Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion  (Read 239114 times)

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1365 am: 20.03.2024 15:37 »
Für 2024 liegen die Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst im 10-Jahres-Vergleich nun 7% unter den Rentenerhöhungen.

Ja der Westrentner hat von Anfang 2021 bis Jahresende 2024 voraussichtlich +15% brutto mehr (der Ostrentner noch etwas mehr). Bürgergeld +26% im gleichen Zeitraum bei Gratis-Flatrate beim Baden und Heizen und der Mindestlohn ist um +30,6% ggü. Anfang 2021 gestiegen.

Da finde ich meine persönlichen +7,9% im gleichen Zeitraum jetzt auch nicht mehr so dolle... Aber immerhin gab es ja dazu noch zwei steuerfreie Einmalzahlungen. Die reißen es ja wieder raus!?  ;D
Interessant finde ich, dass das bei Renten, Mindestlohn und Bürgergeld ganz ohne Arbeitskampf geht und VERDI mit unzähligen hochbezahlten Gewerschaftsfunktionären ein so erbärmliches Ergebnis als großen Erfolg feiert.

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« Antwort #1366 am: 20.03.2024 15:47 »
Naja, ehrlicher weise ist die Idee mit der Projektzeit natürlich nicht von mir und zudem auch nicht neu. Im freelance-Bereich ist das zB bei Ingenieuren Standard. Man arbeitet mit wenigen festangestellten MA auf den Schlüsselpositionen (Entscheidungskompetenzen und Koordination) und alles andere gibt man, zu Paketen „geschnürt“ an freie MA. Der AG ist dadurch hochflexibel, allerdings mit dem Risiko evtl. mal keine freelancer zu finden oder erhöhte Preise (erhöht im Vergleich zur Kalkulation bzw. dem zu erzielenden Erlös) zahlen zu müssen.
Die Auftragnehmer widerum sind halt selbstständig, mit allen Vor- und Nachteilen. Insbesondere ist dann aber Effizienz bei der Abarbeitung der cluster ein individueller Vorteil.

Allgemein ist es aber immer extrem Jobabhängig, ob eine Abarbeitung der Tätigkeiten in weniger Zeiteinheiten überhaupt möglich ist!

MoinMoin

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« Antwort #1367 am: 20.03.2024 15:48 »
Für 2024 liegen die Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst im 10-Jahres-Vergleich nun 7% unter den Rentenerhöhungen.

Ja der Westrentner hat von Anfang 2021 bis Jahresende 2024 voraussichtlich +15% brutto mehr (der Ostrentner noch etwas mehr). Bürgergeld +26% im gleichen Zeitraum bei Gratis-Flatrate beim Baden und Heizen und der Mindestlohn ist um +30,6% ggü. Anfang 2021 gestiegen.

Da finde ich meine persönlichen +7,9% im gleichen Zeitraum jetzt auch nicht mehr so dolle... Aber immerhin gab es ja dazu noch zwei steuerfreie Einmalzahlungen. Die reißen es ja wieder raus!?  ;D
Interessant finde ich, dass das bei Renten, Mindestlohn und Bürgergeld ganz ohne Arbeitskampf geht und VERDI mit unzähligen hochbezahlten Gewerschaftsfunktionären ein so erbärmliches Ergebnis als großen Erfolg feiert.
Was ist daran interessant, dass bei einem freiverhandelbaren Ding etwas anderes rauskommt als bei einem vorher festgelegtem Verfahren?
Das eine kann man nachrechnen, dass andere ist Zufall.

Interessant finde ich, dass bei Nullrunden für die anderen es andere Interessant finden und das eine Reallohnsteigerung als naturgegeben angesehen wird.

beim Rest bin ich bei dir.
Wer Grosse erfolge feiert, soll auch grosse Ergebnisse liefern.

MoinMoin

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« Antwort #1368 am: 20.03.2024 15:52 »
Naja, ehrlicher weise ist die Idee mit der Projektzeit natürlich nicht von mir und zudem auch nicht neu. Im freelance-Bereich ist das zB bei Ingenieuren Standard. Man arbeitet mit wenigen festangestellten MA auf den Schlüsselpositionen (Entscheidungskompetenzen und Koordination) und alles andere gibt man, zu Paketen „geschnürt“ an freie MA. Der AG ist dadurch hochflexibel, allerdings mit dem Risiko evtl. mal keine freelancer zu finden oder erhöhte Preise (erhöht im Vergleich zur Kalkulation bzw. dem zu erzielenden Erlös) zahlen zu müssen.
Die Auftragnehmer widerum sind halt selbstständig, mit allen Vor- und Nachteilen. Insbesondere ist dann aber Effizienz bei der Abarbeitung der cluster ein individueller Vorteil.

Allgemein ist es aber immer extrem Jobabhängig, ob eine Abarbeitung der Tätigkeiten in weniger Zeiteinheiten überhaupt möglich ist!
Also ich bin froh, dass wir immer wieder dafür sorgen, Frischfleisch an der Theke zu haben, die mir meinen eingefahrenen alten Arsch aufreissen und zeigen wo ich ne ahnungslose Null bin.
Umgekehrt sind die froh, dass ich ihnen die verblödete reale Welt, in der sie arbeiten sollen, erkläre und mitgeben, dass es trotzdem Spaß macht.
Eigenersaft fängt an zu faulen,

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1369 am: 20.03.2024 16:08 »
Naja, ehrlicher weise ist die Idee mit der Projektzeit natürlich nicht von mir und zudem auch nicht neu. Im freelance-Bereich ist das zB bei Ingenieuren Standard. Man arbeitet mit wenigen festangestellten MA auf den Schlüsselpositionen (Entscheidungskompetenzen und Koordination) und alles andere gibt man, zu Paketen „geschnürt“ an freie MA. Der AG ist dadurch hochflexibel, allerdings mit dem Risiko evtl. mal keine freelancer zu finden oder erhöhte Preise (erhöht im Vergleich zur Kalkulation bzw. dem zu erzielenden Erlös) zahlen zu müssen.
Die Auftragnehmer widerum sind halt selbstständig, mit allen Vor- und Nachteilen. Insbesondere ist dann aber Effizienz bei der Abarbeitung der cluster ein individueller Vorteil.

Allgemein ist es aber immer extrem Jobabhängig, ob eine Abarbeitung der Tätigkeiten in weniger Zeiteinheiten überhaupt möglich ist!

Das ist ein entscheidender Punkt. Wenn ich z.B. an die Damen und Herren im 1st-Level-Support denke, dann sind die de facto für ihre Anwesenheit zu entlohnen - ganz unabhängig davon, ob es eine ruhige Schicht ist, oder der Baum brennt. Gleiches gilt für Pflegekräfte oder Polizisten. Mir erschließt sich der Gedanke also nicht, warum man im Rahmen eines riesigen Tariffeldes eine allgemeine Senkung der AZ durchsetzen will. Ich stelle positive Effekte in der Arbeitseffizienz bei bestimmten Tätigkeiten durch Verkürzung der AZ ja auch nicht generell in Frage, aber im Sinne einer Gleichbehandlung wäre eine solche Erhöhung des Stundenlohns in einzelnen Bereichen schwer zu rechtfertigen. Wie gesagt: Geht es um die Belohnung einer Erhöhung der Effizenz, müsste ich im Vergleich zu meiner Tätigkeit vor 8 Jahren heute eine B3 erhalten.

Meierheim

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« Antwort #1370 am: 20.03.2024 16:30 »
Für 2024 liegen die Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst im 10-Jahres-Vergleich nun 7% unter den Rentenerhöhungen.

Ja der Westrentner hat von Anfang 2021 bis Jahresende 2024 voraussichtlich +15% brutto mehr (der Ostrentner noch etwas mehr). Bürgergeld +26% im gleichen Zeitraum bei Gratis-Flatrate beim Baden und Heizen und der Mindestlohn ist um +30,6% ggü. Anfang 2021 gestiegen.

Da finde ich meine persönlichen +7,9% im gleichen Zeitraum jetzt auch nicht mehr so dolle... Aber immerhin gab es ja dazu noch zwei steuerfreie Einmalzahlungen. Die reißen es ja wieder raus!?  ;D
Interessant finde ich, dass das bei Renten, Mindestlohn und Bürgergeld ganz ohne Arbeitskampf geht und VERDI mit unzähligen hochbezahlten Gewerschaftsfunktionären ein so erbärmliches Ergebnis als großen Erfolg feiert.
Was ist daran interessant, dass bei einem freiverhandelbaren Ding etwas anderes rauskommt als bei einem vorher festgelegtem Verfahren?
Das eine kann man nachrechnen, dass andere ist Zufall.

Interessant finde ich, dass bei Nullrunden für die anderen es andere Interessant finden und das eine Reallohnsteigerung als naturgegeben angesehen wird.

beim Rest bin ich bei dir.
Wer Grosse erfolge feiert, soll auch grosse Ergebnisse liefern.
Naja, interessant finde ich, dass nach drei "harten" Verhandlungsrunden und einer Einigung in letzter Minute und mehreren Warnstreiks ein deutlich schlechteres Ergebnis herauskommt als nach einem festgelegten Verfahren, dass sich an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung orientiert.

MoinMoin

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« Antwort #1371 am: 20.03.2024 16:51 »
So wie bei allen anderen die verhandelt haben.
Was daran ist interessant?

Meierheim

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« Antwort #1372 am: 20.03.2024 17:31 »
So wie bei allen anderen die verhandelt haben.
Was daran ist interessant?
Bei der IG Metall gab's deutlich mehr. Nennen wir's halt nicht interessant sondern erschreckend oder schockierend.

MoinMoin

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« Antwort #1373 am: 20.03.2024 17:45 »
Jipp und bei anderen deutlich weniger?
Und was ist daran erschreckend oder schockierend, die Berechnungsmethoden?
Darüber kann man reden.
Oder das wir nur für unsere Grundbedürfnisse eine "Reallohnausgleich" ausgehandelt bekommen habe.
Aber nicht für unsere weiterführenden?

Ich finde das auch ärgerlich.

Aber wenn wir die letzten Dekaden nach dem (oder so einem) festgelegten Verfahren unser Geld bekommen hätten, dann hättest du ebenso gemault, dass die anderen mehr bekommen.

Meierheim

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« Antwort #1374 am: 20.03.2024 18:38 »
Jipp und bei anderen deutlich weniger?
Und was ist daran erschreckend oder schockierend, die Berechnungsmethoden?
Darüber kann man reden.
Oder das wir nur für unsere Grundbedürfnisse eine "Reallohnausgleich" ausgehandelt bekommen habe.
Aber nicht für unsere weiterführenden?

Ich finde das auch ärgerlich.

Aber wenn wir die letzten Dekaden nach dem (oder so einem) festgelegten Verfahren unser Geld bekommen hätten, dann hättest du ebenso gemault, dass die anderen mehr bekommen.
Es wäre doch schöner und man müsste auch nicht "maulen" wenn der öffentliche Dienst ebenso wie die Rente an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt würde. Damit dass manche mehr bekommen und manche weniger kann man doch leben.

MoinMoin

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« Antwort #1375 am: 20.03.2024 19:18 »
Jipp und bei anderen deutlich weniger?
Und was ist daran erschreckend oder schockierend, die Berechnungsmethoden?
Darüber kann man reden.
Oder das wir nur für unsere Grundbedürfnisse eine "Reallohnausgleich" ausgehandelt bekommen habe.
Aber nicht für unsere weiterführenden?

Ich finde das auch ärgerlich.

Aber wenn wir die letzten Dekaden nach dem (oder so einem) festgelegten Verfahren unser Geld bekommen hätten, dann hättest du ebenso gemault, dass die anderen mehr bekommen.
Es wäre doch schöner und man müsste auch nicht "maulen" wenn der öffentliche Dienst ebenso wie die Rente an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt würde. Damit dass manche mehr bekommen und manche weniger kann man doch leben.
Ja, durchaus.
Das man dann noch stärker vom IG Metal abgekoppelt wird, ist halt dann das eine Risiko.
Aber dann könnte man sich halt das maulen und die berühmten Kaviarschnitten sparen, denn schlagkräftiges Streiken ist im TVL nicht drin.
Ich befürchte allerdings, dass wir dann derzeitig weniger Brutto hätten als jetzt, da wir durchaus Jahre hatte, wo wir drüber lagen und wenige Jahre wo wir drunter lagen, aber das ist nur so ein Gefühl.


cyrix42

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« Antwort #1376 am: 21.03.2024 00:42 »
Wenn wir die Entwicklung der Renten (West) als Vergleichsmaßstab wählen:

Rentenentgeltpunkt (West) 2006 -- 2024: +71,2%
TV-L (Jahreswerte, ab 11/2024):
EG 3/1: +68,5%
EG 3 Endstufe: +58,9%
EG 6/1: +65%
EG 6 Endstufe: +55,1%
EG 9(a)/1: 61,2%
EG 9(a) Endstufe: +68%
EG 13/1: +55,4%
EG 13/Endstufe: +52,1%

Der TV-L dürfte 2025 gegenüber der allgemeinen Lohnentwicklung (und den Renten) etwas aufholen, da nicht zu erwarten ist, dass da dann noch einmal allgemein 5,5% oben drauf kommen, wie es im TV-L scho vereinbart ist. Andererseits würde auch eine allgemeine Nullrunde noch nicht dazu führen, dass der TV-L gleichziehen würde.

Es lässt sich also festhalten, dass im TV-L (mehr oder minder leicht) unterdurchschnittliche Tarif-Ergebnisse erzielt wurden.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1377 am: 21.03.2024 07:09 »
Mmh,
ich habe etwas andere Zahlen, was hast du da wie bei den Rentenpunkte gerechnet?

Durchschnittsentgelt Rentenversicherung
2006 29494
2024 Entwurf 45358
Da komme ich auf +53,8%

EG8 Endstufe (2006 und 2007 identisch)
32284 zu 49388 +52,97%
EG13 Endstufe (mit Einfuhr der Stufe 6)
51125 zu 77747 52,07%

Nominallohn Index (allerdings nur von 2007-2023): 47,8%
Durchschnittsentgelt Rentenversicherung (2007-2023 vorläufig): 44,0%
EG8 Endstufe  (2007-2023) 45,0%
EG13 Endstufe (2007-2023) 47,2%

Ich hoffe meine Zahlen sind falsch, sonst müsste man annehmen, dass V "nur" 2% unter nominal und 1% über Durchschnitt verhandelt hätte.

Auch habe ich noch nicht ganz kapiert worin der Unterschied der Erhebung vom Nominal und RV Wert liegt.
Ich nehme an dass da die Beitragsbemessungsgrenze greift und der Wert damit eigentlich Mist ist und man sich am Nominallohnindex orientieren müsste.

Jemand eine Idee??


Ulf

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« Antwort #1378 am: 21.03.2024 07:14 »
[...]
Interessant finde ich, dass bei Nullrunden für die anderen es andere Interessant finden und das eine Reallohnsteigerung als naturgegeben angesehen wird.


Nunja, bei dem von mir genannten Zeitraum ist man bei 17% Inflation und unter 8% Tarifsteigerung doch sehr weit von der Reallohnsteigerung entfernt. Etwas weniger Reallohnverlust hätte es schon sein sollen. Da gleich etwas von erwarteter Reallohnsteigerung zu schreiben ist schon etwas polemisch.

cyrix42

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« Antwort #1379 am: 21.03.2024 07:41 »
Mmh,
ich habe etwas andere Zahlen, was hast du da wie bei den Rentenpunkte gerechnet?

Rentenpunkt (West) 2006: 22,97€
Rentenpunkt (nun bundeseinheitlich) 2024: 39,32€
Macht eine Steigerung um 71,2%.

(Ich hatte jeweils die Werte am Ende des Jahres genommen, d.h., Rentenwerte ab Juli des entsprechenden Jahres, TV-L in Fassung ab November 2024.)