Beamte und Soldaten > Beamte der Länder
[BY] Eure Meinung zum bayer. Besoldungsgefüge, insb. im Finanzamt
Nanum:
Hallo,
dein Vorposter bezieht sich wieder mal auf den höheren Dienst.
Der Themenersteller möchte aber Infos zur Lage im gehobenen Dienst.
Meiner Auffassung nach gehts dem höheren Dienst noch absolut gut genug. Man suche sich dazu einfach mal Zahlen zu den Kosten des höheren Dienstes im Vergleich zum Rest. Sowohl bei Versorgung als auch im aktiven Dienst sind wir da nahe der 50% der Gesamtkosten obwohl die da oben so gut wie nie am produktiven Geschäft in der Schlammzone mitwirken.
Gestärkt wird dies auch durch den Vergleich Abstand md, gd, hd. hd gönnt sich mehr als 50% mehr als Eingangsamt gd. gd wird beim Bund mit nicht mal 500 EUR mehr abgespeist.
Liegt halt einfach daran, dass die Gesetze und Vorschriften fast nur von Juristen für sich selbst gemacht werden. Die kennen die Realität halt einfach nicht.
Sprich: Wertschätzung im md oder gd gibt es monetär halt nicht obwohl dort bei den Sachbearbeitern oft / überwiegend die allergrößte Arbeitslast liegt.
Von Programmen zur Attraktivitätssteigerung außer bei MINT und Ärzten spüre höre und sehe ich jedenfalls weit und breit nichts, obwohl ein genereller Mangel herrscht. Im Lichte der Demografie wird es nur noch schlimmer werden.
Das Argument, man könne ja jederzeit / einfach wechseln zieht so auch nicht, da man dann monetäre Einbußen hätte. Ich denke auch nicht, dass jeder Neubeamte gleich vermutet, dass der Dienstherr jahrzehntelangen Verfassungsbruch begeht ...
Lange Rede kurzer Sinn: Auch beim Bund wirst du- sehr lange Jahre egal wie gut du bist klein gehalten- musst (ohne anrechenbare Vorzeiten) über 24 Jahre bis "Erfahrungsstufe" 8 warten- ist eine Beförderung ohne passenden DP ab A12 (außer bei obersten Bundesbehörden) nicht möglich- je nach Personalentwicklungskonzept vor Bef. ab A12 noch DP Hopping notwendig- machst du egal wie du bezahlt wirst immer die Arbeit wie die "erfahrenen" Stufe 8er, teilweise auch A11, 12 oder 13er
Für mich wird motivierten Mitarbeitern eher jeglicher Wind aus den Segeln genommen: Isso, bleibt so, haben wir schon immer so gemacht. "Wir mussten auch 999999 Jahre warten". usw. an Sprüchen.
Wer mal im gehobenen Dienst von seinem echten Netto abzieht, was aktuell an Personen an Bürgergeld netto bezahlt wird, ist bestimmt super zufrieden. :)
Finanzamtler:
@Hulbatsub: Alleine schon deine erste Antwort ist wirklich frech. Lass doch bitte junge Leute, die noch keine 40 Dienstjahre hinter sich haben, einfach mal einen (wenn auch kritischen) Forenbeitrag schreiben. Darin steht sogar, dass ich mit meiner Berufswahl zufrieden bin. Meine Noten in Herrsching lagen im oberen Viertel der Absolventen, das merke ich auch in der Praxis und ich bereue nicht, dort Gas gegeben zu haben.
Mein Beitrag hier bezog sich auf die Meinung anderer Foristen zum bayerischen Besoldungssystem, nicht auf meine eigene Unzufriedenheit oder Frust.
Hintergrund ist mehr folgender: Auch Dienstanfänger denken möglicherweise über Gründung einer Familie, Bau, Kauf oder auch Sanierung einer Immobilie nach (alleine schon aus Platzgründen). Und wenn dann einige Jahre Elternzeit, Beurlaubung etc. anstehen, macht es eben schon einen Unterschied, ob ich bis dahin gar nicht, 1x oder 2x befördert wurde. Insbesondere als Alleinverdiener, wenn Partnerin oder Partner erstmal aus dem Berufsleben raus sind.
Und inwieweit ich die Möglichkeit habe, mich entsprechend anzustrengen, um die Beförderungswartezeit zu verkürzen, oder ob das systembedingt ausscheidet.
--- Zitat von: superdash am 17.08.2023 14:09 ---Was regst du dich über Unzufriedenheit so auf? Deine Aussagen Zeugen im besten Fall von hoher Ignoranz gegenüber den Problemen des ÖD. Zwar sind deine Aussagen teilweise richtig, aber wenig zielführend.
Faktenlage:
- Im ÖD fehlen Fachkräfte.
- Bedienstete/MA sind unzufrieden.
- Bezahlung ist im oberen Besoldungsbereich schwach im Vergleich zur Privatwirtschaft
- Führungskultur aus dem letzten Jahrtausend weit verbreitet
- Wertschätzung der Gesellschaft oft gering
Das kann man jetzt natürlich alles mit 'gejammer' abtun oder man geht die Probleme an. Firmen haben das Problem schon länger erkannt und tun was in den oben genannten Bereichen (zumindest diejenigen, die Wettbewerbsfähig bleiben möchten.)
Aber in folgendem Punkt geben ich dir recht: erst mal wird sich nichts ändern. Es muss noch viel schlimmer werden, bevor es besser wird.
--- End quote ---
Da stimme ich dir absolut zu. Man sieht es nicht nur in Bayern an Einstellungszahlen und Abwanderung in die PW.
Ich habe mich 2017 für den Einstieg in den öD entschieden, weil ich ihn (man glaube es oder nicht :)) als wichtigen Beitrag für die Gesellschaft betrachtet habe. Teilzeit, Homeoffice etc. war damals ja noch nicht DAS Thema der Zeit, es ging jedenfalls mir um den gesellschaftlichen Mehrwert. Und unterbewusst hatte ich auch ein wenig das Ziel, Anrufer und generell "Kundschaft" davon zu überzeugen, dass die "junge Beamtengeneration" auch mit den alten Behördenklischees etwas aufräumen kann. Auch mal umfassende Auskünfte geben, freundlich, schnell und zuvorkommend handeln. Diese Dinge eben, das geht ja gerade im FA gut.
Entsprechend ist es für mich auch mehr oder weniger traurig zu sehen, wie uns die guten Leute davonlaufen, kaum welche nachkommen und dieses Thema von politischer Seite völlig ignoriert wird.
Das schlimmste daran ist, dass man es trotz grundlgender Zufriedenheit mit der Tätigkeit selbst eigentlich genauso machen muss, um den Druck auf die Politik zumindest Stück für Stück zu erhöhen.
Die Argumente von Hulbatsub erinnern mich da etwas an die Leute, die gegen die leisteste Kritik an der Bundesregierung nur äußern "dann verschwind doch in die Schweiz" - und dabei übersehen, dass man möglicherweise gerne in seiner Heimat lebt...
Finanzamtler:
--- Zitat von: Nanum am 17.08.2023 15:47 ---Hallo,
dein Vorposter bezieht sich wieder mal auf den höheren Dienst.
Der Themenersteller möchte aber Infos zur Lage im gehobenen Dienst.
Meiner Auffassung nach gehts dem höheren Dienst noch absolut gut genug. Man suche sich dazu einfach mal Zahlen zu den Kosten des höheren Dienstes im Vergleich zum Rest. Sowohl bei Versorgung als auch im aktiven Dienst sind wir da nahe der 50% der Gesamtkosten obwohl die da oben so gut wie nie am produktiven Geschäft in der Schlammzone mitwirken.
Gestärkt wird dies auch durch den Vergleich Abstand md, gd, hd. hd gönnt sich mehr als 50% mehr als Eingangsamt gd. gd wird beim Bund mit nicht mal 500 EUR mehr abgespeist.
Liegt halt einfach daran, dass die Gesetze und Vorschriften fast nur von Juristen für sich selbst gemacht werden. Die kennen die Realität halt einfach nicht.
Sprich: Wertschätzung im md oder gd gibt es monetär halt nicht obwohl dort bei den Sachbearbeitern oft / überwiegend die allergrößte Arbeitslast liegt.
Von Programmen zur Attraktivitätssteigerung außer bei MINT und Ärzten spüre höre und sehe ich jedenfalls weit und breit nichts, obwohl ein genereller Mangel herrscht. Im Lichte der Demografie wird es nur noch schlimmer werden.
Das Argument, man könne ja jederzeit / einfach wechseln zieht so auch nicht, da man dann monetäre Einbußen hätte. Ich denke auch nicht, dass jeder Neubeamte gleich vermutet, dass der Dienstherr jahrzehntelangen Verfassungsbruch begeht ...
Lange Rede kurzer Sinn: Auch beim Bund wirst du- sehr lange Jahre egal wie gut du bist klein gehalten- musst (ohne anrechenbare Vorzeiten) über 24 Jahre bis "Erfahrungsstufe" 8 warten- ist eine Beförderung ohne passenden DP ab A12 (außer bei obersten Bundesbehörden) nicht möglich- je nach Personalentwicklungskonzept vor Bef. ab A12 noch DP Hopping notwendig- machst du egal wie du bezahlt wirst immer die Arbeit wie die "erfahrenen" Stufe 8er, teilweise auch A11, 12 oder 13er
Für mich wird motivierten Mitarbeitern eher jeglicher Wind aus den Segeln genommen: Isso, bleibt so, haben wir schon immer so gemacht. "Wir mussten auch 999999 Jahre warten". usw. an Sprüchen.
Wer mal im gehobenen Dienst von seinem echten Netto abzieht, was aktuell an Personen an Bürgergeld netto bezahlt wird, ist bestimmt super zufrieden. :)
--- End quote ---
Ehrlicherweise habe ich bis heute nicht verstanden, warum der Abstand zwischen A6 und A9 vergleichsweise gering ist, bei A13 dann aber ein riesiger Sprung stattfindet.
Vielen Dank jedenfalls für deinen Bericht aus der Bundesverwaltung. Ich denke aktuell über das BAMF nach, da das ohnehin eine der wenigen Bundesbehörden in Nordbayern ist. Bevor ich dorthin aber wechsle, überzeuge ich mich davon, dass mir die Tätigkeit auch tatsächlich taugt. Was die Beförderungen angeht, soll es ja im BAMF zumindest bis A12 vergleichsweise zügig gehen. Für mich gilt aber, erstmal "Spaß vor Geld".
Zumal es sicher interessant wäre, im BAMF beispielsweise mit A9 und abgeschlossener Probezeit einzusteigen und dann - verbunden mit etwas Stadtleben - in der Personalabteilung einige Schritte in Richtung A12 zu machen. Erfahrung im Personalrecht könnte dann beispielsweise ermöglichen, bei anstehenden Kindern und Landleben zurück ins FA zu wechseln und dort z.B. einen A12er Geschäftsstellenposten zu besetzen.
Auf diese Weise ließen sich beide Welten verbinden - wenn´s mal soweit ist.
Noch was zu deinem Beitrag zur Besoldung: Ca. 15 % der Finanzbeamten gehen angemeldeten Nebenjobs nach (Zahlen für Bayern, https://beamten-infoportal.de/magazin/wissen/bayern-beamte-benoetigen-nebenjobs-zum-lebensunterhalt/). Die Dunkelziffer liegt definitiv höher, alleine unter den Kollegen, die ich kenne (Fachzeitschriften, Dozenten, etc.).
Wenn wir jetzt mal annehmen, dass nicht alle Taxifahren oder kellnern, kann man sicher davon ausgehen, dass uns nochmal 5-10 % an Personal fehlen würde, wenn es diese Nebenjobs nicht gäbe. Denn viele würden dann sinngemäß sagen: "Wenn FA und PW parallel gar nicht geht, dann eben nur PW".
Hulbatsub:
Ich nehme jetzt nur Bezug auf den Part mit Entscheidung für Immobilie etc.
Wenn das von einer Beförderung im ÖD abhängt, ist es entweder so auf Kante genäht, dass es aus meiner Sicht völlig unseriös ist oder wir reden von Grundstückspreisen, die es vielleicht in Vohenstrauß oder nahe der tschechischen Grenze gibt. Natürlich ist ein niedriger dreistelliger Nettobetrag mehr im Monat schön. Mehr springt bei einer Beförderung aber nicht raus. Wenn man die Beförderung von A16 nach B3 in jungen Jahren ausnimmt, hier können es knapp 1.000 netto sein. Hiervon grundlegende Lebensentscheidungen abhängig zu machen, halte ich für völlig abwegig.
Bei mir sind es im Dezember 9 Dienstjahre und ich freue mich auf all das, was noch kommt. Mit den nörgelnden und jammernden Kolleginnen und Kollegen kann ich schon seit Tag 1 sehr gut umgehen. Ich frage mich immer, wie traurig es sein muss, ca. 220 Tage im Jahr aufzustehen mit dem Wissen, auf Tätigkeit, Umfeld und Dienstherren keine Lust zu haben und trotzdem ins Büro zu gehen. Bedauernswert aus meiner Sicht.
Finanzamtler:
--- Zitat von: Hulbatsub am 17.08.2023 19:17 ---Ich nehme jetzt nur Bezug auf den Part mit Entscheidung für Immobilie etc.
Wenn das von einer Beförderung im ÖD abhängt, ist es entweder so auf Kante genäht, dass es aus meiner Sicht völlig unseriös ist oder wir reden von Grundstückspreisen, die es vielleicht in Vohenstrauß oder nahe der tschechischen Grenze gibt. Natürlich ist ein niedriger dreistelliger Nettobetrag mehr im Monat schön. Mehr springt bei einer Beförderung aber nicht raus. Wenn man die Beförderung von A16 nach B3 in jungen Jahren ausnimmt, hier können es knapp 1.000 netto sein. Hiervon grundlegende Lebensentscheidungen abhängig zu machen, halte ich für völlig abwegig.
Bei mir sind es im Dezember 9 Dienstjahre und ich freue mich auf all das, was noch kommt. Mit den nörgelnden und jammernden Kolleginnen und Kollegen kann ich schon seit Tag 1 sehr gut umgehen. Ich frage mich immer, wie traurig es sein muss, ca. 220 Tage im Jahr aufzustehen mit dem Wissen, auf Tätigkeit, Umfeld und Dienstherren keine Lust zu haben und trotzdem ins Büro zu gehen. Bedauernswert aus meiner Sicht.
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Das stimmt & dem ist grundsätzlich auch nichts hinzuzufügen.
Allerdings bezog sich meine Frage ja auch auf Prämien und Zulagen, die andere Dienstherren ggf. zahlen - sodass dann unter dem Strich unabhängig von Beförderungen schon eine spürbar höhere Besoldung gezahlt wird.
Hier im Beitrag kam allerdings auch schon zur Sprache, dass sowas eher die MINT-Bereiche betrifft. Nehmen wir mal einen ITler mit Bachelor als Beispiel, bekommt er in Bayern und beim Bund jeweils A10 zum Einstieg. Wenn jetzt beide Dienstherren die volle Prämie bezahlen (Bayern den vollen 400€-Zuschlag & der Bund die volle Personalgewinnungsprämie nach § 43 BBesG), steht der Beamte beim Bund besser da.
Und dann geht es eben entsprechend schneller aufwärts, zumindest in den ersten Jahren. Möchte der Beamte dann wieder "abhauen", gibt es ja sogar noch die Bindungsprämien (zumindest auf dem Papier). Finanziell interessanter finde ich das allemal, zumal es endlich mal einen echten Verhandlungsspielraum eröffnet.
Und noch zu deinen letzten Worten: Ich denke, wer eine Leidenschaft fürs Steuerrecht hat (& das würde ich von mir jetzt mal behaupten), geht nicht unglücklich auf die Arbeit. Im Grundsatz hast du aber recht und mir sind gerade im Studium viele solcher Menschen begegnet. Es wirkte so, dass der Frust vor allem mit dem Alter zunimmt - so schade es auch ist.
Als Anwärter habe ich mich damals schon gefragt, a) warum dort die Reißleine nicht schon früher gezogen wurde und b) was ich wohl anders machen muss, um nicht so zu enden. Bislang sind die b)-Faktoren Fachgebiet, Kollegen und der Kontakt zu den Steuerpflichtigen. Kann sich aber schnell ändern, z.B. durch Versetzung - und dann sollte die Konsequenz auch sein, dort rauszugehen. Dann muss niemand rumnölen.
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