Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H > TVöD Kommunen
Wie viel Vertretung ist zumutbar?
Vycami:
Hallo ihr Lieben,
ich brauche mal eine Meinung zu folgendem Thema: Bedauernswerterweise ist meine Abteilung von Langzeit-Krankheitsfällen geplagt. In den letzten 3-4 Jahren habe ich jährlich mehrere Monate Vertretung, querfeldein durch die ganze Abteilung machen müssen. Irgendwie blieb es einfach meistens an mir als SGL hängen, da sich sonst niemand in der Lage sah...
Es ist auch nicht absehbar, dass sich dieser Zustand im großen und ganzen ändert. Eher ist damit zu rechnen, dass es auch zukünftig immer wieder zu wochenlangen Ausfällen bei einigen Mitarbeitern kommt.
Ich mag meinen Job und fühle mich ansonsten wohl, aber das ist so kein Dauerzustand mehr.
Festzuhalten ist: Es handelt sich dabei nicht um höherwertige Tätigkeiten.
Frage: Kann ich irgendwas tun? Ist der AG nicht irgendwie verpflichtet, diesen Zustand zu ändern? Mein Chef sagt dazu immer nur, dass man da nix machen kann. Es kann aber doch nicht sein, dass es "normal" ist, dass solche Dinge so extrem auf dem Rücken verbliebenen Kollegen ausgetragen werden. Das ist ja wie eine Bestrafung für diejenigen, die halt gesund bleiben. Auf dass man systematisch alle MA kaputt macht?!
Ich habe diese Vorgehensweise auch schon in anderen Ämtern/Abteilungen beobachten können.
Ich bin gespannt auf eure Beiträge zu dem Thema...
Saggse:
--- Zitat von: Vycami am 15.05.2024 11:15 ---ich brauche mal eine Meinung zu folgendem Thema: Bedauernswerterweise ist meine Abteilung von Langzeit-Krankheitsfällen geplagt. In den letzten 3-4 Jahren habe ich jährlich mehrere Monate Vertretung, querfeldein durch die ganze Abteilung machen müssen. Irgendwie blieb es einfach meistens an mir als SGL hängen, da sich sonst niemand in der Lage sah...
--- End quote ---
Naja, wenn du es hinkriegst, soviel Vertretung zu machen, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten:
1. Du kommst deiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr im vollen Umfang nach, das heißt, es bleiben irgendwo Sachen liegen, für die du eigentlich zuständig bist.
2. Du bist mit der dir übertragenen Tätigkeit nicht mal ansatzweise ausgelastet und drehst die ganze Zeit Däumchen, wenn niemand da ist, den du gerade vertreten musst.
3. Du arbeitest signifikant mehr als das, wozu du vertraglich verpflichtet bist und verstößt damit gegen deine Pflichten (und möglicherweise auch gegen Gesetze).
Da du vermutlich nicht möchtest, dass dir jemand 2. oder 3. unterstellt, musst du vereinfacht gesagt deinen Chef auf die Konsequenzen aufmerksam machen, die 1. mit sich bringt. Sprich: "Pass auf, Chef, ich muss schon wieder einen Mitarbeiter vertreten. Hier ist eine Liste meiner Tätigkeiten, das sind die des besagten Kollegen, und das hier ist eine Liste der Dinge, die ich liegen lassen würde, weil sie meiner Meinung nach die niedrigste Priorität haben. Ist das in Ordnung so? Bitte hier unterschreiben. Im Zweifelsfall reicht Kenntnisnahme. Danke."
Susa:
Ja das ist dasselbe Problem bei uns. Kollegin seit Januar nach Mutterschutz wieder voll da. War davon schon 67 (!) Tage krank. Die Mehrarbeit bleibt an uns hängen. Urlaubszeit kommt dazu. Kann man nicht schaffen. Unser
Cheffe sagt dazu, kann er nix machen! Unfassbar eigentlich!
Sie ist auch noch dreist und kommt nach Ihrer Krankheit wieder und meckert wie scheiße sie vertreten wurde. :-\
Unser Team versteht es mittlerweile so.... Jippie Freifahrtschein für Alle. Können jetzt machen was wir wollen. Da stimmt was ganz gewaltig am System bzw. in den Chefetagen nicht. Und übrigens sie ist Angestellte seit 10 Jahren mit 3 Jahren Unterbrechung.
Also mach in Ruhe was Du kannst und alles andere muss liegen bleiben. Schreib ne Mail an den Chef das es nicht machbar ist und es wird alles gut :-)
Casa:
--- Zitat ---Naja, wenn du es hinkriegst, soviel Vertretung zu machen, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten:
1. Du kommst deiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr im vollen Umfang nach, das heißt, es bleiben irgendwo Sachen liegen, für die du eigentlich zuständig bist.
2. Du bist mit der dir übertragenen Tätigkeit nicht mal ansatzweise ausgelastet und drehst die ganze Zeit Däumchen, wenn niemand da ist, den du gerade vertreten musst.
3. Du arbeitest signifikant mehr als das, wozu du vertraglich verpflichtet bist und verstößt damit gegen deine Pflichten (und möglicherweise auch gegen Gesetze).
Da du vermutlich nicht möchtest, dass dir jemand 2. oder 3. unterstellt, musst du vereinfacht gesagt deinen Chef auf die Konsequenzen aufmerksam machen, die 1. mit sich bringt. Sprich: "Pass auf, Chef, ich muss schon wieder einen Mitarbeiter vertreten. Hier ist eine Liste meiner Tätigkeiten, das sind die des besagten Kollegen, und das hier ist eine Liste der Dinge, die ich liegen lassen würde, weil sie meiner Meinung nach die niedrigste Priorität haben. Ist das in Ordnung so? Bitte hier unterschreiben. Im Zweifelsfall reicht Kenntnisnahme. Danke."
--- End quote ---
Das sehe ich ebenso.
Du kannst nur so viel arbeiten, wie du unter Wahrung deiner körperlichen und geistigen Gesundheit im Stande bist und wozu du inhaltlich und zeitlich verpflichtet bist.
Das bedeutet, dass du in erster Linie auf dich achtest und nur die Aufgaben übernimmst, die du bewältigen kannst. Andere Aufgaben müssen dann unerledigt bleiben. Entsprechende Meldung sollte an den Vorgesetzten gehen, ggf. zusammen mit einer Überlastungsanzeige.
Dasselbe solltest du deinen Mitarbeitern kommunizieren. Es bringt nichts, wenn Mitarbeiter wegen Überlastung krank werden und ausfallen.
Bei manchen kranken Mitarbeitern muss ggf. eine Prüfung ihrer Erkrankung angeregt werden. Alles über 25 Tage im Jahr, ohne erkrankte Kinder, ist schon häufig. Selbst bei höherem Alter der Mitarbeiter.
Vor einigen Monaten war eine Kollegin wegen eines Fußproblems über 3 Wochen krank. Da sie eine sitzende Tätigkeit hat ist "Fußproblem" keine Erkrankung die zur Arbeitsunfähigkeit führt. Das Mittel "Prüfung der AU" sollte aber zurückhaltend eingesetzt werden.
Saggse:
--- Zitat von: Susa am 15.05.2024 12:44 ---Also mach in Ruhe was Du kannst und alles andere muss liegen bleiben. Schreib ne Mail an den Chef das es nicht machbar ist und es wird alles gut :-)
--- End quote ---
Anders ausgedrückt: Hör auf, dir Aufgaben deiner Vorgesetzten und deiner Personalabteilung auf den Tisch zu ziehen, die dich einfach mal nichts angehen. Es gibt Leute, die werden dafür bezahlt, dafür zu sorgen, dass genug Personal da ist, um alle erforderlichen Aufgaben zu erledigen bzw. um zu entscheiden, welche Aufgaben liegen bleiben sollen, wenn Leute fehlen. Deine Aufgabe besteht lediglich darin, diese Leute zu informieren und dies zu deiner eigenen Sicherheit auch zu dokumentieren - nicht, ihnen eigenmächtig die Lösung ihrer Probleme abzunehmen. Das "System" funktioniert grundsätzlich recht gut, aber es setzt halt voraus, dass sich jeder um das kümmert, wofür er bezahlt wird und nicht irgendwelchen anderen Kram... ;-)
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wenn jeder deine Arbeitseinstellung hätte - auch, wenn diese höchst löblich ist - steuert das System unweigerlich auf einen Zusammenbruch hin.
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