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ADHS im VG erwähnen

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OrganisationsGuy:

--- Zitat von: Pham Nuwen am 15.11.2023 11:17 ---
--- Zitat von: Faunus am 13.11.2023 17:37 ---Ich als 60er Jahre-Kind empfinde ADHS immer wieder als "Ausrede" für Fehlverhalten durch Nicht-Erziehung und wäre not amused, wenn mir im BG das schon Mal vorsorglich vorgesetzt wird. Liegt kein Behinderungsgrad vor, ist das irrelevant.

--- End quote ---

Als jemand mit ADS-Kind behalten Sie diese "exklusive" Meinung besser für sich und geben diese weiterhin anonym in Web- Foren zum besten. Wer sich erdreistet mir persönlich gegenüber ein derartiges Urteil zu fällen, darf sich jedenfalls mit einer verbalen Klatsche der Sonderklasse anfreunden ... Zig Ärzte, Therapien, Amtstermine von Schulamt bis Jugendamt (aus eigenem Antrieb!) später ist die Problematik u.a. dank Medikament zumindest für die Zeit des Schulbesuchs im Griff. Nichtsdestotrotz ist der Zustand nichts, was sich einfach so "wegerziehen" lässt. Ok, zu Ihrer Zeit, damals, als alles wie üblich besser war, mag das mit der "ausgerutschten" Hand "geregelt" worden sein, aber wir leben nunmal im 21. Jahrhundert - und so entwickelt sich die Medizin ebenso weiter, wie die Gesellschaft ...

--- End quote ---

Ich finde die in den raum gestellte Kernaussage interessant und berechtigt.

ADHS wird erst seit ein paar Jahrzenten verstärkt Diagnostiziert und seit dem wird Rücksicht genommen auf Menschen die diese Diagnose haben. 

Wie sah das in den 1920er Jahren aus? Wurde da mit Erziehungsmaßnahmen das ADHS bekämpft und welche Auswirkungen hatte das? Wieso war es nicht nötig ausfallendes Verhalten in der Vergangenheit gesellschaftlich zu etablieren, aber heute wird das vorausgesetzt?

Saggse:

--- Zitat von: OrganisationsGuy am 15.11.2023 12:05 ---Wie sah das in den 1920er Jahren aus? Wurde da mit Erziehungsmaßnahmen das ADHS bekämpft und welche Auswirkungen hatte das?
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Vor hundert Jahren würde ich vermuten, dass ein ADHS-Kind signifikant erhöhte Risiken hatte, bei einem Unfall zu sterben, als Gewaltverbrecher im Gefängnis zu landen, psychisch derart geschädigt zu sein, dass es sein geistiges Potenzial im Beruf nicht mal ansatzweise entfalten kann, Selbstmord zu begehen usw. (Der "Beitrag", den Herr Darwin an dieser Stelle leistet, ist heute wesentlich geringer!) Diejenigen, die es geschafft haben, eine Familie zu gründen, dürften aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen überproportional häufig geneigt sein, ihren eigenen Kindern die eine oder andere hochgradig traumatisierende "Erziehungserfahrung" zu bescheren - mit dem kompletten Spektrum der daraus resultierenden Auswirkungen. "Glücklicherweise" hatte die Gesellschaft damals deutlich weniger Hemmungen, auffällige, traumatisierte Menschen je nach Bedarf wegzusperren, auszugrenzen, in irgendeinem kreuzgefährlichen Job zu verheizen, ihrem Schicksal zu überlassen o.ä.

Ja, das waren sie, die "guten alten Zeiten"...

Faunus:

--- Zitat von: Pham Nuwen am 15.11.2023 11:17 ---
--- Zitat von: Faunus am 13.11.2023 17:37 ---Ich als 60er Jahre-Kind empfinde ADHS immer wieder als "Ausrede" für Fehlverhalten durch Nicht-Erziehung und wäre not amused, wenn mir im BG das schon Mal vorsorglich vorgesetzt wird. Liegt kein Behinderungsgrad vor, ist das irrelevant.

--- End quote ---

Als jemand mit ADS-Kind behalten Sie diese "exklusive" Meinung besser für sich und geben diese weiterhin anonym in Web- Foren zum besten. Wer sich erdreistet mir persönlich gegenüber ein derartiges Urteil zu fällen, darf sich jedenfalls mit einer verbalen Klatsche der Sonderklasse anfreunden ... Zig Ärzte, Therapien, Amtstermine von Schulamt bis Jugendamt (aus eigenem Antrieb!) später ist die Problematik u.a. dank Medikament zumindest für die Zeit des Schulbesuchs im Griff. Nichtsdestotrotz ist der Zustand nichts, was sich einfach so "wegerziehen" lässt. Ok, zu Ihrer Zeit, damals, als alles wie üblich besser war, mag das mit der "ausgerutschten" Hand "geregelt" worden sein, aber wir leben nunmal im 21. Jahrhundert - und so entwickelt sich die Medizin ebenso weiter, wie die Gesellschaft ...

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Sie sind emotional eingebunden und damit zwangsläufig unsachlich.
Zu keinem Zeitpunkt ging es um Ihr Kind  und Ihre wie die Befindlichkeiten Ihres Kindes oder irgendeines Kindes!.
Und
--- Zitat --- "ausgerutschten" Hand "geregelt"
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war weder in meiner Familie noch im meinem Umfeld ein Mittel zur Erziehung. Ist diese Art von perfider "Reglung" in Ihrem Umfeld früher üblich gewesen oder warum erwähnen Sie diese? 
 
Um es nochmals deutlich zu schreiben:
Ich habe mir erlaubt die Frage in den Raum zu stellen, ob sich hinter den Diagnosen von ADHS/Long-Covid/etc. "Schutz" vor dem eigenen Verhalten anderen gegenüber verbirgt und immer mehr Personen auf Grund dieser "Diagnosen" vom Umfeld Rücksicht einfordern, weil es einfacher ist, als an sich selbst zu arbeiten/die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und da ziele ich ausschließlich auf die Gruppe der Erwachsenen ab.

In meinem Arbeitsumfeld fordert eine ungewöhnlich große Zahl an Erwachsenen, dass man "Rücksicht nehmen" muss auf  sie - aus welchen Gründen auch immer.
Was läuft schief, dass immer mehr (junge) Erwachsene  "krank/überfordert" sind?


cyrix42:

--- Zitat von: Faunus am 15.11.2023 23:31 ---Was läuft schief, dass immer mehr (junge) Erwachsene  "krank/überfordert" sind?

--- End quote ---

Nichts, außer, dass die Diagnostik besser wird und das Thema "psychische Gesundheit" weniger stigmatisiert ist. Während Erwachsene (Männer wie Frauen) früher sich i.W. mit Alkohol "selbst behandelt" haben, gehen sie heute vielleicht doch einmal eher zum Arzt/ Psychologen.

Auch ist das Thema ADHS keines, was erst in den letzten Jahrzehnten aufgetreten wäre -- den "Zappelphillip" gibt es schon ewig. Auch die Beschreibung von Autismus ist schon über 100 Jahre alt; und Betroffene gab es definitiv auch schon vorher. Frühkindliche Entwicklungsstörungen, unter denen diese Einschränkungen zusammengefasst werden, betreffen aber auch Erwachsene. Hier hat in den letzten 20 Jahren die Diagnostik einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht. Dabei ist eine wesentliche Beobachtung, dass hier sozial unangepasstes Verhalten keine Frage fehlendem Willens ist, sondern Prozesse der Informationsverarbeitung im Hirn anders ablaufen. So wird die Umwelt anders wahrgenommen, während an anderer Stelle die Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, eingeschränkt ist. Dergleichen ist auch nicht durch "Erziehung" (wie auch immer geartet) behebbar. Bestenfalls kann man den betroffenen Personen durch Therapie helfen, besser mit ihren Einschränkungen umzugehen, sodass sie nicht durch Ausgrenzung u.Ä. eine zusätzlich deutlich verminderte Lebensqualität besitzen. (Die Komorbidität zwischen eben jenen Entwicklungsstörungen und z.B. Depressionen ist nicht ohne Grund recht hoch...)

Bastel:

--- Zitat von: cyrix42 am 16.11.2023 06:52 ---
Nichts, außer, dass die Diagnostik besser wird und das Thema "psychische Gesundheit" weniger stigmatisiert ist. Während Erwachsene (Männer wie Frauen) früher sich i.W. mit Alkohol "selbst behandelt" haben, gehen sie heute vielleicht doch einmal eher zum Arzt/ Psychologen.


--- End quote ---

Das ist für mich durchaus plausibel.

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