Beziehungsebene ist das Netzwerken! Niemand macht allein wegen toller Arbeit Karriere! Kontakte nach oben und in die Breite (und teils sogar zur Konkurrenz) sind nützlich. Empfehlungsschreben benötigen selbst Professoren, wollen sie noch höher hinaus. Empfiehlst Du mich, bin ich Dir auch was schuldig. Für gewisse Posten (mit Bewerbungen) sind sogar Voraussetzung "mindestens 3-5 Empfehlungsschreiben vorzulegen". Nicht nur im Ausland und nicht nur für die Nominierung zum Nobelpreis.
Nochmal zurück zu meinem Ausgangspost:Wenn ich die Arbeitszeit wegen Gesundheit oder Familie reduzieren möchte, dann mache ich das, weil ich das möchte und da ist es mir absolut egal was meine Kollegen von mir denken oder wie es denen dabei geht.
Da werden mal wieder munter Dinge durcheinander geworfen. Klar knüpfe ich Netzwerke. Das sind aber nicht die Leute, die davon betroffen sind, wenn ich meine Arbeitszeit reduziere. Diese Personen sind außerhalb meines Teams/Abteilung und wie du bereits geschrieben hast: nach oben und in die Breite.
Zu dem ganzen Gedöns a la: empfiehlst du mich, bin ich dir was schuldig. Diese do-ut-des-Mentalität hat mich schon an der Lehre der katholischen Kirche abgestoßen und macht es an der Arbeit noch mehr.
Karriere. Was genau definierst du für dich als Karriere? Was verbindest du mit diesem Begriff? Was genau macht Karriere für dich so reizvoll?
Ich habe mich in den vergangen Jahren beruflich entwickelt und in den letzten sieben Jahren mein Gehalt mehr als verdoppelt. Zusammen mit meiner Frau in Teilzeit schleppen wir mehr Geld Heim als wir ausgeben. Und da kommt die große Frage: Für was schleppen wir das Geld Heim? Damit wir drei mal im Jahr im Urlaub den großen Zampano geben? Um noch geilere Autos zu fahren? Um ein größeres Eigenheim zu haben?
Nope - das ist für mich eine Spirale, in der wir nur verlieren können. Wir haben eine kleine Tochter, die es mehr als wert ist, dass wir uns um sie kümmern und mit ihr so viel Zeit verbringen wie wir nur können. Was bringt mir Karriere, wenn ich dadurch noch mehr Stunden arbeiten muss? Wenn ich noch genervter/gestresster nach Hause komme? Es bringt mir null komma null.
Ich habe auch schon Nächte und Wochenende durchgearbeitet. Ich habe krank gearbeitet und gemeint, dass sonst die Welt untergeht. Außer, dass es irgendwann erwartet von einem wird, ist da nichts passiert.
Mir persönlich sind Familie und Gesundheit wichtiger als irgendein Job. Ich arbeite, um zu leben und nicht andersrum. Unsere Tochter wird sehr schnell groß. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Papa peinlich und blöd ist und sie weniger mit uns zu tun haben möchte. Bis dahin möchte ich die Zeit allerdings voll auskosten.
Und deshalb ist es mir pups-egal, was Kollegen von mir denken, wenn ich die Arbeitszeit reduzieren möchte.