Autor Thema: [Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen  (Read 31891 times)

Rentenonkel

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #120 am: 14.05.2024 09:22 »

Die DRV macht es "besser", in dem sie die eingenommenen Beiträge sofort wieder auskehrt. Hat den Vorteil, dass kein Wertverlust entsteht und die Einnahmesteigerung von der Lohn- und damit von der Wirtschaftsentwicklung abhängt. Dauerhaft ist das System auch keine Lösung.

Die gesetzliche Rentenversicherung gibt es seit Juni 1889, da kann man schon von einer dauerhaften Lösung reden  ;)

Dazwischen gab es drei Währungsreformen, zwei Weltkriege, eine Wiedervereinigung und das alles hat die Rente überlebt.

Casa

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #121 am: 14.05.2024 13:39 »
Zitat
Die gesetzliche Rentenversicherung gibt es seit Juni 1889, da kann man schon von einer dauerhaften Lösung reden  ;)

Dazwischen gab es drei Währungsreformen, zwei Weltkriege, eine Wiedervereinigung und das alles hat die Rente überlebt.

Aber auch nur, weil ausreichend Einzahler hinzu gekommen sind und/oder die DRV mit Steuermitteln bezuschusst wurde und wird.

https://www.bundesamtsozialesicherung.de/fileadmin/redaktion/Rentenversicherung/Finanzierung/Bundeszahlungen2022.pdf


Bei Einführung der Rentenversicherung erreichten gerade einmal ca. 2% der Versicherten das Renteneintrittsalter. Ich habe ad hoc nur die durchschnittliche Lebenserwertung gefunden, die sich seit Einführung der RV etwa verdoppelte.
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=12621-0003&sachmerkmal=ALT577&sachschluessel=ALTVOLL000&startjahr=1871&endjahr=1900#abreadcrumb
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Rentenonkel

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #122 am: 14.05.2024 15:48 »

Aber auch nur, weil ausreichend Einzahler hinzu gekommen sind und/oder die DRV mit Steuermitteln bezuschusst wurde und wird.

https://www.bundesamtsozialesicherung.de/fileadmin/redaktion/Rentenversicherung/Finanzierung/Bundeszahlungen2022.pdf


Bei Einführung der Rentenversicherung erreichten gerade einmal ca. 2% der Versicherten das Renteneintrittsalter. Ich habe ad hoc nur die durchschnittliche Lebenserwertung gefunden, die sich seit Einführung der RV etwa verdoppelte.
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=12621-0003&sachmerkmal=ALT577&sachschluessel=ALTVOLL000&startjahr=1871&endjahr=1900#abreadcrumb

Die Bundeszuschüsse sind für die versicherungsfremden Leistungen gedacht, die der Gesetzgeber zunehmend der Rentenversicherung aufbürdet, z.B. Mütterrente, Grundrente, Zeiten nach dem Fremdrentengesetz, usw. Die originären Versicherungsleistungen werden weiterhin allein durch die Beiträge der Solidargemeinschaft finanziert.

Die andere Statistik mit den 2 % bestreite ich, da der Zugang zu Altersrenten und Invalidenrenten zu Beginn der Rentenversicherung deutlich früher war und auch mehr Hinterbliebenenrenten gezahlt wurden. Ich muss mal schauen, ob ich irgendwo etwas belastbarere Zahlen finde, habe derzeit aber wenig Zeit.

Ich könnte aber auch noch ein paar Daten zu den Börsencrashs beifügen und zeigen, wieiviel Geld die Sparer in dem gleichen Zeitraum verloren haben  :P

Casa

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #123 am: 14.05.2024 16:51 »
Es scheint mir zusätzliche und sonstige Zuschüsse zu geben. Ob diese alle auf neuen Leistungen beruhen?

https://www.bundesamtsozialesicherung.de/fileadmin/redaktion/Rentenversicherung/Finanzierung/Bundeszahlungen2022.pdf
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Ozymandias

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #124 am: 15.05.2024 11:26 »
Die sog. Teufel-Tabelle geht derzeit von einer Unterdeckung der versicherungsfremden Leistungen von ca. 40 Milliarden Euro im Jahr aus.

https://www.adg-ev.de/publikationen/publikationen-altersvorsorge/1716-gesetzliche-rentenversicherung-2022-sonderlast-versicherungsfremde-leistungen


Casa

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #125 am: 15.05.2024 12:34 »
Danke!

Hier mal mehr dazu.

https://www.bundesrechnungshof.de/SharedDocs/Downloads/DE/Berichte/2023/hauptband-2023/09-volltext.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Das würde i. E. bedeuten die DRV hat mit den Beiträgen einen Überschuss, welcher je nach Definition, für versicherungsfremde Leistungen genutzt wird.
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Leena2005

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #127 am: 03.06.2024 15:11 »
Also ganz ehrlich, wenn man dieses Thema verfolgt, kann man als nicht unsäglich hoch bezahlte Beamtin im mittleren Dienst echt schlechte Laune bekommen! Es ist nicht so, dass Beamte nicht für ihre Pension "einbezahlen", man vergleiche da mal das brutto Einkommen eines Beamten mit dem eines vergleichbaren Angestellten. Das ist mal eben 1000-1500 Euro niedriger! Dann geht da noch die private Krankenversicherung ab. Es ist einfach so, dass die Gelder für die Pensionskasse nicht auf dem Besoldungsnachweis auftauchen, sondern von vornherein "abgezogen" sind. Dann haben die Leute, die stattdessen in die Rentenversicherung einzahlen auch noch ziemlich Vorteile (vor Renteneintritt) gegenüber einem Beamten. Versucht doch mal, als Beamter irgendwie an eine Kur, eine Reha oder auch nur Reha Sport zu bekommen. Beim Angestellten zahlt die Rentenversicherung, wenn man es als Beamter nicht extra versichert, tja, dann kann man Pech haben es gar nicht bis zum Pensionsalter zu bringen.

So, ich möchte niemandem mit meinem Beitrag auf die Füße treten, aber ich rege mich bei dem Thema einfach maßlos auf!

Thomber

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #128 am: 03.06.2024 15:19 »
Ja, Leena, stimmt. 

Schade, dass man solche Argumente immer und immer wieder auspacken muss, weil es noch immer zu viele nicht wissen. Dieses Thema wird regelmäßig leider instrumentatlisiert, um Spaltung... na ja.. 

clarion

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #129 am: 03.06.2024 20:53 »
Netto haben viele Beamte auch nach Abzug der PKV  häufig deutlich mehr als vergleichbare Entgeldgruppen. Und wenn man Pension in Relation zu Rente sieht oder drei plus x Kinder hat, dann lohnt es sich das Beamtentum erst recht. Natürlich gibt es Biographien, wo die Rechnung nicht aufgeht, da man früh pensioniert wird oder im Eingangsamt stecken bleibt, diese sind de Fakto sehr sehr selten. Unter der Prämisse kann an den Rehasport auch mal selbst bezahlen.


Thomber

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #130 am: 04.06.2024 07:31 »
Am Ende gilt IMMER das, was mir schon früher Soldaten (Feldwebel-Pension mit Anfang/ Mitte 50) sagten: Augen auf bei Berufswahl!    Oder geht ins Ausland. Früher in Rente mit mehr Rente!  Jeder ist seines Glückes Schmied.  ;)

Leena2005

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #131 am: 04.06.2024 09:59 »
Netto haben viele Beamte auch nach Abzug der PKV  häufig deutlich mehr als vergleichbare Entgeldgruppen. Und wenn man Pension in Relation zu Rente sieht oder drei plus x Kinder hat, dann lohnt es sich das Beamtentum erst recht. Natürlich gibt es Biographien, wo die Rechnung nicht aufgeht, da man früh pensioniert wird oder im Eingangsamt stecken bleibt, diese sind de Fakto sehr sehr selten. Unter der Prämisse kann an den Rehasport auch mal selbst bezahlen.

Das ist nicht ganz richtig! Ich habe zufällig den direkten Vergleich mit einer Angestellten mit gleichen Voraussetzungen auf der gleichen Stelle, diese hat netto mehr - zwar nicht viel, aber doch mehr! Nicht alle Beamte haben drei + x Kinder. Und um als Beamter mal eben seine Reha mit dem Anteil von 5.000-8.000 Euro selbst  zu bezahlen, sollte man nicht im mittleren Dienst sein. Und da ist es dumm gelaufen, wenn man chronisch krank ist. Noch ein Vorteil der Rentenversicherung: Das persönliche Budget für Menschen mit einer Schwerbehinderung wird daraus bezahlt. Dieses steht angeblich jedem Bürger mit Schwerbehinderung zu, nur leider gibt es für Beamte keinen zuständigen Träger. Also wie gesagt, die Diskussionen, ob Beamte in die Rentenversicherung einzahlen müssen, sollten nur auf der Grundlage gleicher Voraussetzungen im Vergleich zum Angestellten weitergeführt werden: Angleichung des Brutto Einkommens, Möglichkeit der Reha und Kur, persönliches Budget für Menschen mit Behinderung!

2strong

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #132 am: 04.06.2024 15:41 »
Wie alt bist Du, wenn ich fragen darf?

Modellbaumonk

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #133 am: 05.06.2024 10:38 »
Gilt das dann für alle Beamten oder nur die neuen Beamten?

Das würde ja bedeuten das alle Beamten auf einen Schlag 9,3% weniger Nettolohn haben.

Falls das der Dienstherr komplett übernimmt geht ja dann der Aufschrei los, das es doch bitte wie bei jedem Arbeitnehmer auch der Beamte vom Bruttolohn abgezogen bekommen soll.
Und falls dann in dem Fall der Dienstherr den Lohn um 9,3% erhöht um das wieder auszugleichen kommt wieder der nächste Aufschrei los. Weil es dann ja heißt, das der Dienstherr die 9,3% aus dem Steuertopf nimmt.

Und als nächstes wird man sich beschweren warum Beamte überhaupt 71% der letzten Bezüge als Pension bekommen. Warum nicht 45% wie bei normalen Arbeitnehmern?
« Last Edit: 05.06.2024 10:45 von Modellbaumonk »

MasterNoname89

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Antw:[Allg] Beamte sollen in Rentenversicherung einzahlen
« Antwort #134 am: 05.06.2024 11:34 »
Netto haben viele Beamte auch nach Abzug der PKV  häufig deutlich mehr als vergleichbare Entgeldgruppen. Und wenn man Pension in Relation zu Rente sieht oder drei plus x Kinder hat, dann lohnt es sich das Beamtentum erst recht. Natürlich gibt es Biographien, wo die Rechnung nicht aufgeht, da man früh pensioniert wird oder im Eingangsamt stecken bleibt, diese sind de Fakto sehr sehr selten. Unter der Prämisse kann an den Rehasport auch mal selbst bezahlen.

Das ist nicht ganz richtig! Ich habe zufällig den direkten Vergleich mit einer Angestellten mit gleichen Voraussetzungen auf der gleichen Stelle, diese hat netto mehr - zwar nicht viel, aber doch mehr! Nicht alle Beamte haben drei + x Kinder. Und um als Beamter mal eben seine Reha mit dem Anteil von 5.000-8.000 Euro selbst  zu bezahlen, sollte man nicht im mittleren Dienst sein. Und da ist es dumm gelaufen, wenn man chronisch krank ist. Noch ein Vorteil der Rentenversicherung: Das persönliche Budget für Menschen mit einer Schwerbehinderung wird daraus bezahlt. Dieses steht angeblich jedem Bürger mit Schwerbehinderung zu, nur leider gibt es für Beamte keinen zuständigen Träger. Also wie gesagt, die Diskussionen, ob Beamte in die Rentenversicherung einzahlen müssen, sollten nur auf der Grundlage gleicher Voraussetzungen im Vergleich zum Angestellten weitergeführt werden: Angleichung des Brutto Einkommens, Möglichkeit der Reha und Kur, persönliches Budget für Menschen mit Behinderung!


Anhand deines Benutzernamens würde ich mal davon ausgehen, dass du 2005 geboren wurdest und somit noch nicht lange im Amt bzw. sogar Berufseinsteiger bist. Jetzt wäre interessant, wie lange der Vergleichsangestellte im Beruf ist. Es ist durchaus möglich, dass die Entgelttabelle zu Beginn höher ausfällt. Allerdings steigst du regelmäßig in deinen Erfahrungsstufen und ggf. kommen auf dich auch noch die eine oder andere Beförderung zu. Dadurch wird sich das Blatt irgendwann wenden.

Der Angestellte auf der Position erhält mit seiner Einstellung bereits die Entgeltgruppe, die für diese Tätigkeit festgelegt ist. Du als Beamtin steigst nicht entsprechend deiner Tätigkeit, sondern deiner Laufbahngruppe in ein Eingangsamt ein. Beförderungen kommen bei Bewährung und entsprechender Beurteilung früher oder später auf dich zu.

Zudem wird auch bei späterer Familiengründung bzw. Heirat Familienzuschlag gewährt, den es nur für Beamte gibt. Das ist so, da das Alimentationsprinzip nicht nur gegenüber dem Beamten selbst, sondern auch gegenüber seiner Familie gilt.


Unterm Strich ist es durchaus möglich, dass der ledige, kinderlose Beamte finanziell nicht wirklich besser gestellt ist, als der Angestellte. Dennoch hat das Beamtenverhältnis gegenüber dem Angestelltenverhältnis seine überwiegenden Vorteile, aber auch Nachteile.

Vergesse auch dabei nicht, dass du als Beamtin nicht für deine Arbeit bezahlt wirst, sondern, dafür dass du in einem Dienst- und Treueverhätnis stehst, alimentiert wirst. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe und wie es die Vergangenheit zeigt, ist es auch möglich, dass du später Nachzahlungen erhältst, da der Gesetzgeber gegen das Prinzip der amtsangemessenen Alimentation verstößt. Dies wurde in kürzerer Vergangenheit bei mehreren Dienstherren durch die höchstrichterliche Rechtssprechung festgestellt und muss durch den Gesetzgeber behoben werden. Derzeit setzen die einzelnen Länder diese Rechtssprechung mehr oder weniger um. Ob es gerichtlichen Bestand hat, zeigt sich wenn die ersten Klagen dahingehend wieder abgehandelt werden und entsprechende Urteile gefällt werden. Es ist aber ein langer und mühsamer Weg dahin, dass sich etwas dreht.

In Bezug auf die Einzahlung in die normale Rentenkasse sehe ich es derzeit recht entspannt und ist es reine Stimmungsmache in der Bevölkerung gegenüber der Beamtenschaft. Zum einen ist es für den Dienstherrn die günstigere Variante, das Geld 'nur' über Pensionszahlungen auszuzahlen und zudem gilt das Alimentationsprinzip über den aktiven Dienst bis in die Pension hinaus. Dies würde auch weiterhin greifen, wenn deine Pension sich plötzlich Rente nennen würde.