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IT im Jahre 2135

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Herbert Meyer:

--- Zitat von: BAT am 25.02.2025 11:45 ---
--- Zitat von: Herbert Meyer am 25.02.2025 10:59 ---

Tendenziell ist die Gefahr eines Datenverlusts wesentlich höher als der Verlust der Lesbarkeit.


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Das hatten wir ja alles schon. Sütterlin ist noch in den Archiven, die Lesbarkeit kann noch hergestellt werden, meines  Wissens auch mit KI.

Aber jetzt mal als Laie: welcher Speicherort ist das konkret? Sind das Server? Oder Datenträger vor Ort? Oder ganz andere Verfahren? Wir haben derzeit für das Standesamt schon die Vorgabe, dass auf zwei Servern gespeichert werden soll mit mindestens 50 km örtlichen Abstand.

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Ja, örtlich getrennte Redundanzen sind notwendig. Zur technischen Ausgestaltung stellt das BSI allerhand Richtlinien und Material zur Verfügung, an denen sich Unternehmen und Behörden bei der Gestaltung ihrer IT-Infrastruktur orientieren können. Wir erfüllen z. B. exakt das Mindestmaß mit zwei Redundanzen in einem Server-Raid-System, plus einer täglichen separaten Sicherung (falls der Serverraum abbrennt), plus einer ortsunabhängigen CLOUD-Sicherung (falls der gesamte Standort abbrennt). Das ist aber wie gesagt das absolute Mindestmaß und von so technik-philosophischen Anforderungen wie "Datensicherung über 100 Jahre" weit entfernt.

Es gibt das berühmte Beispiel der Südwestfalen-IT aus 2023, die mit dem oben beschriebenen Mindestmaß herrlich auf die Nase gefallen sind. Beide Redundanzen waren Ramsoftware infiziert und nicht mehr nutzbar, die geräteunabhängige Sicherung war aufgrund von Bedienfehlern nicht wiederherstellbar und die ortsunabhängige Sicherung war ebenfalls über einen längeren Zeitraum nicht verfügbar, weil bei Baustellenarbeiten ein Glasfaserkabel beschädigt wurde.

Johann:
An sich spricht nichts dagegen, dass man digitale Informationen in 110 Jahren auch noch lesen kann. Zum einen muss die Datenhaltung über diesen langen Zeitraum gewährleistet werden. Zum anderen müssen die Dateistrukturen und Formate noch irgendwie lesbar sein.

Beim Ersten ist es wichtig, dass die Daten generell in 110 Jahren noch da sind. Die Festplatten mit den Kopien dürfen in der Zeit also nicht abbrennen oder verschrottet oder anderweitig zerstört werden. Die Daten auf den Festplatten dürfen nicht zerstört werden durch bspw. bösartige (oder auch gutartige wie Bitlocker, deren Schlüssel man verliert) Software unwiederbringlich manipuliert werden. Dazu gibt es wie schon angesprochen wurde, einen Leitfaden des BSI, der u.a. eine Spiegelung von allem im Abstand von derzeit glaube ich 200km empfiehlt und andere Vorgaben bezüglich der Rechenzentrums-Standorte macht. Bspw. sollte man drauf achten, dass das RZ nicht am Berg neben einem Flussbett gebaut wird, aufgrund von Hochwassergefahr.

Bei uns gibt es neben einem gespiegeltem RZ noch unterschiedliche Formen von Backuplösungen. Dabei werden Zustandssicherungen von ganzen Servern gemacht, die in zeitlichen Abständen hergestellt werden und nach einer gewissen Zeit wieder gelöscht werden, teilweise werden diese Zustände aber auch alle 5 Jahre einmal bis in alle Ewigkeit gesichert. Das passiert aber wiederum nur auf den normalen Servern. Für die wirklich wichtigen Daten wie bspw. Wahlsachen haben wir einen großen Kasten, in dem physische Bänder bespielt werden, die dann mit einem Roboterarm rausgeholt und mit einem neuen Band bespielt werden. Ein Mitarbeiter bringt dann jeweils eine identische Kopie in den feuerfesten Safe vor Ort und schickt eine weitere Kopie ans andere Ende der Republik, wo diese verwahrt wird.

Zur Lesbarkeit der Dateiformate in 110 Jahren ist davon auszugehen, dass die Art, wie Informationen in 110 Jahren verwaltet werden, höchstwahrscheinlich völlig anders funktioniert wie heute. Heute haben wir vor allem ein Dateibasiertes Arbeiten. Jedes Dokument ist eine Datei. Oftmals eine PDF-Datei. PDF ist dabei nur ein Format, das festlegt, wie Informationen dargestellt werden sollen. Um in 110 Jahren unsere heutigen PDF-Dateien einsehen zu können, benötigt man dann auch noch ein Tool, das die Informationen aus der Ursprungsdatei korrekt entnimmt und dem Anwender darstellt. Ich gehe davon aus, dass das Wissen darüber in 110 Jahren auch noch konserviert sein wird und eine KI da schon was gutes draus zaubern wird, dass das klappt.

Um sicherzugehen, dass in 110 Jahren aber noch alles lesbar ist, sollte eigentlich alle paar Jahre (bspw. 5) mal geprüft werden, ob man die Informationen da noch darstellen und lesen kann. Und wenn nicht, eine Lösung finden und das entsprechend dokumentieren und alles für die Lösung benötigte, ebenfalls bei der Sicherung vorhalten. Dann hat man in 110 Jahren ein Protokoll darüber, wie man die Daten wiederherstellen bzw. einsehen kann, wenn man es denn möchte.

Sjuda:
Im Jahr 2135 wird dann auch sicherlich irgendwann das letzte Faxgerät außer Betrieb genommen worden sein.  8)

FearOfTheDuck:
Naja. So forsch sind die deutschen Behörden dann auch nicht.  ;D

Casa:

--- Zitat ---Im Jahr 2135 wird dann auch sicherlich irgendwann das letzte Faxgerät außer Betrieb genommen worden sein.  8)
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Ach hör doch auf. Was kommt als Nächstes? PCs mit Pentium II und Windows 98 auf Behördenrechnern? E-Mail-Postfächer von Behörden, denen man auch nach 17 Uhr oder sogar am Wochenende "Post" schicken kann?

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