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Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion

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Ulf:
An der Stelle mal einen Dank für die sachliche Diskussion und das Austauschen von Argumenten. Da war ich ja noch der polemischste hier. ;)

Natürlich verstehe ich die Argumente und jedes für sich betrachtet ist ja auch berechtigt. Individuell hat mich allerdings der vorletzte Tarifabschluss schon etwas betrübt zurückgelassen, aber jetzt merke ich wie im Alltag das Geld zwischen den Fingern immer schneller zerrinnt und mein AG interessiert das nicht in für mich ausreichendem Maße. Für mich hat der letzte Abschluss das Fass zum Überlaufen gebracht. Daher bin ich jetzt nach 10 Jahren in meiner Dienststelle zu dem Entschluss gekommen meine Loyalität aufzukündigen und dorthin zu wechseln, wo ich mehr verdiene. Kann sich mein AG also in Zukunft noch mehr über eine weitere eingesparte Stelle freuen. Denn im Moment kennen in meiner Dienststelle und in meiner Abteilung die Mitarbeiter nur noch eine Richtung im Flur - und zwar den Ausgang.

MoinMoin:

--- Zitat von: NelsonMuntz am 21.03.2024 12:29 ---Wenn der öD z.B. 20% Reallohnsteigerung in 20 Jahren erreicht, die Gesamtwirtschaft im gleichen Zeitraum aber 50%, dann ist das halt doch irgendwie "Käse"  ;)

--- End quote ---
Fände ich auch, aber erschreckenderweise scheinen diese Zahlen doch u zeigen, dass wir öDler ziemlich im Gleichklang wie die Gesamtwirtschaft laufen und nur bisserl hinterherhinken (47,8% vs 45%).
Aber selbst das ist zu viel GAP.

Nominallohn Index (allerdings nur von 2007-2023): 47,8%
Durchschnittsentgelt Rentenversicherung (2007-2023 vorläufig): 44,0%
EG8 Endstufe  (2007-2023) 45,0%
EG13 Endstufe (2007-2023) 47,2%

Zu Ulfs 2021-2024 Periode kann ich nur folgendes sagen:
EG8 8,46%
EG13 6,21%
DERV 9,19%
Nominallohn >8,72 (Wert21-23)
Da hinkt man klar eine Lohnerhöhung hinterher!

und wenn man 2013-2023 nimmt:
EG8 24,40%
EG13 27,53%
DERV 28,17%
Nominallohn 30,22%

Hier zeigt sich deutlich die Geringschätzung des AGs und die schlechte Performance von Verdi
(Fun Fakt, meine individuelle Lohnsteigerung durch Zulage in diesem Zeitraum:  42%)

Edit:

--- Zitat von: cyrix42 am 21.03.2024 12:35 ---Ich bestreite ja auch nicht, dass die Lohnentwicklung relativ zum Durchschnitt im gesamten Land zurückbleibt. Nur ist der Vergleich mit der Inflation keiner, der dies abbildet. Und auch war dieser kein geeignetes  Verhandlungsargument, auch wenn ständig und laut danach gerufen wurde; jederzeit Lohnsteigerungen mindestens auf dem Niveau der Inflationsrate zu erhalten -- aber auch in Zeiten von Deflation, die ja noch gar nicht so lang her sind, keinen Lohnverlust erleiden zu müsen -- ist dann doch ein bisschen viel des Guten. (Dies schafft auch nicht die IG Metall oder die GDL...)

--- End quote ---
Als Argument kann aber gebracht werden, dass man (ohne die stufe 6 beim eg 13er zu betrachten) 24,5% vs. Gesamtwirtschaft 30,2 aufholen muss. (also 6% on top)

Oder als Knackiges Argument:
Meine Arbeit soll gefälligst genauso viel Rentenpunkte bringen wie vor 10 Jahren!!
Was 4% on Top begründet.

Wenn ich also diesen Sachverhalt, ganz objektiv und nüchtern anbringe:
Lieber AG, du reduzierst unsere Rentenansprüche gegenüber der Gesamtwirtschaft.
Bleibst unter dem Durchschnitt, dass kann niemand ernsthaft als Wertschätzend verkaufen!

NelsonMuntz:
@cyrix42: Da hast Du absolut Recht - Da unterscheiden wir uns bei der Betrachtung ja grundsätzlich auch gar nicht so sehr.

Bei der ganz persönlichen Bewertung gestehe ich aber trotzdem jedem zu, einen ganz individuellen Blickwinkel einzunehmen. Ich z.B. darf von meinem Gehalt auch meine Kinder ernähren. Die allgemeinen Kostensteigerungen haben auch dazu geführt, dass ich meinen Altersrücklagenaufbau merklich limitieren musste. Finde ich das super? Nö! Kann ich das trotzdem nachvollziehen? Ja!

Jetzt sind im Lande grob 50% der Menschen gar nicht mit Rücklagen gesegnet, bzw. reicht das Einkommen gerade so, um das Auskommen zu sichern. Dort treffen solche "Nichtkompensationen" natürlich deutlich härter, als wenn man nur den ETF-Sparplan herunterfährt. In dem Bereich ist es dann auch schwer zu vermitteln, dass das Bürgergeld eben nach anderen Regeln steigt und hier tatsächlich versucht wird, die Inflation auszugleichen. Dass der Anstieg des Bürgergelds dann bei späterem Aufschwung gegenüber den Tariflöhnen wieder zurückfallen wird, wird dabei zumindest akut ausgeblendet. Ich kann aber grundsätzlich verstehen, dass diese ungleiche, relative Entwicklung von Bürgergeld und kleineren Einkommen einen gewissen "Unmut" erzeugt, der von manchen politischen Akteuren bewusst aufgegriffen, von anderen tatsächlich nicht adäquat beachtet wird. Damit sind wir dann zwar nicht mehr im Bereich der Tarife - aber es erklärt vielleicht ein wenig die "schlechte Stimmung".

@Ulf:
Ja, die beiden letzten Tarifabschlüsse standen unter keinem guten Stern - das gilt aber grundsätzlich für sehr, sehr viele Branchen. Ich habe zumindest nicht den Eindruck, dass die Entgelte im öD dramatisch gegenüber der freien Wirtschaft zurückbleiben. Aber wie ich schrieb: Merken tue ich den Reallohnverlust auch.

Ob Du final wechseln möchtest, musst Du natürlich mit Dir selbst klären - Ich habe das Glück, im besten Team aller Zeiten zu sitzen und wirklich hervorragende Arbeitsbedingungen zu haben. Bisher konnte dieses Gesamtpaket noch kein Angebot schlagen, auch wenn es z.T. erheblich mehr Gehalt geben würde (Manchmal reagiere ich aus Spaß auf die Recruiter-Pings und frage ein wenig nach ;))

@MoinMoin:
Ja, da stimme ich Dir zu - verdi hätte ein wenig mehr liefern müssen.
Mein persönlicher FunFact: Ich habe meine Frau im TVöD VKA zwei EGs nach oben "gejagt". Das kompensiert familiäre Einkommensverluste ein wenig und gibt zusätzlich Gleichstellungspunkte  ;) ;D 8) 

Ulf:
@NelsonMuntz: Klar ist es schade um die netten Leute im Restteam - aber wie geschrieben wird das ja auch immer kleiner. ;) Nein, die Entscheidung ist gefallen. Ich freue mich auch mal auf neue Perspektiven, mehr Geld, ggf. einen kürzeren Arbeitsweg und wenn es dann doch nicht passt, kann man ja wieder wechseln. Aber warten, dass die werten Damen und Herren das Geldsäckel öffnen ist nur noch verschwendete Lebenszeit und ökonomisch sinnlos. Außerdem gibt's sicher woanders auch nette Kollegen...

NelsonMuntz:
@Ulf:
Ich kann ja nur meine Situation bewerten - und bei mir passt es im Gesamtpaket eben (In unserem Referat gibt es auch keine "Fluchtbewegungen").

Wenn das bei Dir anders ist, wünsche ich Dir viel Erfolg! Die Zeiten für einen Arbeitsplatzwechsel sind auf jeden Fall nicht die Schlechtesten :D

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