Autor Thema: Nebenberufliche Promotion  (Read 2926 times)

MeTe

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 33
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #15 am: 02.09.2025 12:58 »
Zitat
Beruflich ist die Promotion meist Voraussetzung für eine Dauerstelle im akademischen Mittelbau an den Universitäten oder für eine Fachhochschulprofessur.

Was dann eben auf die "akademische (bzw. eher wissenschaftliche) Karriere" hinausläuft, welche ich usprünglich als einen der wenigen Fälle anführte, in welchen eine Promotion auch beruflich bzw. für die Karriere Sinn ergibt.

Aber egal - wollte nur anregen, dass man das Promovieren ruhig kritisch betrachten (ich sehe es kritisch) und die teilweise immer noch anzutreffenen naiven oder zumindest unseriösen Vorstellungen von "Prestige" oder gar der "großen Karriere" nur weil man nen ollen akademischen Grad hat, hinterfragen darf. Gibt nämlich immer noch genug die mit solchen Vorstellungen los legen und dann arg enttäuscht werden.

Damit hab ich aber jetzt auch genug vom Thema abelenkt.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,997
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #16 am: 02.09.2025 19:24 »
Da bin ich voll bei dir, habe selber überlegt, ob ich meine Promotion durchziehe, weil mir bewußt wurde, dass ich nicht die akademische Laufbahn will und ich auch weiterhin "rumschrauben" will, als nur Teamgustl zu beaufsichtigen.
Klar ist, mit den zwei Buchstaben, sind "fast" überall deine Karriere Chance größer. Mit dem Namenszusatz bekommen einige mehr Geld (oder weil sie den Charakterlichen Nachweis geführt haben oder weil sie anders drauf sind oder weil sie mehr drauf haben?)

Ein Selbstläufer ist es aber natürlich nicht.
Mir nutzt mein Dr. immer noch im Berufsleben, ich finde bei mehr Menschen Aufmerksamkeit.

2strong

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,949
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #17 am: 02.09.2025 23:32 »
Ich habe ein halbes Dutzend Promovierte in der Einheit. Keiner kann Kommata setzen. Das kann nur der vom Finanzamt.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,997
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #18 am: 03.09.2025 05:42 »
Dafür hat man ihn ja auch und den anderen um komplexe Sachverhalte zu lösen.
Also so what, jeder hat seine Stärken und Schwächen.

Akademikus123

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 2
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #19 am: 11.09.2025 13:38 »
Hallo,
leider wurde deine Frage noch nicht wirklich beantwortet.

1.) Wenn du kein Stipendium oder sonstige finanzielle Zuwendung im Rahmen der Promotion erhälst, muss der AG nicht informiert werden. Ob du deinen Vorgesetzten informierst oder nicht, musst du selbst wissen (kann hinderlich aber auch förderlich sein, je nach dem, welches Verhältnis besteht).
2.) Auch hier ein klares nein. Relevant ist es aber für die Steuererklärung (du kannst Einschreibegebühren, Materialien, Reisetermine (du musst dich ja ggf. regelhaft mit deinem Betreuer treffen und ggf. Reise- und Übernachtungskosten für die Datenerhebung tragen) voll absetzen, da kann einiges zusammenkommen).

Ich wünsche dir viel Erfolg. Ich habe selbst zwei Doktorarbeiten geschrieben (in 2 unterschiedlichen Fächern) und entsprechend 2 Promotionen erfolgreich durchlaufen und zwar jeweils ebenfalls nebenberuflich bei Vollzeittätigkeit.

Schreibe mich gerne direkt an, wenn du Fragen hast.

Wenn man gut organisiert ist, sollte es bei Vollzeittätigkeit machbar sein. Knifflich waren bei mir nur jeweils die Phasen der Datenerhebung, hierfür habe ich Überstunden aufgebaut bzw. Urlaubstage genommen. Wenn man schreiberfahren ist, bekommt man den Auswertungsteil und den schriftlichen Teil dann gut nebenher hin (ich habe jeweils ein Jahr lang jeden Morgen von 6.00 bis 8.00 und am Wochenende dran geschrieben!).
Go for it! Eine Promotion nutzt dir immer und Leute, die selbst keine Promotion haben, und sich hier reflexartig sofort negativ darüber äußern müssen, haben ihren akademischen Sozialneid sehr schlecht im Griff ;-) davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen.

Viele Grüße



Hallo,

ich plane eine nebenberufliche Promotion, arbeite im TV-L.
Die Promotion erfolgt in der Freizeit, hat keine inhaltlichen Bezüge zur Tätigkeit und ich bekomme kein Geld, Stipendium o.Ä. dafür.

Dazu 2 Fragen:

a.) Besteht in dem Fall eine Anzeigepflicht beim AG?
b.) Für den Fall, dass ich mich als Promotionsstudent einschreiben muss (das ist von Uni zu Uni unterschiedlich), gibt es da etwas in Bezug auf das Beschäftigungsverhältnis zu beachten?

Viele Grüße

Knecht
« Last Edit: 11.09.2025 13:52 von Akademikus123 »

Michael12345

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 76
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #20 am: 11.09.2025 14:45 »
Lach mich Weg.
Sind wir in Lummerland, wo man eine einfach ne VZ Stelle bekommt um zu promovieren.
MeTe da herrscht bei dir aber ne gehörige Portion Realitätsverlust.

VZ-Stellen sind bei Promovierenden z.B. im Ingenieurs-Bereich mittlerweile absoluter Standard. Anders bekommt man die Leute gar nicht mehr dazu überhaup zu promovieren. Wir haben sogar VZ-Promotionsstellen (100% E13) ausgeschrieben die wir einfach nicht besetzt bekommt, weil sich selbst nach einem Jahr noch niemand gefunden hat. Ist einfach nicht attraktiv im Vergleich zu dem, was der freie Markt entsprechenden Leuten aus dem MINT-Bereich bietet. Mit Realitätsverlust hat das nichts zu tun, eher mit Angebot und Nachfrage...

Über die Nutzlosigkeit oder den Nutzen des "Titels" (wie es manche hier nennen, ist kein Titel sondern einfach nur ein ordinärer akademischer Grad) gibt es wohl verschiedene Meinungen. In der freien Wirtschaft zählt (finanziell) 4-5 Jahre Berufserfahrung mehr als ne Promotion (aus eigener Erfahrung + erst kürzlich von jemand in entsprechender Position bestätigt). Und im öD macht es bei der Einstufung auch keinen Unterschied ob man "nur" nen Master hat oder ne Promotion (beides E13+). Auch bei uns in der Abteilung machen promovierte und nicht-promovierte Mitarbeiter genau den gleichen Job, für genau die gleiche Bezahlung.

Wenn man promoviert also nur aus persönlicher Motivation heraus, um seinen Horizon zu erweitern, was weiß ich. Beruflich ergibt es in den allermeisten Fällen keinen Sinn. Das wollte ich damit ausgedrückt haben.

Aber vielelicht mag das auch wieder vom Fachgebiet abhängen.

Bei den Ingenieuren hat jeder eine volle Stelle, teilweise E13, teilweise A13, je nachdem, wie die Stellen frei sind (alles auf Zeit). In den Sozialwissenschaften gibt es meist nur halbe Stellen. In den Bereichen Chemie, Physik etc. gibt es halbe bis 3/4-Stellen vll auch volle kenne aber niemanden. In der Wirtschaft kommt man mit einer Promotion oft leichter in Führungspositionen, was aber auch nicht in Stein gemeißelt ist. Während der Promotion lernt man viele Leute aus der Industrie kennen. Aber da hab ich wsl einen Bias, weil wir sehr Industrienah arbeiten.

Alles vor dem Hintergrund, dass man F&E arbeitet.
« Last Edit: 11.09.2025 14:59 von Michael12345 »
"Don't feed the troll"  ;D

MeTe

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 33
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #21 am: 15.09.2025 11:52 »
Zitat
Eine Promotion nutzt dir immer und Leute, die selbst keine Promotion haben, und sich hier reflexartig sofort negativ darüber äußern müssen, haben ihren akademischen Sozialneid sehr schlecht im Griff ;-)

Wann ist das eigentlich modern geworden, höre immer nur Neid hier, Neid dort, alle nur neidisch... Vielmehr kenne ich einfach viele Leute die daran nahezu zerbrochen sind, ziemlich gelitten haben und danach dann maßlos enttäuscht waren, als sie merkten viele Jahre geschuftet haben zu haben für nen ollen Dr. der am Ende niemanden schert. Und das wird leider selten offen kommunziert. Tatsächlich - vielleicht liegt das aber am Fachgebiet, der Uni, was weiß ich - sagen die meisten die ich kenne im Rückblich, sie würden nicht mehr promovieren...

Fachlich nutzt es, klar, vielleicht auch noch menschlich. Aber für die Karriere? Kommt sehr drauf an mit klarer Tendenz zu nein. Zumindest im MINT-Bereiche. Wie gesagt, ausserhalb des akademischen Bereichs ist 4-5 Jahre Berufserfahrung einfach mehr Wert als ne olle Promotion. Promovierte und Nicht-Promovierte Kollegen leisten hier die identische Arbeit zu identischen Konditionen. Und wenn es um Führungspositionen geht, sehe ich ebenfalls keine klare Präferenz für Promovierte, da nimmt man eher wer sich bewährt hat (-> Erfahrung). Manchen sind Promoviert, manche nicht (nur dass die ohne Promotion eben oft deutlich jünger sind und entsprechend Vorsprung haben...)

Keinesfalls will ich jemanden die Promotion vermiesen, wenn man Spaß dran hat, immer los damit. Es geht mir nur um das Erwartungsmangement, sonst nichts. So ne Promotion ist ja doch ein erheblicher Aufwand und da ist es durchaus nützlich vorher zu wissen dass es eigentlich nur ein Freizeitvergnügen ist.

Der örtliche Professor mit dem ich viel arbeite (Ingenieur) sagt es schon beim Vorstellungsgespräch seinen neuen Promovierenden ganz treffend (sinngemäß): Sie wollen Karriere machen, Aufsteigen, Geld verdienen? Dann sind sie hier falsch. Und ich sehe ich es, aus meiner Lebenserfahrung heraus, leider genauso.

Trotzdem viel Spaß und Erfolg bei der Promotion - solange du sie für DICH machst und nicht für andere.


MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,997
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #22 am: 15.09.2025 14:11 »
Trotzdem viel Spaß und Erfolg bei der Promotion - solange du sie für DICH machst und nicht für andere.
Absolut, dass muss die Grundvoraussetzung sein. Ich hatte zwischen durch meine Promotion auch auf Eis gelegt, weil mir anderes wichtiger war.
Und für meine Karriere als solches hat sie immer noch positive Effekte (gerade im öD bekommt man immer noch ein anderes Gehör geschenkt mit den Dr) die mich amüsieren.

Aber ein Karriere Automatismus ist es natürlich nicht, nur ein Türöffner, wo man noch nicht mit Leistung überzeugen konnte. Vorschusslorbeeren nennt man so was.


clarion

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3,091
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #23 am: 16.09.2025 07:59 »
Das ist eine Generationsfrage, ob man mit Dr. Eindruck schindet. Es gibt genug Leute, die so etwas noch als Auszeichnung verstehen. Man wird aber nicht in Euro ausrechnen können, ob ein Dr . für die Karriere etwas bringt.

Ich selbst habe ebenfalls promoviert. Mit dem Wissen und Können von heute würde ich es nicht noch einmal machen.  In der Situation, in der ich als Berufsanfänger war, vermutlich schon.

Rowhin

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 447
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #24 am: 16.09.2025 08:17 »
Das ist eine Generationsfrage, ob man mit Dr. Eindruck schindet. Es gibt genug Leute, die so etwas noch als Auszeichnung verstehen. Man wird aber nicht in Euro ausrechnen können, ob ein Dr . für die Karriere etwas bringt.

Absolut. Generations- und Bereichsfrage. Wer viel mit Unis und Ministerien zu tun hat wie ich, profitiert von den Vorschusslorbeeren, gerade bei den älteren Professoren und Dirigenten. Natürlich teils zu Unrecht, es gibt auch unter Promovierten massive Inkompetenz.

Ich selbst habe ebenfalls promoviert. Mit dem Wissen und Können von heute würde ich es nicht noch einmal machen.  In der Situation, in der ich als Berufsanfänger war, vermutlich schon.

Ich würde es so und so wieder machen, weil ich dabei extrem viel gelernt habe. Und weils mir wie gesagt den Arbeitsalltag bei manchem Gegenüber erleichtert.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,997
Antw:Nebenberufliche Promotion
« Antwort #25 am: 16.09.2025 08:58 »
Das ist eine Generationsfrage, ob man mit Dr. Eindruck schindet. Es gibt genug Leute, die so etwas noch als Auszeichnung verstehen. Man wird aber nicht in Euro ausrechnen können, ob ein Dr . für die Karriere etwas bringt.

Absolut. Generations- und Bereichsfrage. Wer viel mit Unis und Ministerien zu tun hat wie ich, profitiert von den Vorschusslorbeeren, gerade bei den älteren Professoren und Dirigenten. Natürlich teils zu Unrecht, es gibt auch unter Promovierten massive Inkompetenz.
100%ige Zustimmung (in beiden Punkten  8) ) und auch meine Erfahrung.

Ich selbst habe ebenfalls promoviert. Mit dem Wissen und Können von heute würde ich es nicht noch einmal machen.  In der Situation, in der ich als Berufsanfänger war, vermutlich schon.

Ich würde es so und so wieder machen, weil ich dabei extrem viel gelernt habe. Und weils mir wie gesagt den Arbeitsalltag bei manchem Gegenüber erleichtert.
[/quote]
Ja, ich würde es auch wieder machen. Auch wenn ich keinen direkten monetären Mehrwert daraus generieren konnte (ok außer das Geld von VG Wort, wo ich tatsächlich am Ende einen Gewinn hatte  ???)