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[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium

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hondafahrer26:

--- Zitat von: SwenTanortsch am 31.10.2024 14:54 ---Über den Lehrerberuf weiß ja jeder Bescheid, weil ja jeder mal als Schüler Lehrer erlebt hat, so wie ich ja über den Beruf des Kochs gut Bescheid weiß, weil ich ja schon mal in einem Restaurant gegessen habe, und mich im Berufsfeld des Bankangestellten sehr gut auskenne, weil ich zwei Konten von verschiedenen Banken habe, auch weiß ich genau, dass Eisenbahnfahrer, die heute anders heißen, einen echt schlechten Job machen, weil ich regelmäßig Bahn fahre, noch schlimmer sind nur die Piloten, weil ich 2019 nach New York geflogen bin (sollte man heute nicht mehr machen, sagen die Klimaforscher, die aber echt keine Ahnung haben, wenn ich mir das tägliche Wetter angucke, außer im Sommer, aber da sind die bestimmt alle im Urlaub, sodass das nicht auf deren Kappe geht), und überhaupt wirklich keine Ahnung haben die Gefängnisaufseher, was ich aus meiner lebenslänglichen Freiheitsstrafe genau weiß - ach, Blödsinn, ich habe ja noch gar nicht im Knast gesessen, aber die im Fernsehen haben auf jeden Fall wirklich keine Ahnung (s. Baader Meinhof Kompex). Und darüber hinaus gehe ich als Lehrer immer, wenn ich einen Teppich kaufe (in meinem Haus gibt es keine Teppiche), erst einmal auf den Teppichverkäufer zu und erkläre ihm, was ein Teppich ist, das bin ich meinem Beruf schuldig, um dann doch keinen zu kaufen und auch nicht ins Teppichgeschäft zu gehen. Aber die haben nun echt keine Ahnung, die Teppichverkäufer, das weiß ich genau!

--- End quote ---

Man kann sich auch wirklich viel Ironisches einfallen lassen, um Kritik pauschal als "fehlende Einsichten" wegzuwischen. Noch dazu mit einem sehr unglücklichen Beispiel. Denn als "Gast" maße ich mir durchaus an, die Arbeit eines Koches zu beurteilen - nämlich unter anderem daran, ob es mir schmeckt. Und: Köche werden von mir nicht zwangsalimentiert, stattdessen wird sich ein Restaurant, welches einen Koch beschäftigt, der den Ansprüchen der zahlenden Gäste nicht gerecht wird, wahrscheinlich nicht lange halten. Ähnliches ließe sich zu deinen anderen Beispielen schreiben.

Man muss auch nicht die eigene Schulzeit bemühen oder die Schüler fragen. Jeder, der einen Lehrer als Verwandten oder sehr guten Freund hat, wird diesem - nach dem ersten obligatorischen Beißreflex, den du hier auch an den Tag legst - problemlos entlocken können: Auch er hat Kollegen, die absolut nichts als Lehrer taugen. Und weiterhin, dass sie diesen Kollegen schon seeeeehr lange haben und ihn auch noch weiterhin seeeehr lange als Kollegen behalten werden.

Die Unterschiede zu deinen ganzen Beispielen ist genau der Grund, weswegen Lehrer als "Gruppe" so kritisch gesehen werden: Qualität setzt sich nicht durch, sondern koexistiert neben fehlender Qualität. Und wer Kinder hat, hofft, dass seine Kinder zufällig eben den fähigen Lehrer haben, den wir natürlich auch alle aus unserer Schulzeit kennen. Und das IST ein Problem. Plain and simple.

superdash:

--- Zitat von: Sommer89 am 31.10.2024 13:23 ---
--- Zitat von: superdash am 28.10.2024 10:40 ---Hallo zusammen,

neben der Besoldungsthematik wird in Bayern seit einiger Zeit am Gymnasium auch noch weiter massiv gespart, indem man die Beförderungen am Gymnasium (trotz immer höheren Aufwands) extrem heruntergefahren hat.

Der bpv hat das in einer schönen Grafik dargestellt:

https://bpv.de/fileadmin/_processed_/9/7/csm_Grafik_Wartezeit-Bef%C3%B6rderung_92c4828d78.png

Warum dieser Beitrag?

1. Persönlicher Frust, weil ich mich seit mehr als 10 Jahren sehr an der Schule engagiere. Wertschätzung des Dienstherrn ist nicht mehr vorhanden.
2. Warnung an Neueinsteiger: Überlegt euch das ganz genau mit der "Karriere" an der Schule: Lauft weg, so lange ihr noch könnt!

Beste Grüße

--- End quote ---


@superdash: Wie lange dauert es denn so ungefähr, bis eine Lehrkraft am Gymnasium in Bayern auf A14 kommt?

In Behörden gehen bereits viele Stellen unterhalb von A14 mit Personalverantwortung einher. Soweit ich weiß, sind Anteilungsleiter am Landratsamt, die teilweise mehrere hundert Leute unter sich haben, oft A13 - A14.

--- End quote ---

Die Zeit bis zur 1. Beförderung hängt von der Beurteilung ab. Früher wäre ich mit meiner Beurteilung nach 6-8 Jahren befördert worden. Durch die Sparmaßnahmen warte ich wohl so circa 15 Jahre.

Das hat in Bayern eine zusätzliche Konsequenz: auf einige Stellen im Schulbereich darf man sich in Bayern erst ab a14 bewerben. Früher war das dann so: engagierte Leute wurden nach spätestens zwei sehr guten Beurteilungen auf a14 befördert und konnten sich dann in Richtung Schulleitungsebene bewegen. Danach konnte man sich dort weiter qualifizieren und zeigen was man kann: das lassen dann halt viele sein.

Ich halte die Verantwortung für Kinder und Jugendliche mindestens für gleichwertig aufwändig und relevant, wie die Führung von Mitarbeitern. Die Führung Erwachsener sollte doch wesentlich einfacher sein, als dies bei Jugendlichen der Fall ist. Das wäre also kein Argument...

SwenTanortsch:
... Ich bin ganz Deiner Meinung, Hondafahrer: Wenn ich ins Restaurant gehe, dort also esse und es schmeckt mir, liegt's am guten Koch; das kann ich schließlich beurteilen. Und wenn meinem Nachbarn das gleiche Gericht nicht schmeckt, liegt's am schlechten Koch; das kann er schließlich beurteilen. Und wenn wir uns dann über den Koch unterhalten, sind wir immer einer Meinung, können uns nur manchmal nicht darauf verständigen, ob der schlechte Koch ein guter oder der gute Koch ein schlechter ist. Außerdem mag ich kein Sauerkraut und immer, wenn ich im Restaurant Sauerkraut esse, weiß ich, dass dort ein schlechter Koch kocht.

Und darüber hinaus weiß ich als Lehrer mit 25 Jahren Lehrererfahrung, dass ein großer Teil der Bevölkerung weiß, was ich mache, um mir dann zu erklären, was ich mache. Ich bin dann immer wieder ganz erstaunt, was ich mache und wie wenig ich doch nach 25 Jahren Lehrerseins über meinen Beruf weiß, von denen die anderen, die ihn noch nie ausgeübt haben, so viel mehr wissen. Ich gebe mir dann nur immer noch mehr Mühe, endlich mal herauszubekommen, was ich eigentlich mache, um dann zum Glück feststellen zu können, dass ich mir diese Mühe gar nicht geben muss. Denn am Ende erklären mir ja zum Glück doch immer ganz viele Menschen, die noch nie in meinem Beruf gearbeitet haben, was ich in meinem Beruf eigentlich mache.

Wenn Du also den Lehrer Deines Kindes beurteilst und das, was er Deiner oder der Meinung Deines Kindes nach macht, gefällt Dir, ist's ein guter Lehrer; und wenn der Vater des Schulkameraden Deines Kindes den Lehrer beurteilt und das, was er dessen Meinung nach oder der Meinung seines Kindes nach macht, nicht gefällt, ist's ein schlechter Lehrer. Und was ist er jetzt?

Er ist ein Mensch, der regelmäßig vor Gruppen mit unter 15 bis über 30 jungen Menschen tritt, von denen jeder ein Individuum mit Vorlieben und Abneigungen ist und die sich darüber hinaus ob der Schulpflicht in einer Zwangsinstitution befinden, in der sie Tag für Tag in einem hohen Maße Etikettierungen erfahren und die von sich behauptet, dass sie Leistung messen würde, ohne dass für einen zumeist nicht geringen Teil dieser jungen Menschen überhaupt klar ist, nach welchen Kriterien sich "Leistung" bemisst - denn wäre es ihnen klar, wären sie nicht jung und befänden sich nicht in der Zwangsinstitution. Wie damit als Lehrer so umzugehen ist, dass man nach Möglichkeit Stunde für Stunde jedem dieser jungen Menschen in jeder Gruppe, in der sie sich befinden, gerecht wird und sie also dabei in ihrer individuellen Menschwerdung so zu unterstützen, dass sie nach Möglichkeit ohne Beschämung und also in Würde ihren Bildungsprozess vorantreiben können, ist eine Kunst, die so komplex ist, dass permanentes Scheitern an ihr das Brot jedes Lehrers ist, der sich über diese Prozesse Gedanken macht.

Und innerhalb dieser Prozesse gebe ich Dir Recht, dass nicht jeder meiner Kollegen für die hier geschilderten (und noch sehr viel mehr nicht geschilderte) Gedanken empfänglich ist - aber höchstwahrscheinlich wird der Prozentsatz derer, die in meinem Berufsfeld nicht geeignet sind, kaum höher oder niedriger liegen als in anderen Berufen - da aber augenscheinlich große Teile der Bevölkerung weiß, wie es besser ginge, ohne es je ausprobiert zu haben, gibt's augenscheinlich wiederkehrend eine Messlatte, die unrealistisch ist, was auch an den Lehrern liegen mag, aber eben auch daran, dass eine Zwangsinstitution, die etikettiert, indem sie bewertet und dazu junge Menschen regelmäßig in recht große Gruppen zusammenfügt, nicht der ideale Raum sein dürfte, um ihnen nach Möglichkeit so gerecht zu werden, wie es jeder von ihnen eigentlich verdiente.

Und da die Alternative wäre, die allgemeine Schulpflicht abzuschaffen, werden wir als Gesellschaft damit leben müssen, dass Schule eine Thema ist, das polarisiert, und dass das, was Leher machen, nie genug und oft genug grundlegend falsch ist.

Ergo: Ich kriege regelmäßig zurückgemeldet, dass ich halbwegs vernünftig kochen kann, was wohl heißen soll, dass es den Essern überwiegend einigermaßen schmeckt - aber ich kann nicht beurteilen, ob ein Koch ein guter oder schlechter ist. Ich weiß nur, ob mir das, was man mir vorsetzt, schmeckt oder nicht schmeckt. Aber mein Gescmackssinn ist dabei so eingeschränkt, dass ich wohl davon ausgehen müsste, dass ich viele Spitzenköche für schlecht erachten sollte, da mir ihr Essen kaum schmeckte - und falls doch, würden mich die von ihnen auf dem Teller präsentierten Speisen wohl eher selten satt machen (was für mich bedeutete, dass es mir nicht schmeckte; denn Sättigung ist für mich Teil dessen, dass es mir schmeckt, was zeigt, dass mein Geschmackssinn eher wohl nicht sehr ausgeprägt ist).

@ Organisator

Es ist genauso, es gibt klare Ämterbewertungen, die wiederum mit unterschiedlicher formaler Qualifikation und Verantwortung verbunden sind.

pfalzdumal:

--- Zitat von: SwenTanortsch am 31.10.2024 14:54 ---
Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

--- End quote ---

Das sehe ich ein bisschen anders - selbst kommunaler Beamter und Lehrer im Freundes- und Familienkreis. Wenn bei formal gleicher Qualifikation der Amtsleiter der Kämmerei oder der Rechtsamtes  mit A15 nach Hause geht - mit zwei Staatsexamina und der didaktische Leiter einer Gemeinschaftsschule ebenfalls mit A15, der aber im Gegensatz zu den Kollegen nicht Haushalte mit Volumina im 500-Millionenbereich oder die gesamten Rechtsangelegenheiten einer Verwaltung verantwortet, frage ich mich schon, wo da die Relationen sind. Didaktische Leitung bedeutet in meinem Beispiel Betreuung der Referendare, Organisation der Fortbildungen und Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung des grundsätzlichen Konzepts der Schule. Ich sehe da im Vergleich  zum Amtsleiter in der Kämmerei oder der Leiterin des Rechtsamts, die regelmäßig morgens als erste kommen und als letzte gehen und im Urlaub ständig erreichbar sind, erhebliche Unterschiede.

SwenTanortsch:
Das magst Du so sehen, pfalzdumal, nur hat das keine Bedeutung. Und ich mag das genauso wie Du oder völlig anders sehen, und das hat genauso wenig Bedeutung. Wir befinden uns hinsichtlich der Ämterbewertung in einem formalen Teil des Rechtsinstituts Alimentationsprinzip. Der Gesetzgeber hat also formale Kriterien festgelegt, für welches Amt welche Qualifiaktionen notwendig sind und welche Verantwortung mit ihm verbunden sind. Solange diese Festlegung der Ämterwertigkeit nicht vom Bundesverfassungsgericht als evident sachwidrig betrachtet worden ist und also zu ändern wäre, beansprucht die Festlegung Gesetzeskraft und ist deshalb uneingeschränkt anzuwenden. Das ist in dem von mir skizzierten Maße gegeben, ob das nun Dir oder mir schmecken mag oder nicht.

Darüber hinaus ist es Teil des weiten Entscheidungsspielraums, über den der Gesetzgeber verfügt, die Ämterwertigkeit sachgerecht zu ändern. "Sachgerecht" bedeutet, er muss einen sachlichen Grund anführen, mit dem er die Änderung begründet. Solange er das aber nicht tut, also nicht mit Gesetzeskraft zur Änderung schreitet, gilt das, was ich als Konklusion im ersten Absatz geschrieben habe. Dein oder mein moralisches Empfinden ist hier also völlig belanglos.

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