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[BW] Vergleich Beamtenbesoldung zu Angestelltenbesoldung
ohjeee:
Hallo zusammen,
ich hatte neulich im Zuge eines Vergleichs der TVöD-Erhöhungen zur Erhöhung der Besoldung einen Entwicklungsvergleich angestellt. Ursprünglich wegen der Erzieher-Bezahlung, einst in EG6, dann S6, jetzt S8a.
Mit der aktuellen SuE-Zulage hat sich seit 2011 (Startjahr in der jetzigen KOmmune, beim vorigen AG hatte ich kein Personal), das Erziehergehalt (EG6-> S8a) um 68 - 79% erhöht, durchschnittlich 73%.
Die angestellten Verwaltungskollegen, die in EG6 blieben hatten einen Zuwachs von 46% bis 55%, durchschnittlich 49%. Die beamteten Kollegen im gehobenen Dienst in gleicher Zeit 35%-37%, durchschnittlich 36%.
Erzieher haben also im selben Zeitraum 205% Mehr Lohnerhöhung im Vergleich zu den Beamten und 151% mehr im Vergleich zu Verwaltung erhalten (ohne die Angemessenheit bewerten zu wollen).
Hinzu kommt, dass Angestellte (ohne Stufenlaufzeit-Rücksetzung bei Höhergruppierung) nach 15J in der Endstufe sind. Beamte nach 30 J, bzw. im hD nach 24J (A13/A14).
Das Horizontale Gefälle der ersten zur letzten Erfahrungsstufe beträgt in S8a ca. 33%, in EG8 2011 29%, 2024 nur noch 22%.
Bei den Beamten ca. 31%, die allerdings nicht nach 15 Jahren, sondern erst nach 30 J erreicht werden. Nach 15J hat der Beamte innerhalb seiner Besoldungsgruppe nur 17% Erhöhung mitgemacht.
Das brachte mich zur nächsten Fragestellung. Da die Angestellten in der halben Zeit in der höchsten Erfahrungsstufe sind, wie lange braucht der Beamte, um das aufzuholen?
das habe ich zunächst auf 15 Jahre, dann auf 42 Jahre (ohne Inflation) hoch gerechnet, und bin doch sehr überrascht vom Ergebnis.
Ausgangslage: Amtsleitung in einer kleinen Kommune, A13. Das Angestellten-Pendant einmal in EG12 und einmal in EG13 verglichen (direkter Berufseinstieg als Amtsleitung). Mit 30 ist man verheiratet und es gibt 2 Kinder Nachwuchs (der Familienzuschlag soll ja alles noch ungerechter machen). Die Kinder sind 20J im Haushalt, ziehen dann aus, keine Unterhaltspflicht mehr (da eigenes Einkommen). Also ab 30 Ehegattenzuschlag, und 2x Kinder bis zum 50. LJ, dann nur noch Ehegattenzuschlag. Der Beamte beginnt seit der Reform in A10, wird nach 3J Lebzeitbeamter und jedes Jahr befördert bis A13 (also schneller gehts fast nicht).
Als Angestellter gibts §18 TVöD das LOB per Gießkanne (wie wohl nicht unüblich), entsprechend werden die 24% auf 2% im Monat hochgerechnet.
Als Rechner die aktuellen Rechner dieser Seite für Oktober 2024.
Soweit die Grundannahme.
nach 16 Jahren hat ein kinderloser Beamter 739.254 € Netto erhalten. Davon gehen 350€ PKV im Monat weg, also 71.400, also bleiben ihm 667.854 € zur Verfügung (bei 300€ PKV knapp 10.000 € mehr).
Wenn der beamtete Kollege nach 6J im Dienst mit 30 Nachwuchs bekommt, stehen im Netto 779.148 €, dafür wird mehr KV-Beitrag fällig, weil 2 Kinder on Top versichert (bspw. 450€/Monat), macht 84.600 € Abzug, sind dann 694.548 €.
Der Angestellte Kollege EG 13 hat im selben Zeitraum 729.830 € verdient (ohne LOB! mit 2 Kindern (Freibetrag, PV)). Oha. also in EG12 nachgerechnet, dann stehen immer noch 715.141 Netto da. Mit der LOB-Gießkanne sind das in EG13 745.140 Netto und in EG12 727.141 € Netto. Das ist satt. 30.000 - 50.000 Netto zugunsten des Angestellten nach 16 Jahren (hätte man sich als Angestellter auf die Amtsleitung beworben).
Konsequenterweise müsste man die 2h mehr in der Woche noch gegen rechnen, der Angestellte arbeitet ja auch nur 95,12% der wöchentlichen Zeit des Beamten. Würde also die Arbeitszeit auf 39h/Woche reduziert, hätte der Beamte nach den 16 Jahren sogar nur 661.763 € Netto (verheiratet, 2 Kinder). Wow.
Ok, vielleicht holt der Beamte hinten raus auf, kommen ja noch ein paar Stufen. Allerdings fällt 10J später mit 50 (Kinder sind 20) der Kinderzuschlag weg.
Ohne die Stundenreduzierung, A10 Beginn, schnellstmögliche Beförderung in A13, nur 300€ PKV alleine, mit Kinder 400€/Monat/20Jahre, hat der Beamte nach 42J Beruf: 2.052.401 € - 175.200 € = 1.877.201 € Netto.
Der angestellte EG 12 Kollege kommt auf 1.914.176 €, mit den 2% LOB/Monat sogar auf 1.945.391 €.
wenn dann auch noch ausgehend von obiger Lohnentwicklung der Angestellten-/Beamtenbesoldung sich diese Schere weiter öffnet, wird der Gap ja noch größer.
Also unterm Strich, hängt der beamtete A13 nach 42 Berufsjahren 37.000 Netto bis 68.000 Netto dem EG12 (! nicht einmal EG13!) Angestellten Kollegen hinterher, ausgehend von 5% mehr Arbeitszeit, ist das noch deutlich mehr. Das wird auch mit der leicht höheren Pension nicht aufgefangen werden können. (Derzeit Rente ca. 48% des letzten Netto, + ca. 15% ZVK).
Da sind andere Möglichkeiten der Angestellten Kollegen wie Lohnumwandlung, VL, Zuschüsse zu Jobrad,... noch gar nicht mit dabei.
Ganz ehrlich, das hätte ich so nicht erwartet, insbesondere nicht in der Deutlichkeit. Das mag bei einem A11 Sachbearbeiter etwas milder sein (schneller in vergleichbarer Besoldungsgruppe, etwas mehr Familienzuschlag), aber dennoch immer noch schlechter als der angestellte Kollege.
Gewerbler:
Sehr interessante Rechnung!
Für meinen Bereich sähe sie vermutlich etwas anders aus, da ich im (vergleichbar) höheren Dienst vermutlich nicht über E13 hinausgekommen wäre und als Beamter vermutlich auf mindestens A14 enden werde. Wohlgemerkt wäre bei mir auch TV-L zu vergleichen. Da ist für die Entscheidung zur Verbeamtung eigentlich aus finanzieller Sicht glaube ich kein großes Gehirnjogging nötig. Auch wenn man die 41 Stunden im Vergleich zu 39,5 rausrechnen müsste.
An den Kommunen im (vergleichbar) gehobenen Dienst sieht es dann tatsächlich ja gar nicht so eindeutig aus, zumal noch der Effekt TVöD statt TV-L hinzukommt. Einige Kollegen haben in meinem (technischen) Bereich zwar keine Wahl weil keine Verbeamtung angeboten wird, aber ich schätze, dass das auch nicht so eindeutig wäre. Auch wenn man mittlerweile im technischen Bereich dann soweit ich weiß in A11 anfangen würde wegen der Anhebung im Rahmen des 4-Säulen-Modells. Da wäre dann vermutlich E11 TVöD/A11 bzw. A12 zu vergleichen.
Rechthaber:
"direkter Berufseinstieg als Amtsleitung" als Angestellter... Nee, is klar. Das verzerrt die Rechnung doch etwas zugunsten des Angestellten.
Und wenn beide ein wissenschaftliches Hochschulstudium haben, und eine entsprechende Tätigkeitausführen bzw. im hD beginnen, dann bitte auch beim Beamten mit A13 beginnen. Macht aufgrund des schnellen Aufstiegs nicht so viel aus, aber sie rücken weiter zusammen. Aber insbesondere zum Berufseinsteiger als Amtsleitung wirkt das dann doch etwas nach stark ausgesuchtem Beispiel aus.
Wo kommen eigentlich sowohl im TVÖD/TV-L-Bereich als auch jetzt hier bei den Beamten die ganzen Neiddebatten-Threads her?
AVP:
Ähnliches ist mir für Niedersachsen auch schon aufgefallen (auch wenn nicht vollends durchgerechnet).
Ein wichtiger Faktor ist allerdings dass die Besoldung in den meisten (allen?) Bundesländern aktuell sehr wahrscheinlich verfassungswidrig niedrig ist. Es gibt für den Beamten also mindestens mal die Aussicht irgendwann in X Jahren deutlich besser zu verdienen und bei jährlichem Widerspruch auch eine entsprechende Nachzahlung zu erhalten.
Die Tarifbeschäftigte ist auf Verdi angewiesen…
InternetistNeuland:
--- Zitat von: AVP am 20.10.2024 20:31 ---Ähnliches ist mir für Niedersachsen auch schon aufgefallen (auch wenn nicht vollends durchgerechnet).
Ein wichtiger Faktor ist allerdings dass die Besoldung in den meisten (allen?) Bundesländern aktuell sehr wahrscheinlich verfassungswidrig niedrig ist. Es gibt für den Beamten also mindestens mal die Aussicht irgendwann in X Jahren deutlich besser zu verdienen und bei jährlichem Widerspruch auch eine entsprechende Nachzahlung zu erhalten.
Die Tarifbeschäftigte ist auf Verdi angewiesen…
--- End quote ---
Naja die GDL hat es doch vorgemacht. Die MITGLIEDER müssen bei der Frage, ob das ausgehandelte Ergebnis angenommen werden soll, halt mehrheitlich mit NEIN stimmen. Erst dann kann und muss Verdi ein besseres Ergebnis aushandeln oder zum Streik aufrufen.
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