Autor Thema: Karenztage… zwingendes Erfordernis oder Rückfall in frühere Zeiten?  (Read 9970 times)

KaiBro

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Die Allianz vertreibt nicht wenige Lebensversicherungen. Da tut man doch gut daran, wenn der Auszahlungsbetrag früher endet…

Und die Versicherungen könnten ein neues Produkt anbieten.

Ich finde es erstaunlich, das immer wieder gegen Arbeitnehmer vorgegangen werden soll, wo die Probleme an anderer Stelle liegen.

Stellt euch vor, die Pflegefachkraft fällt aufgrund von Überbelastung und dauerhafter Unterbesetzung aus und bekommt deshalb Krankengeld, statt Lohnfortzahlung. Die Krankenkassenbeiträge würden explodieren, dazu die Bürokratie und nur damit Oliver Bäte den Gewinn der Allianz maximieren kann. Toller Typ!

Oft sind es nicht die Arbeitnehmer, sondern die Arbeitgeber die an den Krankheitstagen schuld sind. Überbelastung, schlechte Ausstattung des Arbeitsplatzes etc.  ... und der Arbeitnehmer soll dann dafür zahlen, dass der Arbeitgeber nicht gewillt ist Stellen neu zu besetzen oder den Arbeitsplatz vernünftig auszustatten?

Rowhin

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Und natürlich kann man auch das übliche Argument ins Feld führen, wenn ein Allianz-Vorstand sagt, man müsse schauen, was sich die Krankenkassen in einer alternden Gesellschaft noch leisten könnten, könne er zuerst mal seinen eigenen Bonus anschauen, der 2023 nochmal um 10% erhöht wurde und im niedrigen einstelligen Millionenbereich liegt.
Warum sollte er das?

Ich sage nicht, dass er das sollte/müsste oder gar verpflichtet dazu wäre, oder dass das viele an seiner Stelle tun würden. Aber dass die Diskussion in die Richtung in den Kommentarspalten natürlich auch vorhersehbarerweise anläuft, wenn die Allianz Rekordgewinne einfährt und der Vorstand seinen Bonus erhöht, während er, so das evozierte Bild, beim "kleinen" Arbeitgeber kürzt.

Organisator

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Und natürlich kann man auch das übliche Argument ins Feld führen, wenn ein Allianz-Vorstand sagt, man müsse schauen, was sich die Krankenkassen in einer alternden Gesellschaft noch leisten könnten, könne er zuerst mal seinen eigenen Bonus anschauen, der 2023 nochmal um 10% erhöht wurde und im niedrigen einstelligen Millionenbereich liegt.
Warum sollte er das?

Ich sage nicht, dass er das sollte/müsste oder gar verpflichtet dazu wäre, oder dass das viele an seiner Stelle tun würden. Aber dass die Diskussion in die Richtung in den Kommentarspalten natürlich auch vorhersehbarerweise anläuft, wenn die Allianz Rekordgewinne einfährt und der Vorstand seinen Bonus erhöht, während er, so das evozierte Bild, beim "kleinen" Arbeitgeber kürzt.

Wer die Aussage macht, hat doch keinen Einfluss auf deren Wahrheitsgehalt. Ansonsten kannst du gerne auch diesen Vorschlag mir zuschreiben, einer völlig anonymen Internet-Persönlichkeit, wenn es hilft.

Rowhin

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Wer die Aussage macht, hat doch keinen Einfluss auf deren Wahrheitsgehalt. Ansonsten kannst du gerne auch diesen Vorschlag mir zuschreiben, einer völlig anonymen Internet-Persönlichkeit, wenn es hilft.

Das stimmt natürlich - wer die Aussage macht, ändert nichts daran, ob sie objektiv wahr ist, oder nicht (sofern sich für eine gegebene Aussage eine Wahrheit definieren lässt, und sofern es sich nicht um einen Sprechakt handelt, aber solche Kleinigkeiten seien mal beiseite gelassen). Wohl aber ändert es etwas daran, welche Aufmerksamkeit sie überhaupt erfährt, wie diese aufgenommen wird, welche Glaubwürdigkeit ihr zugeschrieben wird, welche dahinterstehenden Motive, welche mit der Person sonstigen Sympathien und Antipathien direkt mit der Aussage verbunden werden, und so weiter und so fort.

Sonst hättest du in diesem Fall wohl auch nicht so viele dämliche Kurzschlussreaktionen in diversen sozialen Netzwerken, die Herrn Bäte prophezeien, ihm ergehe es demnächst wie Brian Thompson.

Aber eigentlich wollte ich genau die Diskussion um "wenn Vorstände Kürzungen vorschlagen, sollten sie bei sich selbst anfangen" vermeiden, daher der ursprüngliche Verweis darauf, dass die Diskussion allgemeinhin bekannt ist und die Argumente beiderseits zigfach angeführt. Aber da bin ich genau in die Lakoff'sche Falle getappt, wie es scheint.

Tiffy

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Daran sind nunmal die schwarzen Schafe unter den Arbeitnehmern auch nicht ganz unschuldig. Es sind vielleicht nicht viele, sicher nicht die Mehrzahl, aber es gibt sie nunmal. Telefonische Krankschreibung ist Urlaub per Handy. Mit Kinderkrankentagen kann man wunderbar bei bestem Wetter mal kurzfristig ins Freibad. Homeoffice ist intensiven Eingeschaltetsein des dienstlichen Laptops während des TrashTV-Genusses usw. Wer hatte beim Lesen dieser Beispiele jetzt nicht irgendein Gesicht vor Augen?
Und diese schwarzen Schafe konsequent in die Spur zu kriegen oder notfalls eben auszusortieren kriegt man arbeitgeberseitig dann halt auch nur mit entsprechender Rückendeckung durch rechtliche Regelungen hin.
Um all das wieder in den Griff und in normale Bahnen lenken zu können, wäre erst mal eine vernünftige Umsetzung der Zeiterfassungspflicht dringend erforderlich. Wenn ich allein bei uns an der Uni sehe, welch erschreckend großer Anteil Mitarbeiter und Professoren ab und zu mal kurz reinschaut, sonst aber grundsätzlich Homeoffice macht, dann kommt mir wirklich das Kotzen. Man hat da während der Corona-Zeit die Büchse der Pandora geöffnet, sich noch arbeitgeberseitig und in der Politik dafür gefeiert, und kriegt die jetzt auf Jahre erst mal nicht wieder zu. Wenn man aber diese Zeiterfassung auch entgegen der EU-Vorgabe weiterhin nur fürs blöde Fußvolk ab Abteilungsleiter abwärts einführen bzw. beibehalten will, dann ist es genau der gleiche, grob irreführende Blödsinnsaktivismus wie mit den Waffenverbotszonen, Böllerverbotsphantasien etc. Die Schuldigen und Verursacher der Misere interessiert es einen Scheiß, während diejenigen, die kaum bis gar nichts dazukönnen, sich schärferen Bestimmungen unterwerfen sollen.

A9A10A11A12A13

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Ich finde man sollte den Versicherungen, Arbeitgebern und dem Gesundheitssystem entgegenkommen. Lohnfortzahlung nur noch vom sechsten bis zum 20. Arbeitstag für Beschäftigte und Beamte, danach Krankengeld für drei Monate zuletzt rein in die Erwerbsminderungsrente/-Pension.
Im Gegenzug aber Beweislastumkehr bei Berufs-/Dienstunfähigkeit, Unfallversicherung,Arzthaftung,... usw.

Rowhin

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Um all das wieder in den Griff und in normale Bahnen lenken zu können, wäre erst mal eine vernünftige Umsetzung der Zeiterfassungspflicht dringend erforderlich. Wenn ich allein bei uns an der Uni sehe, welch erschreckend großer Anteil Mitarbeiter und Professoren ab und zu mal kurz reinschaut, sonst aber grundsätzlich Homeoffice macht, dann kommt mir wirklich das Kotzen.

Zumal gerade beim wissenschaftlichen Personal an den Unis mal abseits der professoralen Ebene ein Eigeninteresse an der Erfassung von Arbeitszeit in einigen Fachgebieten auch aus Selbstschutz bestehen sollte. Denn ebenso wie manche selten bis nie auftauchen, schuften manche Doktoranden sichtlich mehr als ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeit, weil der Betreuer das halt so erwartet...

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Wer die Aussage macht, hat doch keinen Einfluss auf deren Wahrheitsgehalt. Ansonsten kannst du gerne auch diesen Vorschlag mir zuschreiben, einer völlig anonymen Internet-Persönlichkeit, wenn es hilft.

Das stimmt natürlich - wer die Aussage macht, ändert nichts daran, ob sie objektiv wahr ist, oder nicht (sofern sich für eine gegebene Aussage eine Wahrheit definieren lässt, und sofern es sich nicht um einen Sprechakt handelt, aber solche Kleinigkeiten seien mal beiseite gelassen). Wohl aber ändert es etwas daran, welche Aufmerksamkeit sie überhaupt erfährt, wie diese aufgenommen wird, welche Glaubwürdigkeit ihr zugeschrieben wird, welche dahinterstehenden Motive, welche mit der Person sonstigen Sympathien und Antipathien direkt mit der Aussage verbunden werden, und so weiter und so fort.

Sonst hättest du in diesem Fall wohl auch nicht so viele dämliche Kurzschlussreaktionen in diversen sozialen Netzwerken, die Herrn Bäte prophezeien, ihm ergehe es demnächst wie Brian Thompson.

Aber eigentlich wollte ich genau die Diskussion um "wenn Vorstände Kürzungen vorschlagen, sollten sie bei sich selbst anfangen" vermeiden, daher der ursprüngliche Verweis darauf, dass die Diskussion allgemeinhin bekannt ist und die Argumente beiderseits zigfach angeführt. Aber da bin ich genau in die Lakoff'sche Falle getappt, wie es scheint.

Gerade hinsichtlich der Aufmerksamkeit stimme ich dir zu. Da ist, wie schön von dir beschrieben, jedoch das Problem, dass Leute mit großer Reichweite selten von solchen Problemen betroffen wären. Und dann wird gerne - mangels Betroffenheit - die Person in Frage gestellt und nicht über die Aussage weiter diskutiert.

Sieht man übrigens gerne bei Trump - wenn auf einer Pressekonferenz eine ihm unangenehme Frage gestellt wird, reagiert er nicht drauf, sondern diskreditiert die Person.
Oder gerade bei seinem Gerichtsverfahren.

bebolus

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Ich finde man sollte den Versicherungen, Arbeitgebern und dem Gesundheitssystem entgegenkommen. Lohnfortzahlung nur noch vom sechsten bis zum 20. Arbeitstag für Beschäftigte und Beamte, danach Krankengeld für drei Monate zuletzt rein in die Erwerbsminderungsrente/-Pension.
Im Gegenzug aber Beweislastumkehr bei Berufs-/Dienstunfähigkeit, Unfallversicherung,Arzthaftung,... usw.

Tolle Idee?! Und das machen wir dann bei Sozialhilfeempfängern auch so?

dregonfleischer

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Es gehen auch genug krank zur Arbeit, die eigentlich ins Bett gehören. Das gleicht sich dann mit denen aus, die nichts (gravierendes) haben, aber lieber im Bett liegen bleiben.
Ich möchte jedenfalls nicht mit jemandem im Büro sitzen, der nur am husten und niesen ist, weil der verständlicherweise neben den Ausgaben in der Apotheke keinen Bock auf zusätzliche Gehaltseinbuße hat. Da sähe ich dann den Arbeitgeber in der Fürsorgepflicht, einen von uns beiden ins Einzelbüro zu setzen. Kann er das nicht, muss er den Kranken heimschicken. Auf seine Kosten, versteht sich. Denn der Kranke hat seine Arbeitskraft angeboten.

Ja klasse hier gehen leute einfach nach hause weil es ihnen im zimmer zu kalt dabei werden heizlüfter angeboten

Tiffy

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Heizlüfter?! So was ist doch heute Teufelswerk!  :o Dann lieber Mitarbeiter frieren lassen.  ::)

clarion

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 :o Also bei uns ist es warm.... zwar total veraltet und ineffizient, aber warm isses.

BAT

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Wobei aber auch noch mal klar gestellt werden sollte, dass es natürlich eindeutig der Arbeitnehmer ist, welcher in Verzug gerät und ihm damit vollumfänglich für die ganze Zeit der Nichterbringung anzulasten sind.

Nur um das nochmal hier anzubringen.

Dennoch ist die Fortzahlung durchaus eine gute Errungenschaft, aber schlicht nicht selbstverständlich. So bekommen ja auch die neuen Angestellten ab 1994 auch nicht mehr so viel.


kimonbon

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Hahahahaaaaa ich bin sehr dafür, dann kann ich zukünftig direkt ein oder zwei Wochen nen Krankenschein nehmen hahahahaaa dumm ist derjenige der nur noch einen Finger krümmt für diese Kasperle Republik hahahaaaa

Rheini

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..der einfachere Weg wäre das Erfordernis einer AU schon ab ersten Krankheitstag...der Blaumacher geht dann lieber arbeiten, als den halben Tag beim Arzt zu verbringen, der ihn ggfls. noch nicht einmal krankschreibt...

...wenn ich manche Begründungen höre, warum man nicht zur Arbeit kommen kann, kann man nur mit dem Kopf schütteln...

Was sagen die Ärzte hierzu? Freuen die sich über die dann sicherlich gut gefüllten Wartezimmer?