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Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
NelsonMuntz:
--- Zitat von: cyrix42 am 21.03.2024 09:40 ---Wer von "Reallohnverlust" schwafelt, schaut sich offensichtlich nur die eine Phase eines konjunkturellen Zyklusses an. Das ist einfach kein sinnvoller Ansatz.
--- End quote ---
Ich würde das etwas anders betrachten: Angesichts der extern getriggerten Inflation in 2022/2023 war ein Reallohnerhalt völlig illusorisch. Nicht zuletzt deshalb hat die Politik auch sehr zeitnah mit der "konzertierten Aktion" nach Wegen gesucht, der Situation zu begegnen. Daher ist der Reallohnverlust auch kein "Geschwafel", sondern zumindest aktuell schlicht ein Fakt.
Du hast natürlich Recht, wenn Du anführst, dass es auch immer wieder Phasen gab, in denen die Tariferhöhungen oberhalb der Inflation lagen - Aber: Mit Deiner Gegenüberstellung der Tarifentgelte mit der Entwicklung der Rentenpunkte hast Du doch ebenfalls einen realen Verlust über einen Zeitraum von 18 Jahren dargestellt.
Grundsätzlich hängen die Reallöhne ja an der gesamtwirtschaftlichen Produktivität - und da ist rezent auch eher nicht damit zu rechnen, dass bis zur nächsten Tarifrunde ein großer Schub entsteht, der tatsächliche Reallohnsteigerungen im öD rechtfertigen könnte.
Ulf:
@cyrix42: Gut, dass bei dir das Privileg der Deutungshoheit liegt. Natürlich ist der einzig wahre Zeitraum, den man betrachten darf 2006 bis 2024. ;)
Ansonsten ist es ja schön, wenn du dich auf "früher" berufst, während dir die Wurst vom Teller gezogen wird. Und ja in dem von mir betrachteten Zeitraum ist es ein Reallohnverlust. Nach deinem Zeitraum nicht. Mich interessiert auch nicht was vor meiner Zeit im öffentlichen Dienst passiert ist - mich interessiert meine Situation und die Tendenz in den letzten drei Jahren und dem noch vor uns liegenden Restjahr und diese ist nun einmal stark negativ. Mich beruhigt nicht, dass ich real jetzt genau so viel verdiene wie andere 2006. Und da sich Diäten, Renten etc. am Gesamtarbeitsmarkt orientieren und diese deutlich stärker steigen, wird ersichtlich wie stark der TV-L underperformed. Und es ist ja letztlich wie troubleshooting schrieb: Es gibt ja die Möglichkeit der Abstimmung mit den Füßen, wenn es einem nicht mehr passt. Mir passt es nicht mehr, weshalb ich zeitnah ebenfalls gehe.
Nur um das klarzustellen: Ich verstehe deine Argumentation, aber woanders hängen die Früchte aktuell niedriger und das Warten auf bessere Zeiten bringt mir jetzt einfach nichts. Und wie daseinsvorsorge und co. einhellig auch immer wieder schreiben: Love it or leave it. Kein Problem - die Zeiten dafür waren nie besser...
cyrix42:
--- Zitat von: NelsonMuntz am 21.03.2024 10:13 ---Daher ist der Reallohnverlust auch kein "Geschwafel", sondern zumindest aktuell schlicht ein Fakt.
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Und es findet auch immer eine Nullrunde von heute auf morgen statt, obwohl die Preise um ein Epsilon steigen. Dafür gibt es an den Tagen, an denen die Lohnerhöhungen greifen, Steigerungen, die massiv und deutlich oberhalb der Preissteigerung für diesen jeweiligen Tag liegen!
Merke, offensichtlich ergibt es keinen Sinn, sich kurze Zeiträume anzuschauen. Insbesondere dauern konjunkturelle Zyklen mehrere Jahre bis ein Jahrzehnt. Und, da sich die Steuereinnahmen und Staatsausgaben (Konjunkturpakete, Krisenunterstützungsmaßnahmen, ... ) eben mit diesen verändern, lohnt es nicht, nur auf einzelne Phasen in solchen Zyklen zu schauen; nur im langjährigen Mittel ergibt sich ein sinnvolles Ergebnis.
Und das ist eben, dass die Löhne im öD tendenziell etwas oberhalb der Inflationsrate steigen -- also kein Reallohnverlust (aka sinkender Kaufkraft) vorliegt.
--- Zitat ---Aber: Mit Deiner Gegenüberstellung der Tarifentgelte mit der Entwicklung der Rentenpunkte hast Du doch ebenfalls einen realen Verlust über einen Zeitraum von 18 Jahren dargestellt.
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Nö. Der Rentenvergleich zeigt nur, dass die Löhne in anderen Branchen bzw. das rentenversichrungspflichtige Durchschnittsentgelt (was MoinMoin genauer angeschaut hat) schneller gestiegen sind/ ist. Einen Kaufkraftverlust ("Reallohnverlust") gab es aber auch im öD im Mittel nicht.
--- Zitat ---Grundsätzlich hängen die Reallöhne ja an der gesamtwirtschaftlichen Produktivität - und da ist rezent auch eher nicht damit zu rechnen, dass bis zur nächsten Tarifrunde ein großer Schub entsteht, der tatsächliche Reallohnsteigerungen im öD rechtfertigen könnte.
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Ja, da stimme ich dir zu. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung wieder Fahrt aufnimmt, werden auch die Löhne im öD wieder stärker als die Inflationsrate steigen -- wie es das in der Vergangenheit auch schon getan hat; und auf etwas anderes habe ich auch nicht hingewiesen.
@Ulf: Du darfst auch beliebige andere Zeiträume betrachten -- ich habe einfach den sinnvollsten für das langjährige Mittel gewählt, nämlich den längsten, den es im TV-L gibt.
NelsonMuntz:
@cyrix42:
Ja, bei den Vergleich mit den Rentenpunkten wollte ich auf einen Verlust gegenüber anderen Branchen hinaus - da habe ich mich sehr ungeschickt ausgedrückt.
Und natürlich hast Du absolut Recht, dass die Teuerung ein kontinuierlicher Prozess ist, während Tariferhöhungen eher einen treppenartigen Graphen erzeugen: Wir werden daher auch von Okt24 auf Jan25 eine erhebliche Reallohnsteigerung erleben.
Ich tendiere eine Steigerung der Entgelte grundsätzlich als "Kompensation" für die Teuerung seit der letzten Erhöhung zu begreifen. Da hat Ulf natürlich vollkommen Recht: Das wurde mit dem aktuellen Abschluss definitiv nicht erreicht. Aber wie ich schon schrieb: Damit hätte man angesichts der Lage auch nicht im Traum rechnen dürfen oder können.
Bei der Betrachtung über langjährige Zeiträume muss natürlich auch die wirtschaftliche Gesamtentwicklung miteinbezogen werden - da gefällt mir zur Bewertung Dein Vergleich mit den Rentenpunkten tatsächlich besser, als eben der Vergleich zum VPI: Wenn der öD z.B. 20% Reallohnsteigerung in 20 Jahren erreicht, die Gesamtwirtschaft im gleichen Zeitraum aber 50%, dann ist das halt doch irgendwie "Käse" ;)
cyrix42:
Ich bestreite ja auch nicht, dass die Lohnentwicklung relativ zum Durchschnitt im gesamten Land zurückbleibt. Nur ist der Vergleich mit der Inflation keiner, der dies abbildet. Und auch war dieser kein geeignetes Verhandlungsargument, auch wenn ständig und laut danach gerufen wurde; jederzeit Lohnsteigerungen mindestens auf dem Niveau der Inflationsrate zu erhalten -- aber auch in Zeiten von Deflation, die ja noch gar nicht so lang her sind, keinen Lohnverlust erleiden zu müsen -- ist dann doch ein bisschen viel des Guten. (Dies schafft auch nicht die IG Metall oder die GDL...)
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