Autor Thema: Vorbereitung Vorstellungsgespräch und (starkes) Stottern  (Read 315 times)

WwwoooortAkrobat

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Hallo zusammen  :)

Ich möchte diesen Thread zweiteilen, um euch das Antworten leichter zu machen. Beide Teile sind zwar miteinander verbunden, aber da meine Problematik recht speziell ist und ich akut Tipps für den ersten Teil brauche, verpacke ich das übergeordnete Problem in den zweiten Teil.

Erster Teil

Ich bin 35 Jahre alt, habe mein Masterstudium Maschinenbau beendet und bewerbe mich auch im öD auf Stellen für den gtD und htD. Für den Mittwoch steht ein Vorstellungsgespräch für den Vorbereitungsdienst im gtD an. Die Fachrichtung ist technischer Umweltschutz an einem Landratsamt. Laut Forenregeln sollte man überlange Texte vermeiden, deshalb quäle ich euch hier jetzt nicht mit der Ausschreibung. Im Grunde soll das Bundesimmissionsschutzgesetz vollzogen werden. Wie würdet ihr da die Vorbereitung angehen? Ich habe mir überlegt:

Organigramm angucken
Recherche der gängigsten Gesetze
Zurechtlegen von Antworten auf die Standardfragen (Motivation, Soft Skills, ...)
allgemein technischen Umweltschutz recherchieren
Aktuelles diesbezüglich aus dem Landkreis recherchieren

Vielleicht kann auch jemand posten, der diesen Vorbereitungsdienst absolviert hat und in diesem Beruf arbeitet? Welche Erfahrungen hast du gemacht?


Zweiter Teil

Mein Problem ist, dass ich mitunter stark stottere. Vorstellungsgespräche sind ein "tolles" Vehikel, um mein Stottern für jeden sichtbar zu machen. Mein Umgang damit war immer ganz offen. Sobald ich eine Einladung zu einem VG erhalte, bestätige ich den Termin via Mail und erkläre kurz meine Situation. So können sich alle Beteiligten darauf vorbereiten. Unmittelbar vor dem VG spreche ich es dann nochmal im Beisein aller Beteiligten an und weise im selben Zug auch darauf hin, dass es wirklich kein Tabuthema ist und man offen Fragen stellen kann. Ich brauche nur einfach länger beim Sprechen.
Leider hat mein Stottern bereits bei einem VG für eine wunderbare Stelle in der Gewerbeaufsicht zur Absage geführt. Wurde mir von der Personalerin auch offen so gesagt, nachdem ich um Feedback gebeten hatte. Dafür bin ich sehr dankbar, sie hätte auch irgendeinen Bullshitgrund aufführen können.

Wie findet ihr mein Vorgehen und wie kann ich die Auswahlkommission davon überzeugen, dass sie sich mit mir kein Problemkind in die eigenen Reihen rekrutieren?

Anhang

Ich habe den zweiten Teil auch schon mal auf Reddit diskutiert, dieses Forum aber erst danach gefunden:

https://www.reddit.com/r/OeffentlicherDienst/comments/1n5mnom/absage_im_vg_wegen_stottern_welche_strategie_f%C3%BCr/

Dort gibt es mehr Infos von mir und einige Sichtweisen.
« Last Edit: 06.09.2025 09:28 von WwwoooortAkrobat »

Eukalyptus

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Lob für Deine Vorgehensweise um das Problem zu kommunizieren (Vorher mitteilen, dann noch mal kurz im Vorstellungsgespräch am Anfang). Aus meiner Sicht genau richtig.

MoinMoin

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Sehe ich genauso, bzw. würde bei uns mit zwei Pluspunkten versehen.
Klar, wenn es um nen Job mit hohen verbalen Kommunikationsanteil geht, ist es schwierig mit deinem Handicap.
Aber auch da kann man manchmal durch umorganisieren was bewegen.

Ein Hinweis. GtD ist Beamten gedöns, im TV Bereich gibt es das nicht mehr.

OnkelConny

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Zu deinem Fragen aus dem ersten Teil:
Wichtig ist eine umweltmedienübergreifende Sichtweise. Umweltrecht besteht nicht nur aus dem BImSchG, sondern muss auch Wasser (WHG), Abfall (KrWG), Bodenschutz (BBodSchG), Naturschutz, Baurecht usw. gedacht werden. Dazu gehören dann entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minderung, die man benennen kann (Dichtheitsflächen, Rauchgasreinigung, Abwasserbehandlung usw.).

Die Arbeit im Umweltschutz beinhaltet sowohl Zulassungen (Genehmigungen, wasserrechtliche Erlaubnisse ...) als auch Überwachungstätigkeiten mit vor-Ort-Kontrollen. Wichtig ist dabei, dass das Ganze zudem sehr verwaltungsrechtsgeprägt ist und man sich viel mit juristischen Fragestellungen auseinandersetzen muss.

Der Vorbereitungsdienst im Umweltschutz, zumindest in NRW, bietet da einen Supereinstieg, um die vielfältigen Aufgaben kennenzulernen und vor allem halt auch den verwaltungsjuristischen Teil zu lernen. Ist dafür aber auch nochmal eine Ausbildung mit Prüfungen (Klausuren, Hausarbeit und mündlicher Abschlussprüfung).

WwwoooortAkrobat

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Viel Dank euch Dreien schon einmal. Das beruhigt mich dann etwas. Ich bemühe mich einfach von Anfang an um Transparenz. Ich habe mir auch überlegt am Ende des Gesprächs, wenn es um meine Fragen geht, sowas hier einzustreuen: "Ich weiß, dass Vorstellungsgespräche im öffentlichen Dienst in der Regel anhand eines festgelegten Interviewleitfadens gestellt werden. Gibt es vielleicht noch etwas, das sie darüber hinausgehend von mir wissen möchten?"
Einfach um den Leuten nochmal die Gelegenheit zu geben bzgl. dem Stottern nachzuhaken oder wo es sonst noch Fragezeichen gibt. Würdet ihr sowas begrüßen?

Eukalyptus

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Diese Frage, insbesondere der Verweis auf einen "Interviewleitfaden", impliziert dass der Gegenüber aus Robotern besteht die nur ein Schema abarbeiten (können) und nicht in der Lage sind auch freie Fragen zu stellen. Insofern rate ich davon ab. Natürlich kann man (sowohl Du als auch Dein Gegenüber) an Schluss des Gespräches die Frage stellen, ob die jeweils andere Seite noch Fragen hat. Ob dann deine Gegenüber auf Dein Stottern eingehen oder überhaupt eine Frage haben, kannst du nicht beeinflussen. Ich persönlich (in der Arbeitgeberrolle) würde das Stottern im Auswahlgremium besprechen, im Hinblick auf Auswirkungen für die Ausübung der Stelle. Vorher würde ich dazu nichts sagen oder fragen im Bewerbungsgespräch.

clarion

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Moin,

Das Stottern würde bei uns eine Rolle spielen, ob man im Job kommunizieren muss. Wir haben sowohl reine Backoffice, wie auch Laberjobs. Bei letzteren würde wir eher keine starken Stotterer einstellen, bei ersteren Job schon, wenn der Rest passt. Es reicht m.E. wenn Du zwei Mal hinweist, einmal per Mail und am Anfang. Am Ende würde ich es nicht noch mal sagen. Vermutlich hat man es bis dahin auch gemerkt und kann sich ein Bild machen.

Masch-Bau ist jetzt aber keine klassische Ausbildung für den ÖD. Hast Du zwischen Schulabschluss und Masterstudium irgendwo irgendetwas gearbeitet? Falls nicht, ist wohl das Stottern nicht das Haupthemmnis, einen Job zu finden.