Autor Thema: [BY] Beamte mit 40?  (Read 8055 times)

Nadine85

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[BY] Beamte mit 40?
« am: 05.03.2023 17:24 »
Hallo

Ich überlege gerade, ob ich mich verbeamten lassen soll.
Zu meiner Situation:

ich bin 40 Jahre alt, seit 9 Jahren angestellt, als Lehrerin in Bayern an einer privaten Schule.

Jetzt gibt es die Option zur Stadt zu wechseln und mich verbeamten zu lassen.
Natürlich muss ich da sehr stark das pro und wider abwägen.

Vielleicht kann mir hier geholfen werden:

Meine Jahre als angestellte Lehrerin werden mir nicht für die Pension angerechnet.
Ich habe jetzt bereits einige Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt. Wird mir dann zu meiner Pension (so wie es aussieht 46%) ein Teil meiner Rente ergänzt?

Wie verhält es sich mit der privaten Krankenkasse? Ich habe zwar einen Beratungstermin, möchte aber gerne mit etwas Vorwissen in dieses Gespräch: erhöhen sich die Beiträge (ich bin aktuell zu 50% Beihilfeberechtigt) im Laufe der Jahre?
Lohnt es sich überhaupt von der gesetzlichen in die private Krankenkasse zu wechseln?

Muss ich an noch etwas denken?

Viele Grüße und danke schonmal

« Last Edit: 07.03.2023 03:18 von Admin2 »

Prüfer SH

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #1 am: 05.03.2023 19:08 »
Vorab empfehle ich, ähnliche Threads durchzuforsten, da erkennt man mit Sicherheit noch den ein oder anderen Vor- oder Nachteil.

Zur Rentenfrage:
Die Rente wird grundsätzlich neben der Pension gezahlt. Sie ist allerdings begrenzt auf den Betrag, den du mit 71,75% Pensionsansprüchen hättest. Kenne keinen einzigen Fall einer Kürzung / Anrechnung.

Zur Versicherungsfrage:
Erst mal hängt der Beitrag natürlich stark vom Gesundheitszustand und möglichen Vorerkrankungen ab. Sollte das positiv laufen, können und werden die Beiträge auch steigen, in der Regel moderat um wenige Prozentpunkte. Ob sich ein Verbleib in der gKv lohnt, hängt auch vom Bundesland ab, ob es Zuschüsse gibt, oder ob du nicht nur den AN- sondern auch den AG-Anteil bezahlen darfst. Falls jemand mit Vorerkrankungen in die PV wechseln möchte, kann auch die sogenannte Öffungsklausel für sich unter Beachtung der Formalien beanspruchen, dieser Tarifi ist deutlich günstiger, beinhaltet allerdings auch nur die Basisversorgung.

Allgemein wäre ja noch interessant, in welchem Amt du eingestellt wirst und wie die Aussichten auf Beförderungen sind. Darüber hinaus spielt auch die Familiensituation eine nicht unerhebliche Rolle (siehe Thread zur amtsangemessenen Alimentation).

Ich hoffe, ich konnte wenigstens ein bisschen helfen. Es gibt einfach sehr viel zu dem Thema, deshalb auch der Verweis auf andere Threads.

clarion

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #2 am: 06.03.2023 06:29 »
Die Öffnungsaktion beinhaltet nicht die Basisversorgung!

Mit der Öffnungsaktion bekommt man den normalen Beamtentarif, der die höhere Gebührensätze beim Arzt abdeckt und die Festbeträge für ( die meisten) Hilfsmittel sind auch höher als bei der GKV. Einen Beihilfeergänzungstarif wird es mit Öffnungsaktion aber nicht geben.

D.h. wenn die Beihilfe zahlt,  zahlt auch die PKV, dann aber die höheren Sätze, so dass man beim Arzt auch bei der Öffnungsaktion gern gesehen ist.

Ich selbst habe mich mit 40 Jahren und dem Wissen, auf die Öffnungsaktion zurück greifen zu müssen, verbeamten lassen.  In meinem Bundesland gibt es bis heute keine pauschale Beihilfe. Hätte es die gegeben,  wäre ich wahrscheinlich in der GKV geblieben, obwohl ab A13 aufwärts die pauschale Beihilfe noch mmer etwas teurer als 50% Beihilfe und Öffnungsaktion ist.

Es gibt einige  Threads zum Thema  Verbeamtung mit 40 plus. Im höheren Dienst lohnt es eigentlich immer. Ob man in die PKV geht oder in der GKV bleibt, hängt von folgenden Fragen ab: Gibt es die pauschale Beihilfe?  Gibt es mitzuversichernde Kinder oder Kinderwunsch? Möchte man viele Jahre  in signifikanten Umfang Teilzeit arbeiten?


Prüfer SH

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #3 am: 06.03.2023 06:45 »
Die Öffnungsaktion beinhaltet nicht die Basisversorgung!

Mit der Öffnungsaktion bekommt man den normalen Beamtentarif, der die höhere Gebührensätze beim Arzt abdeckt und die Festbeträge für ( die meisten) Hilfsmittel sind auch höher als bei der GKV. Einen Beihilfeergänzungstarif wird es mit Öffnungsaktion aber nicht geben.

D.h. wenn die Beihilfe zahlt,  zahlt auch die PKV, dann aber die höheren Sätze, so dass man beim Arzt auch bei der Öffnungsaktion gern gesehen ist.

Ich selbst habe mich mit 40 Jahren und dem Wissen, auf die Öffnungsaktion zurück greifen zu müssen, verbeamten lassen.  In meinem Bundesland gibt es bis heute keine pauschale Beihilfe. Hätte es die gegeben,  wäre ich wahrscheinlich in der GKV geblieben, obwohl ab A13 aufwärts die pauschale Beihilfe noch mmer etwas teurer als 50% Beihilfe und Öffnungsaktion ist.

Es gibt einige  Threads zum Thema  Verbeamtung mit 40 plus. Im höheren Dienst lohnt es eigentlich immer. Ob man in die PKV geht oder in der GKV bleibt, hängt von folgenden Fragen ab: Gibt es die pauschale Beihilfe?  Gibt es mitzuversichernde Kinder oder Kinderwunsch? Möchte man viele Jahre  in signifikanten Umfang Teilzeit arbeiten?

Danke für die Aufklärung hinsichtlich der Öffnungsaktion, das war mir bisher nicht so bewusst. Ein solcher Schritt steht demnächst in meinem Umfeld an. Bisher hatte der Versicherungsvertreter diese Klausel immer nur madig geredet (man sei nicht gern gesehen bei Ärzten, man muss viel zuzahlen usw.). Schade, dass solche Äußerungen alle aus finanzieller Motivation getroffen werden, ohne Rücksicht auf Vorerkrankungen und ohne Verständnis, dass es für viele einfach nicht erschwinglich ist, 500€+ für 50% KV zu bezahlen.

bettelmusikant

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #4 am: 06.03.2023 08:08 »
"Meine Jahre als angestellte Lehrerin werden mir nicht für die Pension angerechnet." Moment, bist Du Dir da sicher? Wirst Du bei der Stadt auch als Lehrerin tätig sein?

Art 19 BaybeamtVG Sonstige Zeiten
Die Zeit, während der ein Beamter oder eine Beamtin

[...]

b)hauptberuflich im Dienst öffentlich-rechtlicher Religionsgesellschaften oder ihrer Verbände (Art. 140 des Grundgesetzes) oder im öffentlichen oder nichtöffentlichen Schuldienst oder
[...]

kann als ruhegehaltfähige Dienstzeit berücksichtigt werden, die Zeit nach Nr. 1 Buchst. a und Nr. 3 jedoch höchstens bis zur Hälfte und in der Regel nicht über zehn Jahre hinaus.

Trifft das nicht vielleicht zu?

Mingara

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #5 am: 06.03.2023 08:17 »
Guten Morgen!

Ich bin auch bei der Stadt (München) verbeamtet und möchte hier kurz würdigen, wie weitaus engagierter, freundlicher und hilfsbereiter die Kolleginnen und Kollegen vom Personalreferat als beim KuMi sind. Die stehen auch immer mit Rat und Tat zur Seite!

Ich hab selbst auch mehr als fünf Jahre in die gesetzl. RV eingezahlt und hätte daher auch einen Anspruch auf eine gesetzl. Rente neben der Pension. Auch ich werde ziemlich sicher keine 40 Dienstjahre schaffen, da ich erst mit 35 BAL wurde (allerdings werden für die Pension wohl auch drei Jahre Studium, Ref, Bundeswehr und ggf. Angestelltentätigkeit bei der Stadt angerechnet).

Wie sieht es denn mit der Familienplanung aus? Eine befreundete Kollegin, die nun auch bei der Stadt ist, gibt an, dass die Privatschulen da ggf. nicht ganz so familienfreundlich bzw. kulant sein würden ... was auch immer das heißen mag.

Johann

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #6 am: 06.03.2023 15:34 »
Bezüglich Pension ist es fast egal wann du Verbeamtet wirst, weil du nahezu immer trotzdem mehr haben wirst als durch die bloße gesetzliche Rente. Als Beamter erhältst du als Pension einen Prozentsatz von den letzten Besoldungen vor dem Ruhestand. Es wird also bezüglich Versorgung im Alter gerechnet, als hättest du schon immer diesen Betrag verdient.

Bei der gesetzlichen Rente hingegen bekommst du nur einen gewissen Teil vom durchschnittlichen Lebensverdienst. Ob du dann kurz vor der Rente dein Gehalt nochmal irgendwie verdoppeln konntest, fällt nahezu nicht ins Gewicht.

Beides zusammengerechnet bedeutet dann, dass du für die Rentenversicherten Zeiten den normalen Rententeil bekommst und für den Rest im Beamtenverhältnis eben den Pensionsteil. Dadurch landest du irgendwo dazwischen.

clarion

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #7 am: 06.03.2023 19:26 »
Nunja,

Ich hätte als Privatschule ja lieber eine eine Teilzeit-Lehrkraft als gar keine Lehrkraft. Man fragt sich, mit welcher Motivation mal solche Aussagen in die Welt setzt.

clarion

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #8 am: 06.03.2023 19:29 »
Moin, meine KV läuft sich mit Öffnungsaktion auf ca. 350 Euro/Monat. Gestartet bin ich 2016 mit etwas über 300 Euro KV Beitrag.

500 Euro/ Monat ist eine dreiste Lüge und Anlass, sich vom Makler zu trennen.

Organisator

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Antw:Beamte mit 40?
« Antwort #9 am: 06.03.2023 19:44 »
Ich würde neben dem Einkommen auch noch die sonstigen Rahmenbedingungen prüfen. PKV dürfte ja auch jetzt schon möglich sein.

Nadine85

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Antw:[BY] Beamte mit 40?
« Antwort #10 am: 07.03.2023 16:11 »
Hallo an alle, danke erstmal für die ganzen Antworten.

Ich habe nächste Woche schonmal einen Termin bei der potentiellen PKV, um mich beraten zu lassen.

Poincare

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Antw:[BY] Beamte mit 40?
« Antwort #11 am: 09.03.2023 07:51 »
Hallo an alle, danke erstmal für die ganzen Antworten.

Ich habe nächste Woche schonmal einen Termin bei der potentiellen PKV, um mich beraten zu lassen.

Nochmal als Hinweis: Es klingt, als hättest du einen Termin bei einem Verkäufer einer einzigen PKV. Das ist meines Erachtens interessant, aber darauf würde ich nicht bauen. Such dir einen Vermittler, der mehrere Versicherungen vergleichen kann, dann findest du eher etwas, das zu deiner konkreten Situation passt.

Die Beiträge muss man dann einfach genau durchrechnen, und die Infos berücksichtigen, die man hat. Von wilden Spekulationen, was im Alter wie ansteigt und wie teuer wird, würde ich absehen, aber vor allem vorhandene oder geplante Kinder sowie Teilzeitwunsch berücksichtigen. In BW z.B. die PKV mit 3 versicherten Kindern im höheren Dienst immer noch günstiger sein als die GKV mit pauschaler Beihilfe, selbst wenn man nicht ganz in Vollzeit arbeitet.

Gabi1978

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Antw:[BY] Beamte mit 40?
« Antwort #12 am: 12.04.2023 06:48 »
Hallo

Ich überlege gerade, ob ich mich verbeamten lassen soll.
Zu meiner Situation:

ich bin 40 Jahre alt, seit 9 Jahren angestellt, als Lehrerin in Bayern an einer privaten Schule.

Jetzt gibt es die Option zur Stadt zu wechseln und mich verbeamten zu lassen.
Natürlich muss ich da sehr stark das pro und wider abwägen.

Vielleicht kann mir hier geholfen werden:

Meine Jahre als angestellte Lehrerin werden mir nicht für die Pension angerechnet.
Ich habe jetzt bereits einige Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt. Wird mir dann zu meiner Pension (so wie es aussieht 46%) ein Teil meiner Rente ergänzt?

Wie verhält es sich mit der privaten Krankenkasse? Ich habe zwar einen Beratungstermin, möchte aber gerne mit etwas Vorwissen in dieses Gespräch: erhöhen sich die Beiträge (ich bin aktuell zu 50% Beihilfeberechtigt) im Laufe der Jahre?
Lohnt es sich überhaupt von der gesetzlichen in die private Krankenkasse zu wechseln?

Muss ich an noch etwas denken?

Viele Grüße und danke schonmal

Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen
Selbst bin ich mit 42 ins Beamtentum gewechselt und ich bereue es keinen Tag!
Das Gehalt ist viel besser, der Arbeitsplatz sicher, Teilzeit mit zwei Kindern garantiert und die Krankenversicherung ist wirklich sehr gut!

was_guckst_du

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Antw:[BY] Beamte mit 40?
« Antwort #13 am: 12.04.2023 08:20 »
...wegen PKV bitte hier schauen: https://www.kv-fux.de/rechner/

Vermittler bei PKV sind immer skeptisch zu betrachten, da der Vermittler nur die PKV empfehlen wird, bei der er eine Prämie erhält...da fallen schon einige PKVs bei der Vermittlung raus (z.B Debeka)...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

dae123

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Antw:[BY] Beamte mit 40?
« Antwort #14 am: 12.04.2023 09:11 »
Der maximale Risikozuschlag bei der Öffnungsaktion beträgt 30%. Wie zuvor gesagt wurde, erhält man einen "normalen" Tarif. Meines Wissens gibt es in BY keine pauschale Beihilfe, so dass sich die Frage ob GKV oder PKV nicht wirklich stellt. Bei der GKV müsste man dann den vollen Betrag begleichen.

Viele Leute denken, sie hätten nur mit der Öffnungsaktion Chancen.

Eine anonyme Risikovoranfrage bei mehreren Versicherungen durch einen Makler lohnt sich eigentlich immer, außer, man ist wirklich ernsthaft chronisch krank und die Aufnahme in der PKV ist ausgeschlossen.

Erst, wenn diese Anfrage scheitern sollte, würde ich den Weg über die Öffnungsaktion gehen.

Finanziell lohnt die Verbeamtung definitiv. Bayern bezahlt auch seine Beamten im nationalen Vergleich sehr gut. Der Unterschied zu E13 oder gar E11 ist groß. Die Pension + Rente wird auch höher sein, als das, was du sonst erhalten würdest. Ich würde auf jeden Fall nachfragen, inwiefern die Arbeitsjahre als angestellte Lehrerin angerechnet werden. Aber selbst wenn nicht...
Es stellt sich einfach nicht die Frage, ob es sich finanziell lohnt. Es ist offensichtlich, dass du besser dastehen wirst: Jetzt und auch nicht Zukunft.