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Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion

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Tiefbautechniker:
Was gibt es für Möglichkeiten? Was kann man tun? Sind doch derzeit als Angestellte ziemlich machtlos, oder?

Garfield:

--- Zitat von: DanielS am 01.03.2022 17:10 ---Hallo,

gibt es von den Gewerkschaften irgendwelche Äußerungen die sich gerade angesichts der aktuellen Inflation mit dem Ergebnis des TV-L und besonders dessen Laufzeit, selbstkritisch auseinander setzen? Ich sehe bei ver.di immer nur die Lesart das ja die Einmalzahlung die Inflation ausgleicht (was Käse ist, die die Inflation eben nicht nur ein mal wirkt sondern fortlaufend).

Ich habe das gerade mal für mich durchgerechnet und wundere mich, warum hier nicht die Luft brennt. Mal zu den Zahlen:
Ich wohne in Dresden mit einer (für hiesige Verhältnisse bescheidenen) Kaltmiete von 700€, diese allerdings an die Inflationsrate gebunden. Bei der aktuell prognostizierten Inflation von 6% pro Jahr ergibt sich in 2 Jahren eine Steigerung von 86,52 € pro Monat.
Bei einer (nicht ganz armen) E12 St. 5 und 3.200 € netto, ergibt die grandiose lineare Erhöhung gerade mal 89,60 €.

Das heißt, die reicht gerade mal für die Kaltmiete. Das Heizen teilw. doppelt so teuer wird, Sprit um mehr als 30% teurer geworden ist und auch für Lebensmittel Steigerungen von mehr als 6% prognostiziert werden bedeutet doch im Endeffekt nichts weiter als einen Reallohnverlust von mehreren hundert Euro JEDEN EINZELNEN Monat.

Und die Inflation war ja schon im November bei mehr als 5%, also keineswegs bei Abschluss des Vertrages überraschend.

War das alles nur wegen der "Erpressung" mit der geänderten Eingruppierung die es um jeden Preis zu verhindern galt? Und wenn ja, was hindert die Finanzminister daran das Spiel beim nächsten Mal zu wiederholen?

Und wenn jetzt die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale losgeht schauen wir 2 Jahre lang so richtig in die Röhre und dann haben die Länder mal wieder kein Geld....

Warum also ist es hier so ruhig?

--- End quote ---

Das Thema Arbeitsvorgang wird ja nun vom Bundesverfassungsgericht angegangen bzw. die Arbeitgeber haben ihre Verfassungsklage ja geltend gemacht gegen die BAG Urteile, an denen sie sich so stören.
Daher sollte das Thema beim nächsten Mal nicht wieder als reine Blockade auf dem Tisch liegen, vor allem, da man sich ja auf 24 Monate Laufzeit geeinigt hat und somit erst Oktober 23 wieder zusammen kommt.

Leonhardt:
Tja, es begehrt wohl niemand auf, weil es aussichtslos ist und die meisten vermutlich den Wert ihrer Karriere im öffentlichen Dienst erkannt und akzeptiert haben. Auch wenn die Verhandlungsparteien sicherlich nicht davon ausgehen konnten, dass sich die Inflation durch einen Krieg verschärft, empfand ich eine Nullrunde über 14 Monate komplett despektierlich. Aber es war nach einem Jahrzehnt der Geringschätzung höherwertiger Tätigkeiten auch nicht mehr anders zu erwarten. Meinem Leistungsgedanken wohnt auch seit mehreren Jahren schon eine Inflation inne und ich weiß nicht mit wem die öffentlichen Arbeitgeber gedenken die großen Aufgaben der nächsten Jahrzehnte wie Wohnungsbau, Digitalisierung, Energiewende etc. schnell und erfolgreich umzusetzen. Vermutlich überwiegend mit externen Partnern, wenn man die eigenen Mitarbeiter so gering schätzt.

XTinaG:
Die Mitglieder der Gewerkschaften scheinen den Verhandlungsergebnissen ja stets mehrheitlich zugestimmt zu haben.

Fragepudel:
"Ich habe das gerade mal für mich durchgerechnet und wundere mich, warum hier nicht die Luft brennt. "

Bei uns "brennt die Luft". Wir können Ingenieurstellen nicht mehr hinreichend besetzen. Die Realitätsverweigerung zum Beispiel bzgl. Zulagen für MINT-Berufe ist bei den Entscheidern weiterhin sehr ausgeprägt. Auch Anträge auf Verkürzung der Stufenlaufzeit bleiben seit Monaten unbearbeitet liegen. Als Folge bleiben nach meiner Beobachtung wegen zunehmenden "Glockenschaukel-Modus" wichtiger, kompetenter Kollegen vor allem wichtige innovative Projekte (Digitalisierung...) liegen. Ehemals im sonst "höheren Gang" fahrende Kollegen neigen vermehrt ebenfalls dazu, ein angepasstere Arbeitsweise und Arbeitsergebnisse mittlerer Güte abzuliefern.

Kurz: Innovativer Geist und Arbeitseifer ist bei vielen gedrosselt worden. Dienst nach Vorschrift. Gerade im MINT-Bereich hat das eben fatale Folgen für viele bedeutende Projekte die auch von Ideen und Eifer leben.

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