Tatsache ist auch, dass die Grünen mit einem "Kandidaten für die Menschen" ins Rennen gehen, der erst gerade gesagt hat, dass er gar nicht so ein Interesse an der Kanzlerschaft hat, aber bereit wäre, wenn die Bürger und Deutschland ihn dazu berufen würden. Was für ein Märtyrer!
Er ist einfach so ein Gutmensch, der sich für die Gesellschaft opfert. Ich habe das Interview auch gesehen. Wie herzzerreißend es einfach ist, dass er sein eigenes Leben dafür aufgibt, nur um den Deutschen zu sagen, wo es langgeht.
Ich war hier natürlich wieder überspitzend unterwegs

- Menschlich kann ich so eine Einstellung auch nachvollziehen. Ich selbst bin mit der Führung meiner Handvoll Leute absolut zufrieden. Über mir ist nur noch die Referenten- und darüberhinausgehende Führungsebene. Da habe ich aber gar kein Interesse dran, bewerbe ich mich nicht drauf, und finde das absolut OK.
Aber: Wenn man sich für eine Führungsposition bewirbt, dann sollte man auch zum Ausdruck bringen, dass man sich das nicht nur zutraut (weil ja kein besserer da ist), sondern die kommende Aufgabe auch wirklich übernehmen will(!) ... In jedem Bewerbungsgespräch würde man Kandidaten mit solchen Aussagen doch aussortieren.
@Gifty:
Wir sind in der Bewertung der Bestandsaufnahme doch gar nicht so weit auseinander - nur in den Lösungsansätzen respektive den darunterliegenden Ideen zur Überzeugung divergieren wir. Wenn Du sagt, die Union ist voll Panne, dann sage ich, die Grünen sind voll Panne

- So kommen wir beide (und eben auch die große Politik) aber nicht weiter.
Die Herausforderung besteht ja nicht nur darin, hier in unserem Lande die klimapolitischen Hausaufgaben zu machen, sondern dies in einer Weise zu tun, die in einer prosperienden Wirtschaft und Gesellschaft mündet. Nur so kann daraus ein Vorbild werden, dem andere auch nacheifern. Der Klimawandel ist leider ein globales Problem, in den USA lässt Wiesel-auf-dem-Kopf schon mal die Bohrtürme warmlaufen, im nahen Osten ist der Verkauf von Öl und Gas die wesentliche Quelle für den Wohlstand, und was Onkel Xi in den kommenden Jahren so noch macht, steht auch in den Sternen. Wenn man im Rahmen von Verhandlungen gegenüber solchen Staaten Stärke bei der Forderung von Klimaschutzmaßnahmen zeigen möchte, muss man am Ende auch eine gewisse Stärke (also Erfolg auf diesem Gebiet) mitbringen. Deshalb ist der weitgehende Erhalt unseres Wohlstandes so wichtig, denn es wäre der Beleg, dass Klimaschutz funktioniert.
Bereits heute ist recht offenkundig, dass die Welt das 1,5-Grad-Ziel verfehlen wird (perspektivisch bleibt das erhöhte Risiko im Ahrtal dann doch noch für viele Generationen erhalten). Man sollte sich also Gedanken machen, warum das so ist - und eben auch, wie man es besser machen kann. Ich habe auch keine "Lösung", aber glaube zumindest zur Erkenntnis gelangt zu sein, dass es nur gemeinsam funktioniert.
Und wenn es gar nicht klappt: Der Planet wird es überleben und die Natur sich anpassen. Da bin ich dann doch sehr zuversichtlich.

Die Tarifrunde kommt übrigens jeden Tag ein Stückchen näher!
