Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H > TV-L
Nebenberufliche Promotion
Michael12345:
--- Zitat von: MeTe am 02.09.2025 10:23 ---
--- Zitat von: MoinMoin am 01.09.2025 17:01 ---Lach mich Weg.
Sind wir in Lummerland, wo man eine einfach ne VZ Stelle bekommt um zu promovieren.
MeTe da herrscht bei dir aber ne gehörige Portion Realitätsverlust.
--- End quote ---
VZ-Stellen sind bei Promovierenden z.B. im Ingenieurs-Bereich mittlerweile absoluter Standard. Anders bekommt man die Leute gar nicht mehr dazu überhaup zu promovieren. Wir haben sogar VZ-Promotionsstellen (100% E13) ausgeschrieben die wir einfach nicht besetzt bekommt, weil sich selbst nach einem Jahr noch niemand gefunden hat. Ist einfach nicht attraktiv im Vergleich zu dem, was der freie Markt entsprechenden Leuten aus dem MINT-Bereich bietet. Mit Realitätsverlust hat das nichts zu tun, eher mit Angebot und Nachfrage...
Über die Nutzlosigkeit oder den Nutzen des "Titels" (wie es manche hier nennen, ist kein Titel sondern einfach nur ein ordinärer akademischer Grad) gibt es wohl verschiedene Meinungen. In der freien Wirtschaft zählt (finanziell) 4-5 Jahre Berufserfahrung mehr als ne Promotion (aus eigener Erfahrung + erst kürzlich von jemand in entsprechender Position bestätigt). Und im öD macht es bei der Einstufung auch keinen Unterschied ob man "nur" nen Master hat oder ne Promotion (beides E13+). Auch bei uns in der Abteilung machen promovierte und nicht-promovierte Mitarbeiter genau den gleichen Job, für genau die gleiche Bezahlung.
Wenn man promoviert also nur aus persönlicher Motivation heraus, um seinen Horizon zu erweitern, was weiß ich. Beruflich ergibt es in den allermeisten Fällen keinen Sinn. Das wollte ich damit ausgedrückt haben.
Aber vielelicht mag das auch wieder vom Fachgebiet abhängen.
--- End quote ---
Bei den Ingenieuren hat jeder eine volle Stelle, teilweise E13, teilweise A13, je nachdem, wie die Stellen frei sind (alles auf Zeit). In den Sozialwissenschaften gibt es meist nur halbe Stellen. In den Bereichen Chemie, Physik etc. gibt es halbe bis 3/4-Stellen vll auch volle kenne aber niemanden. In der Wirtschaft kommt man mit einer Promotion oft leichter in Führungspositionen, was aber auch nicht in Stein gemeißelt ist. Während der Promotion lernt man viele Leute aus der Industrie kennen. Aber da hab ich wsl einen Bias, weil wir sehr Industrienah arbeiten.
Alles vor dem Hintergrund, dass man F&E arbeitet.
MeTe:
--- Zitat ---Eine Promotion nutzt dir immer und Leute, die selbst keine Promotion haben, und sich hier reflexartig sofort negativ darüber äußern müssen, haben ihren akademischen Sozialneid sehr schlecht im Griff ;-)
--- End quote ---
Wann ist das eigentlich modern geworden, höre immer nur Neid hier, Neid dort, alle nur neidisch... Vielmehr kenne ich einfach viele Leute die daran nahezu zerbrochen sind, ziemlich gelitten haben und danach dann maßlos enttäuscht waren, als sie merkten viele Jahre geschuftet haben zu haben für nen ollen Dr. der am Ende niemanden schert. Und das wird leider selten offen kommunziert. Tatsächlich - vielleicht liegt das aber am Fachgebiet, der Uni, was weiß ich - sagen die meisten die ich kenne im Rückblich, sie würden nicht mehr promovieren...
Fachlich nutzt es, klar, vielleicht auch noch menschlich. Aber für die Karriere? Kommt sehr drauf an mit klarer Tendenz zu nein. Zumindest im MINT-Bereiche. Wie gesagt, ausserhalb des akademischen Bereichs ist 4-5 Jahre Berufserfahrung einfach mehr Wert als ne olle Promotion. Promovierte und Nicht-Promovierte Kollegen leisten hier die identische Arbeit zu identischen Konditionen. Und wenn es um Führungspositionen geht, sehe ich ebenfalls keine klare Präferenz für Promovierte, da nimmt man eher wer sich bewährt hat (-> Erfahrung). Manchen sind Promoviert, manche nicht (nur dass die ohne Promotion eben oft deutlich jünger sind und entsprechend Vorsprung haben...)
Keinesfalls will ich jemanden die Promotion vermiesen, wenn man Spaß dran hat, immer los damit. Es geht mir nur um das Erwartungsmangement, sonst nichts. So ne Promotion ist ja doch ein erheblicher Aufwand und da ist es durchaus nützlich vorher zu wissen dass es eigentlich nur ein Freizeitvergnügen ist.
Der örtliche Professor mit dem ich viel arbeite (Ingenieur) sagt es schon beim Vorstellungsgespräch seinen neuen Promovierenden ganz treffend (sinngemäß): Sie wollen Karriere machen, Aufsteigen, Geld verdienen? Dann sind sie hier falsch. Und ich sehe ich es, aus meiner Lebenserfahrung heraus, leider genauso.
Trotzdem viel Spaß und Erfolg bei der Promotion - solange du sie für DICH machst und nicht für andere.
MoinMoin:
--- Zitat von: MeTe am 15.09.2025 11:52 ---Trotzdem viel Spaß und Erfolg bei der Promotion - solange du sie für DICH machst und nicht für andere.
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Absolut, dass muss die Grundvoraussetzung sein. Ich hatte zwischen durch meine Promotion auch auf Eis gelegt, weil mir anderes wichtiger war.
Und für meine Karriere als solches hat sie immer noch positive Effekte (gerade im öD bekommt man immer noch ein anderes Gehör geschenkt mit den Dr) die mich amüsieren.
Aber ein Karriere Automatismus ist es natürlich nicht, nur ein Türöffner, wo man noch nicht mit Leistung überzeugen konnte. Vorschusslorbeeren nennt man so was.
clarion:
Das ist eine Generationsfrage, ob man mit Dr. Eindruck schindet. Es gibt genug Leute, die so etwas noch als Auszeichnung verstehen. Man wird aber nicht in Euro ausrechnen können, ob ein Dr . für die Karriere etwas bringt.
Ich selbst habe ebenfalls promoviert. Mit dem Wissen und Können von heute würde ich es nicht noch einmal machen. In der Situation, in der ich als Berufsanfänger war, vermutlich schon.
Rowhin:
--- Zitat von: clarion am 16.09.2025 07:59 ---Das ist eine Generationsfrage, ob man mit Dr. Eindruck schindet. Es gibt genug Leute, die so etwas noch als Auszeichnung verstehen. Man wird aber nicht in Euro ausrechnen können, ob ein Dr . für die Karriere etwas bringt.
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Absolut. Generations- und Bereichsfrage. Wer viel mit Unis und Ministerien zu tun hat wie ich, profitiert von den Vorschusslorbeeren, gerade bei den älteren Professoren und Dirigenten. Natürlich teils zu Unrecht, es gibt auch unter Promovierten massive Inkompetenz.
--- Zitat von: clarion am 16.09.2025 07:59 ---Ich selbst habe ebenfalls promoviert. Mit dem Wissen und Können von heute würde ich es nicht noch einmal machen. In der Situation, in der ich als Berufsanfänger war, vermutlich schon.
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Ich würde es so und so wieder machen, weil ich dabei extrem viel gelernt habe. Und weils mir wie gesagt den Arbeitsalltag bei manchem Gegenüber erleichtert.
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