Beamte und Soldaten > Beamte der Länder
[Allg] Lehrer sollen mehr arbeiten, größere Klassen, keine Teilzeit...
Versuch:
Zum Fremdschämen hier
SuperIngo:
Ich habe auch jahrelang im Supermarkt Regale eingeräumt, bei EDEKA usw an der Kasse gesessen, auf dem Bau, in ner Fabrik, bei DPD usw gearbeitet. Als Abiturient und als Student. Da habe ich viele, auch heftige Einblicke erlangt. Zum Beispiel als Paketfahrer mit nem 7,5 Tonner oder im Dreischichtsystem in ner Lebensmittelfabrik. Nirgendwo musste ich jedoch so heftig multitasking-breitaufgestellt-Lösung-für-alle-Probleme-des-Universums sein, wie als Lehrkraft. Von A wie das Arbeiten mit Analphabeten oder asozialen Schülern, emotional-sozial beeinträchtigen Jugendlichen, gewalttätigen Jugendlichen, Jugendlichen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, Inklusion, Flüchtlingsproblematik, Coronapopeltest, tägliche Coronadokumentation der Schüler, Masern-Impfstatusstastistik, Sozialtraining, Lernstandserhebungen, Diagnosetests, Evaluation von jedem Furz, Gefährdungsbeurteilungen zu jedem Experiment in NW, ....Die Kinder verbringen heute die meisten Stunden des Tages in der Schule ( Nachtruhe abgezogen). (Wir haben auch Freitagnachmittag regulär Unterricht. )
Da kann man nicht sagen: So! Kind, Eltern, Jugend-Therapeut, der um eine dringende Stellungnahme bittet, Jugendamt, Kollege....Ich hab Feierabend! Interessiert mich nicht. Ich bin in der Zeit von 7.30 bis 16.30 ansprechbar von Montag-Freitag...!
Viele Sachen kann ich nicht 24 Stunden oder länger aufschieben, da mich und alle Beteiligten das spätestens nach dem Wochenende einholen würde und ich dann meine eigene Mehrarbeit produziert hätte,da ich gewartet habe, bis aus dem Problem ein Riesenproblem geworden ist. Da hängen oft auch Kinder hinter, die Sorgen haben, die Gewalt, Mobbing, Ausgrenzung...akut erfahren haben. Eltern, die sich sorgen....! Ich kann das zumindest nicht aufschieben!
Aber schön, dass Lehrkräfte hier mit der Schülerhilfskraft aus dem Supermarkt verglichen werden, die auch nicht Feierabend machen kann, wenn die Marmelade nicht im Regal steht. Blödsinn!
Alle waren in der Schule. Klar! Alle kennen das System. Einige wissen nun anscheinend genau, wie es laufen muss. Ist ja alles so easy.
Deshalb fehlen allein in NRW ja 10.000 Lehrkräfte. Lauer Job, nur Urlaub, kopieren, austeilen, Tür zu! Feierabend! Schüler sind total homogen und ausgeglichen. Es gibt keine Inklusionsklassen mit 30 SuS ohne Sonderpädagogen oder Inklusionsbetreuer....!
Dazu das Pendeln in den Pausen 22 km hin und her zwischen 2 Schulstandorten, da das schulische Angebot im ländlichen Raum so gesichert wird.
Übrigens bekommt die verbeamtete Lehrkraft nicht jede Vertretungsstunde bezahlt. Erst ab einer bestimmten Summe pro Monat. Andere Mehrarbeit wird nicht erfasst.
Lehrkräfte mit zum Beispiel A13- Beförderung, bekommen übrigens keine Entlastungsstunden. Sie erhalten mehr Geld, übernehmen aber auch mehr Aufgaben und Verantwortung und liegen dann bei über 47 Stunden.
Wie bei manchen hier zu erkennen ist, sind Lehrkräfte der Arsch vom Dienst, werden für alles verantwortlich gemacht, besonders, wenn etwas nicht läuft und erfahren dann NULL Wertschätzung. Das ist nachweislich auch ein Grund, warum junge Abiturienten sich nicht mehr für ein Lehramtstudium entscheiden.
Dann lieber für A 10/ 11 Sachbearbeiter und nicht für ALLES zuständig , was im Elternhaus, im Gesundheitssytem, im Sozialsystem, unter den Kindern und Jugendlichen, in der Arbeitswelt, in der Prävention von A-Z, in der Forderung und Förderung, beim gesunden Mittagessen, Außer-Haus-Verhalten, Körperhygiene, Mobbing, Cybermobbing, CHAT GPT, Gender, Verwaltungssystem, Informatik, Bus-Verbindungen, Fahrraddiebstahl, Vandalismus....usw. so anfällt, schiefläuft, geklärt werden soll.....
Es ist laaange nicht mehr so wie vor 30 Jahren, als ich 10er Abschluss an einer Realschule machte und danach aufs Gymnasium wechseln konnte.
Ich bleibe bei der Aussage, dass ein Terror von Ansprüchen an das System Schule ausgebrochen ist. Früher sollten die Kinder lernen und ne Radfahrprüfung bestehen. Das war mal!
Ich glaube, dass das ALLE hier auch wissen. Es sei denn sie verweigern Internet, Printmedien oder TV. Die vollkommene Überlastung des Systems Schule ist überall präsent.
Wir versuchen übrigens durch Fortbildungen, Onlineschulungen , Kollegiale Fallberatung usw, die Situation im Griff zu behalten.
Es wird nicht nur gejammert.
Ich weise auch darauf hin, dass ich nicht geschrieben habe, dass es nicht auch in anderen Bereichen im öffentlichen Dienst Probleme gibt. Aber das gesundheitsschädliche Arbeitsumfeld Schule, ist schon der Hammer! Für alle Beteiligten!
--- Zitat von: nevarro am 09.03.2023 16:01 ---
--- Zitat von: hondafahrer26 am 09.03.2023 15:47 ---Das Problem der Lehrer hier, die sich gegen jede Äußerung eines Nicht-Lehrers äußern, ist dass jeder von uns in der Schule war und die Unterrichtsgestaltung vieler vieler Lehrer mitgemacht hat. Und spätestens daher wissen, dass manche Lehrer es eben nicht so genau nehmen mit dem gut vorbereiteten Unterricht, wie hier durchgängig beteuert wird ;)
--- End quote ---
Das ist natürlich das Totschlagargument schlechthin. Hätte ich daran mal gedacht und spätestens zum Referendariat einen Antrag auf unverzügliche Dienstaufnahme mit Verweis genau auf diese tiefe Durchdringung von System und Beruf gestellt. Und für die Diskussion heißt das für SuperIngo und mich sowie alle anderen Lehrkräfte (und auch die Forscher, die seit Jahren statistische Erhebungen hierzu durchführen) natürlich: schachmatt.
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Floki:
--- Zitat von: SuperIngo am 09.03.2023 17:47 ---Aber schön, dass Lehrkräfte hier mit der Schülerhilfskraft aus dem Supermarkt verglichen wird, die auch nicht Feierabend machen kann, wenn die Marmelade nicht im Regal steht.
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Der einzige der hier diesen Vergleich zieht, bist du einfach (wieder) selber.
Organisator:
--- Zitat von: SuperIngo am 09.03.2023 17:47 ---Ich habe auch jahrelang im Supermarkt Regale eingeräumt, bei EDEKA usw an der Kasse gesessen, auf dem Bau, in ner Fabrik, bei DPD usw gearbeitet. Als Abiturient und als Student. Da habe ich viele, auch heftige Einblicke erlangt. Zum Beispiel als Paketfahrer mit nem 7,5 Tonner oder im Dreischichtsystem in ner Lebensmittelfabrik. Nirgendwo musste ich jedoch so heftig multitasking-breitaufgestellt-Lösung-für-alle-Probleme-des-Universums sein, wie als Lehrkraft. Von A wie das Arbeiten mit Analphabeten oder asozialen Schülern, emotional-sozial beeinträchtigen Jugendlichen, gewalttätigen Jugendlichen, Jugendlichen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, Inklusion, Flüchtlingsproblematik, Coronapopeltest, tägliche Coronadokumentation der Schüler, Masern-Impfstatusststistik, Sozialtraining, Lernstandserhebungen, Diagnosetests, Evaluation von jedem Furz, Gefährdungsbeurteilungen zu jedem Experiment in NW, ....Die Kinder verbringen heute die meisten Stunden des Tages in der Schule ( Nachtruheabgezogen). Wir haben auch Freitagnachmittag regulär Unterricht.
Da kann man nicht sagen: So! Kind, Eltern, Jugend-Therapeut der um eine dringende Stellungnahme bittet, Jugendamt, Kollege....Ich hab Feierabend! Interessiert mich nicht. Ich bin in der Zeit von 7.30 bis 16.30 ansprechbar von Montag-Freitag...!
Viele Sachen kann ich nicht 24 Stunden oder länger aufschieben, da mich und alle Beteiligten das spätestens nach dem Wochenende einholen würde und ich dann meine eigene Mehrarbeit produziert hätte,da ich gewartet habe, bis aus dem Problem ein Riesenproblem geworden ist.
Aber schön, dass Lehrkräfte hier mit der Schülerhilfskraft aus dem Supermarkt verglichen wird, die auch nicht Feierabend machen kann, wenn die Marmelade nicht im Regal steht.
Alle waren in der Schule. Alle kennen das System. Einige wissen nun anscheinend genau, wie es laufen muss. Ist ja alles so easy.
Deshalb fehlen allein in NRW ja 10.000 Lehrkräfte. Lauer Job, nur Urlaub, kopieren, austeilen, Tür zu! Feierabend! Schüler sind total homogen und ausgeglichen. Es gibt keine Inklusionsklassen mit 30 SuS ohne Sonderpädagogen oder Inklusionsbetreuer....!
Dazu das Pendeln in den Pausen 22 km hin und her zwischen 2 Schulstandorten, da das schulische Angebot im ländlichen Raum so gesichert wird.
Übrigens bekommt die verbeamtete Lehrkraft nicht jede Vertretungsstunde bezahlt. Erst ab einer bestimmten Summe pro Monat. Andere Mehrarbeit wird nicht erfasst.
Lehrkräfte mit zum Beispiel A13- Beförderung, bekommen übrigens keine Entlastungsstunden. Sie erhalten mehr Geld, übernehmen aber auch mehr Aufgaben und Verantwortung und liegen dann bei über 47 Stunden.
Wie bei manchen hier zu erkennen ist, sind Lehrkräfte der Arsch vom Dienst, werden für alles verantwortlich gemacht, besonders, wenn etwas nicht läuft und erfahren dann NULL Wertschätzung. Das ist nachweislich auch ein Grund, warum junge Abiturienten sich nicht mehr für ein Lehramtstudium entscheiden.
Dann lieber für A 10/ 11 Sachbearbeiter und nicht für ALLES zuständig , was im Elternhaus, im Gesundheitssytem, im Sozialsystem, unter den Kindern und Jugendlichen, in der Arbeitswelt, in der Prävention von A-Z, in der Forderung und Förderung, beim gesunden Mittagessen, Außer-Haus-Verhalten, Körperhygiene, Mobbing, Cybermobbing, CHAT GPT, Gender, Verwaltungssystem, Informatik, Bus-Verbindungen, Fahrraddiebstahl, Vandalismus....usw. so anfällt, schiefläuft, geklärt werden soll.....
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Zumindest mir fehlt es nicht an Wertschätzung und an Anerkennung für das breite Themenumfeld, mit dem ein Lehrer umgehen muss. Insoweit, und auch für das damit verbundene Studium, empfinde ich auch eine Bezahlung ab A13 nicht als zu hoch.
Auch finde ich die Beschreibung von den vielen Verantwortlichkeiten und die damit verbundenen Probleme sehr anschaulich. Der Frust ist deutlich erkennbar. Viele Punkte finden sich sowohl auch in anderen Arbeitsbereichen, wie z.B. heterogene Kundschaft, fehlende Wertschätzung usw.
Die Frage ist nur, was macht man daraus. Sicherlich gibt es einige dringende Angelegenheiten, die man besser sofort erledigt und dafür auch mal eine Stunde länger braucht. Sobald man aber anfängt, sich selbst auszubeuten und ausnutzen zu lassen, wird es ungesund.
Da muss man tatsächlich mal überlegen, von Dritten gefühlt so dringende Sachen mal nicht zu machen und sie im Zweifel an die Führungskraft verweisen. Nur so wird die Führungskraft auch mal sensibilisiert, dass Dinge schief laufen, wenn nur das Berichten davon nicht hilft. Erst wenn die Führungskraft die Probleme auch an eigenem Leib erfährt, kommt es manchmal erst zu dem erforderlichen Leidensdruck.
Sei dir versichert - kein Außenstehender kennt Schule so genau, wie ein Insider. Ist aber auch manchmal gar nicht notwendig, da die Probleme der Überlastung vergleichbar auch in anderen Bereichen auftreten. Und wenn man für Dinge verantwortlich gemacht wird, für die man nicht verantwortlich ist, kann man ja auch an die verantwortliche Führungskraft verweisen. Schließlich ist es nur diese, bzw. der Arbeitgeber / Dienstherr, die Abhilfe schaffen kann.
SuperIngo:
Siehe Kommentar von HONDAFAHRER
--- Zitat von: Floki link=topic=119924.msg282297#msg282297
:date=1678380698 ---
--- Zitat von: SuperIngo am 09.03.2023 17:47 ---Aber schön, dass Lehrkräfte hier mit der Schülerhilfskraft aus dem Supermarkt verglichen wird, die auch nicht Feierabend machen kann, wenn die Marmelade nicht im Regal steht.
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Der einzige der hier diesen Vergleich zieht, bist du einfach (wieder) selber.
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