Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 332586 times)

daseinsvorsorge

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Mal abgesehen davon, dass in den jetzigen Artikeln (auch von Verdi), die bereits jahrelang überlasteten Bereiche wie IT und Ingenieure, jetzt gar nicht mehr auftauchen.

Seltsam, seltsam

Jetzt sind es die Erzieher, Krankenhäuser etc.

Um es noch einmal deutlich zu sagen.
Verdi hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es zu dieser Unattraktivität und Fachkräfte Mangel im öffentlichen Dienst gekommen ist, vor allem in den höheren Eg´s.
Jetzt macht man sich noch nicht mal mehr die Mühe diese Bereiche aufzuzählen.

Saftladen

Wenn Ihnen der Schaum vor´m Mund jetzt bereits in die Augen läuft, können Sie nicht mehr richtig lesen-schade:

Aus der Befragung von verdi- www.verdi.de/++file++6643208e6936dff01af989bb/download/öD Handout Arbeitszeitbefragung.pdf- ist auf Seite 3 zu lesen:...Gründe für die unbesetzten Stellen sind vor allem Arbeitsverdichtung und Arbeitskräftemangel. Nicht nur in  den bekannten Bereichen wie IT, Kita, Pflege oder Fahrdienst ....

Aber unabbhängig davon; warum gelingt es den beiden von Ihnen genannten Bereichen nicht, sich endlich Gehör zu verschaffen, dass die vka/Bund zum Handeln zwingt ?

Meine Hypothese: Sich zu organisieren-wo auch immer - und sich zu engagieren kostet natürlich mehr Zeit und Kraft , als jeden Tag das Narrativ der Opferrolle hoch zu halten.

MoinMoin

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Habe das Dokument nur überflogen, bin aber über 2 Zahlen gestolpert:

48% arbeiten Vollzeit aus finanziellen Gründen
82% wünschen eine 4-Tage-Woche bzw. noch weniger

Hmmmm .... Taschenrechner sagt: Schwierig ;)
Auc hbei einer 4Tage Woche kann man Vollzeit arbeiten, machen bei uns schon viele Handwerksbetriebe.

Schokobon

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Das ist praktisch. Kann man freitags lokrativeren Tätigkeiten nachgehen.
Bei Handwerken ist das meistens die gleiche Arbeit wie von Mo - Do - nur eben am Freitag schwarz.

NelsonMuntz

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Habe das Dokument nur überflogen, bin aber über 2 Zahlen gestolpert:

48% arbeiten Vollzeit aus finanziellen Gründen
82% wünschen eine 4-Tage-Woche bzw. noch weniger

Hmmmm .... Taschenrechner sagt: Schwierig ;)
Auc hbei einer 4Tage Woche kann man Vollzeit arbeiten, machen bei uns schon viele Handwerksbetriebe.

Natürlich kann man 10h + 45m Pause pro Tag arbeiten ... Ich bin mir aber unsicher, ob das bei der Fragestellung auch so als Bedingung kommuniziert wurde.

Handwerksbetriebe sind überdies noch mal eine ganz andere Nummer, weil die täglichen Rüstzeiten (unproduktiv) ins Gewicht fallen. Da können 4*9h (36h) tatsächlich genauso produktiv sein wie 5*8h (40h).

Faunus

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Wirft die Frage auf: Warum sind die Ramenbedingungen schlecht und wer trägt seinen Anteil daran?


Das is ja meiner Meinung nach die Krux: die Rahmenbedingungen sind "besser" geworden. Wie immer man "besser" definiert!

Faunus

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Die Frage mag jetzt ein wenig komisch anmuten, aber sollte nicht zuerst geklärt werden, woher die inzw. enorme Zahl an AN kommt, die eine innere Kündigung vollzogen haben? Warum empfindet der Durchschnitt-AN keine Loyalität mehr zu Firma, Kollegen, Vorgesetzte? Warum hat die absolute Mehrzahl der MA keine Freude/Interesse mehr an der Arbeit/an den Ergebnissen der Arbeit und rattert alles nur noch lieblos runter?
Warum "flüchten" denn alle mit 63/65 in Rente?

Solange das nicht geklärt ist, wird die"unsinnige" Forderung einer Arbeitszeitreduzierung trotz Mangel an Arbeitskräften nicht vom Tisch kommen.

Ich finde, das ist eine sehr spannende Frage!

Arbeit ist eben nicht nur "stupide Maloche", sondern macht eben einen guten Teil unseres Lebens aus (egal ob mit 32, 35 oder 39 Stunden in der Woche). Die so hoch umjubelde "Sinnstiftung" sollte doch auch zu guten Teilen in eben jener Arbeit liegen. Dabei geht es auch um die Kollegen, das gemeinsame Meistern von Herausforderungen, die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten ... das sollte doch auch Spaß machen.

Irgendwie ist dieser Gedanke wohl untergegangen. Schade eigentlich.

Jemand sagte vor kurzem: Menschen, die für Ihren Job brennen und darin wirklich etwas drauf haben, arbeiten 60 Stunden.
Den Spruch habe ich erst mal sacken lassen müssen, um mich daran zu erinnern, dass ich mal 25, 30 Jahre lang genau das gelebt habe. Ich hatte Spass an meinem Job und habe da auch richtig Energie rausgezogen.

Irgendwann ging etwas verloren. Vielleicht war es Widerstand bei Höhergruppierungen, der nur per Anwalt zu überwinden war und mich letztlich ausgebremst hat. Dann noch ein paar Gescheitschmatzer, die von den Inhalten & Abläufen 0 Ahnung hatten, aber meineten Ihren Polit-Senf durchdrücken zu müssen...
Wir haben in meiner Generation zu viele Kriecher/Speichellecker nach oben kommen lassen... Babyboomer hatte immer viel Konkurrenz bei Jobs. Da sind nicht die Besten und damit vielleicht damit auch eher "Unbequemere" in Führungspositionen gekommen, sondern die die sich anpassen konnten und immer schön nach oben abgenickt haben.  Das über 30 -40 Jahre praktiziert... da werden positive Highlights in Führungspositionen spärlich!
So eine meiner Überlegungen.

Mehr Geld in höheren Entgeltgruppen - also das Abschaffen von Sockelbeträgen - wird m.M. nach daran garnichts ändern. Auch kann ich sagen: wenn sich das Schmerzensgeld erhöht, ist das ganz nett, aber meine Schmerzen verschwinden deswegen nicht!

BAT

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Lust an der Arbeit ist bei mir defintiv vorhanden. Ich mag die Gesetzesumsetzung. Keine Ahnung, wie der Missmut in der Fläche verursacht wurde, bei mir war es die Einführung des TVÖD, der schlicht sehr viel gehemmt hat an Entwicklungsmöglichkeiten (Stufenlaufzeiten, kleine und große 9, dann a b und c, Erhöhung der Arbeitszeiten, etc.)

Trotz wirklich viel Spass bei der Arbeit und mit Kollegen (um Gottes Willen kein HO für mich), der TVÖD her mich schon zu einer großen inneren Kündigung geführt.

NelsonMuntz

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Jemand sagte vor kurzem: Menschen, die für Ihren Job brennen und darin wirklich etwas drauf haben, arbeiten 60 Stunden.
Den Spruch habe ich erst mal sacken lassen müssen, um mich daran zu erinnern, dass ich mal 25, 30 Jahre lang genau das gelebt habe. Ich hatte Spass an meinem Job und habe da auch richtig Energie rausgezogen.

Man muss ja nicht direkt 60h brennen - aber man muss sich schon mit seinem Job identifizieren und Spaß bei der Arbeit haben. Das können (wenn die eigentlichen Doings im Job von eher geringem Wert für die eigene Entwicklung sind) natürlich auch die Kollegen sein, oder oder oder ...

Ich habe den Weg in den öD durch die Kinder gefunden, denn vorher war ich in einem international agierenden KMU in der IT unterwegs. Oft Arbeit in den Abend- oder frühen Morgenstunden, sowie auch am WE, weil Wartungsfenster schlicht nicht in die Arbeitszeit der anderen MA fallen durften. Ich empfand das aber nie als Ausbeutung oder Pein - nur mit den Kindern haben sich dann meine persönlichen Prios verschoben.

Zitat
... Babyboomer hatte immer viel Konkurrenz bei Jobs. Da sind nicht die Besten und damit vielleicht damit auch eher "Unbequemere" in Führungspositionen gekommen, sondern die die sich anpassen konnten und immer schön nach oben abgenickt haben.  Das über 30 -40 Jahre praktiziert... da werden positive Highlights in Führungspositionen spärlich!
So eine meiner Überlegungen.

Ja, klingt nachvollziehbar - allerdings wird die Besetzung von Führungspositionen unter dem enormen Fachkräftemangel heutzutage (der vielbesungene Arbeitnehmermarkt) sicher auch viele "Leuchten" nach oben spülen, weil man froh ist, überhaupt jemanden zu haben ;).

Auf solche, demografische Rahmenbedingungen hat man weder als Mensch, noch als Gewerkschaft Einfluss. Hier muss man halt das Beste draus machen.

Was das Beste ist? Ich glaube, es ist maximale Flexibilität in Tarifangelegenheiten, um möglichst vielen ein auskömmliches und/oder den eigenen Bedürfnissen entgegenkommendes Arbeiten zu ermöglichen.

Faunus

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Jemand sagte vor kurzem: Menschen, die für Ihren Job brennen und darin wirklich etwas drauf haben, arbeiten 60 Stunden.
Den Spruch habe ich erst mal sacken lassen müssen, um mich daran zu erinnern, dass ich mal 25, 30 Jahre lang genau das gelebt habe. Ich hatte Spass an meinem Job und habe da auch richtig Energie rausgezogen.

Man muss ja nicht direkt 60h brennen


Wenn Du einen Arbeitsplatz im wissenschaftl. Bereich mit Unmengen an fachübergreifenden Bereichen bzw. in der Lehre mit verzahnenden Inhalten kommst Du an der Stundenzahl nicht vorbei um wirklich gut zu sein. Das sind keine überschaubaren Bereiche mehr. Sie werden nur von vielen Wissenschaftlern/Lehrenden inzwischen dazu gemacht, weil das Arbeitsleben nicht mehr die Prio hat.


Darum drehen wir uns ja und deswegen suchen alle Ihr Heil in der Flucht über Rente/Pensionierung und Arbeitszeitverkürzung!



... Babyboomer hatte immer viel Konkurrenz bei Jobs. Da sind nicht die Besten und damit vielleicht damit auch eher "Unbequemere" in Führungspositionen gekommen, sondern die die sich anpassen konnten und immer schön nach oben abgenickt haben.  Das über 30 -40 Jahre praktiziert... da werden positive Highlights in Führungspositionen spärlich!
So eine meiner Überlegungen.

Ja, klingt nachvollziehbar - allerdings wird die Besetzung von Führungspositionen unter dem enormen Fachkräftemangel heutzutage (der vielbesungene Arbeitnehmermarkt) sicher auch viele "Leuchten" nach oben spülen, weil man froh ist, überhaupt jemanden zu haben ;).

Auf solche, demografische Rahmenbedingungen hat man weder als Mensch, noch als Gewerkschaft Einfluss. Hier muss man halt das Beste draus machen.

Was das Beste ist? Ich glaube, es ist maximale Flexibilität in Tarifangelegenheiten, um möglichst vielen ein auskömmliches und/oder den eigenen Bedürfnissen entgegenkommendes Arbeiten zu ermöglichen.

Provokant: Ich denke, dass die zukünfigen dt. Akademiker - also die heutigen Kids - irgendwann für Mindestlohn den Indern/Chinesen/Afrikaner die Schuhe binden werden, weil Mami&Papi ja nur das Besten für das Kiddy wollten und doch bitte Leistung die Kids anderer Eltern erbringen sollen. So wie der Umweltschutz von anderen erbracht werden soll oder der andere doch bitte weniger Gehalt haben soll als ich, denn meine Arbeit ist mehr wert.
Usw.


NelsonMuntz

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...um Gottes Willen kein HO für mich...

Nicht böse gemeint, aber klammert sich da jemand an liebgewordene Arbeitsbedingungen aus dem letzten Jahrtausend und erkennt den Wandel der Arbeitswelt nicht an? ;)

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist durch HO deutlich besser zu bewerkstelligen und die ausfallenden Pendelfahrten schonen Geldbeutel und Klima/Umwelt. Studien belegen dies. Die Umstellung auf SharedDesk-Büros spart Kosten durch Verkleinerung der benötigten Immobilien und ferner könnte durch Umwidmung leerer Büroflächen der Wohnungsmarkt entspannt werden.

Ich muss es jetzt fragen: Verkennt da nicht jemand die Realität und ignoriert die Fakten? ;)

(Ich gönne Dir Deinen Anwesenheitswunsch natürlich - vielleicht verstehst Du ja jetzt, was ich mit meinem Wunsch nach mehr Liberalität in der Ausgestaltung meines Arbeitsrahmens meine?)


BAT

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Na da hat sich ja jemand auf mich eingeschossen.

Natürlich mache ich HO, aber die Premiumvariante, Home ohne Office, aka Teilzeit.

NelsonMuntz

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Na da hat sich ja jemand auf mich eingeschossen.

Natürlich mache ich HO, aber die Premiumvariante, Home ohne Office, aka Teilzeit.

Wir sind doch alle Freunde hier - nur Deine Ideen zur Arbeitszeit finde ich eben totalitär. Hier bot sich schlicht eine hübsche Analogie mit einer anderen Totalität, die eben ganz in meinem und nicht in Deinem Sinne wäre.

Ich würde mich nur freuen, wenn Du daran erkennen würdest, das gewisse Freiheiten eben doch ganz nett wären. Leben und Leben lassen - Ohne dem Gegenüber Realitätsverweigerung vorzuwerfen.

In diesem Sinne!

BAT

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Na dann sind ja alle Tarifverträge der letzten Jahrzehnte totalitär gewesen, weil sie irgendwelche Wochenarbeitszeiten ohne einen Flexizeitraum bestimmt haben?

Übertreibst du es nicht ein wenig?

UNameIT

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Na dann sind ja alle Tarifverträge der letzten Jahrzehnte totalitär gewesen, weil sie irgendwelche Wochenarbeitszeiten ohne einen Flexizeitraum bestimmt haben?

Übertreibst du es nicht ein wenig?

Was ich mich Frage IG Metall hat seit Jahrzehnten ( gute 30 Jahre) ne Wochenarbeitszeit von 35 Stunden, nun 32 gefordert. Wo geht ein ITler , ein Ingeneur, ein Architekt, ein Akademiker etc. hin? Zu VW/Mercedes/Siemens/etc wo man  35h bei besserer Bezahlung arbeitet oder 39 Stunden bei schlechter Bezahlung? Wo geht eine Buchhalterin etc hin? Wo man 35h oder 39h arbeitet?

Wie will man bei der Beharrung auf 39h mehr Mitarbeiter gewinnen? Bei gleichbleibend schlechter Bezahlung?

Klar kurzfristig erhöht man das Problem, aber langfristig mag das eine der Lösungen für mehr MA sein.

BAT

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Man kann drüber streiten, ob eine 35 Stunden - Woche im TVÖD eine Entlastung bringen würde für den AG (der AN macht sowieso Dienst mittlerer Art und Güte im Rahmen der jeweiligen Arbeitszeit) oder ob durch Wegfall der Arbeitsstunden mehr Arbeit liegen bleibt. Aufgrund der Konkurrenzsituation in der Akquise sehe ich eher Ersteres.

Insofern sind Arbeitszeitverkürzungen im Kern reine Arbeitgeberinteressen.