Autor Thema: [Allg] Verbeamtung, warum eigentlich?  (Read 5304 times)

Nit4

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[Allg] Verbeamtung, warum eigentlich?
« am: 21.12.2023 14:32 »
Hallo liebe Community,

im Moment frage ich mich, was überhaupt für eine späte Verbeamtung spricht. Bisher dachte ich die Vorteile liegen auf der Hand, aber jetzt frage ich mich: „Wäre man nicht besser dran, wenn man Tarifbeschäftigter bleibt?“

Als Beamter kann man:
-verpflichtet werden Tätigkeiten auszuführen, die man eigentlich nicht kann oder möchte (Stichwort Verwendungsbreite).
-sich nicht einfach auf höhere Posten bewerben.
-unzählige (Zusatz-)Aufgaben dazubekommen.

Und ist stark abhängig vom Vorgesetzten und hat am Ende nicht mal wesentlich mehr Netto in der Tasche (mit Krankenversicherungsbeitrag).

Was wären denn eure Argumente für eine Verbeamtung?
Würde mich wirklich sehr interessieren.
« Last Edit: 22.12.2023 01:14 von Admin2 »

BeamteNI

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #1 am: 21.12.2023 15:11 »
Du bist abgesichert im Krankheitsfall. Bekommst Lohnfortzahlung und dein Ruhegehalt ist höher.
Außerdem ist die private Versicherung ab dem gehobenen Dienst bei gesunden Menschen günstiger und oft besser.
Wenn du eine Familie gründen willst hast du irgendwann deutlich mehr Geld als Angestellte durch die Zuschläge. Gerade bei mehreren Kindern gibt es in einigen Bundesländern hohe Summen dazu.

Organisator

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #2 am: 21.12.2023 15:14 »
Hallo liebe Community,

im Moment frage ich mich, was überhaupt für eine späte Verbeamtung spricht. Bisher dachte ich die Vorteile liegen auf der Hand, aber jetzt frage ich mich: „Wäre man nicht besser dran, wenn man Tarifbeschäftigter bleibt?“

Als Beamter kann man:
-verpflichtet werden Tätigkeiten auszuführen, die man eigentlich nicht kann oder möchte (Stichwort Verwendungsbreite).
-sich nicht einfach auf höhere Posten bewerben.
-unzählige (Zusatz-)Aufgaben dazubekommen.

Und ist stark abhängig vom Vorgesetzten und hat am Ende nicht mal wesentlich mehr Netto in der Tasche (mit Krankenversicherungsbeitrag).

Was wären denn eure Argumente für eine Verbeamtung?
Würde mich wirklich sehr interessieren.

gibt hier schon einige Threads zum Thema für und wider. Wesentlicher Vorteil ist ab ca. A12 ein höheres Einkommen im Vergleich zu ählichen Tätigkeiten als Tarifbeschäftigter. Oder bei mehreren Kindern. Alles andere ist nur nice to have, was man auch für zweistellige Eurobeträge zuversichern kann.

MoinMoin

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #3 am: 21.12.2023 15:27 »
Auch als TB kann man verpflichtet werden Tätigkeiten auszuführen, die man eigentlich nicht kann oder möchte.
Der Unterschied ist, man kann dem AG leichter einen Vogel zeigen und sich einen anderen AG suchen.

Die nice to haves sind in der Tat oftmals ebenfalls nachversicherbar.

Monetär lohnt sich Beamter sein aber sehr, wenn man eine Tüte Kinder hat oder haben will.

Organisator

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #4 am: 21.12.2023 15:36 »
Auch als TB kann man verpflichtet werden Tätigkeiten auszuführen, die man eigentlich nicht kann oder möchte.
Der Unterschied ist, man kann dem AG leichter einen Vogel zeigen und sich einen anderen AG suchen.

Und als AN kann man darauf pochen, dass die Tätigkeitsänderung nicht eingruppierungsrelevant sein darf. Der Beamte hat nur Anspruch auf eine amtsangemessene Tätigkeit, was deutlich weiter ausgelegt weden kann.

2strong

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #5 am: 21.12.2023 19:02 »
gibt hier schon einige Threads zum Thema für und wider. Wesentlicher Vorteil ist ab ca. A12 ein höheres Einkommen im Vergleich zu ählichen Tätigkeiten als Tarifbeschäftigter.

Du hast das ja schon häufiger geschrieben und ich war bisher eher skeptisch. Habe kürzlich in einer ruhigen Minute aber mal nachgerechnet (unter Berücksichtigung von 300€ PKV) und danach ergibt sich ein relevanter Vorteil (+10% im Netto) sogar erst ab A 13. Vorher sind - für mich überraschenderweise - nur bei A 8 und A 9m noch relevante Besserstellungen (+5% im Netto) gegeben. Die Vorteile konzentrieren sich daher in der Tat vor allem auf die Krankenversorgung und die Pension. Das hatte ich in dieser Deutlichkeit nicht gesehen.

Nit4

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #6 am: 21.12.2023 20:46 »
Also wenn ich mir mein jetziges Gehalt als TB anschaue und dann mit dem eines Beamten (E14 vs. A14), dann ist das Netto nicht wirklich anders. Im Gegenteil. Aufgrund der unterschiedlichen Stufenlaufzeiten ist man zwischendurch auch mal schlechter gestellt. Und ob PKV oder GKV mit pauschaler Beihilfe macht bei später Verbeamtung irgendwie auch schon fast keinen Unterschied mehr (bis auf eine mögliche Leistungsverbesserung).

Deswegen stellt sich mir tatsächlich die Frage, ob eine Verbeamtung in fortgeschrittenem Alter wirklich so sinnvoll ist oder ein Angestelltenverhältnis lieber bestehen bleiben sollte.

In der Tat wäre die Pension mit Rente am Ende wesentlich höher.
Und bei längerer Krankheit besser abgesichert.

Als TB hat man dann wiederum auch eine niedrigere wöchentliche Arbeitszeit und Jahressonderzahlung.


2strong

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #7 am: 21.12.2023 21:06 »
Meine Aussage bezieht sich auf die jeweilige Endstufe. Die ist im Tarifbereich - zumindestinnder Theorie - allerdings deutlich schneller erreicht.

BeamteNI

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #8 am: 21.12.2023 22:16 »
Also wenn ich mir mein jetziges Gehalt als TB anschaue und dann mit dem eines Beamten (E14 vs. A14), dann ist das Netto nicht wirklich anders. Im Gegenteil. Aufgrund der unterschiedlichen Stufenlaufzeiten ist man zwischendurch auch mal schlechter gestellt. Und ob PKV oder GKV mit pauschaler Beihilfe macht bei später Verbeamtung irgendwie auch schon fast keinen Unterschied mehr (bis auf eine mögliche Leistungsverbesserung).

Deswegen stellt sich mir tatsächlich die Frage, ob eine Verbeamtung in fortgeschrittenem Alter wirklich so sinnvoll ist oder ein Angestelltenverhältnis lieber bestehen bleiben sollte.

In der Tat wäre die Pension mit Rente am Ende wesentlich höher.
Und bei längerer Krankheit besser abgesichert.


Als TB hat man dann wiederum auch eine niedrigere wöchentliche Arbeitszeit und Jahressonderzahlung.

Selbst als Alleinstehender und relativ hohen PKV Beiträgen (300Euro) hast du ganz schnell als Beamter mehr Geld als die letzte Stufe E14 im TVL. In Niedersachsen schon in Stufe 7 und die erreichst du deutlich schneller als Stufe 6 im TVL. Hast du dann Familie und bist verheiratet sieht die Sache noch besser für den Beamten aus. Nach ein paar Jahren hat der alleinstehende A14 Beamte den Tarifangestellten dann um fast 500 Euro Netto überholt (PKV schon abgezogen). In reicheren Bundesländern wie Bayern geht das noch schneller und dort gibt es auch ordentliche Sonderzahlung.

Im hD lohnt es sich finanziell immer Beamter zu sein. Nicht umsonst fordern Verbände wie SchaLL, die angestellte Lehrer vertreten, E15 für alle tarifbeschäftigten Lehrkräfte, da es etwa A13 entspricht.

AVP

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #9 am: 21.12.2023 22:20 »
Du hast einen Verfassungsrechtsanspruch auf eine eigentlich deutlich bessere Bezahlung. Du verdienst also schon netto deutlich mehr, bekommst es aktuell nur nicht ausgezahlt. Kannst es dir aber (mühselig) einklagen.

clarion

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #10 am: 22.12.2023 00:03 »
Also als ich vor meiner Verbeamtung nachgerechnet habe, hat es sich bei E13 versus A13/A14 deutlich gelohnt.  Beamte haben zudem in manchen Behörden  bessere Karrierechancen.

Organisator

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Antw:Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #11 am: 22.12.2023 08:27 »
Also wenn ich mir mein jetziges Gehalt als TB anschaue und dann mit dem eines Beamten (E14 vs. A14), dann ist das Netto nicht wirklich anders. Im Gegenteil. Aufgrund der unterschiedlichen Stufenlaufzeiten ist man zwischendurch auch mal schlechter gestellt. Und ob PKV oder GKV mit pauschaler Beihilfe macht bei später Verbeamtung irgendwie auch schon fast keinen Unterschied mehr (bis auf eine mögliche Leistungsverbesserung).

Deswegen stellt sich mir tatsächlich die Frage, ob eine Verbeamtung in fortgeschrittenem Alter wirklich so sinnvoll ist oder ein Angestelltenverhältnis lieber bestehen bleiben sollte.

In der Tat wäre die Pension mit Rente am Ende wesentlich höher.
Und bei längerer Krankheit besser abgesichert.

Als TB hat man dann wiederum auch eine niedrigere wöchentliche Arbeitszeit und Jahressonderzahlung.

Finanziell kann man das ja sehr gut vergleichen, insbesondere wenn das von Land zu Land unterschiedlich ist. Späte Verbeamtung hat bei der Pension den Vorteil, dass du mindestens 35 % von den letzten Bezügen als Pension erhälst, was wahrscheinlich mehr sein dürfte, als die Rente / Betriebsrente in der verbleibenden Zeit.

Ansonsten würde ich mir neben den finanziellen Aspekten auch die in den anderen Threads diskutierten Punkte anschauen. Viel ist behördentypisch; hohe Karrierechancen und Risiko für Versetzungen werden bei Beamten in der Bundespolizei wohl eher gegeben sein, als in Landratsamt um die Ecke.

DrStrange

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Antw:[Allg] Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #12 am: 22.12.2023 09:01 »
Und dann noch dieser Beurteilungswahnsinn.
Dann kommst du als A9 auf eine mit A11 bewertete Stelle. Da musst du zwei Mal befördert werden um dann irgendwann mal das Geld zu erhalten, was der Posten eigentlich wert ist.

Hier wird zwar immer das Argument Kinder gebracht. Aber auch die sind irgendwann nicht mehr berücksichtigungsfähig und dann sieht die Rechnung wieder anders aus.

Aber wahrscheinlich ist der wirklich einzige große Vorteil als Beamter, dass man im Krankheitsfall finanziell fast nix zu fürchten hat. Diese Wahrnehmung prägt sich bei den meisten wohl erst im höheren Alter aus. Da ist ein mögliches höheres Einkommen wohl sekundär.
Wobei man das ja auch mit Versicherung ausgleichen könnte.

Und wenn du in Pension gehst, musst du ja noch die PKV bezahlen.


Hauruck

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Antw:[Allg] Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #13 am: 22.12.2023 16:35 »
Das kommt vielleicht auch auf die betreffende Stelle an?

Mein favorisierter Aufgabenbereich versah ich beim einen AG mit E9b (wäre in diesem Kontext auch niemals höher aufgestiegen). Der gleiche Aufgabenbereich war dann bei anderem AG mit A11 bewertet.

Also bin ich gewechselt und hab in zirka 3 Jahren sämtliche Probezeiten, Probe-Verbeamtung, Lebenszeit-Verbeamtung und Beförderungen durch bekommen - von A9 auf A11 auf derselben Stelle.

Fazit: Positiv ist, dass mehr Netto vom Brutto bei mir ankommt, wenn ich an meine E9b zurück denke :-). Negativ würde ich bewerten, dass ich stets versuche, nie krank zu werden. Das, mit dem ich als Angestellter vielleicht angeschlagen zuhause geblieben wäre, hält mich als Beamter nicht zurück, auf die Arbeit zu fahren. Auch, weil ich für eine Krankschreibung bei meinem Hausarzt direkt eine 30-Euro-Rechnung zugeschickt bekomme. Und das muss bestenfalls nicht sein ^^

Tagelöhner

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Antw:[Allg] Verbeamtung, warum eigentlich?
« Antwort #14 am: 22.12.2023 16:46 »
In BaWü müssen Beamte meines Wissens nach AU-Bescheinigungen erst am 5. Krankheitstag vorlegen, Angestellte am 3. Krankheitstag. Ich denke bei anderen Dienstherren wird es ähnliche Zweiklassen-Regelungen geben. Wer zwingt dich also wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt zu gehen und dort 30€ abzudrücken? Wenn ich außerdem wirklich arbeitsunfähig bin und es angezeigt ist einen Arzt aufzusuchen, spielen doch 30€ keine Rolle...*Kopfschüttel*.

Dr. Komisch sieht sowieso das allermeiste an seinem Status negativ, fragt sich nur warum er dann sein Glück nicht als Tarifbeschäftigter oder normaler Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft versucht.

In der Pension steigt doch in der Regel der Behilfesatz wieder deutlich an, so dass die PKV-Beiträge wieder entsprechend fallen.

Und dass Kinder irgendwann nicht mehr berücksichtigungsfähig sind...geschenkt, aber was ist das für ein Argument? Sollen Kinder den Dienstherr lebenslang zur Alimentationsaufstockung verpflichten? Als Angestellter zahlt der Arbeitgeber auch nicht für das "Privatvergnügen" Fortpflanzung.   ::) ;D