Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I  (Read 65989 times)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #300 am: 02.12.2025 09:05 »
Natürlich leben Beamte nicht länger weil sie Beamte sind, sondern weil sie als Privatpatienten eine hervorragende Krankenversorgung genießen.
Beispiel: Meine verbeamtete Kollegin bekam beim Facharzt einen Termin nach einer Wartezeit von drei Wochen, ich  dagegen hatte eine Wartezeit von neun Monaten!
Wenn man wirklich sehr ernst erkrankt, dann kommt die Diagnose nach neun Monaten einfach zu spät.
Und jeder, der das nicht glaubt, kann selbst den Test machen: Einfach mal die Online-Terminvergabe bei Fachärzten ausprobieren und die Unterschiede bei der Wartezeit vergleichen wenn man einmal privat versichert angibt und einmal gesetzlich versichert. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Wer wirklich ernst erkrankt, der bekommt auch einen Facharzttermin. Die PKV ist nicht grundsätzlich besser.

Wer will, kann aber auch in der GKV nach dem Kostenerstattungsprinzip behandelt werden und ist damit in den Augen des Arztes ein echter Privatpatient mit Blitz-Termin-Vergabe-Garantie. Die GKV erstattet dabei natürlich nur Leistungen aus Ihrem gesetzlichen Katalog. Den administrativen Overhead mit Rechnungen begleichen und einreichen hat man dann auch selbst. Das pure PKV-Feeling ;)

Kann man, soweit ich weiss, quartalsweise ändern.

Nur so als Tipp falls jemand befürchtet, während des Wartens auf einen Termin zu versterben.

Knarfe1000

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #301 am: 02.12.2025 09:18 »
Natürlich leben Beamte nicht länger weil sie Beamte sind, sondern weil sie als Privatpatienten eine hervorragende Krankenversorgung genießen.
Beispiel: Meine verbeamtete Kollegin bekam beim Facharzt einen Termin nach einer Wartezeit von drei Wochen, ich  dagegen hatte eine Wartezeit von neun Monaten!
Wenn man wirklich sehr ernst erkrankt, dann kommt die Diagnose nach neun Monaten einfach zu spät.
Und jeder, der das nicht glaubt, kann selbst den Test machen: Einfach mal die Online-Terminvergabe bei Fachärzten ausprobieren und die Unterschiede bei der Wartezeit vergleichen wenn man einmal privat versichert angibt und einmal gesetzlich versichert. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Das ist aber nicht die Schuld der Beamten. Das Gesundheitssystem ist im Eimer und das schon recht lange. Ich habe vor ein paar Monaten einen Termin beim Urologen gehabt. Der hat gesagt, dass er ohne Privatpatienten die Kosten für seine Praxis nicht decken könnte und das kann einfach nicht sein, da liegt ein systemischer Fehler vor.

ignaz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #302 am: 02.12.2025 10:26 »
Kann man schon so sehen wie NelsonMuntz, aber wenn man schon in diesem System gefangen ist möchte man halt auch nicht Mitarbeiter Zweiter Klasse sein. Auch ist es statistisch belegt dass Beamte länger leben als Angestellte.

"Gefangen" ist in diesem System nur der Beamte. Der TB kann jederzeit gehen, wenn ein anderer AG mit einem attraktiven Jobangebot wedelt.

Übrigens werden Beamte vor Ernennung gesundheitlich vorselektiert. Chronisch Kranke oder Dicke dürfen gar nicht in den Club. Das wird eben auch in längerer Lebenszeit münden.

Wenn man unbedingt Beamter werden will, siehe Hauruck's Beitrag. Wenn es nur um die PKV geht: Anstrengen und Versicherungspflichtgrenze hinter sich lassen.

Wo ist der Beamte denn gefangen? Gibt genug Möglichkeiten aus dem Beamtenverhältnis auszuscheiden und dann entsprechend zu gehen. Wird nur selten gemacht, zu groß die Vorteile im Wattebausch (Familienzuschlag, Pension, Zulagen, PKV usw.)
Bundeswehr und Polizei haben in 2024 aber bezüglich Austritten starke Zuwächse zu verzeichnen. Der Arbeitgeber zahlt dann entsprechend ordentlich in die Rentenkasse ein -> wird bei Zeitsoldaten auch so verfahren, außer Sie finden innerhalb des ersten Jahres nach dem verlassen des aktiven Dienstes eine neue Beamtenstelle.

Ganz so dramatisch ist das alles nicht. Der TB ist vielleicht etwas freier, sitzt aber auch nicht auf einer Karriereschiene (z.B. A9 - A11 und muss selbst tätig werden, wenn er mehr möchte.




Ornaki

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #303 am: 02.12.2025 10:29 »
Kann man schon so sehen wie NelsonMuntz, aber wenn man schon in diesem System gefangen ist möchte man halt auch nicht Mitarbeiter Zweiter Klasse sein. Auch ist es statistisch belegt dass Beamte länger leben als Angestellte.

"Gefangen" ist in diesem System nur der Beamte. Der TB kann jederzeit gehen, wenn ein anderer AG mit einem attraktiven Jobangebot wedelt.


"Gefangen" ist auch ein Beamter nicht. Ich weis nicht woher der Irrglaube kommt... Als Beamter kann man sich genau so zu einem anderen Dienstherren Bewerben. Man kann auch den Beamtenstatus aufgeben und in die FW gehen...

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #304 am: 02.12.2025 10:31 »
Natürlich leben Beamte nicht länger weil sie Beamte sind, sondern weil sie als Privatpatienten eine hervorragende Krankenversorgung genießen.
Oder liegt es vielleicht daran, dass Menschen mit einen höheren Bildungsgrad länger leben, weil sie weniger oft gesundheitsschädliche berufe oder gesundheitsschädliches Verhalten haben?

Ich kenne dazu leider keine aussagekräftigen Studien, die beleuchten woran es liegt.
Du vielleicht? Oder ist deine Aussage eine reine Hypothese, die dir grade so eingefallen ist?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #305 am: 02.12.2025 10:31 »
"Gefangen" ist auch ein Beamter nicht. Ich weis nicht woher der Irrglaube kommt... Als Beamter kann man sich genau so zu einem anderen Dienstherren Bewerben. Man kann auch den Beamtenstatus aufgeben und in die FW gehen...
Richtig, er hat es nur ein wenige schwerer.

Umlauf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #306 am: 02.12.2025 10:33 »

Der Arbeitgeber zahlt dann entsprechend ordentlich in die Rentenkasse ein


Das Word ordentlich kann ich hier nur als Euphemismus interpretieren.
Ein Beamter bekommt, auf Grund der fehlenden Sozialabgaben, ein relativ niedriges Brutto. Von diesem niedrigen Brutto wird die Nachversicherung berechnet.

Damit wird dieses Person rententechnisch schlechter gestellt als ein vergleichbarer Tarifbeschäftigter.

PS: stört mich nicht, da selber Tb.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #307 am: 02.12.2025 10:43 »
Das "gefangen" ist ja bewusst in Anführungszeichen gesetzt.

Wenn die Dienstherren dieses Landes im Rahmen der aA-Thematik auf die Idee kommen, die Wochenarbeitszeit für Beamte auf 42,5h zu heben, dann werden vielleicht auch einige ihre Urkunde zurückgeben?! Verhandeln wie bei den TB im Tarif oder gar individuell wie in der pW ist da aber nicht drin.


Rowhin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #308 am: 02.12.2025 11:27 »
Natürlich leben Beamte nicht länger weil sie Beamte sind, sondern weil sie als Privatpatienten eine hervorragende Krankenversorgung genießen.
Oder liegt es vielleicht daran, dass Menschen mit einen höheren Bildungsgrad länger leben, weil sie weniger oft gesundheitsschädliche berufe oder gesundheitsschädliches Verhalten haben?

Ich kenne dazu leider keine aussagekräftigen Studien, die beleuchten woran es liegt.
Du vielleicht? Oder ist deine Aussage eine reine Hypothese, die dir grade so eingefallen ist?

Ist ein sehr beliebtes Studienthema. Siehe dazu (nicht repräsentative Auswahl):

https://www.diw.de/de/diw_01.c.607516.de/publikationen/roundup/2018_0126/bildung_und_lebenserwartung__empirische_befunde_fuer_deutschland_und_europa.html

Zitat
Grundsätzlich lässt sich für Deutschland, aber auch europaweit, ein starker statistischer Zusammenhang nachweisen. Bislang liegen keine Befunde zur kausalen Wirkung von Bildung auf Lebenserwartung für Deutschland vor.

https://www.oeaw.ac.at/news/sterben-weniger-gebildete-menschen-frueher

Zitat
Das Ergebnis: Der Bildungsgrad spielt eine weniger große Rolle, wenn der Zugang zu Geld, Netzwerken und Einfluss gleich ist.

Vielleicht liegts ja am Fahrrad?

Zitat
Menschen mit höherer Bildung fahren in Deutschland öfter Fahrrad. Dies liegt auch daran, dass das Fahrrad inzwischen ein Statussymbol ist, mit dem man sein Umweltbewusstsein zeigen kann.

Bei Mönchen wirkt sich das ganze übrigens geringer aus:

Zitat
Und so belegt die Klosterstudie: Unter gleichen Lebensbedingungen spielt der Bildungsgrad keine Rolle für die Lebenserwartung.

etc pp ;)

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #309 am: 02.12.2025 11:47 »
Natürlich leben Beamte nicht länger weil sie Beamte sind, sondern weil sie als Privatpatienten eine hervorragende Krankenversorgung genießen.
Oder liegt es vielleicht daran, dass Menschen mit einen höheren Bildungsgrad länger leben, weil sie weniger oft gesundheitsschädliche berufe oder gesundheitsschädliches Verhalten haben?

Ich kenne dazu leider keine aussagekräftigen Studien, die beleuchten woran es liegt.
Du vielleicht? Oder ist deine Aussage eine reine Hypothese, die dir grade so eingefallen ist?

Ist ein sehr beliebtes Studienthema. Siehe dazu (nicht repräsentative Auswahl):

https://www.diw.de/de/diw_01.c.607516.de/publikationen/roundup/2018_0126/bildung_und_lebenserwartung__empirische_befunde_fuer_deutschland_und_europa.html

Zitat
Grundsätzlich lässt sich für Deutschland, aber auch europaweit, ein starker statistischer Zusammenhang nachweisen. Bislang liegen keine Befunde zur kausalen Wirkung von Bildung auf Lebenserwartung für Deutschland vor.

Aus der obigen Link weiter zitiert:

Zitat
...Für Deutschland liegen bislang keine Befunde zum kausalen Effekt von Bildung auf Lebenserwartung vor. Die eingeschränkte Datenlage, die insbesondere dadurch charakterisiert ist, dass keine amtlichen Daten Mortalitätsinformationen mit Bildungsinformationen verbinden, und die Identifikation geeigneter Bildungsreformen stellen vermutlich wesentliche Gründe für diese Forschungslücke dar.

Unbekanntes Terrain in D!

Desperado

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #310 am: 02.12.2025 12:27 »
Irgendwie driftet der thread hier immer weiter ab. Ich habe da noch mal was zum Thema und würde gerne wissen inwieweit das bei den Verhandlungen eine Rolle spielt.

Wie man in dem thread zu den PKV sieht kommt auf ja viele Beamte eine teilweise deutlichen Erhöhung zu. Bei mir sind das 1,5% vom Nettolohn. Das muss doch auch irgendwie berücksichtigt werden. Wenn man die ganzen anderen Verteuerungen so sieht wird auf den Reallohn bezogen wohl nix von der möglichen Tariferhöhung übrig bleiben.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #311 am: 02.12.2025 12:35 »
Irgendwie driftet der thread hier immer weiter ab. Ich habe da noch mal was zum Thema und würde gerne wissen inwieweit das bei den Verhandlungen eine Rolle spielt.

Wie man in dem thread zu den PKV sieht kommt auf ja viele Beamte eine teilweise deutlichen Erhöhung zu. Bei mir sind das 1,5% vom Nettolohn. Das muss doch auch irgendwie berücksichtigt werden. Wenn man die ganzen anderen Verteuerungen so sieht wird auf den Reallohn bezogen wohl nix von der möglichen Tariferhöhung übrig bleiben.

Öhm, nein.

Auf welcher Grundlage sollte das argumentativ für zumeist gesetzlich versicherte TB im TV-L eine Rolle spielen?

Rowhin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #312 am: 02.12.2025 12:55 »
Irgendwie driftet der thread hier immer weiter ab. Ich habe da noch mal was zum Thema und würde gerne wissen inwieweit das bei den Verhandlungen eine Rolle spielt.

Wie man in dem thread zu den PKV sieht kommt auf ja viele Beamte eine teilweise deutlichen Erhöhung zu. Bei mir sind das 1,5% vom Nettolohn. Das muss doch auch irgendwie berücksichtigt werden. Wenn man die ganzen anderen Verteuerungen so sieht wird auf den Reallohn bezogen wohl nix von der möglichen Tariferhöhung übrig bleiben.

Naja, mit dem anderen Thread mitgezählt, diskutieren wir jetzt seit Mitte Mai. Es gibt halt nicht viel Neues. Nur der erste Schritt in der Choreographie wurde bisher getanzt.

Was deine Frage angeht: ist natürlich eigentlich so wie Nelson sagt: es sollte keine Rolle spielen. Die Fürsorge für die höheren Kosten der Beamten wird aber halt definitiv Nummer 17 auf der Liste der vielen Gründe sein, warum sich die armen Länder eine Erhöhung gar nicht leisten können.

Schnarchnase81

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #313 am: 02.12.2025 12:55 »
Ist es eigentlich nicht so dass bei jeder Gehaltserhöhung die Schere beim Nettogehalt zwischen Angestellten und Beamten immer weiter zu Gunsten der Beamten auseinander geht da bei den Angestellten automatisch die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, zur Krankenkasse, zur Pflegeversicherung, zur Rentenversicherung und zur Zusatzversorgung steigen? Müsste man bei Beamten somit nicht etwas weniger an Prozenten geben damit das nicht vollkommen aus dem Ruder läuft? Bei mir blieben nach der letzten Gehaltserhöhung im Rahmen einer Höhergruppierung von den 100 Euro Garantiebetrag gerade einmal 44 Euro netto übrig. Wie viel bleibt einem Beamten von 100 Euro an netto? Ich schätze mal so zwischen 70 und 80 Euro? Gerne darf man mich korrigieren wenn ich da falsch liege.

Bei Prozentbeträgen ist das so nicht zutreffend. Die prozentuale Erhöhung erfolgt ja vom Brutto. Mal als Beispiel, nur der Darstellung halber, als stark vereinfachtes und nicht reales Beispiel:
Annahme: AN hat 5000€ Brutto und der Beamte 4000€ (er zahlt ja aktiv keine Rentenversicherung)
Rentenversicherung 10%, Tariferhöhung 10%
RV 500€
Auszahlungsbetrag nach RV = 4500€,  Sold 4000€
Brutto nach Erhöhung: AN 5500€, Beamter 4400€
Neue RV 550€
Neuer Lohn nach RV 4950€, Beamter 4400
Faktische Erhöhung für den AN 450€, was 10% von 4500 € entspricht, Erhöhung Beamter 400, ebenfalls 10%.

In beiden Fällen kommen die 10% auf den Auszahlungsbetrag drauf. Da geht keine Schere Auseinander. Dadurch dass sowohl Erhöhung, als auch Abgaben Prozentual auf das Brutto wirken, wird auch die Ausgangsbasis für die Abgaben erhöht. Daher ergibt sich hier keine Schere, die auseinander geht.
Das ist natürlich stark vereinfacht und lässt die Progression unberücksichtigt, die natürlich bei dem AN stärker wirkt, als bei dem Beamten. Da allerdings RV-Beiträge steuermindernd wirken und diese sich ja entsprechend erhöhen, sollte der Unterschied durch die Progression etwas abgefangen werden. Da ich da jetzt keine Werte habe, vermag ich das nicht zu konkretisieren und evtl. geht die Schere in Realität doch minimal dadurch auseinander.
Anders sieht es natürlich bei Sockelbeträgen und Mindesterhöhungen aus, das verbocken aber die Gewerkschaften, um den unteren Entgeltgruppen effektiv mehr prozentuale Erhöhung zukommen zu lassen.

Was ich allerdings sehr erschreckend finde:
Ich habe in den letzten Tagen mal die ein oder andere Kommentarspalte im Internet zum Thema Beamte und Rentenversicherung durchforstet. Es ist erschreckend wie viel Unsinn erzählt wird, ich behaupte auch, der ein oder andere lügt da bewusst bzw. verbreitet Halbwahrheiten um Fake-News zu streuen.
Beispiele:

Die Beamten plündern die Rentenkasse - absolut falsch, das Gegenteil ist der Fall, denn Beamte stützen diese mit ihren Steuern und die Pension kommt nicht aus der Rentenkasse

Den Beamten sollte die PKV gestrichen werden - dies suggeriert, dass diese die PKV bezahlt bekämen, was Unsinn ist

Die Beamten bekommen Beihilfe, bekommt sonst niemand - falsch: die 50% Beihilfe stellen den AN-Anteil dar, den jeder sozialversicherungspflichtige AN bekommt

Der Beamte bekommt seine Pension, ohne dafür zu zahlen - schon mehrfach hier erwähnt: die Besoldung wurde zwei Mal um 7% kleiner gehalten, um damit für die Pension vorzusorgen. Der Sinn dahinter war schlicht, dass der Dienstherr nur tatsächliche Kosten dann für die Pension hat und nicht während der aktiven Dienstzeit Geld in die RV abführen muss. Lebt der Beamte nicht ganz so lang, dann ist dies billiger (ohne jetzt darüber zu reden, ob das faktisch heute so ist). Weiter wurden mehrmals 0,2 % von den Übernahmen der Tarifergebnisse abgezogen, so dass der Beitrag für die Pensionen heute bei 15% „An-Beitrag“ liegt. Leider wurden Pensionsfonds erst sehr spät und zu niedrig eingerichtet, die auch mittlerweile zum Teil wieder geplündert werden. Gerichtlich wurde übrigens auch schon festgestellt, dass der Beamte durch Vorenthalt zu seiner Pension beiträgt.

Beamte können ohne Attest 3 Tage erkältet sein und sich krankmelden - das stimmt zwar soweit, suggeriert in diesem Zusammenhang aber, dass das bei AN nicht so ist. Die typische Halbwahrheit. Gesetzlich gilt dies auch für den AN.

Beamte bekommen alle viel Geld - in den oberen Besoldungsstufen ist die Vergütung zum Leben sicher nicht schlecht, aber dafür braucht es hier auch eine entsprechende Qualifikation. In vielen Bereichen mit diesen Qualifikation sind die Beamten im Quervergleich meist unterdurchschnittlich bezahlt!
Die unteren Besoldungsstufen liegen z.T unterhalb der Grundsicherung bzw. wurden durch verfassungswidrige Maßnahmen knapp über das Grundsicherungsniveau gehoben.

Beamte arbeiten viel weniger als alle andern - völlig falsch, denn mit 40 bzw. 41 Wochenstunden liegen die Beamten ganz oben bei der Soll- Wochenarbeitszeit.

Der Beamte soll erst einmal Steuern zahlen (oder er zahlt weniger Steuern) - das ist absoluter Quatsch. Beamte zahlen Steuern, wie alle anderen.

Der Beamte soll erst einmal seine Pension versteuern - dies ist eine absolute Frechheit, wird doch suggeriert, dass die  Rente voll besteuert wird und auf die Pension nix gezahlt wird. Dabei wird die Pension von jeher voll besteuert und es dauert noch bis 2040, bis dies bei der Rente der Fall ist.

Die Pension errechnet sich aus dem Brutto der letzten 6 Monate und oft wird dann noch schnell befördert - auch Blödsinn, denn die Pension richtet sich nach dem letzten Bruttogehalt. Dazu wird eine Beförderung erst ruhegehaltsfähig, wenn diese 2 Jahr her ist. Ob es da noch schnell zu Gefälligkeitsbeförderungen kommt, vermag ich nicht zu beurteilen , aber nur so viel: wer sein Endamt erreicht hat, kann nicht mehr befördert werden. Einige Beförderungen sind auch nur mit Stellenübernahme möglich und da gilt entsprechend die Bestenauslese bzgl. der Bewerber. Auch sonst kann nicht willkürlich befördert werden, da immer die letzten beiden Beurteilungen maßgeblich sind und da hat auch nicht immer der Erstbeurteiler das letzte Wort, glaubt es mir.

Die Durchschnittspension ist doppelt oder drei Mal so hoch, wie der Rente - das mag zwar auf den ersten Blick durchaus stimmen, relativiert sich aber mit folgenden Gedankengang: in der Durchschnittsrente sind auch Job-Historien mit Unterbrechungen und geringerem Einkommen enthalten. Im Prinzip wird hier jeder mit dargestellt, der es geschafft hat, 5 Jahre einzuzahlen. Beamte haben in der Regel eine geschlossene Laufbahnhistorie. Auch muss der Beamte die deutlich teurere PKV bezahlen

Der Beamte bekommt im Alter 70% Beihilfe, der Renter zahlt die volle GKV - das stimmt so auch nicht nicht. Für Rentner gilt der reduzierte Satz von 14,6%. Davon bezahlt die DRV die Hälfte, so dass der Rentner auch einen reduzierten GKV-Beitrag hat. Dazu bleibt die GKV altersunabhängig für den Rentner, die PKV wird da schnell deutlich teurer.

Rentner bekommen nur 48% Rente, Beamte 71,5 % - das stimmt natürlich auf den ersten Blick, allerdings kommt da noch die PKV ins Spiel, die erheblich teurer ist, als das was der Rentner für seine GKV bezahlt. Auch wird die Besoldung in der aktiven Dienstzeit geringer gehalten, dafür gibt es dann Pension. Die Bild, die ja Beamte ständig diskreditiert, hat dazu mal einen Vergleich veröffentlicht. Im Ergebnis holt der Beamte den AN erst Mitte 80 ein, was das Lebenseinkommen, also Gehalt + Rente bzw. Pension, angeht. Da kommt dann auch die Lebenserwartung des Beamten an seine Grenzen. Grundsätzlich wird hier auch die Betriebsrente vergessen. Natürlich zahlen nicht alle solche Betriebsrenten, aber viele zahlen diese, insbesondere größere Unternehmen. Es kann doch nicht das Argument sein, das dies in Bezug auf Beamte nicht zählen darf, weil die 3 Man-Maurerfirma keine Betriebsrente zahlt. Klar zahlt der ein oder andere für seine Betriebsrente, allerdings meistens einen kleinen Prozentsatz und der Arbeitgeber gibt dazu. In West-D liegt die Betriebsrente im Durchschnitt übrigens bei 732€ (Männer) und 391 € (Frauen). Übrigens häufiger Irrtum: Viele Menschen glauben, ein Rentenniveau von 48 Prozent (= Stand 2025) bedeute, dass sie 48 Prozent von ihrem letzten Brutto- oder Nettolohn als Rente erhalten. Doch das ist falsch.
Tatsächlich ist das Rentenniveau eine Rechengröße, die nur indirekt etwas über die Rente jedes Einzelnen aussagt. Das Rentenniveau ist das Verhältnis der sogenannten Standardrente zum Durchschnittsverdienst aller Versicherten. Die Standardrente erhält man, wenn man 45 Jahre immer den aktuellen Durchschnittslohn verdient hat und darauf Rentenbeiträge gezahlt hat. Wer das schafft, erhält aktuell eben 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes als Rente.

Beamte gehen viel früher in Pension und meistens sogar vorzeitig ohne Abzüge - Beamte gehen, bis auf die nachvollziehbaren Ausnahmen (Polizei, Feuerwehr) mittlerweile auch erst mit 67 in Pension. Eine Übergangsregelung gibt es in beiden Systemen. Man kann auch nicht vorzeitig in Pension gehen, ohne Abzüge zu haben. Zum einen kann man gar nicht ohne nachvollziehbare Gründe vorzeitig pensioniert werden und zum anderen gibt es immer Abzüge, selbst, wenn die 40 Jahre erreicht sind. Vorzeitig gehen bedeutet immer Abzüge.

Beamte bekommen schon nach 30 Jahren volle Pension - ebenfalls Quatsch, denn es müssen 40 Jahre sein

Rentner bekommen ihrer Rente vom Netto, Beamte vom Brutto - das ist so auch nicht korrekt, denn die Rente bemisst sich am Netto vor Steuern, also Sozialabgaben gehen weg, die Steuer nicht. Jetzt könnte man fragen, was das für einen Unterschied macht, den die Rente wird ja auch versteuert. Da vergisst man aber, dass die Rente aktuell nicht voll und auch mit einem reduzierten Steuersatz versteuert wird.

Beamte zahlen keine Sozialabgaben und Brutto ist gleich Netto - natürlich ist bei Beamten Brutto nicht gleich Netto. Die Steuerm gehen direkt ab. Kranken- und Pflegeversicherung gehen dann „privat“ ab und die Pension wird durch die niedrig gehaltene Besoldung (ca. 15%). bezahlt. Einzig eine Arbeitslosenversicherung hat der Beamte tatsächlich nicht, aber wozu auch?


Ich könnte da noch viel mehr anbringen und auch hier wird das ein oder andere davon verbreitet. Am besten ist dann immer, wenn der Hauptschulabschluss-ungelernte-Maurergehilfe verlangt, ein Beamter darf auf keinen Fall ein höheres Gehalt oder eine höhere Rente haben, als er! Das ist einfach frech. In der Schule kein Bock gehabt und dann solche Forderungen stellen! Auch die über Jahrzehnte geleistete Schwerarbeit, existiert in so manchen Fällen auch nur auf dem Papier. Meine Lebenserfahrung (natürlich sehr subjektiv) hat mit gezeigt, dass diejenigen hier über ihr weniges Geld am lautesten schreien, die gerne auch mal am wenigsten Bock haben oder hatten, was für Geld zu tun! Ich möchte damit nicht die Fleißigen dieser Welt diskreditieren, es geht nur um die schwarzen Schafe, die es bei den Beamten natürlich auch gibt, aber es zeigt sich, dass gerade die schwarzen Schafe am meisten über die Beamten herziehen!

Ich konnte auch feststellen, dass Argumente und Widerlegungen einfach ausgeblendet werden. Da wird einfach nicht drauf eingegangen, die darf es nicht geben, deswegen spricht man da nicht drüber! Das habe ich hier auch schon erlebt, dass einfach nicht auf die Argumentation eingegangen wird. Es ist einfach egal, Beamte müssen halt gierig, faul, überbezahlt, überprivilegiert und bevorteilt sein und wenn Argumente dies widerlegen, ist es egal.

Ich verstehe, dass man im ÖD diverse Dinge ungerecht findet, z.B. beim Thema gleiche Arbeit für gleiches Geld (wobei hier immer nur die Monatsbezüge verglichen werden und die JSZ vergessen wird), aber manche sind hier so verbittert, dass sie nicht fordern, dass es ihnen besser geht, sondern dass die Beamten schlechter gestellt werden sollen.
Der ÖD hat halt das Problem, dass sie noch mehr als Sparvariante von Bund und Länder gesehen werden. Da können wir Beamte aber nix für. Natürlich muss auch im ÖD für die gleiche Arbeit netto das gleiche Geld bezahlt werden!

Nachdem ich vor ein paar Tagen zusicherte, dieses Thema nicht weiterzuverfolgen, da es ja off-topic ist, musste ich dieses jetzt nochmal loswerden, auch da dieses Thema ja trotzdem weiter an der Tagesordnung war. Ich für meinen Teil habe dazu jetzt aber alles geschrieben, mehr zu schreiben hat einfach keinen Sinn, da die Beamtenhasser hier sich von den Argumenten eh nix annehmen werden.

NelsonMuntz

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« Antwort #314 am: 02.12.2025 13:43 »
Ich für meinen Teil habe dazu jetzt aber alles geschrieben, mehr zu schreiben hat einfach keinen Sinn, da die Beamtenhasser hier sich von den Argumenten eh nix annehmen werden.

Niemand(!) hasst Beamte. Es sind die Unterschiede in den Systemen, die mal hier und mal dort Neid erzeugen.

... ich glaube manchmal, das ist mit Absicht im öD so implementiert ;)