Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Verdi keinen Sockelbetrag, wie hier immer geschrieben wird, sondern einen Mindestbetrag in Höhe von 500 € gefordert hat.
Diese Unterscheidung ist durchaus relevant, da ein Sockelbetrag tatsächlich allen Entgeltgruppen und Stufen zu Gute kommen würde, während von einem Mindestbetrag nur Diejenigen profitieren, die zurzeit unter 4.761,99 € brutto verdienen.
Letztlich führt zwar auch ein Sockelbetrag dazu, dass die unteren Entgeltgruppen prozentual mehr Geld bekämen, aber mit deutlich geringeren Auswirkungen, als bei einem Mindestbetrag. Die unterschiedlichen Auswirkungen von Sockelbetrag und Mindestbetrag auf die Entgelttabellen können im Archiv bei den Tarifverhandlungen der VKA 2008 (Sockelbertrag i.H.v. 50,00 €) und 2014 (Mindestbetrag i.H.v. 90,00 €) in Augenschein genommen werden…
Darüber hinaus empfinde ich die Forderung die lineare Erhöhung betreffend als leider deutlich zu niedrig angesetzt, da 10,5% kaum die Inflation ausgleichen und selbstverständlich davon auszugehen ist, dass die Erhöhung m Endeffekt deutlich geringer ausfallen wird. So gesehen hätte Verdi mindestens 20% mehr fordern müssen, damit letztlich um 10% erhöht wird…
Und was die Neiddebatte betrifft:
Auch ich bin der Ansicht, dass in den Entgeltgruppen 1-8 bereits recht ordentlich bezahlt wird, während die Gehälter der höheren Entgeltgruppen leider deutlich zu niedrig ausfallen, was dazu führt, dass diese Stellen nicht besetzt werden können.
ABER: ich finde es absolut nachvollziehbar, dass Verdi versucht für ihre Mitglieder, die nun einmal eher in den Entgeltgruppen 1 - 8 zu finden sein dürften, möglichst viel herauszuholen und denke daher, dass man dies der Gewerkschaft nicht vorwerfen kann!
Tatsächlich müssten meiner Meinung nach die Arbeitgeber versuchen, ein besseres Ergebnis für die höheren Entgeltgruppen zu vereinbaren, und in der Tarifrunde 2018 wurde diesbezüglich mit der Vereinbarung individueller Erhöhungen pro Entgeltgruppe und Stufe bereits ein 1. Schritt in die richtige Richtung unternommen!
Was aber man aber dabei auch nicht außer Acht lassen darf, ist dass durch die aktuellen enormen Preissteigerungen die Mitarbeiter aus den Entgeltgruppen 1-8 deutlich mehr belastet werden, als die in den Entgeltgruppen 9-15, da die höheren Einkommen zum Beispiel die steigenden Preise für Lebensmittel viel besser abfedern…