Autor Thema: Lohnt sich Arbeit noch?  (Read 34328 times)

Schmitti

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #210 am: 14.11.2023 10:24 »
Meint ihr nicht, dass die Löhne generell zu niedrig sind, besonders im Bereich der Ungelernten im Verhältnis zu Sozialleistungen? Da sollte man eher an die Arbeitgeber ran aus meiner Sicht. Auch wenn natürlich sein kann, dass es insgesamt teurer wird.
Wo sollen die deutlich höheren Personalausgaben denn sonst herkommen, wenn sie nicht von steigenden Preisen aufgefangen werden? Personalabbau? Standortverlagerung bzw. verstärkte Verlagerung von Zuarbeiten/Vorstufen ins Ausland?
Das ist eine einfache Grundformel, an der unsere Politik gerne mal scheitert: Will man einen Euro mehr ausgeben, muss man ihn irgendwo auch wieder einnehmen. So einfach ist die Welt, auch in Wirtschaftsunternehmen und Sozialsystemen.

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #211 am: 14.11.2023 10:30 »

Worin liegt mein Denkfehler?
Das Bürgergeld nur für kurzzeitige Probleme und der restliche SGB kram für die Langfristigen sind?

Ich denke darin dass du rechnest (wie viele andere hier), aber das Problem, der Unmut, bei vielen Leuten in Länge der Bezugsdauer liegt bzw. am Scheitern des Staates oder der Bezieher diese vorübergehende Situation zu beenden, insbesondere auch durch Überführung in den Rechtskreis des SGB XII.

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #212 am: 14.11.2023 10:34 »

"Umverteilungswahn" würde ich es nicht nennen - wir liegen beim Gini-Koeffizienten auf euroäischem Durchschnitt, andere Länder, die hier wohl eher hohes Ansehen genießen (Skandinavien, Benelux) liegen hier noch unter uns.


Auch hier, ich sehe nicht die Finanzmittel als größtes Problem, sondern die Umverteilung von Verantwortung vom Einzelnen auf den Staat. Ich denke, es wäre zielführender, den Leuten einfach mehr Luft zum atmen zu geben, statt denen das Leben zu führen. Beim Arbeitnehmer halt durch weit weniger Einkommenssteuer, bei vielen anderen durch Bürokrietieabbau.

Hugo Stieglitz

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #213 am: 14.11.2023 10:44 »


Wer also nur eine kurzen Horizont betrachtet, der kann in der Tat dem glauben verfallen, das diese läppischen 5-10% mehr die man als Vollzeitkraft gegenüber einem BGler in den Grenzregionen bekommt, keine lohnenswerte Investition in die Zukunft ist.


Der lange Horizont ist wichtig, aber nicht auf der Seite der Arbeiter. Sondern auf der anderen Seite, HartzIV/ Bürgergeld ist nur für einen kurzen Zeitraum gedacht. Genau hieran besteht dein Denkfehler. und sowas erkennen die Leute intuitiv. Die Stimmung kippt.

Welche Partei muss man wählen, um diesen ausufernden Umverteilungswahn zu stoppen?
"Umverteilungswahn" würde ich es nicht nennen - wir liegen beim Gini-Koeffizienten auf euroäischem Durchschnitt, andere Länder, die hier wohl eher hohes Ansehen genießen (Skandinavien, Benelux) liegen hier noch unter uns.
Was mich an vielen Themen in der Umverteilung stört ist die massive Bürokratie. Von daher fände ich es besser Hilfen eher höher aber dafür deutlich pauschalisierter zu gewähren. Die Kindergrundsicherung ist hier ein Weg in die richtige Richtung aber auch das erste Jahr im Bürgergeld kann durchaus viel Bürokratie verhindern. (wenn man sich bedenkt wie viele Stellen man für 15€ Teilhabezuschuss für Kinder beschäftigt...)
Höhere Leistungen und pauschal. Wir können die Kohle ja aus Alditüten von den Rathäusern regnen lassen. :)

Ich denke nicht, dass der Gini-Koeffizient geeignet ist etwas über die Abgabenlast einer Gesellschaft zu sagen.

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #214 am: 14.11.2023 10:47 »

Worin liegt mein Denkfehler?
Das Bürgergeld nur für kurzzeitige Probleme und der restliche SGB kram für die Langfristigen sind?

Ich denke darin dass du rechnest (wie viele andere hier), aber das Problem, der Unmut, bei vielen Leuten in Länge der Bezugsdauer liegt bzw. am Scheitern des Staates oder der Bezieher diese vorübergehende Situation zu beenden, insbesondere auch durch Überführung in den Rechtskreis des SGB XII.
Durch die Überführung in den  Rechtskreis des SGB XII werden die hilflosen Looser diese vorübergehende Situation beenden?
Cool.
Oder werden dadurch die asozialen Sozialschmarotzer dann besser an die Kandare genommen?
Auch Cool.

Ich glaube der Unmut der Leute ist unter anderem dadurch geschürt, dass ihnen was falsches vorgerechnet (Merz und Co machen es ja, Welt macht es, ...) wird und das Bild des arbeitsfähigen faulen Biertrinker mit 5 Kinder vorherrscht und das behauptet wird, dass alle BGler arbeiten gehen könnten....

Hier im Thread haben wir doch schon aufgezeigt, dass man durch Arbeit mehr hat, als ohne.

Und das es ein Trauerspiel ist, dass man heutzutage als 5k Familie als Alleinverdiener Wohngeld bekommen muss, um über die Grundbedürfnisse zu kommen liegt woran?
An der Höhe des Wohngeldes?
An der Höhe des Bürgergeldes?
An der Unbezahlbarkeit als Alleinverdiener Kinder zu haben?


Wenn das Bürgergeld um 20% gekürzt wird, dann hat der s2s4ler mit Kind und Kegel trotz Arbeit nicht einen Cent mehr zur Verfügung, sondern eben auch viel weniger und der Gap wird dadurch auch nicht größer, lohnt sich dann für ihn die Arbeit plötzlich?

Opa

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #215 am: 14.11.2023 10:48 »

Worin liegt mein Denkfehler?
Das Bürgergeld nur für kurzzeitige Probleme und der restliche SGB kram für die Langfristigen sind?

Ich denke darin dass du rechnest (wie viele andere hier), aber das Problem, der Unmut, bei vielen Leuten in Länge der Bezugsdauer liegt bzw. am Scheitern des Staates oder der Bezieher diese vorübergehende Situation zu beenden, insbesondere auch durch Überführung in den Rechtskreis des SGB XII.

Da die Leistungshöhe in SGB II und SGB XII identisch ist und nur ein paar Hansel mit hohem Schonvermögein ein paar Monate nix bekämen, wäre die Ersparnis sehr überschaubar.

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #216 am: 14.11.2023 10:54 »


Da die Leistungshöhe in SGB II und SGB XII identisch ist und nur ein paar Hansel mit hohem Schonvermögein ein paar Monate nix bekämen, wäre die Ersparnis sehr überschaubar.

Nochmals, es geht nicht um die Gelder in erster Linie, sondern um korrekte Ausführung von Gesetzen. Personen, die mehr als drei oder vier Jahre im Bezug sind und keine Aufstocker sind, stehen ganz offensichtlich nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Der Regelsatz im SGB XII sollte natürlilch höher sein als jener im SGB II.

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #217 am: 14.11.2023 10:56 »


Da die Leistungshöhe in SGB II und SGB XII identisch ist und nur ein paar Hansel mit hohem Schonvermögein ein paar Monate nix bekämen, wäre die Ersparnis sehr überschaubar.

Nochmals, es geht nicht um die Gelder in erster Linie, sondern um korrekte Ausführung von Gesetzen. Personen, die mehr als drei oder vier Jahre im Bezug sind und keine Aufstocker sind, stehen ganz offensichtlich nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Der Regelsatz im SGB XII sollte natürlilch höher sein als jener im SGB II.
Und dadurch ändert sich die Gesamtsituation?
Und es gibt keine Unmut mehr?
Cool

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #218 am: 14.11.2023 11:33 »

Und dadurch ändert sich die Gesamtsituation?
Und es gibt keine Unmut mehr?
Cool

Ich habe zumindest keinen Missmut gegenüber Grundsicherungsrentnern und Erwerbsgeminderten-Aufstockern bisher vernommen. Ein Versuch wäre es wert (und eigentlich gesetzessystematisch korrekt).

Aber meine Vorstellung hat natürlich einen Haken. Ein nicht gesättigter Arbeitsmarkt wie jetzt, wo jeder der will, sofort einen Arbeitsplatz (und vor allem mehrere) bekommen kann. Das muss nicht so bleiben.

Warnstreik

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #219 am: 14.11.2023 11:48 »


Wer also nur eine kurzen Horizont betrachtet, der kann in der Tat dem glauben verfallen, das diese läppischen 5-10% mehr die man als Vollzeitkraft gegenüber einem BGler in den Grenzregionen bekommt, keine lohnenswerte Investition in die Zukunft ist.


Der lange Horizont ist wichtig, aber nicht auf der Seite der Arbeiter. Sondern auf der anderen Seite, HartzIV/ Bürgergeld ist nur für einen kurzen Zeitraum gedacht. Genau hieran besteht dein Denkfehler. und sowas erkennen die Leute intuitiv. Die Stimmung kippt.

Welche Partei muss man wählen, um diesen ausufernden Umverteilungswahn zu stoppen?
"Umverteilungswahn" würde ich es nicht nennen - wir liegen beim Gini-Koeffizienten auf euroäischem Durchschnitt, andere Länder, die hier wohl eher hohes Ansehen genießen (Skandinavien, Benelux) liegen hier noch unter uns.
Was mich an vielen Themen in der Umverteilung stört ist die massive Bürokratie. Von daher fände ich es besser Hilfen eher höher aber dafür deutlich pauschalisierter zu gewähren. Die Kindergrundsicherung ist hier ein Weg in die richtige Richtung aber auch das erste Jahr im Bürgergeld kann durchaus viel Bürokratie verhindern. (wenn man sich bedenkt wie viele Stellen man für 15€ Teilhabezuschuss für Kinder beschäftigt...)
Höhere Leistungen und pauschal. Wir können die Kohle ja aus Alditüten von den Rathäusern regnen lassen. :)

Ich denke nicht, dass der Gini-Koeffizient geeignet ist etwas über die Abgabenlast einer Gesellschaft zu sagen.

Es ging nicht um die Abgabenlast sondern um die Umverteilung. Und Umverteilung ist genau ein Punkt um Ungleichheit in Bezug auf Einkommen zu steuern.

Du sollst kein Geld mit Alditüten vom Rathaus regnen lassen. Ich weiß auch nicht, was diese Polemik soll - das ist einem Forum wenig würdig.
Momentan haben wir einen riesen Verwaltungsaufwand für Kleinkram und z.B. Sanktionen, die nur wenige betreffen. Hier zu vereinfachen und eventuell die Pauschalbeträge zu erhöhen (dafür fällt der ganze Kleinkram weg) ist doch sinnvoll. Es soll ja kein Geld verschenkt werden sondern nur da ankommen, wo es hingehört. Bei vielen Dingen ist es doch so, dass die Betroffenen sprachlich, sozial oder kognitiv garnicht in der Lage sind die Leistungen z.B. für ihre Kids zu beantragen. Da gibt es dann wieder einen Berufszeit, der dort berät oder eben viele Freiwillige.

Im Bürgergeldbezug könnte man z.B. die Beträge so aufsetzen, dass die Ortsangemessene Miete sowie Heizkosten mit drin sind. Mit diesem Geld muss dann jeder versuchen eine Unterkunft zu bekommen - wenn er spart, dann hat er mehr Geld für Brot. Wenn ihm eine größere Wohnung wichtiger ist, dann muss man eben an der Kleidung oder sonstwo sparen. Gleiches bei der Kindergrundsicherung - gebt den Leuten lieber 20€ Pauschal (oder wenn man missbrauch verhindern will über eine seperate Zahlkarte) und gut ist.
 

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #220 am: 14.11.2023 11:59 »

Und dadurch ändert sich die Gesamtsituation?
Und es gibt keine Unmut mehr?
Cool

Ich habe zumindest keinen Missmut gegenüber Grundsicherungsrentnern und Erwerbsgeminderten-Aufstockern bisher vernommen. Ein Versuch wäre es wert (und eigentlich gesetzessystematisch korrekt).
Deswegen versuche ich den Menschen der von BGler redet und sie nicht differenziert unter die Arme zu greifen.

Aber Ok, verstanden, du willst gesetzeskonform umetikettieren. Damit könnte man die Bürgergeldempfänger halbieren.
Macht Sinn.
Und jeder doofe kapiert, dass nur ein kleinerer Teil der BGler arbeitslose Erwerbfähige sind.
Bleibt die Frage des Threads:
Lohnt sich dadurch plötzlich Arbeit mehr?
Oder sinken dadurch die Ausgaben (das sind doch die Unmutsfaktoren)

BAT

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« Antwort #221 am: 14.11.2023 12:11 »

Lohnt sich dadurch plötzlich Arbeit mehr?
Oder sinken dadurch die Ausgaben (das sind doch die Unmutsfaktoren)

Darum geht es nicht. Es stellt sich kaum noch die Frage, weil sich fast kein Arbeitnehmer mit Rentner vergleicht.

Johann

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #222 am: 14.11.2023 12:46 »
Wie wird eigentlich die Höhe des Mindestlohns festgelegt? Wird durchgerechnet, was man brutto verdienen muss, damit man mit Mindestlohn für sich genommen existieren kann? Wenn ja, wäre das Ziel des Mindestlohns ja im Grunde genau das selbe wie das von Bürgergeld. Nur mit dem Unterschied, dass der eine um zu existieren 40h pro Woche buckeln geht und der andere halt um 11 Uhr aufwacht.

brian

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #223 am: 14.11.2023 13:05 »
Mindestlohn hat ja mit dem Existenzminimum nichts zu tun. Bürgergeld ist das Existenzminimum.

Opa

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #224 am: 14.11.2023 13:10 »
Da der Mindestlohn einheitlich und auf eine Einzelperson bezogen ist, während das Existenzminimum regional höchst unterschiedlich sowie von der Familiengröße abhängig ist, kann es keine Korrelation geben.