Autor Thema: [Allg] Beamtentum für einen besseren Job verlassen? Meinungen sind gefragt.  (Read 11159 times)

Kielerjung94

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Hallo liebe Leute,

ich (30 Jahre alt) bin in Schleswig-Holstein verbeamtet, aktuell noch auf Widerruf, soll aber zum 01.04.2025 auf Lebenszeit verbeamtet werden.
Vom Prinzip her bin ich mit meiner Arbeit und meinen Job auch relativ zufrieden. Die Chancen auf Beförderung stehen aktuell relativ gut. Ich bin im gehobenen Dienst (A 10) und auf meiner aktuellen Stelle wäre auf lange Sicht eine Beförderung bis A 12 oder ggf. sogar A 13 möglich.

Bei meinem alten Arbeitgeber (vor der Arbeit beim Land) war ich sehr zufrieden und habe meinen Job sehr gemocht. Leider gab es dort keine Aufstiegspotenzial und es fehlte mir die Perspektive. Daher bin ich dort schweren Herzens gegangen, da ich mit der Verbeamtung mehr Chancen gesehen habe.

Nun hat sich mein alter Arbeitgeber gemeldet und bietet mir die Stelle meines ehemaligen Chefs und mir damit deutliche Aufstiegschancen, Führungsverantwortung und Entwicklungsmöglichkeiten an. Außerdem einen Firmenwagen (1 % Regelung) und ein attraktives Gehalt von etwa 100.000 € (brutto) pro Jahr.

Nun bin ich mir sehr unsicher, ob ich dafür die Verbeamtung aufgeben sollte. Hier habe ich einen sicheren Job, flexible Arbeitszeiten, Zeiterfassung und und und...
Der Job bei meinem alten Arbeitgeber ist mit Sicherheit auch sicher, aber eine Umorientierung auf der Ebene gestaltet sich dann doch schwerer als im gehobenen Dienst beim Land. Außerdem hätte ich dort mehr Verantwortung, womit ich kein Problem habe, was allerdings sicherlich auch zu mehr Arbeitsstunden führt.

Wenn man sich das Gehalt anschaut, dass ist eine potenzielle A 13 Besoldung auch sehr schön, zumindest das Netto Gehalt. Das Gehalt, was ich bei dem anderen Arbeitgeber erhalten würde wäre (nach Abzug der 1 % Regelung mit dem Firmenwagen) aktuell etwa so viel, wie bei einer A 13 Stelle in der Endstufe, die ich ja erst in vielen vielen Jahren erreichen würde. Aber Geld ist natürlich nicht alles, sondern auch die Arbeitszeit und Freizeit (aktuell ca. 15 Minuten Fahrtweg, dann 40 Minuten Fahrtweg). In der neuen Position könnte ich meine Arbeitszeit auch relativ flexibel gestalten, müsste aber auch bestimmt zu den Hochzeiten auch mal abends und am Wochenende arbeiten. Die Arbeit würde mich aber sicherlich auch Spaß machen. Aber macht sie mir auch für die nächsten 35 Jahre Spaß? Beim Land könnte ich mich im Notfall nach anderen Stellen umschauen, bei der anderen Firma wäre in meiner Region keine andere Stelle auf der Position und mit der Bezahlung möglich. Wenn ich einmal das Beamtentum verlassen habe, wird diese Tür für mich verschlossen sein. Eine schwere Entscheidung...

Ich würde mich über ein paar Meinungen freuen.

Viele Grüße aus dem Norden
« Last Edit: 08.01.2025 10:23 von Admin »

EdekaA11

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Hallo liebe Leute,

ich (30 Jahre alt) bin in Schleswig-Holstein verbeamtet, aktuell noch auf Widerruf, soll aber zum 01.04.2025 auf Lebenszeit verbeamtet werden.
Vom Prinzip her bin ich mit meiner Arbeit und meinen Job auch relativ zufrieden. Die Chancen auf Beförderung stehen aktuell relativ gut. Ich bin im gehobenen Dienst (A 10) und auf meiner aktuellen Stelle wäre auf lange Sicht eine Beförderung bis A 12 oder ggf. sogar A 13 möglich.

Bei meinem alten Arbeitgeber (vor der Arbeit beim Land) war ich sehr zufrieden und habe meinen Job sehr gemocht. Leider gab es dort keine Aufstiegspotenzial und es fehlte mir die Perspektive. Daher bin ich dort schweren Herzens gegangen, da ich mit der Verbeamtung mehr Chancen gesehen habe.

Nun hat sich mein alter Arbeitgeber gemeldet und bietet mir die Stelle meines ehemaligen Chefs und mir damit deutliche Aufstiegschancen, Führungsverantwortung und Entwicklungsmöglichkeiten an. Außerdem einen Firmenwagen (1 % Regelung) und ein attraktives Gehalt von etwa 100.000 € (brutto) pro Jahr.

Nun bin ich mir sehr unsicher, ob ich dafür die Verbeamtung aufgeben sollte. Hier habe ich einen sicheren Job, flexible Arbeitszeiten, Zeiterfassung und und und...
Der Job bei meinem alten Arbeitgeber ist mit Sicherheit auch sicher, aber eine Umorientierung auf der Ebene gestaltet sich dann doch schwerer als im gehobenen Dienst beim Land. Außerdem hätte ich dort mehr Verantwortung, womit ich kein Problem habe, was allerdings sicherlich auch zu mehr Arbeitsstunden führt.

Wenn man sich das Gehalt anschaut, dass ist eine potenzielle A 13 Besoldung auch sehr schön, zumindest das Netto Gehalt. Das Gehalt, was ich bei dem anderen Arbeitgeber erhalten würde wäre (nach Abzug der 1 % Regelung mit dem Firmenwagen) aktuell etwa so viel, wie bei einer A 13 Stelle in der Endstufe, die ich ja erst in vielen vielen Jahren erreichen würde. Aber Geld ist natürlich nicht alles, sondern auch die Arbeitszeit und Freizeit (aktuell ca. 15 Minuten Fahrtweg, dann 40 Minuten Fahrtweg). In der neuen Position könnte ich meine Arbeitszeit auch relativ flexibel gestalten, müsste aber auch bestimmt zu den Hochzeiten auch mal abends und am Wochenende arbeiten. Die Arbeit würde mich aber sicherlich auch Spaß machen. Aber macht sie mir auch für die nächsten 35 Jahre Spaß? Beim Land könnte ich mich im Notfall nach anderen Stellen umschauen, bei der anderen Firma wäre in meiner Region keine andere Stelle auf der Position und mit der Bezahlung möglich. Wenn ich einmal das Beamtentum verlassen habe, wird diese Tür für mich verschlossen sein. Eine schwere Entscheidung...

Ich würde mich über ein paar Meinungen freuen.

Viele Grüße aus dem Norden

Kommt drauf an wie du gestrickt bist. Wenn du ein "High-Performer" bist der wenig Angst vor Veränderungen hat, würde ich es wagen. Arbeitslos wirst du nach dieser Erfahrung definitiv nicht - nur reicher (auch finanziell). Wenn du eher der "Bequeme Mensch" bist der nicht viel Risiko eingehen möchte und auch mit weniger Geld auskommen kann, kannst du Beamter bleiben. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht. Kommt auf deine Person drauf an.

Casa

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Mit aktuell 30 hast du genug Zeit dich später erneut verbeamten zu lassen.

Wenn Arbeit und Verdienst passen, geh in die freie Wirtschaft. Wenn du nach 2, 5, 8 Jahren keine Lust mehr darauf hast oder die Zeit lieber für deine Familie nutzt, bewirb dich auf Beamtenstellen. Bis ca. 42 Jahre ist die Verbeamtung, mal abgesehen von besonderen Laufbahnen (Polizei, Feuerwehr, ...), üblicherweise möglich.
Bei förderlicher Berufserfahrung kannst du später in einer höheren Dienstaltersstufe und ggf. auch im ersten Beförderungsamt einsteigen.

Mein Rat zudem:
Schließe wenigstens eine kleine Anwartschaft bei der PKV ab.
Lass dir schriftlich die positive Probezeitbeurteilung aushändigen, um später keine erneute Probezeit leisten zu müssen. Das schließt ein, dass du wohl bis etwa Februar / März / April im Dienst bleiben musst.


Gib mir ein Minus, wenn dir meine Beiträge gefallen. :-)

Bastel

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Niemand kann dir die A12 oder gar 13 garantieren. Wenn morgen deine Nase nicht mehr passt oder das Geld knapp ist, versauerst du auf der A10/A11.

PolareuD

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Nimm den Job der dir langfristig mehr Freude bereiten.

frankundfrei

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@Kielerjung94

Das hängt alleinig von deinem Naturell bzw Charakter ab.
GUTE eEute finden IMMER einen Job, egal wann und wo und erst Recht falls du noch örtlich flexibel bist.
Von daher brauchst Du die Vorteile des Beamtentums nicht.

In der Wirtschaft mögen Dich der ggf vorhandene oder selbst gemachte Druck belasten, im öD sind es andere Dinge wie ewige Entscheidungsfindung und Bürokratismus allg.

Ich sage immer, dass man nicht . wie ich damals - in den öD gehen sollte, wenn man die "bessere Welt" was Pragmatismus etc - angeht, vorher kennen gelernt hat.
Wenn man nach Studium o.ä. direkt in den öD geht, ist es was Anderes, was ich an KollegInnen seh.

Ferner kennst Du ja nun ein wenig schon den öD....aber ich sah damals auch nur die Vorteile aus gewissen privaten Gründen...auch weil ich die Nachteile gar nicht kannte.

Du kannst eben mit 60 nicht einfach in Rente gehen und selbst wenn sie dich freistellen, darfst du keine andere Arbeit aufnehmen.-.
Es gibt Vorteile bei der Krankenversicherung, erst recht mit Familien.....

Deine Wechselmöglichkeiten sind gegeben, wenn du ortsunabhängig bist...ich war in Berlin und mehrer Städten in BW...bei diversen Dienstherrn kommunal und Bund und Land....aber wilst du das, kannst du das, evtl mal mit Famlie?
Und vor allem auch wenn Du mal A13 hast, dann wird es noch schwieriger, ne gleich bezahlte andere Stele zu finden, da nur die großen Dienstherrn Dir dann A13 geben....willst du deine Tätigkeit bei ner kleinen zB Kommune erledigen, kriegste dort nur noch A11 oder noch weniger---meine Tätigkeit findest du  je nach Grösse der Kommune mit A9 bis A13.....gleiche Erfahrung.
Das Problem ist, würde ich nun oder Du mit A13 in deine Heimatgemeinde wechseln wollen, dann machst Du das, weil es Dir wichtig ist und du ggf gespart hast, ABER dein Ruhegeld als Pensionär errechnet sich dann aus den A9, trotzdem Du vorher 30 Jahre A13 hattest, ....besc..den, gell?!

WAS ist dir denn wichtig?
Ich für mich kann eben sagen, dass die Randbedingungen im öD tlw sehr belastend sein können, klar gibt es das Folgende auch sonstwo, aber mE nicht in dem Umfang:
- inkompetente und unwillige Kollegen, die man eben nicht so einfach los wird.
- Vorgesetzte, die gar bösartig sind und durch Connections auch ggf. nicht so einfach wegzubekommen sind
- Arbeitsmenge wird nicht weniger und Personal im öD schwerer zu bekommen.
- Ausstattung oft nicht die aktuellste
- auch in guten großen privaten Arbeitgebern, gibt es Arbeitszeitkonten mit Ü-Stunden Abbau.

letztlich ist eben wirklich das Allentscheidende deine Bewertung,
mein bester Kumpel ist noch in einer leitenden Funktion privat und verdient bestes Geld mit 10 000 pro Jahr Prämien und PKW unlimited tanken
und Ich eben seit 30 Jahren öD und hab finanziell weit weniger, aber leb auch gut.

Und ich denke, mehr als gut, finanziell, muss es auch nicht sein,
ABER Du bist denn diesbgl. WAS für ein Typ.....?

Dies musst du dir beantworten.....

und zu BASTEL oben:
genau, meine Beförderungen hab ich mir alle auch nur immer durch Dienstherren = Stellenwechsel erkauft...inkl. Umzug.
« Last Edit: 06.01.2025 19:32 von frankundfrei »
*** memento mori ***

clarion

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Entscheiden musst Du Dich und es fällt Dir sichtbar schwer. Beim ersten Lesen dachte ich ganz spontan,  dass Du eigentlich im ÖD bleiben willst.

Mit 30 Jahren hast Du aber die Möglichkeit Dich erneut  verbeamten zu lassen. Ab 40 Jahren wird es dann schwieriger mit der Verbeamtung.

Freddy24

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Ich muss nach meinen Erfahrungen im öffentlichen Dienst sagen: Nimm das Angebot beim alten Arbeitgeber an, sonst wirst Du diesem das ganze Leben nachtrauern.

2strong

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A 10 in Relation zu 100k in der Privatwirtschaft ist im Grunde schnell entschieden. Besteht für Dich denn die Chance und hast Du die Bereitschaft, im höheren Dienst tätig zu werden - ggf. nach vorheriger Zusatzqualifikation (Master). Mit einer solchen Mittelfristperspektive würde ich evtl. noch mal in mich gehen, sonst eher nicht.

Thomber

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Nach fast 34 Jahren im öD kann ich sagen:
An Deiner Stelle würde ich den öD verlassen.

HochlebederVorgang

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Ich wünsche dir alles Gute!

Magda

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Ich bin seit 10 Jahren im öffentlichen Dienst als Beamtin tätig und ich würde das Angebot an deiner Stelle sofort annehmen  ;)

Dogmatikus

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Da du nach Meinungen fragst: Ich würde wechseln. Du wechselst in einen Job, von dem du quasi weißt, dass er dir Spaß macht. Mit Verantwortung und deutlich mehr Gehalt. Mit A10 hat man ja auch nicht die Garantie, dass man bis A13 fix durchbefördert wird. Bis zur Endstufe dauert es auch knapp 2 Jahrzehnte.

Helli04

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Servus,

aus meiner Sicht musst du das Mehr an Verantwortung und Stress abwägen gegen den besseren Verdienst.
Zwar ist man im gD ab A11/12 auch oft im Sachgebietsleiter/Abteilungsleiterbereich, jedoch fällst du hier weicher wenn mal was falsch läuft als in der freien Wirtschaft, wo du in so einer Position vermutlich auch am Wochenende/im Urlaub erreichbar sein musst.

Nicht A13 zu werden halte ich bei der Fluktuation für eher unwahrscheinlich, aus meiner Sicht, und ich bin seit 1988 dabei, haben sich die Beförderungsmöglichkeiten nur verbessert, auch die Aufstiegsmöglichkeiten, vielleicht kannst ja auch du in den hD wechseln?
Außerdem sehe ich persönlich mittel-/langfristig den mD bis A10, den gD bis A14 (Persönliche Meinung und Glaskugel, einzelne Bundesländer machen das schon, soweit ich weiß BW im mD und Berlin im gD).

Ich würde für die letzten Euros mehr ehrlich gesagt nicht wechseln und wenn du hier im Besoldungsrechner mal deine Besoldung nach einer oder zwei Beförderungen durchrechnest sollte man zu dem Ergebnis kommen, dass das Geld auch für ein gutes Auskommen reichen sollte.

DrStrange

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Wenn du ich wärest: solltest Du die Stelle nehmen, 7-8 Jahre durcharbeiten, so minimalistisch wie möglich leben, mit Lastern nicht übertreiben und den größten Teil des Geldes investieren. Dann stellt sich die Frage nach Beamtenjob bzw überhaupt weiterarbeiten nicht. Und wenn dann nur 20% oder so.

So ticke ich.

Kann sein, dass du genau das Gegenteil bist: großes Auto, großes Haus, mehrmals Flugreise im Jahr.