Autor Thema: [Allg] Lehrer sollen mehr arbeiten, größere Klassen, keine Teilzeit...  (Read 36519 times)

superdash

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Nein, kämpfen lohnt sich nicht.
Es sollte exemplarisch zeigen, was für miese Arbeitgeber wir haben

Also dieses exemplarische Beispiel macht für mich jetzt einen Arbeitgeber nicht per se gut oder schlecht. Es wäre halt ein nettes Bonbon, aber im öD weiß man eigentlich schon vorher, dass es Getränke und Snacks nicht gibt. Gleiches dürfte wohl auch für die Ausstattung von Büros oder die Bürogebäude an sich gelten - da ist der öD nicht der Vorreiter an Komfort und Gestaltung.

Dafür gibt es andere Vorteile, so dass jeder für sich selbst bewerten muss, wo man sich gut aufgehoben fühlt.

Also lockt der Staat mit genau was junge, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter? Du sagst es selbst:

- Alte, heruntergekommene Bürogebäude mit schlechter Ausstattung (gleiches gilt für viele Schulen).
- Nicht mal Kaffee für lau...
- Hierarchie aus dem letzten Jahrtausend mit oftmals geringen bis keinen Aufstiegsmöglichkeiten
- Bürokratie mit teils unsinnigen Vorgaben
- verschlafene Digitalisierung, die jetzt mit nicht vorhandenen Fachkräften irgendwie nachgeholt werden soll
- meist sehr unflexible Arbeitszeiten
- Bashing von vielen Seiten der Bevölkerung
- Und das beste: in den oberen Besoldungsstufen eine in den letzten 2 Jahrzehnten weit zurückgefallene Bezahlung.

Auf der Haben-Seite sind da dann noch der sichere Arbeitsplatz und eine recht gute Bezahlung in den unteren Besoldungsgruppen, die nur kurze Ausbildungen hinter sich haben.

Und jetzt: wie stemmen wir die Digitalisierung, wie finden sich noch hochqualifizierte Fachkräfte für den öD, die dafür sorgen, dass Projekte endlich mal laufen. Aber der dt. Michel schimpft lieber, zahlt gerne wenig und wundert sich dann, dass in den Behörden viel daneben läuft. Gerne weiter so, dann wird es auch an den Schulen nur noch viel schlimmer werden, insbesondere im MINT-Bereich. Aber hey - wir brauchen sicher keine MINT-Absolventen in Zukunft...

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Da der öD aus vielen tausend AG besteht heißt es dann nicht nur Augen auf bei der Wahl des Berufs, sondern auch bei der Wahl des AG.

Thomber

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Da der öD aus vielen tausend AG besteht heißt es dann nicht nur Augen auf bei der Wahl des Berufs, sondern auch bei der Wahl des AG.


Guter Hinweis!  Und der gilt unabhängig von Beruf und Qualifikation und gilt auch außerhalb des öD genaus so.

Poincare

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Ganz ehrlich, die die hier von Kaffee und Vesper am Pädagogischen Tag sprechen: Das wird doch in der Privatwirtschaft schon belächelt. Ich will faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen, nicht jeden Tag einen gratis Apfel.
@Versuch: Was meine ich nicht ernst? Ich war schon in der Privatwirtschaft tätig, wo ich für (immerhin vom AG bezahlte Fortbildungen) Urlaub nehmen musste. Und auch LK bekommen Verpflegung, wenn sie zum Beispiel außer Haus auf Fortbildung sind (Verpflegungspauschale oder Essen). Ich spreche gerne über die oft schwierigen Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte, aber sich über die Rahmenbedingungen organisatorischer Art zu beklagen (Geld, Pension, Verpflegung, Krankenstand) finde ich dann doch sehr überzogen.
Sicherlich gibt es in vielen Behörden auch mehr Kopierer und bessere Kopiermöglichkeiten, aber an diesem nice-to-have würde ich meine Arbeitszufriedenheit nicht festmachen wollen.

nevarro

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Sicherlich gibt es in vielen Behörden auch mehr Kopierer und bessere Kopiermöglichkeiten, aber an diesem nice-to-have würde ich meine Arbeitszufriedenheit nicht festmachen wollen.

Noch mal: Schulen sind keine Behörden. Da interessiert auch nicht der Ausflug in die Privatwirtschaft, mit dem man sonst Herbert aus der Nachbarabteilung beeindrucken kann, der direkt nach der Schule im alten 60er-Jahre-Bunker der Behörde gelandet ist. In Schulen kann man überwiegend nicht aufschieben.

Ich kann nicht mit der Kaffeetasse in der Hand zum Kopierer schlurfen und wenn der kaputt ist, mit den Schultern zucken und zurück ins Büro schlurfen. "Mach ich dann übermorgen ... oder gar nicht." Wenn wir für 70 KuK zwei Kopierer haben, von denen dauernd einer defekt ist, weil nun mal große Mengen kopiert werden, und der Anbieter ewig braucht, bis er wen vorbeischicken kann, dann kann ich meinen geplanten Unterricht oftmals vergessen und wieder was mit dem Schulbuch als Ausweichoption hinbiegen. Und nein, ich kann mit voller Stelle noch zwei Wochen im Voraus kopieren. Nicht zu sprechen von sehr schmalen Kopierkontingenten (die wir hier zum Glück nicht haben). Das sind keine nice-to-have-Dinge (wie von mir aus die Verpflegung auf der Lehrerkonferenz), sondern essenzielle Arbeitsbedingungen.

Und zu meiner Arbeitszufriedenheit trägt schon massiv bei, dass ich die Dinge, für die ich Zeit und Mühe investiere, auch vor Ort umsetzen kann. Aus diesem Grund der Appell an alle Externen: lasst es, ihr habt keinerlei Ahnung von Schule, abseits vom Schüler-/Elterndasein oder den Malen, wo ihr mit dem Hund beim Gassigehen an der Schule vorbeilauft.

Opa

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Der eigentliche Skandal ist, dass im Jahr 2023 der Kopierer immer noch einen so hohen Stellenwert zu haben scheint- in der Schule und außerhalb.

nevarro

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Der eigentliche Skandal ist, dass im Jahr 2023 der Kopierer immer noch einen so hohen Stellenwert zu haben scheint- in der Schule und außerhalb.

Das Wort Skandal zeigt sehr gut das polemische Niveau, welches von außen schnell zum Thema Digitalität kommt.

Wie bringe ich sonst die Unterrichtsmaterialien oder Vorlagen an die SuS? Per digitalem Gerät? Guter Witz. Zudem muss man sagen, dass digitale Arbeitsgeräte nicht automatisch in jeder Situation einen Mehrwert bieten.

Ich bin großer Fan von digitalen Arbeitsgeräten, aber auch bei diesem Thema ist es müßig, sich mit Externen (natürlich nicht mit denjenigen, die wirklich Ahnung haben) auseinanderzusetzen. Dass hierbei insbesondere viele Eltern einen extrem schlechten Job machen, erleben wir jeden Tag (Cybermobbing, Sexting, übermüdete SuS, gewaltverherrlichende SuS, ...).


hondafahrer26

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[...]

Ich kann nicht mit der Kaffeetasse in der Hand zum Kopierer schlurfen und wenn der kaputt ist, mit den Schultern zucken und zurück ins Büro schlurfen. "Mach ich dann übermorgen ... oder gar nicht." [...]

Schon interessant, wenn derjenige, der sich kratzend und beißend gegen Meinungen außerhalb des Lehrerkollegiums wehrt, gleichzeitig ganz genau zu wissen glaubt, wie der Verwaltungsalltag aussieht und sich maximal despektierlich ausdrückt  8)

Unknown

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Ich kann nicht mit der Kaffeetasse in der Hand zum Kopierer schlurfen und wenn der kaputt ist, mit den Schultern zucken und zurück ins Büro schlurfen. "Mach ich dann übermorgen ... oder gar nicht." Wenn wir für 70 KuK zwei Kopierer haben, von denen dauernd einer defekt ist, weil nun mal große Mengen kopiert werden, und der Anbieter ewig braucht, bis er wen vorbeischicken kann, dann kann ich meinen geplanten Unterricht oftmals vergessen und wieder was mit dem Schulbuch als Ausweichoption hinbiegen. Und nein, ich kann mit voller Stelle noch zwei Wochen im Voraus kopieren. Nicht zu sprechen von sehr schmalen Kopierkontingenten (die wir hier zum Glück nicht haben).
Ich verstehe einfach nicht, wieso man sich das Problem des Arbeitsgebers zu seinem eigenen macht. Wenn der Kopierer nicht funktioniert, muss halt improvisiert werden, unabhängig von der Qualität. Solange dieses gemacht wird, wieso sollte ich als Schulleitung was dran ändern. Deshalb melden macht frei und belastet den Vorgesetzen. Solange man denen nicht seine Grenzen aufzeigt, bleibt es weiterhin nur beim jammern.

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Wie bringe ich sonst die Unterrichtsmaterialien oder Vorlagen an die SuS? Per digitalem Gerät? Guter Witz. Zudem muss man sagen, dass digitale Arbeitsgeräte nicht automatisch in jeder Situation einen Mehrwert bieten.

Das ist eine gute Frage. Allerdings eine, deren Beantwortung ich aus dem Kreis der Pädagogen erwarte, da nach deiner Aussage nur dort die Kenntnisse über zweckmäßige Alternativen vorhanden sind. Denk doch mal über den Kopier-Tellerrand hinaus!

Ansonsten siehe Unknown - AG - Probleme beim AG belassen.

Versuch

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Ganz ehrlich, die die hier von Kaffee und Vesper am Pädagogischen Tag sprechen: Das wird doch in der Privatwirtschaft schon belächelt. Ich will faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen, nicht jeden Tag einen gratis Apfel.
@Versuch: Was meine ich nicht ernst? Ich war schon in der Privatwirtschaft tätig, wo ich für (immerhin vom AG bezahlte Fortbildungen) Urlaub nehmen musste. Und auch LK bekommen Verpflegung, wenn sie zum Beispiel außer Haus auf Fortbildung sind (Verpflegungspauschale oder Essen). Ich spreche gerne über die oft schwierigen Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte, aber sich über die Rahmenbedingungen organisatorischer Art zu beklagen (Geld, Pension, Verpflegung, Krankenstand) finde ich dann doch sehr überzogen.
Sicherlich gibt es in vielen Behörden auch mehr Kopierer und bessere Kopiermöglichkeiten, aber an diesem nice-to-have würde ich meine Arbeitszufriedenheit nicht festmachen wollen.

Das Verpflegungsgeld u.b. ist auch unter dem gesetzlichen (zumindest in BW)...nur Mal so nebenher.

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Meine Berufsgruppe erstickt im Herumjammern, anstatt zu handeln. Vielen Außenstehenden hier kann ich absolut zustimmen! Dass ein riesiger Missstand existiert ist allen bekannt. Warum wird dieses Forum nicht dazu genutzt zu besprechen, wie diesen Missstand begegnet werden kann? Gerade Leute aus der Wirtschaft könnten helfen!?

nevarro

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Schon interessant, wenn derjenige, der sich kratzend und beißend gegen Meinungen außerhalb des Lehrerkollegiums wehrt, gleichzeitig ganz genau zu wissen glaubt, wie der Verwaltungsalltag aussieht und sich maximal despektierlich ausdrückt  8)

Ich wollte es halt auch mal versuchen. Perspektivenwechsel und so, frei nach dem Motto dieses Forums: "Meine Damen und Herren, heute sinkt für Sie: das Niveau."

Ich verstehe einfach nicht, wieso man sich das Problem des Arbeitsgebers zu seinem eigenen macht. Wenn der Kopierer nicht funktioniert, muss halt improvisiert werden, unabhängig von der Qualität. Solange dieses gemacht wird, wieso sollte ich als Schulleitung was dran ändern. Deshalb melden macht frei und belastet den Vorgesetzen. Solange man denen nicht seine Grenzen aufzeigt, bleibt es weiterhin nur beim jammern.

Die Schulleitung zuckt mit den Schultern und sagt: "Drei Kopierer bekommen wir nicht" und "Wenn die Firma niemanden früher schicken kann, kann ich daran leider nichts ändern." Und die Stellen darüber juckt es nicht, wenn es hier nicht läuft. Kinder haben in Deutschland keine Lobby. Weder bei Bildung, Gesundheit (als Vater eines Säuglings fand ich die Handhabung der letzten RSV-Saison beschämend, nachdem wir gesehen haben, wie wir während Corona die Greise unseres Landes schützen konnten), Verkehr (wo bleibst Du, liebe Verkehrswende?), noch bei der Umwelt, mit der sie leben müssen, wenn die den Planeten leersaugenden Generationen unter der Erde liegen.

Ich habe es an anderer Stelle schon gesagt, dass man es sich zu einfach macht, die Verantwortung zurück zu den Lehrkräften zu spielen, indem man sagt: "Ihr müsst Euch beschweren!". In der Pflege lässt man Oma Helga ja auch nicht einfach abnippeln, nur weil man überlastet ist.

Aus diesen abgefederten Missständen kamen und kommen Generationen von jungen Erwachsenen. Das System ächzt schon sehr lange. Nun geht der Nachwuchs in diesem System aus und die verbleibenden Lehrkräfte werden ausgepresst, wie Orangen. Das System wird irgendwann kollabieren (ich mache aufgrund des Krankheitsstandes diese Woche schon wieder 7 Vertretungsstunden) und es wird sich nichts nachhaltig verändern.

nevarro

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Meine Berufsgruppe erstickt im Herumjammern, anstatt zu handeln. Vielen Außenstehenden hier kann ich absolut zustimmen! Dass ein riesiger Missstand existiert ist allen bekannt. Warum wird dieses Forum nicht dazu genutzt zu besprechen, wie diesen Missstand begegnet werden kann? Gerade Leute aus der Wirtschaft könnten helfen!?

Ach, komm.

Du siehst doch in diesem Forum, dass man als Lehrkraft mit A13 doch gefälligst einfach den Mund halten sollte. Diese Missstände interessieren niemanden und wenn doch, sind's die Schulen und die Lehrkräfte. "Schulen haben die Digitalisierung verpasst", "Schulen haben beim Distanzunterricht geschlampt", etc. waren die Titel in den Nachrichten. Niemanden hat interessiert, dass es strukturelle Probleme vom Bund bis an die einzelne Schule gibt.

Organisator

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Meine Berufsgruppe erstickt im Herumjammern, anstatt zu handeln. Vielen Außenstehenden hier kann ich absolut zustimmen! Dass ein riesiger Missstand existiert ist allen bekannt. Warum wird dieses Forum nicht dazu genutzt zu besprechen, wie diesen Missstand begegnet werden kann? Gerade Leute aus der Wirtschaft könnten helfen!?

Sehe ich ähnlich, vor allem der vorletzte Satz! Ich lese in den Postings hier eher von Problemen und wie schlimm alles ist, als dass Lösungen diskutiert werden. Ist etwas schade, zumal man Externen Lösungskompetenz abspricht.