Hallo zusammen,
Kurz vorweg, ich bin inzwischen sehr erschrocken über die Leistungen im öD und muss mir zum einen mal ein bisschen Frust von der Seele schreiben - wie mein Nutzername schon verrät, sitzt der Schmerz gerade tief- , wäre parallel aber auch mal um Meinungen dazu dankbar, ob ich irgendwo falsch denke:
Zu mir: ich bin Beamter im mittleren, feuerwehrtechnischen Dienst in NRW und werde aktuell nach A9/5 besoldet. Am Monatsende habe ich ca. 2800€ netto (ohne Schichtzulagen) bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 48h abzüglich ca. 300€ private Krankenversicherung (um die kein sinnvoller Weg vorbeiführt) - also eigentlich nur 2500€ netto.
Für die Laufbahn bei der Feuerwehr war zunächst eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich, dann folgten 18Monate Vorbereitungsdienst für die Laufbahnprüfung, 3 Jahre berufsbegleitende Ausbildung zum Notfallsanitäter, 2 Monate Weiterbildung zum Gruppenführer und zuletzt noch die 3 monatige Ausbildung zum Leitstellendisponenten - In der Summe macht das neben weiteren internen Weiterbildungen: rund 8 Jahre Aus- und Fortbildung und 8 Jahre Berufserfahrung.
Sold: ca. 13€ netto pro Stunde im Endamt (!) des mittleren Dienstes.
(2500€ / 4Wochen / 48h)
Meine Freundin: 3 Jahre Ausbildung, 6 Jahre Berufserfahrung, berufsbegleitendes Studium in der gleichen Fachrichtung (soziales) mit Bachelorabschluss, nun in leitender Funktion mit ca. 15 Mitarbeitern.
Netto ca. 2.600€ bei 40h wöchentlich.
Macht: ca. 16,25€ netto pro Stunde.
(2600€/4 Wochen/40h)
Soweit alles cool, wobei wir uns inzwischen fragen, ob das bei den Preisen der letzten Monate alles so noch passt.
So bin ich vor kurzen auf das Thema der amtsangemessenen Besoldung gestoßen, dass wohl seit Jahrzehnten ein Thema ist und in der jüngeren Vergangenheit erneut für viel Diskussion sorgt. Das Land NRW scheint jedenfalls entgegen von Richtern, Gewerkschaften etc der Auffassung zu sein, dass es seine Beamten verfassungsgemäß alimentiert.
Jetzt arbeite ich nebenbei auf 520€-Basis und höre zum wiederholten Mal, dass die festangestellten Kollegen dort mit nicht mal 6 Monaten Ausbildung (Rettungssanitäter), bei einer 36h/Woche 2600€ netto verdienen. 2 Kollegen bestätigten es unabhängig voneinander.
Das macht mal eben 18€ netto OHNE Schichtzulagen!
Mal ehrlich: das ist eine Woche weniger Arbeitszeit pro Monat bei 5€ mehr PRO STUNDE im Vergleich zu mir!
Mir ist bewusst, dass das Unternehmen besser zahlt als die meisten anderen, aber kann es sein, dass der öD so weit hinterher hängt? Wie sieht das sonst so in der freien Wirtschaft aus?
Das kann doch keine gesetzeskonforme, amtsangemessene Besoldung sein?! Und auch das eine Studierte Frau mit 6 Jahren Berufserfahrung weniger verdient als jemand mit einem 6-monatigen Lehrgang….
Der Frust, der gerade in mir wächst, lässt sich kaum noch in Worte fassen…
Und ja, ich bekomme Pension und bin unkündbar, außer frage! Aber das kann doch nicht das Todschlag-Argument sein.…
Weiteres Missverhältnis:
Ich bin damals in Erfahrungsstufe 1 angefangen, die Kollegen die nun nachwachsen, haben durch die Streichung der ersten 2 Erfahrungsstufen nun nur noch 4 Jahre weniger Berufserfahrung (bezogen auf das Gehalt) - das heißt ich wurde quasi um 4 Jahre „Berufserfahrung“ bzw 2 Erfahrungsstufen betrogen! Kann das rechtens sein?
Was macht man dagegen, außer Widerspruch gegen die Besoldung einzulegen, was die Kollegen offenbar seit mindestens einem Jahrzehnt machen, ohne, dass es auch nur irgendwas gebracht hat, weil sich die Klageverfahren so in die Länge ziehen.
Ich überlege inzwischen wirklich meine Urkunde abzugeben und in die freie Wirtschaft zu wechseln, nur fürchte ich, dass durch die 10 Jahre Beamtentum und die damit verpassten Rentenansprüche zu viel auf der Strecke bleiben würde… oder kann man sich die Pensionsrücklagen auf die Rentenkasse übertragen lassen?
Meine Hypothese:
Wechsel in die Freie Wirtschaft bringt mir ca. 800€ netto mehr. Zusätzlich 12h mehr Freizeit pro Woche (!), was die 7 Jahre Mehrarbeit (FW-Beamte gehen NOCH mit 60 Jahren in Pension) mehr als ausgleichen würde.
Wenn ich 300€ davon nun zum „Leben“ nutzen und 500€ davon über 30 Jahre anlegen würde, sollte es meinen Lebensstandard (Freizeit-Plus, Gehalts-Plus) steigern und das Pensionsdefizit locker ausgleichen.
Habe ich hier was bedeutsames vergessen?
Sicherlich steckt darin ein gewisses Risiko (mögliches Krankengeld, politische und konjunkturelle Änderungen…) aber arbeitslos würde ich in der Sparte sicherlich nicht, höchstens berufsunfähig.
Mich würden eure Meinungen dazu sehr interessieren.