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Allgemeines und Sonstiges => allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: totoughtotame am 13.04.2025 11:15
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Ich bin hin und wieder bei Einstellungsverfahren involviert und dass man allen Orten den Fachkräftemangel spürt, ist kein Geheimnis. Was ich in letzter Zeit vermehrt feststelle, ist dass Stellen, die eine Führungsverantwortung beinhalten, unbesetzt bleiben oder die Bewerberlage sehr dünn ist, dies auch tendenziell häufiger, als solche, die dies nicht trifft. Und hier rede ich nicht von Behördenleitungen oder besonders herausgehobene Stellen (die durchlaufen ja ohnehin kein "normales" Bewerbungsverfahren) sondern dies betrifft nach meiner Wahrnehmung zuallererst die untere und mittlere Führungsebene.
Jetzt könnte man damit argumentieren, dass für eine Führungsfunktion ja auch die Anforderungen höher sind und damit der Bewerberkreis automatisch kleiner ist, aber auch das zieht meiner Ansicht nach nicht, da Abschnitts-/ Team- oder Referatsleitungen ja eigentlich die Ebenen sind, die besonders für "Führungseinsteiger" attraktiv sein sollten.
Daher meine Frage; wird meine Wahrnehmung geteilt und wenn ja, woran könnte das liegen ?
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Nirgendwo in der freien Wirtschaft ist der monetäre Gehaltsunterschied zwischen einem Sachbearbeiter und einer Führungskraft so gering wie im öffentlichen Dienst.
Kann mir gut vorstellen, dass sich das für viele Kandidaten nicht lohnt
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Aber auch im öD und der pW ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Führungskraft weniger verdient als der Spezialist, den er "führt".
Die meisten Führungskräfte die im TVx agieren fungieren doch zu nur als Aufgabenverteiler und Urlaubsunterschreiber.
Verantwortung tragen müssen sie idR Null.
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Ich kann ja viel über die Tabelle schimpfen, aber gerade von E10 auf 11 und 12 sind schon sehr große Gehaltssprünge, die E13 müsste ganz raus fallen.
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Korrekt: Wenn man aufgrund von höherwertigen Tätigkeiten (oder wg. Führung) von der EG12 höhergruppiert werden sollte, dann hätte man korrekterweise in der EGO die EG14 wählen müssen.
Aber die Hansel die die EGO gebastelt haben, haben an vielen Stellen nicht die Realität im Blick gehabt.
(So wäre eine Absenken des Lohnes der EG12 S3 TV-L um einen Cent angebracht und dann man würde dadurch viel Schaden abwenden.
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Es liegt an der schlechten Bezahlung im Verhältnis zur Anforderung. Das tut sich niemand bei Verstand an. Das ist der Grund.
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Selbst absolut ist die Bezahlung schon gut. Man möge ich korriegieren, aber im Regelfall sind die Leute schon in höheren Stufen und übersteigen hier irgendwo die BBG KV. Also nicht nur das Brutto steigt stark an, sondern auch das Netto.
Mir persönlich haben die Sachbearbeiter aber inzwischen zu viele Freiheiten (Anstieg Krankheitstage, massives HO, etc.).
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Aber auch im öD und der pW ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Führungskraft weniger verdient als der Spezialist, den er "führt".
Die meisten Führungskräfte die im TVx agieren fungieren doch zu nur als Aufgabenverteiler und Urlaubsunterschreiber.
Verantwortung tragen müssen sie idR Null.
Aber warum sind die Stellen dann so unbeliebt und bleiben unbesetzt? Kleiner monetärer Bonus für weniger Arbeit klingt doch eigentlich sehr attraktiv.
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Zumindest im TV-L als TB ist der erwartbare Mehraufwand im Verhältnis zur monetären Entlohnung, die übers Jahr gesehen tatsächlich auf dem Konto teilweise sehr vernachlässigbar. Bei Beamten ist es noch etwas besser, weil sich das Abstandsgebot noch einigermaßen erahnen lässt.
Wer als Tarifbeschäftigter Sachbearbeiter Führungsaufgaben übernimmt, ohne den Hintergedanken zu haben, irgendwann mal in die oberen Führungsebenen aufzusteigen, wird den Schritt ggf. bereuen. Zumindest wenn er feststellt, dass er mit weitaus weniger Arbeit nur geringfügig weniger verdient hätte.
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Aus eigener Erfahrung kann ich berichten:, Besagte EG11/EG12-Stellen beinhalten meist eine fachliche Personalführung und in der Regel keine disziplinarische.
Hier findet man sich dann in der Hölle des mittleren Managements wieder in dem man seinen Kopf für jeden Scheiß (Von unten: "Ich will aber Freitags HomeOffice machen, Kollege XY macht das dauernd *mimimi*"; Von oben:"Warum ist Vorgang XY des Kollegen Z noch nicht abgeschlossen?"; Alle: "Wer hat vergessen Kaffeepulver nachzufüllen?") hinhalten muss, aber keine disziplinarische "Gewalt" über seine Beschäftigten hat.
Man wird also munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben zugeschmissen und muss dafür sorgen, dass der Informationsfluss nach oben wie unten läuft, da man aber selbst mitten im Geschäft steckt hat man dafür eigentlich keine Zeit. Gibt es Probleme kommen die Beschäftigten zu mir und ich muss das Vorgehen dann mit "Oben" absprechen. Gibt es Probleme mit den disziplinarischen Vorgesetzten kommen diese ebenfalls zu mir. Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
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Aus eigener Erfahrung kann ich berichten:, Besagte EG11/EG12-Stellen beinhalten meist eine fachliche Personalführung und in der Regel keine disziplinarische.
Hier findet man sich dann in der Hölle des mittleren Managements wieder in dem man seinen Kopf für jeden Scheiß (Von unten: "Ich will aber Freitags HomeOffice machen, Kollege XY macht das dauernd *mimimi*"; Von oben:"Warum ist Vorgang XY des Kollegen Z noch nicht abgeschlossen?"; Alle: "Wer hat vergessen Kaffeepulver nachzufüllen?") hinhalten muss, aber keine disziplinarische "Gewalt" über seine Beschäftigten hat.
Man wird also munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben zugeschmissen und muss dafür sorgen, dass der Informationsfluss nach oben wie unten läuft, da man aber selbst mitten im Geschäft steckt hat man dafür eigentlich keine Zeit. Gibt es Probleme kommen die Beschäftigten zu mir und ich muss das Vorgehen dann mit "Oben" absprechen. Gibt es Probleme mit den disziplinarischen Vorgesetzten kommen diese ebenfalls zu mir. Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
Oh Bruder! Ich bin bei Dir!
Allerdings wenn ich schaue was dann bei uns eine Stufe höher passiert, möchte ich das auch nicht zwangsläufig machen. Von daher ist die fachliche Leitung (EG11) im Vergleich zur Teamleitung mit disziplinarischer Leitung (EG12/13) in Anbetracht des Gehaltunterschieds schon ok.
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Aus eigener Erfahrung kann ich berichten:, Besagte EG11/EG12-Stellen beinhalten meist eine fachliche Personalführung und in der Regel keine disziplinarische.
Hier findet man sich dann in der Hölle des mittleren Managements wieder in dem man seinen Kopf für jeden Scheiß (Von unten: "Ich will aber Freitags HomeOffice machen, Kollege XY macht das dauernd *mimimi*"; Von oben:"Warum ist Vorgang XY des Kollegen Z noch nicht abgeschlossen?"; Alle: "Wer hat vergessen Kaffeepulver nachzufüllen?") hinhalten muss, aber keine disziplinarische "Gewalt" über seine Beschäftigten hat.
Man wird also munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben zugeschmissen und muss dafür sorgen, dass der Informationsfluss nach oben wie unten läuft, da man aber selbst mitten im Geschäft steckt hat man dafür eigentlich keine Zeit. Gibt es Probleme kommen die Beschäftigten zu mir und ich muss das Vorgehen dann mit "Oben" absprechen. Gibt es Probleme mit den disziplinarischen Vorgesetzten kommen diese ebenfalls zu mir. Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
Das beschreibt zu 100% wie ich mir die Tätigkeit als Sachgebietsleiter in unseren Finanzämtern vorstelle.
Wie sind Sie da rausgekommen?
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Ich habe gekündigt und eine gleichdotierte Stelle angenommen. 8)
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Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
Interessant! Wenn Ihr mir eine - völlig wertfreie - Zwischenfrage erlaubt: 50h haltet Ihr für eine absolute Unzumutbarkeit, die Ihr nicht auf Euch nehmen würdet, um beruflich weiterzukommen?
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Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
Interessant! Wenn Ihr mir eine - völlig wertfreie - Zwischenfrage erlaubt: 50h haltet Ihr für eine absolute Unzumutbarkeit, die Ihr nicht auf Euch nehmen würdet, um beruflich weiterzukommen?
Für eine E11 oder E12? 50h/Woche?
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Ich bin gern bereit für das berufliche Weiterkommen 50h die Woche zu arbeiten, zumindest wenn abzusehen ist, dass die Stunden auch realistisch wieder abbaubar sind und ich die Möglichkeit habe mich fachlich zu "verbreitern". Wenn Du aber wie ein Hamster im Rad die Vorgänge abarbeitest, kein Land siehst, nach oben und unten vertreten darfst und Dir dann noch Sprüche zu deiner angeblich "ausbaufähigen Resilienz" fängst, hörst du irgendwann auf zu funktionieren und fängst an dich umzuorientieren.
Bezüglich "Berufliches Weiterkommen": In dieser Sandwich-Position war das Entgelt eher das Ende der Fahnenstange.
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Für eine E11 oder E12? 50h/Woche?
Das kommt sicherlich auf die Rahmenbedingungen an. In einer großen Bundesbehörde eher nicht. Bei der Gemeinde Klein Kleckersdorf ist man in der Hierarchie mitunter schon recht weit oben.
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Ich bin gern bereit für das berufliche Weiterkommen 50h die Woche zu arbeiten, zumindest wenn abzusehen ist, dass die Stunden auch realistisch wieder abbaubar sind und ich die Möglichkeit habe mich fachlich zu "verbreitern". Wenn Du aber wie ein Hamster im Rad die Vorgänge abarbeitest, kein Land siehst, nach oben und unten vertreten darfst und Dir dann noch Sprüche zu deiner angeblich "ausbaufähigen Resilienz" fängst, hörst du irgendwann auf zu funktionieren und fängst an dich umzuorientieren.
Bezüglich "Berufliches Weiterkommen": In dieser Sandwich-Position war das Entgelt eher das Ende der Fahnenstange.
D'accord! Der Einsatz muss Anerkennung erfahren und es muss sich dadurch eine berufliche Perspektive ergeben. Für Spaß an der Freud macht es keinen Sinn.
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Gerade in den Finanzämter ist für den g.D. irgendwann Ende ohne Jura-Studium. Mag sein das man in größeren Ämtern auf eine A13 oder A14 kommt mit Wechsel in den höheren Dienst, aber dort ist dann definitiv Ende.
Das schränkt das Bedürftnis, sich auf einer solchen Position mit Personalgedönst etc. abzurackern definitiv ein.... inbesondere wenn es in den gleichen Ämter (rar gesäte) Außenprüferstellen mit A13/A14 gibt.
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Zumindest im TV-L als TB ist der erwartbare Mehraufwand im Verhältnis zur monetären Entlohnung, die übers Jahr gesehen tatsächlich auf dem Konto teilweise sehr vernachlässigbar. Bei Beamten ist es noch etwas besser, weil sich das Abstandsgebot noch einigermaßen erahnen lässt.
Wer als Tarifbeschäftigter Sachbearbeiter Führungsaufgaben übernimmt, ohne den Hintergedanken zu haben, irgendwann mal in die oberen Führungsebenen aufzusteigen, wird den Schritt ggf. bereuen. Zumindest wenn er feststellt, dass er mit weitaus weniger Arbeit nur geringfügig weniger verdient hätte.
Ich glaube, das ist ein sehr guter Punkt der vor allen die unteren und mittleren Führungsebenen betrifft. Man macht vielleicht einen Sprung von EG12 zu EG13, bekommt aber die überzogenen Anforderungen der höheren Führungsebene und den Frust der Mitarbeiter gleichzeitig ab bzw. für beide Gruppen gleichermaßen der Trottel
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Allerdings hat dieser Umstand auch eine positive Seite: Fachlich hervorragende Mitarbeitende ohne ausgeprägte Führungskompetenz werden nicht allein aus finanziellen Gründen dazu verleitet, sich auf Führungspositionen zu bewerben – Positionen, in denen sie womöglich unglücklich würden und auch dem Team nicht gerecht werden könnten.
So bewerben sich vorrangig Personen, die tatsächlich Interesse an Führungsverantwortung haben und Freude daran finden, Menschen zu führen, statt primär Akten zu bearbeiten.
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Das kommt auf die Anzahl der Mitarbeiter an. Ich durfte viele Jahre in einer mittleren Führungsebene tätig sein und bin froh, dass ich dort raus bin. Das Mehr an Gehalt ist überschaubar im Verhältnis zu den Nerven, die man in einer solchen Position lässt.
Gerade in der letzten Zeit wurde der Personalmangel immer größer und die Mitarbeiter sollten Arbeiten übernehmen, die sie nicht schaffen konnten. Der Krankenstand stieg ständig an.
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Aus der Kommunalverwaltung her betrachtet: Von oben gibt es immer mehr Aufgaben für erkennbar weniger Personal, und du bist dann das Schweinchen in der Mitte wo sich der gesammelte Frust von den Mitarbeitern, den oberen Führungsverantwortlichen, der Politik und letztlich auch den Bürgern entlädt - selbst wenn man die Bezahlung der sog. unteren/mittleren Führungspositionen 2-3 Gruppen höher ansetzen würde, würde das die Attraktivität dieser Stellen und die Bewerberlage dazu auch nicht verbessern. Dafür braucht es viel mehr Aufgabenkritik, viel weniger Wunschzettelpolitik, viel mehr Realitätsnähe, viel weniger offenkundige Bananenrepublikverwaltung in unseren Behörden. Dann findet sich auch wieder Führungsnachwuchs.
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Hört sich nach Henne-Ei - Problem an.
Aber das Mehr an Gehalt finde ich doch interessant in dem Bereich, gerade wo jetzt die JSZ angepasst wird. Es lohnt sich dann sogar etwas der Sprung von E12 auf E13.
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Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt.
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Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt.
Nun, dass muss jeder für sich bewerten.
Aber man darf nicht nur auf die Entgelttabelle schauen, sondern sollte auch beachten, wenn die BBG greift. Ist also in einigen Fällen auch mehr Netto vom erhöhten Brutto.
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Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt. Es lohnt sich nicht wir haben hier die 8 was schon sehr wenig der Vorgestzte hat die 9 wuerde ich mir nicht antun
Nun, dass muss jeder für sich bewerten.
Aber man darf nicht nur auf die Entgelttabelle schauen, sondern sollte auch beachten, wenn die BBG greift. Ist also in einigen Fällen auch mehr Netto vom erhöhten Brutto.
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Allerdings hat dieser Umstand auch eine positive Seite: Fachlich hervorragende Mitarbeitende ohne ausgeprägte Führungskompetenz werden nicht allein aus finanziellen Gründen dazu verleitet, sich auf Führungspositionen zu bewerben – Positionen, in denen sie womöglich unglücklich würden und auch dem Team nicht gerecht werden könnten.
So bewerben sich vorrangig Personen, die tatsächlich Interesse an Führungsverantwortung haben und Freude daran finden, Menschen zu führen, statt primär Akten zu bearbeiten.
Sehe ich ähnlich.
Wer sich munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben von "Oben" zuscheixxen lässt, ohne nach "oben" seine Bedinungen für die Umsetzung der Aufgaben durchzusetzen, ist vielleicht auch nicht für MA geeignet.
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Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!
Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.
Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.
Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.
Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.
Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.
Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.
Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.
Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.
Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.
Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.
Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...
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Kann den TL-Graus nur bestätigen, es wird in Richtung Personal nicht besser. Daher sind die TL-Tage gezählt.
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Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!
Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.
Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.
Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.
Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.
Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.
Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.
Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.
Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.
Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.
Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.
Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...
Danke für den authentischen Beitrag.
100 Mitarbeiter und A13 - keine weiteren Fragen
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Wobei das Beispiel natürlich schlecht ist, da es im Beamtenbereich - zumindest bei uns - diese A13 noch zum Schluss der Karriere für zwei oder drei Jahre ausgeübt wurde und starke Auswirkungen auf die Pension hatte. Oder gibt es diese Regeln nicht mehr.
Das Grundproblem würde ich aber bestätigen.
Da man aber mindestens 40 % der Aufgaben abschaffen könnte, ist eigentlich genug Personal da. Insofern sehe ich nicht das Personal als Problem an, sondern die Politik.
Als ich vor weit über 30 Jahren Anfing hatte unser Laden keine 700 Leute, heute sind es mehr als 1500...
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Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!
Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.
Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.
Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.
Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.
Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.
Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.
Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.
Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.
Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.
Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.
Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...
Danke für den authentischen Beitrag.
100 Mitarbeiter und A13 - keine weiteren Fragen
Ehrlich: mein Mitgefühl :(
In dem Bereich, in dem ich tätig bin, sind ab A13/E14 etc. besten falls 15 MA zu führen und bei W3/C4 bei Spitzeninsituten keine 100 MA. Der größte Lehrstuhl an dem ich je gearbeitet hatte, hatte so 70 bis 80 MA und zwar alles vor dem Umbruch Corona/Wegfall Boomer.
Danke für den Einblick, den Du mit Deinem Post gewährt hast!
Das ist schon etwas frustrierend.
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Bei 100 MA ist das Aufgabenspektrum sicherlich auch nicht so heterogen wie bei Euch am Institut, aber 100 MA ohne wirksame Zwischenhierarchie ist halt auch ein Witz, zumal Qualifikation und Vergütungsgefüge jetzt auch nicht erwarten lassen, dass die alle von selbst gut laufen. Sich bei so einer Leitungsspanne vorzunehmen, jedem einzelnen gerecht zu werden, ist eine Hybris.
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Bei 100 MA ist das Aufgabenspektrum sicherlich auch nicht so heterogen wie bei Euch am Institut, aber 100 MA ohne wirksame Zwischenhierarchie ist halt auch ein Witz, zumal Qualifikation und Vergütungsgefüge jetzt auch nicht erwarten lassen, dass die alle von selbst gut laufen. Sich bei so einer Leitungsspanne vorzunehmen, jedem einzelnen gerecht zu werden, ist eine Hybris.
K.A. wie Du beurteilen kannst, ob eine Aufgabenstellung mehr oder weniger heterogen ist... Institute verwalten sich schon mal selbst mit Nebenaufgaben wie z.B. unterschiedlichsten rechtl. Anforderungen (Körperschaft des öffentl. Rechts bis umsatzsteuerpflichtig), Personalverwaltung mit Arbeitsschutz geht "etwas" über Büroarbeit raus...
Aber hier denke ich eher: oberes Leitungsversagen!
Einem A13 ohne Zwischendecke 100 MA unterzujubeln....
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Auf der Ebene muss man schon gestalten und nicht nur verwalten wollen und das so auch an die Mitarbeiter und Kunden weitergeben. Aber wir sind im ÖD, da wird z.B. Digitalisierung als Ärgernis wahrgenommen und z.T. mit den eigenen Mitarbeitern noch so umgegangen wie es "die altgergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums" verlangen. Es gibt genug Behörden, Abteilungen und Teams, bei denen die Leute gerne arbeiten und auch bleiben. Natürlich muss man sagen, dass gerade die Kundendienstbereiche sich nicht der großen Beliebtheit erfreuen/erfreuten. Aber wurde da nicht kürzlich monetär etwas nachgebessert? Wenn da noch in der Führung etwas passiert und die Politik entlastet, dann kanns hier auch wieder was werden.
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100 Mitarbeiter im Verwaltungsbereich sind auch was anderes als im handwerklichen Bereich. Die Zahl allein ist nicht entscheidend.
So hat mein Kollege als Abteilungsleiter mit E11 mehr als 100 "Untergebene", Fleischkontrolleure und Tierärzte. Insofern ist auch die Vergütung nicht immer entscheidend, wenn da etliche Untergebene mehr verdienen als E15Ü.
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Bei 100 MA ist das Aufgabenspektrum sicherlich auch nicht so heterogen wie bei Euch am Institut, aber 100 MA ohne wirksame Zwischenhierarchie ist halt auch ein Witz, zumal Qualifikation und Vergütungsgefüge jetzt auch nicht erwarten lassen, dass die alle von selbst gut laufen. Sich bei so einer Leitungsspanne vorzunehmen, jedem einzelnen gerecht zu werden, ist eine Hybris.
K.A. wie Du beurteilen kannst, ob eine Aufgabenstellung mehr oder weniger heterogen ist... Institute verwalten sich schon mal selbst mit Nebenaufgaben wie z.B. unterschiedlichsten rechtl. Anforderungen (Körperschaft des öffentl. Rechts bis umsatzsteuerpflichtig), Personalverwaltung mit Arbeitsschutz geht "etwas" über Büroarbeit raus...
Unter anderem dafür, soetwas zu beurteilen, werde ich bezahlt. Allerdings scheint mir, dass Du meinen Worten genau das Gegenteil von dem entnommen hast, was sie aussagen.
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...Allerdings scheint mir, dass Du meinen Worten genau das Gegenteil von dem entnommen hast, was sie aussagen.
Das scheint nicht nur so, sondern das ist so :o. Entschuldigung!
Es steht eindeutig da.
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:-*
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Für mich gehört eigentlich schon die Aufgabe beim Fachvorgesetzten dazu, das "Befinden" seiner MA zu kennen, also zu Wissen wessen Elternteil gerade im Sterben liegt, wer ein behindertes Kind versorgen muss, demnächst Mama/Papa wird oder auch nur (einen runden) Geburtstag hat. Im Arbeitsleben sind soziale Interaktionen nun man zu tiefst menschlich und sollten in eine möglichst positive Richtung hin und wieder gestupst werden.
Daher sollte man als Vorgesetzter schon die Schwächen und Stärken eines MA einschätzen können, um entsprechend diese zu zügeln oder forcieren zu können.
Das als direkter Vorgestzter von 100 MA...sehe ich wenig Möglichkeiten der Unterstützung/Motivation. Das finde ich schon fast erschreckend! Vor alllem, weil es sehr zeitintensiv sein kann einen "Systemsprenger" los zu werden.
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Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!
Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.
Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.
Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.
Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.
Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.
Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.
Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.
Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.
Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.
Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.
Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...
Danke dir für diese Zusammenfassung. Es handelt sich in der Tat um eine Rentnerschwemme, die ja - oh Wunder - so ganz plötzlich kommt....
Erst wurden Jahrzehnte keine jungen Leute ausgebildet und seit 4 - 5 Jahren wurde auch in meiner Behörde umgeschwenkt. Wir haben Azubis!
Ich bin sehr froh, dass ich demnächst in Rente gehe.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Niedersachsen
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Ich bin sehr froh, dass ich demnächst in Rente gehe.
Dito. :D
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Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!
Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.
Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.
Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.
Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.
Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.
Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.
Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.
Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.
Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.
Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.
Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...
Die guten alten Zeiten, in welchen man noch die Angestellten mit Kettenbefristungen etc. knebbeln konnte. Mit Glück gabs nach mehren Jahren einen Festvertrag und die Verbeamtung wurde einem als Karotte vor die Nase gehalten (Bund). Gott sei Dank sind diese Zeiten endlich vorbei. Wer nicht marktwirtschaftlich vergütet, hat halt ein Problem. A13 für die Führung von ca. 100 Mitarbeiter ist halt einfach lächerlich.
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Mit Führung dürfte das nichts mehr zu tun haben. Eher mit Verwaltung. Wenn der Dienstherr das so haben will: Bitte.
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Aus eigener Erfahrung kann ich berichten:, Besagte EG11/EG12-Stellen beinhalten meist eine fachliche Personalführung und in der Regel keine disziplinarische.
Hier findet man sich dann in der Hölle des mittleren Managements wieder in dem man seinen Kopf für jeden Scheiß (Von unten: "Ich will aber Freitags HomeOffice machen, Kollege XY macht das dauernd *mimimi*"; Von oben:"Warum ist Vorgang XY des Kollegen Z noch nicht abgeschlossen?"; Alle: "Wer hat vergessen Kaffeepulver nachzufüllen?") hinhalten muss, aber keine disziplinarische "Gewalt" über seine Beschäftigten hat.
Man wird also munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben zugeschmissen und muss dafür sorgen, dass der Informationsfluss nach oben wie unten läuft, da man aber selbst mitten im Geschäft steckt hat man dafür eigentlich keine Zeit. Gibt es Probleme kommen die Beschäftigten zu mir und ich muss das Vorgehen dann mit "Oben" absprechen. Gibt es Probleme mit den disziplinarischen Vorgesetzten kommen diese ebenfalls zu mir. Der Gestaltungsfreiraum ist nur vorhanden, sofern man bereit ist 50h die Woche zu investieren.
Diesen Job würde ich tatsächlich nie wieder machen wollen.
Leider ist es in der Realität tatsächlich so.
Mir macht die Personalführung und Verantwortung an sich viel Freude, nur der finanzielle Mehrwert ist einfach nicht da.
Halt in der mittleren Hierachie-Ebene klassische "Sandwich"-Position (Mist kommt von unten und oben).
Trotzdessen würde ich den Job aktuell nicht wechseln wollen. Es hängt viel von den Rahmenbedigungen beim Arbeitgeber und der Kooperation mit dem eigenen Vorgesetzten ab.
Tätigkeit in der Sachbearbeitung mit x Vorgängen pro Tag kann ich mir nicht mehr vorstellen.
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Öfters fehlt bei den Führungsposten die Möglichkeit des Jobsharungs/ Teilzeit. Wird bei uns inzwischen aber etwas besser.
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Für mich gehört eigentlich schon die Aufgabe beim Fachvorgesetzten dazu, das "Befinden" seiner MA zu kennen, also zu Wissen wessen Elternteil gerade im Sterben liegt, wer ein behindertes Kind versorgen muss, demnächst Mama/Papa wird oder auch nur (einen runden) Geburtstag hat. Im Arbeitsleben sind soziale Interaktionen nun man zu tiefst menschlich und sollten in eine möglichst positive Richtung hin und wieder gestupst werden.
Daher sollte man als Vorgesetzter schon die Schwächen und Stärken eines MA einschätzen können, um entsprechend diese zu zügeln oder forcieren zu können.
Das als direkter Vorgestzter von 100 MA...sehe ich wenig Möglichkeiten der Unterstützung/Motivation. Das finde ich schon fast erschreckend! Vor alllem, weil es sehr zeitintensiv sein kann einen "Systemsprenger" los zu werden.
Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Das geht nach m.E. schon ab 30 MA nicht mehr und ist Aufgabe einer unteren Führungsebene a.k.a. Teamleitung
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In meinem Aufgabenbereich bekommt man als Bürosachbearbeitung die EG 9a und als Teamleitung die EG 9b. Es reißen sich alle um die Teamleitungsposten .. nicht.
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Öfters fehlt bei den Führungsposten die Möglichkeit des Jobsharungs/ Teilzeit. Wird bei uns inzwischen aber etwas besser.
Ist jedoch schwierig. Oftmals sind die Führungskräfte Beamte. Du bräuchtest also trotzdem 2 Planstellen um eine Position mit 2 Teilzeit-Beamten abzudecken, da diese wieder auf Vollzeit wechseln könnten. Diese übrigen Planstellen hat man in der Regel jedoch nicht.