar nicht an die Neutralitätspflicht gehalten und mehrfach aktiv zum Streik aufgerufen bei den TVöD-Verhandlungen. Konsequenzen für diesen: Keine!

Das ist ja das was oben ausgedrückt werden soll: Ganz scharf lässt sich sich das nicht trennen, da oft Personalrats- und Betriebsratsmitglieder auch in der gewerkschaftlichen Organisation engagiert sind. Ein "Streikaufruf" ist ja erstmal sowieso einer Gewerkschaft vorbehalten. Bei uns war es früher so, dass wir ein Schwarzes Brett für den BR und eines für die Gewerkschaftsarbeit hatten. Gefüllt haben die Bretter/Schaukästen dann dieselben Leute. Auch können Betriebsräte als Gewerkschafter ihre Meinung kundtun und über Tarifverhandlungen und auch Streiks informieren. Der Übergang ist dann fließend. Ich finde aber gut, wenn die offizielle Information auf der Gewerkschaftsebene bleibt und der Personalrat sich in Personalversammlungen auf seine Themen konzentriert.

Oliver1976

Zitat von: Warnstreik am 24.11.2023 16:18
Zitat von: Oliver1976 am 24.11.2023 15:54
Und nehme ich den Betriebsrat einer Partnerinstitution, der hat sich mal gar nicht an die Neutralitätspflicht gehalten und mehrfach aktiv zum Streik aufgerufen bei den TVöD-Verhandlungen. Konsequenzen für diesen: Keine!

Das ist ja das was oben ausgedrückt werden soll: Ganz scharf lässt sich sich das nicht trennen, da oft Personalrats- und Betriebsratsmitglieder auch in der gewerkschaftlichen Organisation engagiert sind. Ein "Streikaufruf" ist ja erstmal sowieso einer Gewerkschaft vorbehalten. Bei uns war es früher so, dass wir ein Schwarzes Brett für den BR und eines für die Gewerkschaftsarbeit hatten. Gefüllt haben die Bretter/Schaukästen dann dieselben Leute. Auch können Betriebsräte als Gewerkschafter ihre Meinung kundtun und über Tarifverhandlungen und auch Streiks informieren. Der Übergang ist dann fließend. Ich finde aber gut, wenn die offizielle Information auf der Gewerkschaftsebene bleibt und der Personalrat sich in Personalversammlungen auf seine Themen konzentriert.

Problem ist aber, dass viele der jungen MAs von diesen ganzen Thematiken keine Ahnung mehr haben. Die wissen ja teilweise nicht einmal was ein Personal- oder Betriebsrat ist und für was beide zuständig sind. Geschweige denn, welche Gewerkschaft sie vertritt.

Wir haben bei uns am Institut nur ein schwarzes Brett, da wird nichts getrennt, alleine weil es nur dieses eine gibt.

Ich finde es trotzdem nicht sehr gut, wenn ein Unternehmen mit 5500 MA (hat die Uni Stuttgart) im Rahmen einer angekündigten Personalversammlung das Thema "Tarifverhandlungen" völlig außen vor lässt. Sehe ich kritisch.